Bericht des Stellvertretenden Vorsitzenden zur DARC-Hauptversammlung 1997 in Freiburg


Mit der zweijährigen Amtszeit dieses Vorstandes enden nicht einfach zwei Jahre Arbeit, die jetzt mit der Neuwahl eine prinzipielle Fortsetzung dessen, was bisher war, erfahren sollen, nur eben mit einem neuen Vorstand. Nein, das ist es nicht. Es endet eine Epoche. Denn in Kürze wird das Amateurfunkgesetz 1997 in Kraft treten und unser altes vorkonstitutionelles Gesetz aus dem Jahre 1949 ablösen, das uns fast 50 Jahre begleitet hat.

Dieses neue Gesetz stellt einen guten Kompromiß dar mit neuen Chancen und auch Pflichten. Wir haben mehr erreicht, als wir manchesmal gehofft hatten. Die zur Wahrung unserer Interessen durchgesetzten Veränderungen gegenüber dem Regierungsentwurf ist nicht alleine das Werk der drei Vorstandsmitglieder, deren Mandate heute ablaufen. Viele haben mitgeholfen und gemeinsam im Team vollbracht, was jeder einzelne für sich nicht hätte schaffen können.

Ich bin stolz darauf, daß ich das Konzept der politischen und inhaltlichen Durchsetzungsstrategie entscheidend habe mitgestalten und gemeinsam mit vielen anderen mithelfen können, unsere Kräfte in Teams zusammenzuführen, zu motivieren und ihre Fähigkeiten für unsere gemeinsame Sache zu mobilisieren.

Das neue Gesetz leitet über in den Einstieg zur Umsetzung seiner Möglichkeiten, also neuer Aufgaben und Ziele, die ganz maßgeblich auch unser eigenes Haus und uns selbst betreffen. Endlich. Daraus ergeben sich neue Anforderungen und Verantwortlichkeiten für uns alle. Um diese Entwicklung deutlich zu machen, möchte ich zum Abschluß meiner Vorstandstätigkeit – Ihr wißt, daß ich nicht mehr als stellvertretender Vorsitzender kandidiere – folgende Rechenschaft über die Ausübung meines heute endgültig ablaufenden Mandates geben.

Der Rechenschaftsbericht eines stellvertretenden Vorsitzenden enthält üblicherweise eine ebenso genaue, wie im allgemeinen als langweilig empfundene Schilderung dessen, was man getan hat: wieviel Versammlungen man besucht hat, wie oft Treffen in meinem Falle mit der Politik stattfanden, bei welchen Referatstagungen und Distriktsversammlungen ich zugegen war.

Alles so richtig schön genau vielleicht bis hin zu der Zahl Kilowatt-Stunden, der Telefongespräche die ich geführt habe usw., was ja offenbar schon einmal Thema in diesem Gremium gewesen sein soll.

Das würde etwa so beginnen:

Man könnte diese Liste fortsetzen. Statt dessen ist es mir aber viel wichtiger, in diesem Zusammenhang einmal deutlich zu machen, daß an diesen Positionen Menschen im Hintergrund mitgearbeitet haben, von denen nie die Rede ist, und die hier gar nicht auftreten. Sie sind auch nicht im DARC.

Das sind meine Frau Helche, meine Töchter Maren und Gesa und mein Sohn Göran. Sie alle mußten Aufgaben übernehmen, die nicht da wären, würde ich nicht für den DARC arbeiten. Wie gut, daß sie alle das so hingenommen haben, wohl wissend, daß ich auch in der Praxis meiner Frau viel hätte helfen können. Statt dessen aber habe ich wie ein festangestellter Manager fast Tag und Nacht für über 70.000 Funkamateure gearbeitet und auch noch, wie es manchmal auch heißt, meine Privatschatulle bemüht.

Ob das noch alles unter der Oberschrift eines Ehrenamtes zu sehen ist und auch künftig so noch geleistet werden kann, darüber muß man nachdenken, und diese Frage wird sich irgendwann stellen.

Ich möchte die Schilderung meines „Aktionismus in Zahlen“, also die Abarbeitung von Terminen und Kilometern, nicht weiter fortsetzen und vielmehr eine wertende Sicht der Vorstandsarbeit, ihre Entwicklung und Schwerpunkte mit meinen Gedanken vortragen.

Für mich begann meine Arbeit 1992 für den DARC mit einem Schlüsselerlebnis im BMPT, in einer Sitzung zu Fragen der Regelung des Schutzes von Personen in elektromagnetischen Feldern. Sie verlief chaotisch. Das löste in mir als alten Ministerialen das Helfersyndrom aus, was der damalige DARC-Vorstand damit belohnte, daß er mich zum Referenten für Gesetze und Normen berief.

Es folgten meine Begegnungen mit Menschen, die mich begleitet haben wie Rolf Kadau, DJ7CH, Prof. Dr. Jodi Elbers, DJ3XV, Dr. Walter Schlink, DL3OAP, Konrad Krecher, DL4BZ, Günter König, DJ8CY, Günter Schupp, DL6IM, Dr. Horst Elgering, DL9MH, Manfred Dudde, DL5KCZ, und viele andere. Ich möchte ihnen danken für die gute, aber in manchen Fällen nicht immer einfache Zusammenarbeit mit allen Höhen, Tiefen, Schmerzen und Enttäuschungen, die das menschliche Miteinander begleitet.

Dennoch: Mir machte die Arbeit, auf der Ebene des Referenten und dann später auch im Vorstand, Spaß. Meine Motivation, unsere Fortschritte und die Unbekümmertheit überdeckten so manches, an dem wir später fast endgültig zerbrochen wären. Das Wort Zusammenarbeit ist schnell gesagt, aber es steht als Ausdruck über meiner Arbeit für den DARC für mehr. Mehr, das heißt: wir waren ein Team mit wechselnder Zusammensetzung. Ich konnte, je nach Erfordernis, mal mehr, mal weniger Freunde zu gemeinsamer Arbeit gewinnen, zu gegenseitiger Kritik ermuntern und ihre Geduld strapazieren. Das ist alles sehr langwierig, aber der einzig erfolgreiche Weg: Denn alle ziehen am gemeinsamen Strang. Und nur so können wir erklären, daß wir vieles schaffen konnten, was unmöglich oder auch kaum erreichbar schien.

Noch als Referent initiiert und mitgebracht in den Vorstand habe ich die Gründung der EMV-Arbeitsgruppen. Jener Idee ist es ganz wesentlich mit zu verdanken, daß wir im AFuG-Entwurf eine auf die Bedürfnisse und Verantwortung der Funkamateure zugeschnittene EMVU-Regelung im Gesetz bekommen haben.

Besonders stolz bin ich auf die Gründung des Runden Tisches Amateurfunk, der sich jetzt zu einem Interessenverband mausert und entscheidend mitgeholfen hat, die Krise zwischen BMPT und Politik auf der einen Seite und den Funkamateuren auf der anderen Seite in eine vertrauensvolle Zusammenarbeit umzumünzen.

Eine wirksame Zusammenführung ganz unterschiedlicher Beteiligter war die Koordination tausender Funkamateure bei der Einlegung von Widersprüchen gegen den EMV-Beitragsbescheid und die danach folgenden Arbeiten mit der Einbindung der Vertreter der Sportbootfahrer und Sportflieger, die zu differenzierten Stellungnahmen im Verfassungsrecht und Fernmelderecht geführt haben. Sie ist bisher einmalig in unserer Geschichte. Mit meinen haushaltsrechtlichen Kenntnissen und Kenntnissen in der Personalkostenkalkulation konnte ich im Rahmen der Vorarbeiten zu den Prozessen nachweisen, daß alleine nach Beseitigung von Fehlern in der Kalkulation der in Ansatz gebrachte Beitrag maßgeblich zu senken ist. Wir aber wollen ja, daß die Kosten für uns ganz wegfallen, weil sie uns nicht anzulasten sind und, soweit sie berechtigt sind, im Gesamtkonzert kaum eine Rolle spielen.

Es folgte die Zeit der in unglaublicher Kürze zusammenzuführenden Arbeitgruppen, die zum AFuG-Entwurf eine Stellungnahme zu machen hatten. Ich erinnere daran, wie wir um einzelne Positionen der Stellungnahmen gerungen haben und ein Teil unserer Fachleute erst nach der Weinheimer UKW-Tagung anreisen konnten und noch einzubinden waren.

Die WRC99 wirft ihre Schatten voraus. Mit Hans Berg, DJ6TJ, konnte ich in achttägiger Klausur ein DARC-FASC-Grundsatzpapier erarbeiten, auf dem unsere Position gegenüber dem BMPT und der IARU noch fußen wird, wenn der Amateurfunk und die VO-Funk in 1999 auf dem Prüfstand stehen. Diese Arbeit, die uns auch auf der IARU-Region-1-Konferenz sehr hilfreich war, zeigt, daß es sich lohnt, die Ressourcen in den Referaten zu nutzen. Leider haben wir hier wegen der Arbeiten zum AFuG-97 einiges brach liegen lassen müssen. Aber sie sind doch da, und wir müssen uns auf ihre Kräfte ganz schnell besinnen.

Parallel zu all diesen Arbeiten wurde die Lobbyarbeit auf Hochtouren gefahren. Ich lies die Politiker wissen: ich komme zu jeder Zeit an jeden Ort, an dem ich sie sprechen und unsere Wünsche für den Amateurfunk nahe bringen kann. Viel mußte ich reisen, und konnte vieles nur telefonisch in die Wege leiten. Viele Kilometer waren zu fahren. Aber es hat sich gelohnt. Die Politik akzeptiert uns als Gruppe im Status einer Minderheit und unsere ganz ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung.

Aber es gab zusehends bei diesen Arbeitsanforderungen Engpässe, die für ein schnelles und sachgerechtes Reagieren zu beseitigen waren. Immer mehr wurde nicht nur im Zuge der Arbeiten für das AFuG-1997 deutlich, daß die auf neuen Anforderungen an Arbeitsstil und Qualität einer professionellen Verbandsführung abzustellende juristische Beratung immer mehr Defizite hatte und dringend eine Lösung notwendig machte.

Im aktuellen Beratungs- und Entscheidungsbedarf war Konrad Krecher, DL4BZ, immer mehr gefordert und fast ausschließlich die einzige Hilfe des Vorstandes. Der Justitiar war aus mancherlei Gründen in diese Zwänge unseres nunmehr notwendigen Arbeitsstils nicht einbindbar.

Durch das überraschende Ausscheiden von Wilfried Spreen, DF6ZE, war plötzlich eine Situation eingetreten, in der zwischen Neubesetzung der alten Funktion und der Möglichkeit nach einer strukturellen personellen Neuorientierung der Rechtsberatung zu entscheiden war. Der Vorstand zerbrach an diesen Vorgängen in seiner inneren Struktur.

Das kann ich hier nicht verschweigen, wenn ich über meine Vorstandsarbeit offen berichten soll. Waren wir noch ein Vorstandsteam? Zogen wir alle noch an einem Strang? War es noch ein Geben und Nehmen wie es in einem Team üblich ist? Waren Initiativen und Koordination noch richtig verteilt? Wie ist es mit den Zuständigkeiten des Vorstandes als Gremium und mit der Kompetenz des Vorsitzenden? Es gab dramatische Stunden, und nur der Zwang, das gemeinsam Begonnene zu vollenden, war die Ursache dafür, daß ich unter Bedingungen, die für mich nicht einmal mehr unter den Bedingungen eines beruflichen Alltages zumutbar gewesen wären, weitergearbeitet habe.

Es stabilisierte sich die Situation unter dem Zwang der Verhältnisse nur sehr mühsam und schmerzlich. Was war, wurde verdrängt, aber nicht aufgearbeitet. Es stellte sich dann zusehends schnell die Richtigkeit heraus, einen Volljuristen eingestellt zu haben. Die Entscheidung für Frau Volmer war gut. Sie hat sich eingearbeitet, ist engagiert, und ihre Arbeit ist ein Gewinn für uns alle.

Mit der Besetzung eines Diplom-Physikers für die technische Verbandsbetreuung ist die Chance für eine neue Anforderungsstruktur in unserer Geschäftsstelle genutzt worden. Sie hat mit der Einstellung von Thilo Kootz, DL9KCE, einen vorläufigen Abschluß gefunden.

Letztlich haben diese personellen Vorgänge auch die Neuregelung der juristischen Verbandsbetreuung für den DARC ausgelöst, die zwar etwas kompliziert waren, doch mir noch einmal die Chance gaben, meine langjährigen Erfahrungen als Organisator zu aktivieren. Amateurrat und Amateurratsprecher danke ich für deutlichen Worte in Leer.

Für mich war die Vorstandssitzung in Minsen-Förrien ein ganz wichtiger Abschnitt in meiner bisherigen Vorstandsarbeit. Diese Klausurtagung des Vorstandes mit AR-Sprecher und Geschäftsführer war der Kraftakt der Beteiligten, aus den selbst gesetzten Prioritäten auszubrechen, nämlich dem Amateurfunkgesetz absoluten Vorrang vor allen anderen Arbeiten zuzumessen. Uns war klar, daß die Frage der gesetzlichen Neuordnung des Amateurfunkwesens nicht immer nur das einzige und entscheidende Vorstandsthema neben der Routinearbeit sein durfte. Minsen-Förrien hat erneut deutlich gemacht, daß der DARC keine Companie, also eine Firma nur mit bezahlten Angestellten, ist, deren Problemlösungsstrategien für unserer Probleme nicht ausschließlich angewendet werden können.

Ein Verband ist etwas anderes als eine Firma. Er lebt anders, er denkt anders, und seine Mitglieder und ehrenamtlichen Mitarbeiter sind weder Kunden, noch der Markt. Sie sind es auch, aber nicht nur. Sie sind vor allem Funkamateure, eine Spezies, die nicht immer mit normalen Maßstäben zu erklären sind. Hl.

Immer wieder kamen wir auf die Erkenntnis zu zurück, daß wir genug Ideen haben, aber nur dann stark und erfolgreich sind, wenn wir diese auch umsetzen können und unsere eigenen Kräfte mobilisieren. Das bedeutet Abbau der Hemmschwellen, Zusammenführen unserer über das Bundesgebiet verstreuten Kräfte auf allen Ebenen und deren Motivation und Koordination. Hier lag der eigentliche Denkanstoß, der letztlich die Notwendigkeit der Installation der Arbeitsgruppe „DARC-Zukunft“ ausgelöst hat.

Es war für mich von der Klausurtagung in Minsen-Förrien bis zum Arbeitskreis „DARC-Zukunft“, ein nicht ganz einfacher Weg, einschließlich der aus meiner Sicht nicht ganz unproblematischen, aber letztlich doch weiterführenden Befragung und der jetzt anstehenden Umsetzung ihrer Ergebnisse, die ich maßgeblich unterstütze.

Die Anforderungen an uns selber, an den Club und seine Gremien, lauten, daß wir diese Reformen und neuen Aktivitäten nur im engen Schulterschluß und Konsens mit AR, Vorstand, Geschäftsstelle und Referenten bewältigen können.

Meine Arbeit als einer der beiden stellvertretenden Vorsitzenden läuft heute ab. Ich bedanke mich bei Walter, DL3OAP, der neben seiner beruflichen Tätigkeit manches mehr für uns getan hat, als er es in seiner Bescheidenheit uns wissen läßt, bei Horst, DL9MH, der mit mir bis zum Schluß den sich zusehends verengenden Weg des gemeinsam noch Möglichen gegangen ist, bei unseren Referenten für ihre oft im Verborgenen und in aller Stille geleistete Arbeit für uns alle, bei der Redaktion der CQ DL für ihre Mühen und Erfolge, unserer Zeitschrift zur besten für unsere Mitglieder zu machen, beim Amateurrat für mutige Entscheidungen zur rechten Zeit, beim AR-Sprecher fürs faire und sachliche und verbandspolitisch innovative Miteinander, dem Geschäftsführer und den Mitarbeitern seiner Geschäftsstelle, die nimmermüde und oft mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl für unsere Mitglieder ihr bestes geleistet haben.

Ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit.


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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HV-Protokoll 1997