Bericht des Vorsitzenden zur DARC-Hauptversammlung 1997 in Freiburg


Fakten, Ereignisse und Ergebnisse:

Nach wie vor erfordern Gesetze und Verordnungen, und zwar sowohl nationale als auch solche der EU, von uns ständige Aufmerksamkeit und Präsenz. Es bedarf zeitweise des vollen Einsatzes der Mannschaft, um das alles einigermaßen abzudecken. Das AFuG haben wir mittlerweile mit einem guten Ergebnis „unter Dach und Fach“ gebracht, aber bereits jetzt beginnen andere Gesetze und Verordnungen alles im Ergebnis wieder zu gefährden. Genannt seien hier insbesondere die zweite Überarbeitung des EMVG und die nach einer langen Zeit der Unsicherheit nun als Entwurf erschienene CTE (Connected Terminal Equipment)-Direktive der EU.

Als ganz besonders wichtig erweist sich immer wieder das gute Verhältnis zu Politik und Behörden, das von uns so sorgfältig gepflegt wird, daß es von diesen Partnern bereits mehrfach lobend öffentlich erwähnt wurde.

Bei der zunehmenden Globalisierung gerade der Telekommunikationswelt wird auch unsere Antwort als Funkamateure darauf immer wichtiger. Unsere aktive politische Mitarbeit in der IARU trägt dem Rechnung. Das Ergebnis der IARU-Region-1-Konferenz in Tel Aviv ist daher besonders erwähnenswert. Auch wenn von einigen hier bei uns Mängel in der organisatorischen Vorarbeit, der Sacharbeit also, besonders hervorgehoben worden sind: Der DARC hat seit bestimmt 20 Jahren kein solches politisches Gewicht in der IARU mehr gehabt wie heute. Dabei ist es neben der direkten Arbeit in und mit der Region 1 vor allem auch das informelle Treffen der ausländischen Verbände im Rahmen der HAM RADIO, das hierzu beiträgt. Es wird mittlerweile ganz offen als jährliche, „Beinahe IARU-Konferenz“ bezeichnet.

Gleiches wie für die Arbeit in der IARU gilt auch für die Auslandsarbeit, wobei hier weniger die Globalisierung, als vielmehr das Zusammenwachsen Europas die Herausforderung ist. Die bereits erwähnte CTE-Direktive ist ein aktuelles Beispiel für die Notwendigkeit solcher Aktivität. Daß der DARC darüber hinaus jedes Jahr mit dem Ausländerempfang im Rahmen der HAM RADIO auch ein mittlerweile fast legendäres gesellschaftliches Ereignis dieses Kreises bietet, verfehlt dabei ebenfalls nicht seine Wirkung.

Damit hat auch die HAM RADIO, diese bemerkenswerte, und bemerkenswert stabile, zweitgrößte Amateurfunkmesse der Welt, noch etwas hinzugewonnen. Der DARC ist der einzige Mitgliedsverband der Region 1, der in solchem Umfang und in dieser Form aktiv die Arbeit der IARU unterstützt.

Der DARC ist in nationalen und internationalen Normungsgremien besser vertreten als jeder andere Verein in der Region 1. Sein Kommentar hat Gewicht. Dieser Informationsfluß läßt uns früher erkennen, wo Notwendigkeiten zum Handeln entstehen, nicht bestehen.

Obwohl die Referate vom Vorstand nicht in dem Maße betreut werden konnten, wie mir das eigentlich erforderlich erscheint, leisten sie zuverlässig qualifizierte Arbeit, die nur ganz gelegentlich einmal wirklich anerkannt wird. Ich bin stolz darauf, daß wir in diesem Jahr Ausrichter der ARDF-Weltmeisterschaft sein werden. Kritiker der Referatsarbeit, etwa bei der Koordination unbemannter Funkstellen oder der Vergebe von Sonder-DOKs, vergessen leider allzu leicht, daß in den Referaten nicht Angestellte sitzen, für deren Leistung man bezahlt, sondern ehrenamtliche Helfer, die ihre Freizeit einsetzen, damit andere ihren Spaß am Funken haben können.

Leider haben wir noch immer keinen Frequenzausschuß. Hier ist weitere Aufklärung nötig. Es hat aber den Anschein, daß die Diskussion um diesen Ausschuß die Bemühungen im BuS-Referat sowohl um eine transparentere Koordinierung als auch um die Diskussion und Förderung innovativer Projekte verstärkt hat. Ich danke den Betroffenen ausdrücklich für diese positive Reaktion. Sie können darauf vertrauen, daß diese sie offensichtlich belastende Absicht des Vorstands mit dem Frequenzausschuß nicht gegen das Referat gerichtet ist.

Dankend erwähnen möchte ich die enorme Arbeit, die im Referat für Normen und angewandte Technik in den Aufbau eines Konzeptes für EMV/EMVU-Arbeitsgruppen in den Distrikten des DARC gesteckt worden ist. Ich wiederhole es erneut: Der Vorstand des DARC hält die Existenz solcher Arbeitsgruppen für unverzichtbar. Die Forderungen, welche das AFuG 1997 im Hinblick auf Störfälle und Schutzabstände an die Funkamateure stellen wird, werden nur so von allen erfüllbar sein.

Der Haushalt des Clubs ist gesund und problemlos. Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge ist in diesem Jahrzehnt nicht mehr erforderlich.

Die Neustrukturierung der Geschäftsstelle ist personell abgeschlossen. Das neue organisatorische Konzept hat sich bewährt. In vier Jahren wurden ohne Kostensteigerung Qualität und Leistung deutlich angehoben. Kostenrechnung und Mitgliederverwaltung können jetzt auf eine viel leistungsfähigere EDV-Hard- und Software zurückgreifen als bisher. Alle Bereiche können weitergehend und gleichzeitig präziser als bisher analysiert und optimiert werden.

Die Redaktion CQ DL ist motiviert und leistungsfähig. Das 1993 begonnene Konzept der inhouse-Ausbildung eigener Redakteure bewährt sich. Als Ergebnis hat der DARC heute eine gute Clubzeitschrift, die journalistisch auf der Höhe der Zeit ist.

Der in den vergangenen Jahren verzeichnete Rückgang der Mitgliederzahlen im DARC ist weitgehend gestoppt. Nimmt man den aufgrund seiner besonderen Situation auch besonders betroffenen VFDB aus der Rechnung heraus, so wird das noch deutlicher. Der Prozentsatz der Jugendlichen an der Zahl unserer Mitglieder nimmt nicht weiter ab. Er muß aber deutlich höher werden, wenn der Club in seiner heutigen Größe überleben will.

Persönliche Wertung und Blick in die Zukunft:

Der Zustand unseres Clubs ist, gemessen an den äußeren Bedingungen oder auch im Vergleich mit anderen Vereinen in Deutschland, befriedigend. Akute Probleme haben wir nicht, aktuelle Probleme haben wir im Griff. Mitgliederzahlen und Finanzierung sind konsolidiert, die Geschäftsstelle ist voll arbeitsfähig, besondere interne Spannungen sind nicht auszumachen.

Unter „normalen“ Umständen, das heißt unter Umständen, wie sie im Amateurfunk bis vor wenigen Jahren herrschten, wäre das eine Gesamtsituation, bei der man sich bequem zurücklehnen und beruhigt dem Amateurfunk widmen könnte. Das sehe ich für die heutige Zeit nicht so.

Es sind vor allem zwei Komplexe, auf deren zukünftige Bewältigung wir unser Augenmerk ganz besonders richten müssen:

Der DARC muß m. E. endlich Konsequenzen aus solchen Entwicklungen ziehen. Das bedeutet konkret:

Diese Aufgaben sind ebenso wichtig für das Überleben von Amateurfunk und DARC in Deutschland wie die kompetente Vertretung unserer Interessen nach außen und die m. E. wichtigste Innovation der vergangenen zwei Jahre, der Aufbau kompetenter EMV/EMVU-Arbeitsgruppen.

Etwas Persönliches zum Schluß:

Vor 4½ Jahren war ich – aufgrund der Umstände des damaligen Wechsels eher ungern – bereit, die Führung des ins Schlingern geratenen Schiffes „DARC“ zu übernehmen. Als Vorsitzender habe ich mit zwei personell sehr unterschiedlich besetzten Vorständen den DARC aus einer schwierigen Lage heraus auf den Erfolgsweg zurückführen dürfen. Dabei mußten grundsätzliche und mutige Entscheidungen getroffen, durchgesetzt und verantwortet werden.

Allen, die mir dabei zur Seite standen, danke ich dafür:
Dem Geschäftsführer mit der Geschäftsstelle für ihre loyale und kooperative Mitarbeit. Dem Justitiar, den Referenten und ihren Mitarbeitern für ihre beständige, ehrenamtliche Tätigkeit und Bereitschaft, manchmal auch ihnen unangenehme Vorstandsvorstellungen mitzutragen. Den Mitgliedern des DARC und vielen Distriktsvorsitzenden für ihren ermutigenden Zuspruch.

Auch wenn der Erfolg bekanntlich viele Väter hat: Diese wohl schwierigste Aufgabe im DARC seit Jahrzehnten wurde ohne größere Fehler oder Pannen unter meiner Regie gelöst. Eine Weiterführung einer so nachweislich erfolgreichen Regie, unter Beibehaltung der bewährten Vorstands-Kernmannschaft, wäre auch für die kommenden zwei Jahre das Nächstliegende. Die Voraussetzungen dafür zu schaffen, war Aufgabe des AR. Die Voraussetzungen, die er geschaffen (oder nicht verhindert) hat, sind für mich nicht akzeptabel. Damit stehe ich für eine Kandidatur nicht mehr zur Verfügung. Dem AR und meinen Vorstandskollegen wünsche ich eine glückliche Hand bei ihrer zukünftigen Arbeit.


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1997 Rundspruch-Archiv

HV-Protokoll 1997