KÖLN-AACHEN-RUNDSPRUCH NR. 14/95 VOM 09.04.1995

Redaktion: Manfred May, DJ1KF


Auszüge aus dem Bericht von Jochen, DL9KCX von der Distriktsversammlung am 25.03. in Gemünd zum Thema

Ausbau des Packet-Radio-Netzes im Distrikt Köln-Aachen

Vor zwei Jahren hatte ich Ihnen versprochen, mich dafür einzusetzen, die Packet-Radio-Versorgung des Distriktsgebiets deutlich zu verbessern. Damit wir uns die heutige Lage etwas besser veranschaulichen können, habe ich einige Daten aufbereitet, die ich Ihnen nicht nur als Overhead-Folie präsentieren möchte, sondern Ihnen in gedruckter Form mitgebe, damit Sie in Ihren Ortsverbänden die Übersichten weitergeben und diskutieren können.

Ich beginne mit einer Aufstellung, die unser Distriktsreferent Jochen Jenss, DF1KJ, im Jahr 1992 angefertigt hat. Der Distrikt Köln-Aachen besaß zwar bereits schon eine ganz schöne Anzahl von Digipeatern, aber sie waren im Distriktsgebiet unausgewogen verteilt und nach außen im Nord-Süd-Verkehr im wesentlichen nur durch einen Digipeater, nämlich DBØWST, angebunden. Zu den unterversorgten Gebieten im Distrikt zählten das Bergische Land, der Raum Köln (rechtsrheinisch) bis Leverkusen, Teile der Eifel. Ich hatte damals den Ortsverbänden finanzielle Unterstützung des Distrikts angeboten mit dem Ziel, sowohl die regionale Versorgung als auch die Fernanbindungen zu verbessern.

Dieses Angebot ist angenommen und umgesetzt worden. Wenn Sie die zweite Darstellung betrachten, werden Sie feststellen, daß in den letzten zwei Jahren
- die Zahl der Digipeater von neun auf 16
- die Zahl der Netzeinstiege von zehn auf 19
- die Zahl der Interlinks von 28 auf 51 gestiegen sind.

Die Lockerung der Bestimmungen für Mailboxen seit Mitte vergangenen Jahres ermöglichte es, ohne Koordinierungsverfahren durch das VUS-Referat und das BAPT, drahtgebundene Mailboxen direkt an die Digipeater anzuschließen. Die Zahl der Mailboxen stieg von zwei auf neun, wobei ich darauf hinweisen muß, daß DBØMKA die erste Mailbox 1993 im Distrikt war; die zweite Einrichtung, die ich als Mailbox bezeichnet habe, ist der DX-Cluster DBØAMU-9 gewesen. Die Vervielfachung der Mailboxen trägt zu einer deutlichen Netzentlastung bei.

Folgende Tendenzen werden in der Zukunft zu beachten sein: Der Ausbau des PR-Netzes kann nicht ins Unendliche fortgesetzt werden. Wenn Sie allein die Interlinkfrequenzen auf 23 cm addieren, dann kommen Sie auf ca. 11 MHz, die durch Packet-Radio belegt werden. Vor einigen Jahren galten die Mikrowellenbereiche als Betätigungsfeld einiger Spezialisten, die die Herausforderungen der ganz kurzen Wellenlängen nur von exquisiten Standorten und mit den Produkten ihrer Drehbänke meistern konnten. Die moderne Satellitentechnik mit ihren Abfallprodukten ermöglicht es heute praktisch jedermann, diesen Bereich zu erschwinglichen Preisen für sich nutzbar zu machen. Erschwerend kommt noch hinzu, daß wir auf den höheren Frequenzen oberhalb des 70-cm-Bandes in der Regel nur noch Sekundärbenutzer sind und Forderungen der Primärnutzer für bestimmte Regionen strikt zu beachten sind. Diese Forderungen tragen unter anderem auch dazu bei, daß einheitliche Bandpläne nicht immer umsetzbar sind.

Die derzeitige Situation führt auch in unserem Distrikt dazu, daß auf 23 cm praktisch keine weiteren Interlink- und Einstiegsmöglichkeiten mehr bestehen. Wer heute irgendwo in diesem Gebiet – mit einer sehr hohen Anzahl von Funkamateuren auf den Quadratkilometer – plant, das Packet-Netz weiter auszubauen, muß bereit sein, auf höhere Frequenzen auszuweichen. Hierzu sind teilweise computererstellte Geländeschnitte erforderlich. Mit Unterstützung von Holger Thomsen, DB6KH, und Fritz Schaumann, DG1DS, konnten wir auf mehreren SysOp-Tagungen solche Möglichkeiten ausloten und immerhin schon sieben Interlinks auf Frequenzen oberhalb 23 cm realisieren. Wenn ich den Versuch unternehme, den jetzigen Stand des Packet-Netzes im Distrikt zu bewerten, dann wage ich zu behaupten, daß nunmehr – mit Ausnahme einiger Talgebiete in der Eifel und im Bergischen Land – fast alle Funkamateure mit angemessenen Außenantennen die Möglichkeit haben, am Packet-Radio-Verkehr teilzunehmen. In vielen Gebieten unseres Distriktes stehen dem einzelnen Funkamateur zwei bis drei Einstiegsmöglichkeiten zur Verfügung, wobei er neben der ausreichenden Grundversorgung von 1200-Baud-Einstiegen auch 9600-Baud-Einstiege zur Verfügung hat.

Insgesamt haben wir, soweit ich das zurückverfolgen kann, in den vergangenen zwei Jahren aus Distriktsmitteln ca. 16.500,– DM in diese Infrastruktur gesteckt. Es wäre allerdings völlig vermessen zu behaupten, daß der Ausbau des Packet-Radio-Netzes allein dadurch umzusetzen gewesen sei. Sie können in etwa davon ausgehen, daß die SysOps und die sie unterstützenden Ortsverbände noch etwa zweimal soviel aufgewendet haben, um diese Infrastruktur zu erreichen.

Stark zurückgegangen sind, wenn Sie sich die „Ausgaben für die technischen Einrichtungen“ anschauen, die Ausgaben für FM-Relais. Sie beschränken sich im wesentlichen auf Reparaturen. Ich kann mir aber vorstellen, daß mit den Versuchen zur digitalen Sprachübertragung mit den all den Vorteilen, die sich besonders für den Mobilfunk ergeben, sich in der Zukunft Investitionsbereiche auftun.

VY 73 de Jochen, DL9KCX


Statement zu DBØSB

Liebe Funkfreunde!
Der offene PR-Brief an die Verantwortlichen des Relais DBØSB von Carsten, DDØKH, in der Rubrik KA-INFO, veranlaßt uns hier zu einigen klärenden Worten, obwohl wir nicht zu den Relaisverantwortlichen von DBØSB gehören.

Carsten beklagt in seinem Schreiben, daß „unser Litauenrelais“ abgebaut und in einen baltische Staat gebracht wurde, obwohl kein Ersatz für die Bonner Funkamateure vorhanden ist.

Das Relais, welches am 15.01. nach Mariampole in Litauen verschickt wurde, entstammt einer Aktion, die 1992 in unserem Ortsverband Königswinter, G48, ihren Anfang nahm. Zu diesem Zeitpunkt entstand eine Funkpartnerschaft mit OM in Litauen.

Um mitzuhelfen, das dortige Relaisnetz aufzubauen, beschlossen wir eine komplette Relaisanlage mit Antennen, Kabel, Transceiver, Netzteil usw. den dortigen OM zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen der Materialbeschaffung, bot sich Holger, DB6KH, zur Unterstützung und Bau an. Nach einem mehrmonatigen, offiziellen Probebetrieb, 1993, auf der QRG von DBØSB, welches zu diesem Zeitpunkt erstmals außer Betrieb war, ruhte das Projekt wegen des noch fehlenden Duplexers für das Litauenrelais (LYØRMA).

Zwischenzeitlich wurde das ursprüngliche Relais DBØSB wieder repariert und arbeitete bis Mitte letzten Jahres. Nach dem Totalausfall von DBØSB, wurde die für Litauen bestimmte Hardware – ohne mit uns Rücksprache zu nehmen – und ohne unser Wissen, auf dem Drachenfels installiert. Da uns nach Rückfrage versichert wurde, daß das Relais jederzeit kurzfristig wieder abmontiert und uns zur Versendung ausgehändigt werden könnte, stimmten wir einem Weiterbetrieb bis auf weiteres zu, da wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Transportmöglichkeit hatten.

Ende November ’94, erhielten wir dann die Zusage für eine kostenfreie und vor allem zuverlässige Transportmöglichkeit für Januar. Daraufhin wurde das Relais nach Weihnachten demontiert und wie vorgesehen auf die Reise geschickt.

Zu betonen ist noch, daß das Litauenrelais ausschließlich mit Spenden von Mitgliedern und Freunden des OV G48 finanziert und keinerlei Mittel vom DARC oder des Spendenfonds DBØSB in Anspruch genommen wurden.

Seit Mitte Februar, ist LYØRMA auf 2 m und sogar LYØSMA 70 cm in Mariampole QRV.

Ein ausführlicherer Bericht über das gesamte Projekt ist in Arbeit und folgt in Kürze.

VY 73, Lothar, DL1KLB, und Benno, DL9KAG, OV Königswinter, G48


OV-Post

Die Deutsche Post AG hat den sogenannten Info-Brief eingeführt. Wer mehr als 50 Briefe mit gleichem Inhalt verschickt, reduziert mit diesem Info-Brief seine Portokosten:

Der Standardbrief bis 20 g reduziert sich auf 70 Pfennige,
der Kompaktbrief bis 50 g kostet DM 1,60,
der Großbrief bis 1000 g / Großes Format DM 2,50 und
der Maxibrief bis 1000 g / bis 5 cm dick DM 3,40.

[Pressestelle DPAG]


VERANSTALTUNGEN und ANKÜNDIGUNGEN

Fuchsjagd DBØVK

Hallo liebe Fuchsjäger!
Es ist mal (endlich) wieder so weit... Die nächste Relais-Fuchsjagd bei DBØVK findet statt am: Freitag, den 21.04. Der Fuchs sendet wie immer ab 20:00 Uhr auf der Eingabefrequenz des Relais. Für Verpflegung am Fuchsbau wird gesorgt. Viel Spaß, viel Erfolg und hoffentlich gutes Wetter wünschen:

Wolfgang, DL9KCD, und Oliver, DL9KCT


12. Siebengebirgs-Funkflohmarkt des OV Siebengebirge, G25

Am Donnerstag, dem 06.04., trafen sich die Freunde vom Ortsverband Siebengebirge zu ihrem OV-Abend. Man trifft sich bei G25 zweimal im Monat jeweils am ersten und dritten Donnerstag in der Zeit ab 19:00 Uhr im OV-Heim an der alten Schule in Königswinter-Sandscheidt zur gemütlichen OV-Runde.

Diesmal besprach man die Vorbereitungen zum 12. Siebengebirgs-Funkflohmarkt, der am Samstag, dem 29.04. stattfindet. In der Zeit von 08:00–14:00 Uhr kommt man nach Oberpleis zum Schulzentrum, Einweisung für Mobilstationen erfolgt durch die Clubstation DKØSG auf 145,500 MHz FM – wer uns besuchen will fährt auf der Autobahn A3 bis zur Abfahrt Siebengebirge und dann in Richtung Oberpleis – das Schulzentrum ist ausgeschildert. Parkplätze sind vorhanden.

Tischbestellungen bitte an Lothar Gallus, DF3WT, unter ...... Aussteller haben ab 07:00 Uhr zum Aufbau Zutritt!


Ausbildungskurs beim OV Siebengebirge, G25

In Kürze beginnt bei G25 ein Ausbildungskursus zur Vorbereitung auf die Amateurfunk-Lizenzprüfung. Dieser Kursus findet im OV-Heim in der alten Schule in Königswinter-Sandscheidt statt. Interessenten wenden sich bitte an den Ortsverbandsvorsitzenden von G25 Wolfgang Oepen, DL3OE, ......


14. Rheinhessischer Amateurfunk-Flohmarkt

Am Samstag, dem 20.05., findet von 09:00–14:00 Uhr in Nieder-Olm in der Festhalle am Schwimmbad der 14. Rheinhessische Amateurfunk-Flohmarkt statt. Tischreservierungen können über Adolf Dott, DF9PS, ....., erfolgen.


MELDUNGEN AUS DEN ORTSVERBÄNDEN

OV Aachen-Burtscheid, G45 – Ergebnis der Jahreshauptversammlung

Am 27.03. fanden Neuwahlen statt.

1. Vorsitzender: DJ2XB, Günter Pesch,
2. Vorsitzender: DL1KTP, Thomas Protzel,
QSL-Manager: DL1KTP, Thomas Protzel,
Kassierer: DL8AJ, Otto Sailer


OV Bergheim, G20 – Flohmarkt-Nachlese

Wieder war Flohmarkt in Bergheim und wieder ging an uns der Satz vorbei: „Stell Dir vor, es ist Flohmarkt in Bergheim, und keine Tische sind da“.

Wenn etwas nicht perfekt lief, denkt bitte alle daran, es war ein Amateurfunkflohmarkt und mit dem Wort Amateur verbindet man nichts Perfektes. In der Messehalle Köln würde der Eintritt mindestens das Doppelte kosten und entsprechende Preise am Imbißtand! Wollen wir das – oder nehmen wir kleine Pannen in Kauf?

Ein Dank gilt Insbesondere – und da beziehe ich alle Zuhörer ein – dem Team des Imbißtandes. Hier arbeiten z. T. die Familienangehörigen unserer OV-Mitglieder mit und auch ein Mitglied des OV R17! Wie kann der Vorstand des OV G20 das wieder gut machen? Erst einmal Danke! Die Einladungen zum Vatertag und OV-Ausflug im Herbst folgen an die Helfer.

Für die Organisation der Tische müssen wir uns nächstes Jahr etwas anderes einfallen lassen. Trotz des knappen Tischvorrats in der Stadthalle kamen einige angemeldete Aussteller nicht. Deshalb mußten einige OM im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen. Das ist kein HAM-Spirit und kann von uns nicht hingenommen werden.

Ich hoffe, es hat trotzdem allen Spaß gemacht, den OV-Bergheimer, den Ausstellern und den Besuchern. Bis zum nächsten Jahr – voraussichtlich am 20.04.1996 – wenn es wieder heißt: Flohmarkt in Bergheim.

Mit freundlichen Grüßen, Hans-Otto, DL2KCI


OV Pulheim, G40

Der OV-Abend im April fällt aus, da er zeitgleich mit Karfreitag ist. Dies wurde bereits am OV-Abend im Februar besprochen, ich möchte aber nochmals ausdrücklich darauf hinweisen. Ich freue mich wenn wir uns alle wieder im Wonnemonat Mai zusammen finden.

(Hans, DL4KA)


OV Jülich, G16, Einladung zur Jahreshauptversammlung

am 11.04. um 20:00 Uhr im Hause der Jugendverkehrsschule in der Rochusstraße. Wahlvorschläge bitte an Heinz-Willi, DL1KAC.


Anstelle von: „Der Spruch der Woche“ etwas zum Nachdenken

Manager-Seminar mit 30 Herren aus der mittleren Führungsebene. Treffen im Tagungshotel am letzten Tag. Der Seminarleiter spricht:

„Meine Herren, zum Schluß wollen wir noch ein bißchen Allgemeinbildung betreiben. Mal sehen, was Sie so drauf haben. Also – Ich nenne ein klassisches Zitat, Sie sagen mir, wer es gesagt hat, wo und wann.“

Er beginnt: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche...“ Keiner weiß es. Da meldet sich ganz hinten ein kleiner Japaner.: „Johann Wolfgang von Goethe, Faust, Osterspaziergang 1806!“ Die Teilnehmer murmeln anerkennend. Nächste Frage: „Der Mond ist aufgegangen, die goldenen Sternlein prangen...“ Und wieder, wie aus der Pistole geschossen, der Japaner: „Matthias Claudius, Abendlied, 1779!“ Die Manager schauen peinlich berührt zu Boden. Der Seminarleiter: „Fest gemauert auf der Erden...“ – „Schiller“, strahlt der Japaner, „Das Lied von der Glocke, 1799!“ Jetzt finden es die Manager langsam ärgerlich. Murmelt einer in der ersten Reihe: „Scheißjapaner!“ Wieder ertönt die Stimme von hinten: „Max Grundig, CeBIT, 1982!“

(Wolf, DF1GW)


Die Redaktion und die Rundspruchteams wünschen allen Zuschauern und Zuhörern ein frohes Osterfest. Der Rundspruch macht auch „Ferien“. Der nächste Rundspruch ist am Sonntag, dem 23.04., und wird vom Rundspruchteam Hürth, G50, produziert.

Heute entfällt der ATV-Rundspruch und der Bestätigungsverkehr.

Wir geben die Frequenzen frei, damit OM Dr. Horst Ellgering, DL9MH, der 1. Vorsitzende DARC seinen angekündigten Sonderrundspruch abstrahlen kann.


Nur für den PR-Teil (nicht im Rundspruch verlesen!):

Wir kennen noch nicht den Inhalt des Sonderrundspruchs, aber am Inhalt der Rede des Vorsitzenden des DARC e. V., Dr. Horst Ellgering, DL9MH, auf der Distriktsversammlung des Distriktes Mecklenburg-Vorpommern, am 01.04. in Grevesmühlen, kann man ablesen, welche Themen zur Zeit aktuell sind:

Meine Damen und Herren, liebe Freunde,
Zunächst möchte ich noch einmal sagen, daß ich gern hier nach Grevesmühlen gekommen bin, um zum für mich ersten Mal an einer Versammlung ihres Distriktes teilzunehmen – leider nur teilweise, denn ich muß heute auch noch nach Boltenhagen zur Jahrestagung des Auslandsreferates des DARC, von wo ich jetzt auch gekommen bin. Ich bin gern im Norden unserer Republik. Ich mag die Menschen hier. Grevesmühlen selbst und sein OV sind mir auch nicht mehr so fremd; ich war zweimal im OV-Heim und kann mich rühmen, draußen am Turm die 160-m-Loop mit aufgebaut zu haben. Da gibt es also schon ein paar persönliche Beziehungen.

Der Hardy meinte, daß ich ihnen doch einfach selbst ein paar Dinge aus der Gesamtpolitik des DARC erzählen sollte – ok, das mache ich gern. Aber ich denke, ich rede nicht zu lange über die Dinge, sondern gebe nur einen Abriß und sie fragen mich danach einfach nach den Dingen, die sie etwas genauer wissen wollen. Ich werde in der nächsten halben Stunde, wie Hardy das schon angedeutet hat berichten über

- die Vorgänge um unser Amateurfunkgesetz,
- den Runden Tisch Amateurfunk,
- das Thema S6,
- die EMV-Beiträge,
- die Vorgänge um das 70-cm-Band und schließlich über
- meine Überlegungen zur Zukunft des Amateurfunks.

Amateurfunkgesetz:

Sie haben in den vergangenen Wochenende Monaten über unsere Berichterstattung einiges verfolgen können von der Entwicklung, die wir in der Frage einer Ergänzung des Amateurfunkgesetzes hatten und noch haben.

Das AFuG von 1949 hat uns nun fast ein halbes Jahrhundert lang gut behütet und beschützt. Dieses Gesetz ist seinerzeit als ganz bewußter Gegensatz zu den Verhältnissen in einem diktatorisch geführten Staat konzipiert und eingeführt worden und ist sicher die freizügigste Regelung des Amateurfunks in Europa. Es fällt also schwer zu glauben, daß dieses Gesetz nun auf einmal nicht mehr geeignet sein soll, uns Funkamateuren den geeigneten Rahmen für unsere Betätigung zu geben. Aber es zeigt sich mehr und mehr, daß das tatsächlich so ist. Es hätte sonst nicht die jahrelangen Probleme bei der Formulierung einer aktualisierten Durchführungsverordnung gegeben.

Der tiefe Grund liegt darin, daß sich unsere Rechts- und Verwaltungspraxis geändert hat. Weil es immer mehr und kompliziertere Regelungen gibt und heute höhere rechtliche Anforderungen an Verwaltungsentscheidungen gestellt werden, müssen Gesetze in der heutigen Anwendungspraxis weitaus klarer den jeweils zu regelnden rechtlichen Rahmen beschreiben, als das unser heutiges AFuG tut. Man spricht in diesem Zusammenhang von Bestimmtheitsanforderungen. Ich will das an ein paar einfachen Beispielen erläutern:

Im heutigen AFuG steht, das ein Funkamateur eine Funkstelle errichten und betreiben darf. Es steht aber dort aber nicht, daß er eine automatische arbeitende Funkstelle mit einem anderen Rufzeichen als seinem eigenen errichten und betreiben darf. Relais und Digis sind also eigentlich nicht zulässig. Bleiben wir bei den Digis: Im heutigen AFuG steht, daß der Funkbetrieb in offener Sprache oder mit Morsezeichen durchzuführen ist und daß Amateurfunkabkürzungen als offene Sprache gelten. Von binär kodierten Sendungen ist da nicht die Rede. Sie sind also eigentlich nicht zulässig. Im AFuG steht, daß ein Lizenzinhaber 18 Jahre alt sein muß. Das jetzt per Amtsblattverfügung eingeführte Mindestalter von 14 Jahren ist vom Gesetz nicht gedeckt. Bisher hat die Behörde dieses Problem in großzügiger Auslegung des AFuG auf dem Wege über die zugehörige Durchführungsverordnung für uns gelöst. Nach heutiger rechtlicher Auslegung ist das aber eigentlich nicht zulässig und bei den Diskussionen um eine aktualisierte Durchführungsverordnung kam das immer wieder hoch.

Kurz und gut wir bewegen uns auf einem rechtlich unsicheren Boden, wenn wir auf der Basis unseres bisherigen AFuG den Amateurfunk gesetzlich zulässig weiterentwickeln wollen. Und daß der Boden rechtlich unsicher ist, dafür haben Funkamateure insbesondere in den Jahren 1990 bis 1992 selbst gesorgt, als sie jeden neuen Entwurf des BMPT zu einer aktualisierten Durchführungsverordnung an all den Stellen, die ihnen nicht paßten, mit dem Hinweis darauf torpediert haben, daß diese oder jene Regelung vom Gesetz her nicht gedeckt sei. Und nun hat die Behörde einfach mit gleicher Münze zurückgezahlt.

Zur Beschreibung der Situation kommt ein weiteres hinzu: Alle bisherigen gesetzlichen Regelungen im Bereich der Telekommunikation laufen Ende 1998 aus, so zum Beispiel auch das FAG. Sie alle sollen durch ein umfassendes, sogenanntes Telekommunikations-Neuordnungsgesetz ersetzt werden. Den aus Sicht von Politik und Behörden sehr naheliegenden Gedanken, in diesem neuen Gesetz auch den Amateurfunk mit zu regeln, konnten wir mit viel Mühe ausräumen. Das hat aber seinen Preis: Wenn es zur Frage der Regelung des Amateurfunks kommt, dann muß ein fertiges, modernen Grundsätzen entsprechendes Gesetz über den Amateurfunk verfügbar sein, sonst ist die Gefahr sehr groß, daß man den Amateurfunk, allen früheren Erkenntnissen zum Trotz eben doch im Telekommunikations-Neuordnungsgesetz mit regelt. Denn: Im Konzert der anstehenden Regelungen auf dem Gebiet der Telekommunikation sind wir Funkamateure eine geradezu verschwindend kleine Größe, der man in der Politik kaum besondere Aufmerksamkeit wird widmen wollen.

Aus diesen Überlegungen heraus halten wir im Vorstand des DARC es für richtig, daß sobald wie möglich die Beratungen über ein ergänztes Amateurfunkgesetz anlaufen. Wir sind darauf vorbereitet, daß entsprechende Schritte in Kürze vom BMPT eingeleitet werden. Und wenn es dann losgeht, werden wir sie, die Mitglieder, über die Ortsverbände an der Entwicklung und Beratung beteiligen.

Um das ganze noch einmal zusammenzufassen:
Die Telekommunikationsumwelt und die Rechts- und Verordnungspraxis haben sich in den vergangenen Jahren radikal verändert. Das betrifft auch unsere Position und unser AFuG. Wir können natürlich darauf bestehen, daß unser bisheriges Gesetz unverändert erhalten bleibt. Dann stehen wir 1998 vor einer von uns kaum beeinflußbaren Situation. Wir sind für aktive Mitgestaltung.

Runder Tisch Amateurfunk:

Die Existenz dieses Runden Tisches Amateurfunk ist eine unerfreuliche Entwicklung der letzten zehn Jahre zu verdanken. Bis vor etwa vier Jahren war es ganz selbstverständlich, daß die Behörde in Fragen Amateurfunk mit einem Partner, nämlich dem DARC, verhandelte. Dann gab es Anfang der 90er Jahre die schon angesprochenen Probleme bei der Formulierung einer aktualisierten Durchführungsverordnung. Das BMPT konnte nicht mehr mit der Zustimmung der Funkamateure bei Neuregelungen rechnen, da sie die Neuerungen im Vorfeld nicht mehr mit dem DARC abstimmte. Und plötzlich gab es ein paar Dutzend Kleinvereinigungen und gar Einzelpersonen, die vom BMPT zu den Beratungen mit herangezogen wurden. Das BMPT versprach sich davon wohl Unterstützung seiner eigenen Meinung, denn irgendwer, und wenn es Herr Schiffhauer war, würde sich wohl für die Vorschläge des BMPT aussprechen. Das war, sie haben es längst gemerkt, der Versuch, mit dem Prinzip des Teilen und Herrschens zum Ziel zu kommen.

Aber die Geister, die man rief, wurde man dann plötzlich auch nicht mehr los. Und schließlich hatten es die Politiker satt: Sie verlangten eine einzige Ansprechstelle für Fragen des Amateurfunks. Das BMPT war nun aber nicht mehr bereit, den DARC, der 75 % der deutschen Funkamateure vertritt, wieder als diesen gewünschten einen Ansprechpartner anzuerkennen. So entstand schließlich auf eine Initiative des DARC hin der RTA, dessen einzige Aufgabe darin besteht, der Politik und den Behörden als Ansprechpartner in Fragen gesetzlicher Regelungen des Amateurfunks zu dienen.

Im RTA sind mittlerweile neun Amateurfunkvereinigungen vertreten. Inwieweit berührt nun die Existenz dieses Arbeitskreises die Selbständigkeit der in ihm vertretenen Vereinigungen? Ganz einfach: Alle im RTA vertretenen Amateurfunkvereinigungen sind selbständige Vereine und zwar in jeder Hinsicht. Die Existenz des RTA hat daran überhaupt nichts geändert. Er ist nur dann gefragt, wenn zwischen dem Amateurfunk einerseits und Politik und/oder BMPT andererseits Fragen verhandelt werden sollen, welche das AFuG, die zugehörige Durchführungsverordnung oder ähnliche, hoheitliche Regelungen für den Amateurfunk betreffen. Hier erfüllt er die Aufgabe, gegebenen Falls Minderheitenvoten neben dem DARC weiterzugeben. Sein alleiniger Zweck ist die damit demokratisch legitimierte Meinungsäußerung und Verhandlung in den eben genannten, hoheitlichen Fragen, nicht mehr und nicht weniger.

S6-Problematik:

Hier haben wir eine neue Rechtslage, die uns ziemlich hilflos gemacht hat. Es ist genau das passiert, was zu befürchten war: Die Behörde hat den technisch verkorksten Fall durch Herausgabe entsprechender Verfügungen für sich entschärft. Es macht wenig Sinn, daß wir da jetzt viel unternehmen. Die Lage ist dennoch nicht hoffnungslos, denn es werden ja auch Dienste wie der Flugfunk etc. gestört und das hat schon dazu geführt, daß man sich nun ernsthaft Gedanken über technische Abhilfe macht. Ein dickes Problem ergibt sich für die Behörde bei dem Euro-Rufsystem ERMES, das nicht zuletzt wegen der Kabelprobleme bei uns noch nicht eingeführt werden konnte und wo die EU heftig drängt. Ich denke wir sollten das mal in Ruhe beobachten und jetzt keine wilden Aktivitäten entwickeln.

EMV-Beiträge:

Hier gibt es zur Zeit nichts Neues. Die erste Klage vom ist Justitiar des DARC eingereicht. Das ganze kann noch längere Zeit dauern. Sollten sie allerdings, wenn sie gegen ihren EMV-Gebührenbescheid Widerspruch eingelegt haben, einen Widerspruchsbescheid erhalten, dann wenden sie sich möglichst umgehend an unsere Geschäftsstelle. Mehr ist dazu jetzt nicht zu sagen.

70-cm-Band:

Das Vorhaben des BMPT, im 70-cm-Band den Amateurfunk mit CB-Funk oder einer neuen Kategorie, dem Hobbyfunk zu vermischen, scheint vom Tisch zu sein. Trotzdem wiegen wir uns nicht in Sicherheit. Unser im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn relativ großes 70-cm-Band ist natürlich auch weiterhin ein Objekt für mancherlei Begierde. Wir müssen Wege finden, das Band vernünftig zu nutzen und zu belegen. Ein Beispiel dafür ist ein Projekt in dem der Distrikt Köln-Aachen, die Uni Wuppertal und der WDR zusammenarbeiten. Dabei geht es um eine Versuchsstrecke für digitales Amateurfernsehen. Die Hard- und Software wird amateurmäßig entwickelt und soll nach erfolgreicher Erprobung so bald wie möglich in Form von Bauanleitungen oder auch Bausätzen für breite Kreise der Funkamateure verfügbar gemacht werden.

Lassen sie mich zum letzten Punkt kommen.

Wir haben im Jahr 1994 zum ersten mal in der Geschichte des DARC einen Rückgang der Mitgliederzahl registriert. Spätestens diese Feststellung müßte eigentlich auch dem letzten unter uns klar gemacht haben, daß wir uns Gedanken darüber machen müssen, wie es im Amateurfunk weiter gehen soll. Der jetzige Mitgliederschwund hat zwar nach unserer Analyse in erster Linie wirtschaftliche Gründe, aber eben nicht nur. Es ist auch nicht Kritik am DARC, die diesen Knick in der Mitgliederentwicklung begründet.

Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, daß Amateurfunk für viele technisch Interessierte einfach nicht mehr so attraktiv ist wie vor 20, 30 Jahren. Und wir müssen uns damit auseinandersetzen und uns Gedanken darüber machen, ob und wie wir Amateurfunk für potentielle Neulinge attraktiv, attraktiver als bisher, machen können. Es ist wie in der Frage einer Ergänzung des AFuG: Wenn wir Veränderungen ablehnen, wird uns das nicht sofort ins „Aus“ katapultieren. Wir können weitermachen wie bisher, können unseren Spaß haben am guten alten Amateurfunk (und unter „alt“ verstehe ich durchaus mittlerweile auch Packet-Radio). Niemand wir uns entscheidend daran hindern. Bis wir dann in 15, 20 Jahren belächelte, fossile Sonderlinge sind, die noch so was exotisches wie Morsezeichen beherrschen.

Natürlich habe ich damit übertrieben. Aber es trifft den Kern des Problems ganz gut. Wenn Amateurfunk weiterleben soll als anspruchsvolle, technisch-experimentelle Freizeitbeschäftigung, dann müssen wir uns der Mühe unterziehen, kreativ mit der Zeit zu gehen. Wenn wir genügend Nachwuchs behalten wollen, um auch nur unseren jetzigen Mitgliederstand zu halten, dann müssen wir uns etwas einfallen lassen. Und das was uns da einfallen muß, muß potentielle Newcomer interessieren. Dabei gilt der Spruch: „Der Köder muß dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“, anders gesagt: Nicht alles was wir großartig finden als Insider im Amateurfunk gefällt auch den Newcomern. Wir müssen sie mit ihren Interessen ansprechen, auch wenn wir glauben, interessanteres zu habe.

Die Zukunft des Amateurfunks liegt m. E. in Bereichen wie z. B. Multimedia-Anwendungen und allen möglichen Verbindungen zwischen Rechner und Funkstation. Sie liegt in der Entwicklung intelligenter Frequenz- und Leistungsökonomischer Übertragungsverfahren, in der intelligenten Organisation von Datennetzen. Sie liegt sicher nicht dort, wo wir vor einem Jahrzehnt den Schwerpunkt hatten, etwa bei Contesten oder DX auf Kurzwelle. Funkverbindungen nach dem Schema „59-687“, womöglich in CW, sind ohne Frage interessant für viele Insider. Sie passen aber nicht mehr so recht in unsere Telekommunikationswelt und schon gar nicht in das Interesse möglicher Newcomer.

Solche Überlegungen sind der Grund, warum wir die eben kurz angesprochenen Versuche mit digitalem ATV fördern. Es gibt noch einen weiteren Gesichtspunkt: Die Diskussion um den Hobbyfunk auf dem 70-cm-Band hat sehr deutlich gezeigt, in welche Lage wir geraten, wenn nicht ausreichend deutlich gemacht wird, daß Amateurfunk mehr ist als nur Kommunikation ihrer selbst willen.

Wir brauche Vorzeigeprojekte, um ernst genommen zu werden, um beispielsweise erreichen zu können, daß Fragen von EMV und EMVU im Amateurfunkgesetz abschließend geregelt werden und nicht mit dem Verweis auf andere Gesetze wie EMV-Gesetz oder gar Bundes-Immissionsgesetz. So etwas können wir nur erreichen, wenn die technische Kompetenz des Amateurfunks deutlich erkennbar vorgezeigt werden kann. Und dafür müssen wir solche Versuche, oder Satelliten- und Weltraumprojekte auch dann fördern, wenn zunächst nur ein kleiner Teil der Funkamateure daran teilnehmen können. Wir müssen das tun, damit die vielen anderen auch auf Dauer ihren Amateurfunk wie gewohnt betreiben können.

Lassen sie mich zum Schluß zusammenfassen:
Wenn wir Veränderungen als Herausforderung und Chance, und nicht als Katastrophe verstehen, dann werden wir die Zukunft des Amateurfunks erfolgreich meistern. Das gilt für die gesetzlichen Regelungen genauso wie für die Inhalte des Amateurfunks. Wir wollen seine Inhalte entwickeln, ohne die Werte zu vergessen oder gar zu verlieren. Je mehr unter uns so denken und handeln, desto besser sieht die Zukunft für den Amateurfunk aus.

(From: DL9SUC@DBØHB.#HH.DEU.EU (Achim))


73 de Manfred, DJ1KF


Ende des Köln-Aachen-RS 14/95 vom 09.04.1995

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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