DEUTSCHER AMATEUR-RADIO-CLUB HANNOVER

1. und 2. Vorsitzender im Januar 1970
Jürgen Netzer, DL3YH, und Ulf A. Kluge, DJ1BQ


An die Herren Ortsverbandsvorsitzenden des DARC, nachrichtlich an die Mitglieder der Clubversammlung.


Liebe OM,

zu Beginn des Jahres 1970 möchten wir Ihnen allen im Namen des Geschäftsführenden Vorstands die besten Wünsche für Ihr persönliches Wohlergehen übermitteln und zugleich der Hoffnung Ausdruck geben, daß es uns allen gemeinsam gelingen wird, unserem DARC in dem nun begonnenen Jahrzehnt zu einer stetigen und erfolgreichen Weiterentwicklung zum Nutzen unseres gemeinsamen Hobbys, dem Amateurfunk, zu verhelfen. Der Fortbestand des Amateurfunks und die Erhaltung unserer Bänder werden im wesentlichen davon abhängen, daß der DARC in Einigkeit und Stärke als ernstzunehmender Gesprächspartner bei den zuständigen Stellen und Behörden anerkannt und geachtet wird. Das bisher Geschaffene zu erhalten und auszubauen muß deshalb unser aller Bestreben sein. Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, in Gesprächen mit Ihren OV-Mitgliedern und bei den Diskussionen mit den am Amateurfunk interessierten Stellen über die Belange des Clubs sachgemäß Auskunft erteilen zu können, möchten wir Ihnen hiermit einen Bericht über aktuelle und allgemein interessierende Fragen des Clubs geben. Dieser Bericht ist als ergänzende Information zu den Meldungen gedacht, die über unsere Clubzeitschrift und über die OV-Rundschreiben der Geschäftsstelle sowie in den wöchentlichen DL-Rundsprüchen unseren Mitgliedern zugehen. Bitte machen Sie deshalb diesen Bericht im Rahmen der OV-Veranstaltungen, OV-Rundsprüchen und in der Ihnen sonst geeignet erscheinenden Weise Ihren Mitgliedern zugänglich. Nur durch eingehende Information werden sich Mißverständnisse vermeiden lassen, die, wie die Erfahrung lehrt, leider häufig zu unberechtigter Kritik an den Maßnahmen des Geschäftsführenden Vorstands führen.

Amateurfunk-Zentrum Baunatal

Wie Ihnen aus dem Protokoll der Sitzung der Clubversammlung in Blieskastel vom Herbst 1969 bekannt ist, hat sich die CV mit überwiegender Mehrheit für die Schaffung eines Deutschen Amateurfunk-Zentrums in Baunatal bei Kassel entschieden. Mit Ausnahme des DV Schleswig-Holstein, der sich der Stimme enthielt, haben alle Distriktsvorsitzenden als Vertreter der Ortsverbände und Mitglieder ihrer Distrikte für das Projekt Baunatal gestimmt. Das eindeutige Abstimmungsergebnis ist zugleich als eine Weisung an den Geschäftsführenden Vorstand im Sinne von § 11 unserer Satzung zu verstehen, alle erforderlichen Maßnahmen einzuleiten, die zu einer baldigen und reibungslosen Verwirklichung des Projekts führen. Dieser Weisung entsprechend hat der 1. Vorsitzende am 16.12.1969 vor dem Notar in Kassel den Kaufvertrag mit dem Magistrat der Stadt Baunatal abgeschlossen. Mit dem 01.01.1970 ist das für unser Amateurfunk-Zentrum vorgesehene Grundstück in der Größe von 5000 m² in den Besitz des DARC übergegangen.

In diesem Zusammenhang muß nun auf eine vom DV Köln-Aachen eingeleitete Aktion eingegangen werden, die sich gegen die vom GfV weisungsgemäß durchgeführten Maßnahmen richtet. Wie dem Geschäftsführenden Vorstand von verschiedener Seite mitgeteilt worden ist, hat der DV Köln-Aachen kurz vor Weihnachten ein Rundschreiben an alle OVVs des DARC versandt, dessen Inhalt offenbar in völligem Widerspruch zu der Auffassung steht, die der Absender in den Beratungen und bei den Abstimmungen in Heilbronn und Blieskastel im Namen seiner Ortsverbände und deren Mitglieder zum Thema Amateurfunk-Zentrum vertreten hat. Der 1. Vorsitzende, der weder einen Abdruck dieses Rundschreibens noch ein Protokoll oder eine vom DV Köln-Aachen unterzeichnete Information über die Erörterungen der OVVs im dortigen Distrikt erhalten hat, wird zu Handlungen bzw. Unterlassungen aufgefordert, die im krassen Gegensatz zu dem durch Mehrheitsbeschluß der Clubversammlung gegebenen Auftrag stehen und durch die sich der 1. Vorsitzende der Gefahr einer Inanspruchnahme im Regreßwege aussetzen würde. Jeder mit Rechts- oder Satzungsfragen vertraute OM wird bei objektiver Prüfung zu der Auffassung gelangen, daß – bei allem Verständnis für die Beweggründe der OVVs im Distrikt Köln-Aachen – der vom DV Köln-Aachen eingeschlagene Weg, seinen anscheinend nachträglich bewußt gewordenen Bedenken Geltung zu verschaffen und auf diese Weise seine Abstimmung für das Amateurfunk-Zentrum Baunatal wieder rückgängig zu machen, nicht gangbar ist. Weisungen der Clubversammlung, die für den GfV verbindlich sind, können nach unserer Satzung nur durch Mehrheitsbeschlüsse der Clubversammlung herbeigeführt werden. Wenn sich nun der DV Köln-Aachen in seinem Rundschreiben an die OVVs darüber beklagt, daß seine Meldung über das Ergebnis der Distriktsversammlung nicht im DL-Rundspruch veröffentlicht worden ist, so sollte er zunächst einmal den Geschäftsführenden Vorstand offiziell, also durch Übersendung eines Protokolls, über den Beschluß der Versammlung unterrichten. Niemand wird es dem GfV verübeln können, wenn er dem Vorschlag, eine Nachricht im DL-Rundspruch nicht zu veröffentlichen, nach eingehender Beratung zustimmt, solange die Authentizität einer so gravierenden Meldung noch nicht erwiesen ist. Es ist bedauerlich, wenn der DV Köln-Aachen durch sein Rundschreiben versucht, einen Keil zwischen den Geschäftsführenden Vorstand und die OVVs des DARC zu treiben. Wir können nur hoffen, daß dieser Versuch, das Vertrauensverhältnis zu stören, nicht dazu führt, die Verwirklichung des von der Clubversammlung beschlossenen Projekts Baunatal zu verzögern oder gar ernsthaft zu gefährden.

Wir möchten im Gegenteil darum bitten, dem Projekt vor allem auf OV-Ebene jede nur denkbare Unterstützung zuteil werden zu lassen - sei es durch intensive Werbung für die Baustein- und Spendenaktion, sei es gar durch gezielte Sammelaktionen beim OV-Abend oder bei anderen Gelegenheiten, denn jede D-Mark hilft uns allen ein Stückchen weiter! Schließlich handelt es sich bei der Schaffung eines deutschen Amateurfunk-Zentrums nicht um eine Angelegenheit, die der GfV zum eigenen Nutzen und Frommen gegen den Willen und auf Kosten der DARC-Mitglieder verwirklichen will. Vielmehr liegt es im Interesse aller Funkamateure, daß der DARC sich ein eigenes, repräsentatives Verwaltungs- und Schulungszentrum schafft, mit dem eine rationelle, wirkungsvolle Clubarbeit und eine würdige Vertretung unserer Belange gegenüber den nationalen und internationalen Behörden zum Nutzen aller Funkamateure ermöglicht wird. Die Mitglieder der Clubversammlung haben sich nach reiflicher Überlegung und eingehender Erwägung der Vor- und Nachtelle zu dem Entschluß durchgerungen, unsere Clubeinrichtungen auf eigenem Grund und Boden in eigenen Räumen zusammenzufassen. Denn nach den Erkenntnissen von drei Generationen, die zwei Kriege mitgemacht haben, bedeutet eine Kapitalanlage in Immobilien ein Höchstmaß an Sicherheit, und der DARC hat eben die Verpflichtung, seine Reserven sicher anzulegen, das heißt in einer Form, die alle spekulativen Tendenzen ausschließt. Hierzu ist in erster Linie der Erwerb von Grund und Boden geeignet.

Dem Argument, eine Unterbringung in gemieteten Räumen sei auf die Dauer billiger, ist folgendes entgegenzuhalten: Der gewerbliche Mieter genießt rechtlich keinerlei Kündigungsschutz. Der Vermieter ist berechtigt, die Miete nach eigenem Ermessen festzusetzen. Dies bedeutet für den Mieter einen ständigen Unsicherheitsfaktor und ein erhebliches Risiko, denn es ist heute nicht mehr üblich, gewerbliche Mietverträge auf einen längeren Zeitraum bei gleichbleibender Miete abzuschließen. Ein Beispiel hierfür sind die vom DARC in München gemieteten Räume für die QSL-Vermittlung. Es gelang zwar damals, den Vermieter zu einem Fünfjahresvertrag zu bewegen, wenn dieser auch eine begrenzte Erhöhung der Miete zuließ. Doch nach dem Verkauf des Hauses an die Messerschmitt A.G. mußte von uns ein Aufschlag um die Mehrwertsteuer akzeptiert werden. Da der DARC als gemeinnütziger Verein nicht die Möglichkeit hat, die Vorsteuer abzusetzen, führte dies zu erhöhten Mietaufwendungen, Nach der zum 30.06.1970 ausgesprochenen Kündigung der Räume steht nun der DARC vor dem Problem, für die QSL-Vermittlung anderweitig Räume zu angemessenen Bedingungen zu finden. Gleiche Schwierigkeiten können sich aber jederzeit ergeben, wenn der Club seine Geschäftsbetriebe nicht in eigenen, sondern in gemieteten Räumen unterbringt. Gegenüber diesen Schwierigkeiten und finanziellen Unsicherheiten bedeutet die Aufbringung von gleichbleibenden Zins- und Tilgungsraten für Fremdkapital das kleinere Übel. Denn diese Beträge amortisieren sich mit der Zeit und führen im Ergebnis zu einer sicheren Kapitalbildung für den DARC. Die gleichen Überlegungen stellt auch jeder private Bauherr an, der sich anstelle lebenslanger Mietzahlungen zum Bau eines Eigenheims entschließt und sich mit dieser Eigentumsbildung vor der schleichenden Geldentwertung schützt. Der große Vorteil aber, die eigenen Räume den persönlichen Erfordernissen und Wünschen anpassen zu können, ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt.


QSL-Vermittlung

Die für die QSL-Vermittlung in München gemieteten Räume sind uns, wie schon erwähnt, zum 30.06.1970 gekündigt worden. Die Kapazität der Wuppertaler Maschine ist durch die von der Deutschen Bundespost seit einiger Zeit gewählte Zuteilungsmethode von Rufzeichenkontingenten an die OPDen unter Verwendung zusätzlicher Präfixe erschöpft. Ein Wasserrohrbruch in den unbewohnten Räumen über der QSL-Vermittlung hat zu erheblichen Schäden am Inventar und bei den in der Vermittlung lagernden QSL-Karten geführt, die Funktion der Wuppertaler Maschine glücklicherweise, wie es scheint, jedoch nicht beeinträchtigt. Der Geschäftsführende Vorstand hat Sorge getroffen, daß die QSL-Vermittlung stufenweise und ohne Beeinträchtigung des Betriebs in München nach Baunatal überführt werden kann. Es sind dank der Mitarbeit und dem Ideenreichtum versierter OM Wege aufgezeigt worden, die es ermöglichen, den von der Wuppertaler Maschine aus den dargelegten Gründen nicht mehr zu bewältigenden Teil der Vermittlung zu übernehmen. Die Vorarbeiten für die Schaffung einer neuen, in ihrer Kapazität ausreichenden Sortieranlage in unseren eigenen Räumen in Baunatal sind in vollem Gange. Wenngleich im Stadium des Übergangs gewisse Verzögerungen bei der Vermittlung der QSL-Kartenflut nicht zu vermeiden sein werden, so wird nach dem derzeitigen Stand der Dinge jedenfalls sichergestellt sein, daß die QSL-Vermittlung trotz aller Schwierigkeiten nicht zum Erliegen kommt und in absehbarer Zeit wieder voll funktionsfähig sein wird.


Spenden- und Bausteinaktion für das Amateurfunk-Zentrum

Bei der Entscheidung über die Schaffung eines Amateurfunk- Zentrums im Herzen der Bundesrepublik Deutschland ging die Clubversammlung davon aus, daß ein Aufruf an die Mitglieder des DARC, sich an einer Baustein- und Spendenaktion zu beteiligen, nicht ungehört verhallen, sondern den alten HAM-Spirit der Pionierzeit wieder zum Leben erwecken würde. Tatsächlich war es ja auch dieser Geist der Verbundenheit und der Hingabe an ein großes und erstrebenswertes Ziel, der vor nunmehr rund zwanzig Jahren in einer ‚Bausteinaktion‘ die Grundlage für unser Amateurfunkgesetz nach dem Kriege geschaffen hat. Damals schickten die Oldtimer unseres Clubs dem zuständigen Minister im sogenannten ‚Vereinigten Wirtschaftsgebiet‘ echte Ziegelsteine ins Haus, zur Untermauerung des Gesetzes, das dann auch nicht mehr lange auf sich warten ließ. Der Legende nach hatte der Minister schließlich kapituliert, als erwogen der schweren Steinpaketberge sein Haus kaum noch betreten konnte.

Die Bausteine für das deutsche Amateurfunk-Zentrum, die wir Ihnen jetzt empfehlen, sehen indessen anders aus und stellen bei weitem keine solche Last dar wie damals, obwohl sie unserem Projekt zu einem soliden Fundament verhelfen sollen. Es handelt sich nämlich um Kleinaktien im Werte von 10,– DM, 50,– DM, 100,– DM und höher, die jeder Funkamateur vom Schatzmeister in Kiel käuflich erwerben kann. Diese Aktien, die wir ‚Bausteine für das Amateurfunk-Zentrum des DARC‘ nennen, werden in beliebiger Menge zum Nennwert abgegeben und können einfach durch Überweisung des entsprechenden Betrags an den Deutschen Amateur-Radio-Club, ..... beim Postscheckamt Hamburg oder ..... bei der Landesbank und Girozentrale Schleswig-Holstein in Kiel bestellt werden. Der Schatzmeister schickt dann jedem Interessenten die entsprechende Anzahl Baustein-Aktien zu, die infolge ihrer geschmackvollen Aufmachung sich hervorragend als Wandschmuck für das Shack eignen. Jeder ‚Baustein‘ ist numeriert, und nach fünfjährigem Bestehen des Amateurfunk-Zentrums beginnt der Schatzmeister mit der vollständigen Rückzahlung der Anleihe zum Nennbetrag. Dabei wird die Reihenfolge durch das Los bestimmt, denn die Gegenabschnitte mit der laufenden Nummer werden sorgfältig aufbewahrt und in der Cluböffentlichkeit ausgelost – bei Clubversammlungen oder ähnlichen offiziellen Gelegenheiten.

Wer indessen einen Beitrag zur Errichtung des Amateurfunk-Zentrums in Form einer steuerbegünstigten Spende leisten will, vermerke auf dem Einzahlungsbeleg das Stichwort ‚Spende‘. Er erhält dann von der Geschäftsstelle neben einer Spendenbestätigung, die zur steuerlichen Berücksichtigung des gespendeten Betrags im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften (§ 10b Abs. 1 Einkommensteuergesetz, § 11 Ziff. 5 Körperschaftssteuergesetz) berechtigt, auch noch eine hübsche Urkunde, die sich in Aufmachung und Wert hinter manch einem kostbaren DX-Diplom nicht zu verstecken braucht. Diese Urkunde ist ebenfalls in hervorragender Weise als Wandschmuck für das Shack geeignet, und viele OV-eigene Clubstationen könnten gegenüber Gästen und Besuchern kaum besser ihre Verbundenheit mit dem DARC bekunden als durch solch ein echtes und wirklich wertvolles ‚Diplom‘, das sie sozusagen aus der OV-Kasse heraus ‚erarbeiten‘ können! Die kommenden Ordentlichen Mitgliederversammlungen in den Ortsverbänden bieten die beste Gelegenheit zur Abstimmung über diesen Vorschlag zur gemeinsamen Beteiligung an der Schaffung unseres Amateurfunk-Zentrums. Übrigens: Spendenbestätigung und Urkunde gibt es ab DM 20,– aufwärts bis zu unbegrenzter Hohe, auf Wunsch auch in mehrfacher Stückelung je DM 20,– oder mehr; wer will da noch zögern, seine Spende schnell zu überweisen? – Denn auch hier gilt der Satz: wer schnell gibt, gibt doppelt!

Besonderen Ansporn zu dieser Form tätiger Selbsthilfe aus den Reihen der Mitglieder unseres Clubs sollten die erfreulichen Meldungen über beträchtliche Spenden und Zuwendungen aus den Kreisen der Industrie und verschiedener Landes- und Bundesbehörden bieten. So hat das Volkswagen-Werk in Wolfsburg (das übrigens ein großes und bedeutendes Zweigwerk in Baunatal, also am zukünftigen Sitz unseres Amateurfunk-Zentrums, unterhält) dem DARC spontan einen neunsitzigen VW-Kombi geschenkt, der zur Bewältigung der anfallenden Transportprobleme eine unschätzbare Hilfe darstellt. Die Landesbehörden in Hessen beteiligen sich mit Zuwendungen für die Erstellung des Gebäudes, die Stadtverwaltung Baunatal gewährt zusammen mit dem Land Hessen ein fast zinsfreies Darlehen von nicht unerheblicher Höhe, aus dem Bundesjugendplan ist uns ein Zuschuß für den Bau und die Einrichtung des Schulungstraktes und der Rundspruchstation sicher, und die Stadt Baunatal gewährt uns ebenfalls einen namhaften Zuschuß für die Rundspruchstation. Dies alles beweist, daß bedeutende Industrieunternehmen und die zuständigen Behörden gleichermaßen großes Interesse an unserem Projekt nehmen und es nach besten Möglichkeiten fördern und unterstützen. Oder wie sonst sollte man diese Leistungen bewerten, oder auch das Entgegenkommen des Magistrats der Stadt Baunatal, uns das Grundstück schließlich um mehr als 22× billiger (!) zu überlassen als ursprünglich angeboten und durch die Clubversammlung akzeptiert?! – Aufgeschlossener kann eine Verwaltungsbehörde sich gegenüber unserem wissenschaftlichen Hobby, dieser nützlichen und interessanten Freizeitbeschäftigung modernster Prägung, kaum noch zeigen, als dies hier so überzeugend unter Beweis gestellt wird. Da bedeutet es für uns alle mehr als nur eine moralische Verpflichtung, mit gleicher Begeisterungsfähigkeit für die Zukunft, des Amateurfunks in Deutschland und für unseren DARC einzutreten durch tätige Mithilfe bei der Bewältigung auch der finanziellen Probleme! Was wir tun und leisten, leisten und geben wir für uns selbst, für den Fortbestand unseres Clubs und unseres Hobbys. Laßt uns dies beim Zeichnen von Bausteinen oder Spenden für unser Amateurfunk-Zentrum bedenken und diese Überlegungen mit ihrem ganzen Gewicht in die Waagschale werfen!


Deutschland-Rundspruchsendungen des DARC

Dieses Thema betrifft eine traditionsreiche Einrichtung unseres Clubs, die sich aus kleinen und bescheidenen Anfängen der Nachkriegszeit mit häufig recht improvisierten Stegreifsendungen im Laufe der Jahre zu einem ‚Nachrichtenapparat‘ fast kommerzieller Prägung entwickelt hat. Viele Redakteure waren für den DL-Rundspruch tätig, doch der letzte blieb ihm wohl von allen am längsten treu: OM Herbert Kowalski, DJ1CV. Er zeichnete für 378 Sendungen verantwortlich, denn fast acht Jahre lang gingen die von ihm zugammengestellten Rundsprüche über den Äther. Der DARC hat ihm in Anerkennung und Würdigung dieser Tätigkeit, die jede Woche erneut Termindruck und journalistische Schwerarbeit bedeutete, schon vor Jahren die Goldene Ehrennadel des Clubs verliehen. DJ1CV hat sich dieser Auszeichnung und des damit in ihn gesetzten Vertrauens bis zuletzt stets würdig erwiesen, was kaum jemand besser beurteilen kann als die unzähligen Hörer seiner sonntäglichen Programme. Mit dem Ende des Jahres 1969 hat OM Kowalski als Redakteur des DL-Rundspruchs seine Tätigkeit für den DARC aus persönlichen und sachlichen Gründen aus eigenem Entschluß beendet. Wie es seiner aufrechten Art entspricht, hat DJ1CV darum gebeten, kein Aufsehen um sein jahrelanges Schaffen zu machen und insbesondere auch keine großartigen Dankesbezeugungen vorzutragen. Im Namen der großen Hörergemeinde hat unser Geschäftsführer OM Hansen dennoch im letzten OV-Rundschreiben des Jahres 1969 DJ1CV aufrichtig gedankt, und gewiß kann kaum ein anderer als er so recht ermessen, wie umfangreich die Arbeit war, die Herbert Kowalski in diesen vielen Monaten dem DARC und seinen treuen Rundspruchhörern zuliebe Woche für Woche geleistet hat.

In der Zwischenzeit hat es der 2. Vorsitzende des DARC, Ulf A. Kluge, DJ1BQ, übernommen, die Texte für die sonntäglichen Programme zu redigieren und an die rund 15 Rundspruchstationen im Bundesgebiet und in West-Berlin hinauszusenden. Spätestens im Verlauf des Jahres 1971, wenn unser Amateurfunk-Zentrum in Baunatal stehen wird, soll der Deutschland-Rundspruch sowieso in der Zentrale zusammengestellt werden. Mit der vorübergehenden Übernahme der Redaktionstätigkeit will DJ1BQ nur eine Lücke schließen, die durch das plötzliche Ausscheiden des seitherigen Redakteurs entstanden ist. Er kann jedoch diese Tätigkeit neben seinem Vorstandsamt nicht ständig ausüben, da die kombinierte Belastung durch beide Ämter auf die Dauer nicht ohne gesundheitlichen Schaden zu ertragen ist. Neben seinem ehrenamtlichen Einsatz für unseren DARC, der täglich einige Stunden Arbeit erfordert, hat OM Kluge nämlich noch eine verantwortungsvolle berufliche Tätigkeit auszuüben, die ihn tagsüber voll in Anspruch nimmt.

An Sie alle, liebe OM, ergeht daher die Bitte, in Ihren Reihen nach einem geeigneten Nachfolger für das Amt des Rundspruchredakteurs Ausschau zu halten. Es mag die Suche erleichtern, wenn Sie dabei von der Gewißheit ausgehen können, daß im Jahre 1971 die redaktionelle Tätigkeit sowieso ins Amateurfunk-Zentrum nach Baunatal verlegt werden wird, der neue Redakteur also nur für eine Interimszeit von etwa anderthalb Jahren tätig werden soll. Alle technischen Hilfsmittel für die Vervielfältigung der Texte und ähnliches mehr würden ihm selbstverständlich zur Verfügung gestellt werden, und über den Mangel an Nachrichtenmaterial hat sich bisher kein Redakteur zu beklagen brauchen, solange er seine Informanten nur richtig zu nehmen verstand – im Gegenteil! Helfen Sie uns also, durch Ihre Tätigkeit als ‚Talent Scout‘ einen geeigneten Nachfolger für den zurückgetretenen Rundspruchredakteur zu finden, damit diese nützliche und beliebte Einrichtung unseres Clubs, die ein würdiges Sprachrohr unseres Verbands sein und bleiben soll, nicht während der nächsten Monate in der Versenkung verschwindet; später wird sie sowieso fester Bestandteil unseres Amateurfunk- Zentrums in Baunatal werden.


DARC-Organisations-Handbuch

Zum Abschluß, liebe OM, noch ein paar Worte zu einem Vorhaben, das vor allem Ihnen auf der OV-Ebene und im Distrikt die Arbeit erleichtern soll. Die gesetzlichen Bestimmungen als Grundlage für den Amateurfunk sowie die clubinternen Bestimmungen und Richtlinien wie Satzung, Wahl- und Geschäftsordnung, DE-Prüfungsbedingungen, Beitragsregelung und vieles andere mehr sind zur Zeit in einer Vielzahl von Veröffentlichungen verstreut, die häufig nicht allen Amtsträgern im DARC vorliegen. Es ist deshalb geplant, diese Unterlagen in einem DARC- Organisations-Handbuch zusammenzufassen und in Form einer Ringbuchsammlung allen Mitarbeitern im Club zur Verfügung zu stellen. Die Vorarbeiten hierzu sind im Gange, verzögern sich allerdings noch ein wenig wegen der vielfältigen anderen und vordringlicheren Aufgaben, die von den ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitgliedern und durch die Geschäftsstelle zu erledigen sind. Wir hoffen jedoch. Ihnen dieses für die tägliche OV-Arbeit sicherlich sehr nützliche Werk in absehbarer Zeit vorlegen zu können.

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Der Geschäftsführende Vorstand des DARC wird bestrebt sein, die ihm von den Clubmitgliedern durch den Amateurrat übertragenen Aufgaben auch in dem nun vor uns liegenden Jahr nach besten Kräften zu erfüllen. Diese Arbeit kann aber nur dann erfolgreich und zum Wohle des Amateurfunks bewältigt werden, wenn wir alle als Mitglieder des größten Amateurfunkverbands in Europa zusammenstehen und einmütig an der Lösung der uns gestellten Aufgaben mitarbeiten, wie wir dies schon so oft in der Vergangenheit getan haben. Wir brauchen eine starke und schlagkräftige Interessenvertretung, wenn wir uns als Funkamateure gegenüber den Forderungen der kommerziellen Dienste auf die Dauer erfolgreich behaupten wollen. Helfen Sie uns bitte alle bei dieser schweren Verpflichtung, die wir nicht auf uns genommen haben, um persönliche Interessen und Ambitionen zu befriedigen, sondern die wir allein im Interesse des Amateurfunks und unseres Verbands, des Deutschen Amateur-Radio-Clubs und seiner Mitglieder, zu erfüllen trachten.

Mit den besten Erfolgswünschen und vy 73,

Jürgen Netzer, DL3YH Ulf A. Kluge, DJ1BQ
1. Vorsitzender DARC 2. Vorsitzender DARC

Eingescannt: DK3QW
Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1970 Rundspruch-Archiv

OV-Rund 1/70