Kiel, 28.11.1963

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 10/63


In einem am 23.11.1963 an den ARRL-Präsidenten OM H. Hoover jr., W6ZH, gerichteten Telegramm hat unser Präsident OM Schultheiß, DL1QK, die tiefempfundene Anteilnahme der deutschen Funkamateure am Tode des Präsidenten der USA John F. Kennedy zum Ausdruck gebracht. Außerdem hat sich der DV Köln-Aachen OM Schifferdecker, DL7CA, im Namen des Clubs in die bei der amerikanischen Botschaft in Bad Godesberg ausgelegte Kondolenzliste eingetragen.


ÜBERSICHT:


1) Weltraumfunk der Amateure international anerkannt

Am 09.11.1963 ist in Genf die Außerordentliche Verwaltungskonferenz der Internationalen Fernmeldeunion (UIT) über den Weltraumfunk zu Ende gegangen. Delegierte aus 67 Ländern hatten dort fünf Wochen lang heiß um die Frequenzbereiche gerungen, die in Zukunft dem Weltraumfunk in seinen verschiedenen Anwendungen (fester Funkdienst, aeronautischer Dienst, Rundfunkdienst usw.), sowie der aktiven und passiven Radioastronomie zur Verfügung gestellt werden sollten.

Das störungsfreie Nebeneinanderarbeiten der terrestrischen und der Weltraumdienste, nahm einen breiten Raum bei den Diskussionen ein. Dies zeigte sich z. B. an der Tatsache, daß in Grenzfällen noch Signale aufgenommen werden müssen, die etwa mit einer Feldstärke von 1/1000 µV/m am Empfangsort einfallen. Während die Funkverwaltungskonferenz 1959 nur 1 % des benützten Spektrums dem Weltraumfunk zugeteilt hatte, stieg der Anteil der exklusiv und mit anderen Funkdiensten gemeinsam benutzten Bereiche jetzt auf 15 %.

Im Widerstreit der Meinungen schien es gelegentlich, als ob die Erfolge der Funkamateure, die sie mit dem Start und den Beobachtungen der Amateursatelliten OSCAR 1 und 2 errungen hatten, vergessen wären. Doch schließlich gelang es einigen traditionell amateurfreundlichen Verwaltungen, in die Neufassung der Vollzugsordnung Funk, die den gesamten internationalen Funkdienst verbindlich regelt, eine Bestimmung aufzunehmen, die den Amateuren die Benutzung von Erdsatelliten im 2-m-Band (144–146 MHz) ermöglicht.

Von den Gegnern dieser Regelung war versucht worden, durch Einführung hemmender Klauseln – so sollten alle Amateursatelliten durch die einzelnen nationalen Amateurverbände „koordiniert“ werden und der Internationale Beratende Ausschuß für den Funkdienst (CCIR) erst ein Studium der technischen und betrieblichen Bedingungen für solche Satelliten durchführen – die Amateursatelliten für unabsehbare Zeit zu blockieren. Die neue Regelung tritt am 01.01.1965 in Kraft.

Vom Internationalen Amateur-Radio-Club (IARC) in Genf war zu erfahren, daß dort die Pläne für den ersten europäischen Amateursatelliten schon über das Schreibtischstadium hinaus gediehen sind. In Zusammenarbeit mit Professor Dessoulavie von der Technischen Universität Lausanne, der Spezialist für Transistorenschaltungen mit extrem niedrigem Stromverbrauch ist, wurde bereits eine Tastmatrix entwickelt, die nur 120 µW Leistung aufnimmt.

Im übrigen sehen die Amateure in aller Welt dem Start des OSCAR 3, des ersten Amateur-Umsetzersatelliten entgegen, der einen 50 kHz breiten Teilbereich aus der unteren Hälfte des 2-m-Amateurbandes in die obere Hälfte umsetzen wird („poor man's TELSTAR“).

Die Schwierigkeiten die sich mit Kreuzmodulation und unerwünschter Rückkopplung aus dem Sende- in den Empfangskanal ergeben hatten, wurden durch die Entwicklung spezieller Transistoren, die von Funkamateuren in ihrer Freizeit bei einschlägigen Firmen durchgeführt wurde, überwunden. Der Sender wird nur noch drei Stufen umfassen um das empfangene Signal auf den Sendepegel hinaufzuheben.

Wissenschaftler, wie z. B. der bekannte Ausbreitungsforscher Dr. Smith-Rose in England, interessieren sich lebhaft für die Satellitenprojekte der Amateure. Sie wollen den zukünftigen Amateursatelliten besondere, für die Wissenschaft interessante Aufgaben zuweisen.

(Siehe zu diesem Punkt auch das beiliegende OVV-Arbeitsblatt!)


2) Clubmeisterschaft 1963/64

Infolge des teilweise verspäteten Eintreffens der Oktobernummer des DL-QTC waren die Voraussetzungen für die vom 14.–18.10.1963 durchgeführte erste Runde denkbar schlecht. Es überraschte daher nicht, daß sich daran weniger OM und Ortsverbände beteiligt haben, als im vergangenen Jahr. Erstaunlicherweise war allerdings die Zahl der QSOs mit 16.789 um fast ein Drittel größer als 1962 mit 12.754.

Nach dieser ersten Runde stehen bereits folgende Distriktsmeister fest, denen hiermit herzlich gratuliert sei:

Bayern-Süd: OV Oberland (C08)
Berlin: OV Charlottenburg (D01)
Hamburg: OV Cuxhaven (E01)
Köln-Aachen: OV Herzogenrath (G14)
Ruhrgebiet: OV Rheinhausen (L20)
Schleswig-Holstein: OV Neumünster M09
Saar: OV St.Ingbert (M09)
VFDB: BV Freiburg (Z06)

Diese Ortsverbände pausieren in der 2. Runde und nehmen erst wieder im Halbfinale an der Clubmeisterschaft teil, das vom 13.–17.04.1964, stattfinden wird.

Bereits aus der Meisterschaft ausgeschieden ist der Distrikt Schwaben, da keiner seiner Ortsverbände eine Ergebnisliste eingereicht hat.

Die zweite Runde beginnt am 13.01.1964 um 00:00 Uhr und endet am 17.01.1964 um 24:00 Uhr. Dafür ist folgende Gruppeneinteilung zur Ermittlung der restlichen Distriktsmeister vorgesehen:

Baden, Gruppen-Nr. A 201: A08, A24, A25, A28
Bayern-Nord, Gruppen-Nr. B 202: B01, B06, B18, B21
Hessen, Gruppen-Nr. F 203: F04, F10, F15, F17
Niedersachsen, Gruppen-Nr. H 204: H05, H09 , H13, H24
Nordsee, Gruppen Nr. I 205: I05, I12, I17, I18
Rheinland-Pfalz, Gruppen-Nr. K 206: K05, K15, K16, K19
Westfalen-Nord, Gruppen-Nr. N 207: N06, N13, N14, N17
Westfalen-Süd, Gruppen-Nr. O 208: O01, O15, O16, O23, O27
Württemberg, Gruppen-Nr. P 209: P05, P07, P15, P17
Nordrhein, Gruppen-Nr. R 210: R09 R12, R15, R16

Diese Einteilung wird auch noch im Januarheft des DL-QTC bekanntgegeben werden.

Die Logs der teilnehmenden OM müssen bis zum 24.01.1964 an den OVV eingesandt werden. Termin für die Einsendung der OV-Ergebnislisten an die EMC ist der, 31.01.1964. Es gilt jeweils das Datum des Poststempels. Formulare für die Ergebnislisten gehen hiermit allen an der zweiten Runde teilnehmenden Ortsverbänden (s. o.) zu.


3) IQSY-Mitteilungen

Das Referat für Amateurfunkbeobachtungen hat am 22.11.1963 die erste Nummer seiner „IQSY-Mitteilungen“ herausgegeben. Dieser schriftliche Informationsdienst über die Vorhaben während der Internationalen Jahre der Ruhigen Sonne (International Quiet Sun Year = IQSY) tritt an die Stelle der bisher darüber samstags im AFB-Rundspruch verbreiteten Nachrichten. Die Umstellung erfolgt, weil bei den in den Wintermonaten weiter anwachsenden Störungen eine sichere Übermittlung auf 80 m in den Nachmittags- und Abendstunden nicht mehr gewährleistet ist.

Die „IQSY-Mitteilungen“ erscheinen je nach Bedarf, d. h. bei Vorliegen aktueller Meldungen. Sie gehen zunächst allen derzeitigen Beobachtern des AFB-Referates sowie denjenigen OM zu, die schriftlich ihr Interesse an den künftigen IQSY-Beobachtungen bekunden. Später wird die Verteilung auf den Kreis der aktiven Mitarbeiter beschränkt werden. Außerdem erhalten natürlich die Redaktion des Deutschland-Rundspruchs, sowie die Rundspruch- und IQSY-Auskunftsstationen laufend diese Mitteilungen.


4) Erste Deutsche Fuchsjagdmeisterschaft

Der veranstaltende Distrikt Bayern-Süd hat für die1964 in München stattfindende erste Deutsche Fuchsjagdmeisterschaft das folgende vorläufige Programm aufgestellt:

Donnerstag, den 07.05. (Himmelfahrtstag):
Anfahrt der Teilnehmer und Gäste, verbunden mit einem Mobilwettbewerb, auf 80 und 2 m. Am Abend zwangloses Beisammensein.

Freitag, den 08.05.:
Vormittags: Fuchsjagd auf 80 m; Anfahrt der Jäger im Autobus zum Gelände.
Nachmittags: Möglichkeit zur Stadtrundfahrt und zu sonstigen Ausflügen.
Abends: Zwangloses Beisammensein; Möglichkeiten für Oper- und Theater-Besuche.

Samstag, den 09.05.:
Vormittags: Fuchsjagd auf 2 m; Anfahrt der Teilnehmer im Autobus, zum Gelände.
Abends: Großes HAM-Fest, veranstaltet vom OV München, mit Preisverteilung, Tanz und vielen Überraschungen.

Die Ausschreibungen werden den Distrikten in Laufe des Monats Januar zugeleitet. Die Meldungen werden bis zum 31.03.1964 zurückerwartet.

Jeder Teilnehmer erhält ein Diplom. Die ersten drei Sieger eines jeden Wettbewerbs erhalten Urkunden und Preise. Die Sternfahrt nach München rechnet zum Mobilwettbewerb.


5) Zur Nachahmung empfohlen

In der Januarausgabe des DL-QTC wird die EMC eine gute Idee zur Diskussion stellen, die im Ortsverband Hoher Meißner geboren wurde und sicherlich auch in anderen Ortsverbände Interesse finden wird.

Aus der Erkenntnis heraus, daß SSB die Betriebsart der Zukunft ist, haben dort etwa 20 OM eine Gemeinschaftsaktion „Der Sprung zum SSB“ ins Leben gerufen. Sie gingen dabei von der Tatsache aus, daß mit Hilfe der neuerdings im Handel erhältlichen Transceiver-Bausätze schon für ca. DM 700,– eine vollständige SSB-Station erstellt werden kann, SSB also keineswegs mehr ein „Plutokraten-Reservat“ ist, sondern durchaus eine „Jedermanns-Sache“ sein kann. Im Rahmen der Aktion haben die 20 OM eine Zweckspargemeinschaft gebildet und sich untereinander verpflichtet, jeder monatlich DM 35,– zu sparen. Auf diese Weise kommen allmonatlich DM 700,– im Ortsverband zusammen, für die dann gleich ein Bausatz bestellt werden kann, der bei der nächsten OV-Versammlung unter den Mitgliedern der Spargemeinschaft ausgelost wird. Die „Gewinner“ scheiden aus der weiteren Verlosung aus, müssen aber natürlich weiterhin ihre Raten einzahlen, bis der volle Betrag nach 20 Monaten entrichtet ist. Würde jeder für sich sparen, könnten sich alle das Gerät erst nach diesen 20 Monaten anschaffen; so kommen aber 19 von ihnen schon früher in seinen Besitz.

Das gleiche Verfahren läßt, sich selbstverständlich auch auf andere weniger kostspielige Geräte anwenden. Nähere Einzelheiten können bei DL1AP und DJ8EG erfragt worden, die diese Aktion im Ortsverband
Hoher Meißner in Gang gebracht haben.


6) Träger der Goldenen und Silbernen Ehrennadel des DARC

In letzter Zeit haben sich mehrfach Distrikte und auch Ortsverbände danach erkundigt, wer von ihren Mitgliedern die Goldene oder die Silberne Ehrennadel hat. Um in dieser Hinsicht ganz allgemein Klarheit zu schaffen, erhaltenen hiermit alle Distrikte und Ortsverbände für jeden ihrer Ehrennadelträger eine neue Karteikarte. Auf diesen Karten kennzeichnet ein an die Mitgliedsnummer angehängtes „/G“ einen Inhaber der Goldenen und ein „/S“ einen Inhaber der Silbernen Ehrennadel. Die Kennzeichnungen werden künftig beibehalten, so daß Ehrennadel-Träger bei einem OV- bzw. Distriktswechsel auch ihrem neuen OVV bzw. DV mittels der Zugangskarte gleich als solche vorgestellt werden.


7) Beiträge für das 4. Quartal 1963

...


8) Anlagen

Arbeitsblatt für OV-Vorsitzende Nr. 8/63


Berichtigungen und Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.01.1963

DOK:

Ortsverband:

B UKW-Referent: J. Reithofer, DL6MH (komm.)
F12 Kassel H. Dölle, DJ3AS
H30 Helmstedt G. Kirsten
R11 Neuß H. Kamps, DL9YP
L05 Essen H. Themsfeldt, DL3JY
L01 Meiderich A. Schröter, DL6TP
L23 Wesel H. Seidenstücker
P23 Schwäb. Gmünd G. Schopp, DJ4DL


VY 73, gez. Hansen, DL1JB, und Röhling, DL1FM


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1963 Rundspruch-Archiv