Kiel, den 21.02.1963

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 2/63


ÜBERSICHT:


1) Nicht tatenlos zusehen!

„Verschwindet von der Frequenz, ihr Waldheinis, ihr Whiskybrüder, ihr blöden Hunde!“

„Was sucht die kommerzielle Station hier, die hat hier überhaupt nichts zu suchen!“

„Ich kenne die, das sind 15-Watt-Stationen mit Steckquarzen und Handgenerator. Die haben zwei Frequenzen und können verschwinden. Ich mache das ganz einfach: wenn sich Waldheinis melden, lasse ich einfach ein Tonband mit einem CQ-Ruf laufen und erledige meine Post. Sollst mal sehen, wie sauber die Frequenz nachher ist.“

„Laß doch die lächerliche Funkstelle gehen, die spielen mit Atombomben.“

„Ich bleibe stur, weiche kein Hertz. Das wäre ja noch schöner; die haben hier gar nichts verloren.“

Das sind nur einige Beispiele für Äußerungen von Funkamateuren, die kürzlich auf dem 80-m-Band von Militärfunkstellen während einer Übung aufgenommen wurden. Sie sind in einem Bericht enthalten, mit dem sich das Bundesverteidigungsministerium jetzt beim Bundespostministerium über das Verhalten deutscher Funkamateure im Gebiet zwischen Köln und Stuttgart beschwert hat. Darin heißt es u. a.:

„Der Funkverkehr konnte durch absichtliches Stören der Amateurfunker nur unter sehr schweren Bedingungen aufrechterhalten werden. Die Amateurfunker versuchten mit allen Mitteln, unseren Verkehr zu unterbinden. Sobald sich von uns eine Funkstelle meldete, wurde sie sofort durch Senden von Pfeifkonzerten, Radio- und Schallplattenmusik und durch Zwischenrufe gestört, so daß ein Spruch teilweise sechs- bis achtmal wiederholt werden mußte, worüber sie sich dann wieder lustig machten. Es folgten Witze über die Bundeswehr. Sie benutzten unsere Rufzeichen, quittierten Sprüche usw. Ihre Gespräche untereinander gingen meist um die Bundeswehr und die ‚Waldheinis‘.“

Dazu hat der Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen dem DARC gegenüber erklärt:

„Die aus dem Bericht erkennbare ungehörige Haltung und abwegige Auffassung einiger Funkamateure habe ich mit erheblicher Besorgnis zur Kenntnis genommen. Ich hoffe, mit Ihnen darin einig zu sein, daß ein derartiges Verhalten dem Amateurfunk sehr abträglich ist und den Ruf der deutschen Funkamateure großen Schaden zufügt.

Wegen der fehlenden Rufzeichenangaben sind genauere Feststellungen über die Personen, die sich über die einfachsten Regeln des Anstandes und der Disziplin hinwegsetzten, leider nicht möglich. Ich nehme trotzdem diesen Bericht zum Anlaß, Sie zu bitten, im Rahmen der Ihnen gegebenen Möglichkeiten die Ihrer Organisation angehörenden Funkamateure zur Disziplin anzuhalten. Sollten sich derartige berechtigte Beschwerden wiederholen, wäre ich zu weitgehenden Maßnahmen gezwungen.

Zur Erläuterung möchte ich noch bemerken, daß bestimmte Frequenzen im Frequenzbereich 3500–3800 kHz notwendigerweise bei der genannten militärischen Übung mit meinem Einverständnis benutzt werden und auch künftig bei Übungen auf NATO-Ebene benutzt werden müssen.“

Wohlgemerkt: Diese Vorfälle haben sich im Frequenzbereich 3500–3800 kHz abgespielt, der sowohl dem Amateurfunk als auch gleichberechtigt dem festen und dem beweglichen Funkdienst zugewiesen ist. Der Amateurfunkdienst hat dort keine Vor- oder gar Exklusivrechte, die es zu verteidigen galt. Selbst auf einem Exklusivband wären Beleidigungen kein geeignetes Verteidigungsmittel oder weniger unentschuldbar, als sie es auf Frequenzen sind, die mit anderen Funkdiensten geteilt werden müssen.

In welche Gefahr der gesamte Amateurfunk durch derartige Vorkommnisse geraten kann, ist überhaupt nicht abzusehen. Wenn es auch sicherlich nur einige wenige Außenseiter sind, die sich so verhalten; ihr Treiben wird aber, zumal es unter dem Deckmantel der Anonymität geschieht, der Allgemeinheit der Funkamateure zur Last gelegt. Es genügt daher nicht, diese Vorfälle nur zu verurteilen, ihnen aber im übrigen tatenlos zuzusehen bzw. zuzuhören. Wir müssen uns von diesen Elementen distanzieren und mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln dafür sorgen, daß ihnen die Möglichkeit genommen wird, noch weiteren und größeren Schaden anzurichten. Macht ihr Beispiel erst Schule, könnte es eines Tages zu spät sein!

Für unsere lizenzierten OM bei der Bundeswehr scheinen diese Verfehlungen, an denen sie selbst völlig schuldlos sind, schon die ersten nachteiligen Folgen gehabt zu haben. Zu Beginn der Kuba-Krise mußte mit Rücksicht auf die allgemeine Lage der Betrieb von Amateurfunkstellen in Bundeswehr-Unterkünften eingestellt werden. Dieses Verbot ist bisher nicht aufgehoben worden, möglicherweise wegen der erwähnten Vorfälle, durch die der Amateurfunk in den Augen der Bundeswehr erklärlicherweise erstmal fragwürdig geworden ist.

Geben wir uns aber auch sonst keinen Illusionen hin. Der Amateurfunk ist vielen Institutionen mit Frequenzansprüchen schon seit langem ein Dorn im Auge. Diese Stellen argumentieren immer wieder damit, das die Frequenzen zu rar und wertvoll seien, um sie nur zum persönlichen Vergnügen zu benutzen. Sie sammeln Material gegen uns, um beweisen zu können, daß der Amateurfunk keine Existenzberechtigung mehr hat. Bessere Beweise als bewußte Störungen des militärischen Funkverkehrs und auf den Bändern verbreitete Beleidigungen der Bundeswehr könnten sie sich garnicht wünschen. Wollen wir noch länger zusehen, wie diese Beweise aus unseren eigenen Reihen geliefert werden?

Hier hören Freundschaft und Rücksichtnahme auf. Wer sich so verhält, wie die oben zitierten Bandbenutzer, und weder weiß, was Funkdisziplin ist, noch die trivialsten Anstandsregeln kennt, hat kein Recht mehr Funkamateur zu sein. Von solchen Elementen müssen wir uns, falls sie dem DARC heute noch angehören, im ureigensten Interesse befreien, sobald sie erkannt sind. Und dieses Erkennen dürfte erfahrenen Funkamateuren auch dann nicht allzu schwer fallen, wenn keine Rufzeichen zu ermitteln sind. Die Ortsverbandsvorstände sollten in derartigen Fällen rigoros von ihrem Ausschlußrecht Gebrauch machen. Geschieht das erst wenn die Post schon etwas unternommen hat, wird man uns immer eine gewisse Mitverantwortung aufbürden und die Folgen spüren lassen.

Wir sind der Masse der Funkamateure verpflichtet, die seit Jahr und Tag beweisen, daß der Amateurfunk auch heute noch auf vielen Gebieten seine Bedeutung für die Allgemeinheit hat und kein fragwürdiges oder belächelnswertes Hobby ist. Sorgen wir dafür, daß der Amateurfunk in diesem Sinne auch künftig im Urteil der Öffentlichkeit bestehen wird, und lassen wir es nicht dazu kommen, daß uns durch einige Außenseiter der tödliche Stempel „Unseriös“ aufgedrückt wird, der das Ende des Ende des Amateurfunks bedeuten würde.


2) IARU-Konferenz 1963

In der Zeit vom 10.–15.06.1963 wird in Malmö eine Konferenz der IARU-Region 1 stattfinden, zu der inzwischen alle Verbände der Region eingeladen wurden. Sie wird in drei Komitees gegliedert sein: A = Allgemeine Amateurfunkfragen, B = UKW, C = Finanzfragen. Diese Komitees sollen im Laufe der Konferenz Vorschläge ausarbeiten, über die die Vollversammlung der IARU-Region 1 am letzten Sitzungstag beschließen wird. Der DARC wird voraussichtlich vier Delegierte nach Malmö entsenden.


3) Technischer Auskunftsdienst

Der von DL6YE betreute Technische Auskunftsdienst des DARC steht allen Mitgliedern zur Verfügung. Wer ihn in Anspruch nehmen will, wende sich bitte unmittelbar an OM Willy Sanner, DL6YE, ..... Anfragen von Nichtmitgliedern werden nicht bearbeitet sondern unbeantwortet zurückgeschickt. Daher ist die Angabe der Mitgliedsnummer bei jeder Anfrage unerläßlich. Außerdem sollte für die Antwort Rückporto oder - besser noch - ein adressierter Freiumschlag beigefügt werden. Daß nur Fragen, die sich auf den Amateurfunk beziehen, beantwortet werden, und keine ausführlichen Berechnungen oder Schaltungsentwürfe angefertigt werden können, versteht sich sicherlich von selbst.


4) Deutschland-Rundspruch

An Stelle von OM Sütterlin, DL1LS, der aus beruflichen Gründen für einige Zeit nicht dazu in der Lage ist, sendet seit dem 02.02.1963 OM Niepenberg, DJ7NL, Wissen/Sieg, den Deutschland-Rundspruch in SSB. Zeit und Frequenz (sonntags 10:00 Uhr auf 3770 kHz) ändern sich nicht.


5) Neue Lizenzen

Je eher die Inhaber neuer Rufzeichen bekannt sind, desto eher kann die QSL-Vermittlung für sie tätig werden. Es ergeht daher an alle OV-Vorsitzenden einmal wieder die Bitte, die in ihrem Bereich erteilten neuen Rufzeichen so bald wie möglich der Geschäftsstelle zu melden, oder die betreffenden OM zu veranlassen, es selbst zu tun. Die QSL-Vermittlung erfährt die Calls von hier aus.


6) Nachlieferung des DL-QTC

Die Nummer des Jahrgangs 1962 sind inzwischen restlos vergriffen. Ab Nr. 1/63 wird künftig bei Nachlieferung ein Heftpreis von DM 1,– berechnet, der auch für eventuelle Zweit- und Mehrexemplare gilt. Die OV-Vorsitzenden werden gebeten, für Nachbestellungen von neuen Mitgliedern künftig diesen Betrag einzuziehen und an die Geschäftsstelle zu überweisen.


7) OV-Anteile für das 4. Quartal 1962

...


8) Beiträge für das 1. Quartal 1963

...


9) Berichtigungen und Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.01.1963

DOK:

Ortsverband:

B21 Kronach H. Rehbein, DJ6MX
B17 Weiden J. Winkler, DJ5MV
C EMC- & Contest-Referent: K. H. Hille, DL1VU
C08 Oberland H. Matuschek, DJ3MY (kom.)
F02 Bensheim E. Friedrich
M20 Heiligenhafen z. Z. vakant
M11 Preetz H. Heuse, DJ3WI
M12 Rendsburg E. Bock, DJ2LK
T05 Krumbach P. Strelczyk, DJ7AV
N21 Waltrop W. Schmidt, DE14395
O26 Hattingen H. H. Behrenbeck, DE12850
O21 Wanne-Eickel W. Misselke, DL1QI


Anlage: Arbeitsblatt für Ortsverbandsvorsitzende Nr. 2/63


Mit VY 73, gez. Hansen, DL1JB, und Röhling, DL1FM


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1963 Rundspruch-Archiv