Lieber OVV! Wie wäre es, wenn Sie wenigstens an einem OV-Abend im Monat etwa 20 Minuten für unsere OM vorsehen würden, die die Amateure von morgen sein werden? Es ist kein großes zeitliches Opfer, welches Sie diesen OM oder überhaupt dem OV bringen müssen, denn es haben schon verschiedene OM gründliche Vorarbeit geleistet, auf die Sie zurückgreifen können. Unser heutiges Thema sei die
Funktechnik. Wie alle DE- und Lizenzprüfungen zeigen, ist die Funktechnik das Prüfungsfach, welches vielen Prüflingen zum Verhängnis wird. Beginnen wir gerade deshalb mit diesem Fach, denn die Funktechnik ist die Grundlage für jeden KW-Amateur, gleichgültig, ob er als Hörer oder als Funker (Sprech- oder Tastfunker) tätig sein will. Da viele unserer jungen OM keinerlei Bindung zur Funktechnik besitzen, werden sie vorteilhaft die Grundlagen dem Buch Die elektrischen Grundlagen der Radiotechnik entnehmen, welches im Franzis-Verlag, München, erschienen ist. Haben Sie dann festgestellt, daß diese Grundlagen bei den OM sitzen, dann greifen Sie zum Kurzwellenhörer (KWH) Nr. 2/59. Dort beginnt, von einem erfahrenen Amateur, Kurt Leucht, DL1HP, geschrieben, die Artikelreihe Grundlagen der Funktechnik. Ihnen, der Sie schon in der Praxis Erfahrungen gesammelt haben, bereitet der Inhalt dieser Artikelreihe keine Schwierigkeiten. Lesen Sie aber bitte trotzdem jeden Artikel ein- oder zweimal genau durch, damit Sie dann den Inhalt komprimiert vortragen können. Wichtig ist auch, daß Sie sich die kleinen übersichtlichen Skizzen einprägen, damit Sie diese an einer Wandtafel verständlich wiedergeben können. Schließlich vergessen Sie auch bitte nicht, die Wiederholungsfragen, die OM Leucht den Lesern stellt, Ihren Zuhörern möglichst mehrmals vorzulegen, damit Sie die Gewißheit haben, daß alles verstanden wurde.
Ich höre schon die Pessimisten: Schade um die schöne Zeit! Irrtum, lieber Freund! Sie werden bestimmt nach ein oder zwei Vorträgen von Ihren Zuhörern gebeten werden, die Vorträge zeitlich zu verlängern oder einen besonderen Abend hierfür festzulegen. Das würde Sie selbstverständlich schon etwas mehr belasten, aber können Sie nicht einen anderen OM Ihres Ortsverbandes bitten, wenigstens einen Teil dieser Kurzvorträge zu übernehmen? Das ist
Arbeitsteilung. Es gibt wohl kaum einen OV, in dem kein Lehrer oder anderer OM mit pädagogischen Kenntnissen vorhanden ist, der sich gerade für diese OV-Arbeit eignen würde. Wenn Sie diesen OM aber nicht ansprechen und um Mitarbeit bitten, wird er weiterhin abseits stehen. Aber diese Eigenart der OM kennen Sie als OVV ja schon lange. Viele OM wären gerne zur Mitarbeit bereit, wenn sie angesprochen würden. Stellen Sie sich also auf diese kleine menschliche Schwäche ein und Sie werden sehen, der Erfolg bleibt nicht aus.
Da wir uns nun gerade über die Weiterbildung unserer jungen OM die trotzdem schon in vorgerücktem Alter sein können, unterhalten, noch ein kleiner Hinweis auf die
Amateurpraxis für den Anfänger. Im KWH Nr. 3/59 hat OM Dr. Rath, OE3RE, eine hervorragende Aufsatzreihe unter diesem Titel begonnen, die nur den technisch völlig unbelasteten Anfänger anspricht. Gerade die beiden ersten Artikel geben sehr viele Diskussionsmöglichkeiten. Runden Sie die Ausführungen von OM Dr. Rath durch selbst gewonnene Erkenntnisse ab, so werden Sie dankbare Zuhörer haben. Der Anfänger muß gelenkt werden, damit er Zeit und Geld spart. Gerade, weil wir diese Hilfe in unserer Anfängerzeit häufig vermißt haben, wollen wir heute helfen. In den weiteren Artikeln kommt OE3RE dann auf das eigentliche Werken zu sprechen. Sie finden also in dieser Artikelreihe Theorie und Praxis, zwei Dinge, die ein zukünftiger KW-Amateur dringend benötigt.
Wenn Sie jedoch bei der Aus- oder Weiterbildung Ihrer OM gute Erfolge erzielen wollen, müssen Sie den Unterricht möglichst auflockern. Von jedem Fachgebiet greifen Sie für einen OV-Abend ein abgeschlossenes Kapitel heraus. Ich will es auch so halten und nach der Technik und der Amateurpraxis für den Anfänger noch einige Hinweise geben für den
Morseunterricht. Dieser Unterricht muß eine Gemeinschaftsarbeit von Lehrer und Schüler sein. Es ist irrig, zu glauben, daß man die Morsezeichen durch Abhören selbst gegebener Zeichen sich einprägen kann. Selbst merkt man nämlich seine Gebefehler nicht. Gerade am Anfang Ist aber das genaue Einhalten von Zeichenlänge und Abstand von großer Wichtigkeit, damit sich das Ohr den Rhythmus der Zeichen einprägt und das Mitzählen der Punkte und Striche unterbleibt. Sie erinnern sich doch sicher noch an die Hinweise Ihres Lehrers, als Sie selbst mit den Morsezeichen die erste Bekanntschaft machten: der Strich hat die Länge von drei Punkten, der Abstand zwischen zwei Zeichen entspricht drei Punkten und der Abstand zwischen zwei Worten oder Gruppen hat die Länge von fünf Punkten. Zwischen den Einzelteilen eines Morsezeichens beträgt der Abstand einen Punkt. Nehmen Sie jetzt bitte das Büchlein Morselehrgang von DL3VD oder auch Morsen von OE3SO zur Hand, wo Sie eine zweckmäßige Stundeneinteilung finden. Selbstverständlich enthalten beide Bücher auch Hinweise auf Taste, Summer und Kopfhörer. So vorbereitet macht es Ihnen sicherlich Spaß, den Anfängern das Geheimnis der Morsezeichen zu vermitteln. Sie sollten übrigens den Summer als praktische Technikaufgabe von den Anfängern bauen lassen, die große Freude daran haben werden. Beherrschen Ihre Schüler erst einmal fehlerfrei die Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen, wird das Tempo durch ständige Übungen erhöht. Für diese Übungen haben Sie wieder ein wertvollen Hilfsmittel zur Verfügung. Sie können dazu die Schallplatten des DARC-Morselehrganges benutzen, die DL3TJ geschaffen hat. Sicherlich wird auch mancher Ihrer Schüler, wenn Sie es Ihm nahelegen, den Schallplattenlehrgang sich selbst anschaffen und zu Hause üben. Dadurch werden Sie dann weitgehend entlastet.
Unser Jugendreferent, DJ5UD, hat mir versprochen, noch ausführliche Beiträge über Jugendbetreuung und Ausbildung zu schicken. Ebenso wird unser Auslandsreferent, DL1XJ mir Beiträge über die internationale Organisation der KW-Amateure senden. Sie sehen, wir alle sind bemüht, Ihnen die OV-Arbeit zu erleichtern.
Mit meinen heutigen Vorschlägen können Sie schon ein kleines Programm für mehrere OV-Abende zusammenstellen. Dazu wünsche ich Ihnen guten Erfolg.
Wie hat Ihnen übrigens das erste Arbeitsblatt gefallen? Kann man da nicht von Schönheit
der Arbeit sprechen?
Das verdanken wir unserer Geschäftsstelle und DL1 Peter Siegfried.
Mit den besten 73
Ihr DL3JE
Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ
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