Kiel, den 18.12.1957

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 12/57


ÜBERSICHT:


1) Weihnachtssendung des DARC

An Stelle des Deutschland-Rundspruchs findet am kommenden Sonntag, den 22. Dezember, eine Weihnachtssendung des DARC statt. Sie wird von der Rundspruchstation DJ1RX auf der üblichen Frequenz (zwischen 3710 und 3725 kHz) ausgestrahlt und beginnt um 08:30 Uhr mit einer weihnachtlichen Einleitung. Anschließend wird eine Ansprache des Präsidenten OM Rapcke, DL1WA, übertragen. Danach, ab etwa 09:15 Uhr, sollen dann nacheinander die einzelnen Distrikte und die korporativ angeschlossenen Verbände ihre Weihnachtsgrüße übermitteln. Der sonst beim Rundspruch übliche Bestätigungsverkehr wird diesmal nicht durchgeführt.

Bitte, machen Sie – soweit noch möglich – auch diejenigen OM die nicht ständige Rundspruchhörer sind, auf diese Sendung aufmerksam.


2) Zum Internationalen Geophysikalischen Jahr

Das vergangene Jahr brachte mit dem IGY neue und interessante Aufgaben für die Funkamateure in aller Welt. Verschiedentlich sind nun allerdings Zweifel laut geworden, ob sich z. B. die in diesem Zusammenhang eingeführten Meßreihen der Amateure überhaupt lohnen, da doch wissenschaftliche Institute mit viel größeren Meßgenauigkeiten arbeiten können. Dazu ist folgendes zu sagen:

Die große Chance der Amateure liegt in der Vielzahl der Messungen, die in allen Teilen der Erde von ihnen angesetzt werden bzw. angesetzt werden könnten. Außerdem erhält man Ergebnisse, die auf beiden Seiten der Verbindungen ermittelt wurden. Besonders bei den Meßreihen, die DL6YL durchführt, hat sich gezeigt, daß die Änderung der Feldstärke an den verschiedenen Tagen bei den beiden Partnern der Verbindung keineswegs gleichmäßig verläuft. Auf diese Eigenart wies bereits eine wissenschaftliche Arbeit des Engländers Cheerman hin. Es fehlte aber bisher noch an Beobachtungsmaterial, um nähere Untersuchungen anzustellen.

Natürlich läßt sich mit Amateurmitteln nicht die Genauigkeit wissenschaftlicher Methoden erreichen. Dafür können aber die Amateure mit ihrer großen Zahl, Beobachtungsunterlagen in einem Umfang liefern, wie es den Instituten allein, schon wegen des dafür notwenigen Aufwands, gar nicht möglich wäre. In diesem Sinne sind auch die Aufgaben zu verstehen, die das Institut für Ionosphärenforschung unter OM Prof. Dr. Dieminger und OM Dr. Lange-Hesse den Amateuren gestellt hat. Sie sollen als Ergänzung der wissenschaftlichen Arbeit Unterlagen liefern, wie sie nur eine Vielzahl von Beobachtungsstellen erbringen kann, die dem Institut selbst aber gar nicht zur Verfügung stehen. Dadurch wird jeder einzelne Amateur, der sich an diesen Aufgaben beteiligt, zu einem wertvollen Helfer, der seine Zeit bestimmt nicht nutzlos opfert.

Nach einem achtwöchigen Probelauf ist jetzt ein täglicher Vorhersagedienst eingerichtet, den die Stationen DL6YL, DJ1SB und DLØHH täglich ausstrahlen. DJ1SB, der diese Zusammenstellung der berichte besorgt, steht unmittelbar mit dem Regional-Warning-Center Europa in Verbindung und wird dadurch mit den aktuellsten Nachrichten versorgt. Diese Vorhersagestationen des DARC verfügen über alle Unterlagen, wie tägliche Sonnenkarten, Verlauf der Magnetik, Radiostrahlung, Auroraübertragung, und sind in der Lage, jederzeit über plötzlich auftretende Aktivität auf der Sonne und ihre Einwirkungen auf die Funkbedingungen auszusagen. Ihnen liegen auch die monatlichen Ausbreitungsunterlagen für den folgenden Monat vor. Sie können daher Auskunft geben über Bandöffnungen, Einwirkung der Tagesdämpfung, Breite des Übertragungsbereichs über 24 Stunden für alle Richtungen, Breite des optimalen Arbeitsbereichs der sogenannten FOT (frequence optimal de travail), bezogen auf den gesamten Kurzwellenbereich von 100 bis 5 m. Schließlich stehen ihnen auch alle Unterlagen über die UKW-Ausbreitung und die Inversionsberichte zur Verfügung. Die Stationen senden täglich (außer sonntags) nach folgendem Plan:

07:00 und 08:00 Uhr DL6YL auf 80 m (Straßenbahn)
20:45 bis 21:20 Uhr DLØHH auf 144,725 MHz
21:00 Uhr DLØHH auf 80 m (voraussichtlich ab 2.1.58)
22:30 Uhr DJ1SB auf 144,813 MHz (Richtung Süd)
22:45 bis 23:20 Uhr DL1PS auf 145,2 MHz


3) Einbeziehung des Saarlands in die deutschen Amateurfunk-Bestimmungen

Seit dem 1. Dezember führen die OM an der Saar statt ihres bisherigen Kenners 9S4 den Kenner DL8. Die persönlichen Kennbuchstaben bleiben jedoch die gleichen; 9S4AA ist jetzt also DL8AA. Damit ist der erste Schritt zur Eingliederung des Amateurfunks im Saarland in die für das übrige Bundesgebiet geltende Regelung getan.

Um im übrigen die deutschen Bestimmungen für das Saarland gültig werden zu lassen, ist ein besonderes Gesetz erforderlich, das die derzeitigen saarländischen Bestimmungen außer Kraft setzt. Zur Erörterung der damit zusammenhängenden Fragen fand auf Anregung des Bundespostministeriums am 11. Dezember eine kurzfristig angesetzte Besprechung zwischen Vertretern der Bundespost und des DARC in Bonn statt, an der für den DARC der Präsident und der Sekretär, sowie OM Dr. Jacoby, DL3ME, als juristischer Berater teilnahm.

Bei dieser Zusammenkunft unterrichtete die Bundespost den DARC erstmalig über einen Plan, in Verbindung mit der Einbeziehung des Saarlandes und der dafür erforderlichen gesetzgeberischen Maßnahmen, die deutschen Bestimmungen über den Amateurfunk künftig generell auf das „Gesetz über Fernmeldeanlagen“ (FAG) zu beziehen und eine dementsprechende neue Verordnung zu schaffen. In dieser Verordnung würden dann auch endlich diejenigen Änderungen berücksichtigt, die im Laufe der letzten Jahre bei den Diskussionen über eine neue Durchführungsverordnung zum Amateurfunkgesetz zwischen BPM und DARC vereinbart worden waren; sie sollte gemeinsam mit dem DARC ausgearbeitet werden.

Die DARC-Vertreter lehnten diese Unterstellung des Amateurfunks unter das FAG, die eine Aufgabe des bisherigen speziellen Amateurfunkgesetzes bedeuten würde, als nicht im Interesse der Funkamateure liegend, ab. Ihren Argumenten – vor allem der Befürchtung, daß dann der Rechtsanspruch verlorenginge – begegnete die Bundespost mit der Feststellung, daß sich daraus für die Funkamateure keinerlei Nachteile gegenüber der jetzigen Regelung ergeben würden, und daß diese rein formelle Maßnahme auf die Praxis des Amateurfunks keinen Einfluß haben würde. Man sei gegebenenfalls bereit, dem DARC diese Tatsache von höchster Stelle ausdrücklich bestätigen zu lassen. Der Anschluß des Amateurfunks an das FAG würde, wenn es dazu käme, nur aus Gründen der Gesetzes-Systematik erfolgen, da mit Ausnahme des Amateurfunks inzwischen die Verordnungen für sämtliche Funkdienste auf dieses die Fernmeldehoheit regelnde Gesetz bezogen wären.


4) Die DOK-Sammelstelle bittet

die OV-Vorsitzenden, bis zum 15. Januar 1958 alle am 1.1.1958 in ihrem Ortsverband befindlichen Rufzeichen mitzuteilen. Da die DOK-Sammelstelle zum Jahresanfang wechselt, und da viele OVe noch keine Berichtigungen eingesandt haben, ist es für die DLD-Auswertung sehr schwer, die erforderlichen Unterlagen zu erhalten. Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, daß Lizenzveränderungen im OV durch eine Postkarte der DOK-Sammelstelle mitgeteilt werden sollten, damit der genaue Stand in den jeweiligen DOKs berichtigt werden kann. Nur so ist eine schnelle Bearbeitung der DLD-Anträge möglich. Die Neuaufstellungen sind zu richten an: OM Oskar Fischer, DL1TE, ...... Bitte, den Termin (s. o.) nicht versäumen.


5) Anhängen des DOKs an das Rufzeichen

In letzter Zeit hat es sich eingebürgert, den DOK mit Bruchstrich (-..-.) an das Rufzeichen anzuhängen, z. B. DJ4ZZ/A25. Das FTZ machte den DARC jetzt darauf aufmerksam, daß mit einem Bruchstrich nur angehängt werden kann, was offiziell zum Rufzeichen gehört, wie z. B. „/p“ bei DJ4ZZ/p. Für den DOK trifft das nicht zu. Wer ihn gleich im Anschluß an das Rufzeichen nennen will, sollte daher eine Trennung (-...-) zwischen Call und DOK geben; die Anzahl der Punkte und Striche bleibt die gleiche, HI.


6) Funkamateure bei der Bundeswehr

Lizenzierte Funkamateure, die ihre Station in Bundeswehrunterkünften betreiben, können im QSO ihren Standort und auf QSL-Karten, sowie in den Rufzeichenlisten ihre Postanschrift angeben. Dienstgrad und Einheit dürfen jedoch in diesem Zusammenhang nicht von ihnen genannt werden. Es wird gebeten, diese für die OM bei der Bundeswehr geltenden Bestimmungen im Verkehr mit ihnen zu berücksichtigen.


7) Störungen auf dem 20-m-Band

Im September (OV-Rund Nr. 9/57) war von Störungen berichtet worden, die die Oberwelle des Rundfunksenders Monte Carlo (7132) auf 14.255–14.275 kHz hervorrief. Die daraufhin vom DARC veranlaßte Beanstandung des BPM bei der monegassischen Verwaltung ist inzwischen von dieser anerkannt und mit der Versicherung beantwortet worden, die Ursachen der Störungen zu beseitigen. Allem Anschein nach ist das inzwischen tatsächlich geschehen. Sollte die Oberwelle von Radio Monte Carlo trotzdem noch als störend beobachtet werden, wird um Mitteilung an DL1AP gebeten. Dieses Beispiel zeigt, daß der offizielle Weg, auf den in letzter Zeit wiederholt hingewiesen wurde, erfolgreich ist, wenn er auch einige Zeit beansprucht.


8) IARU-Kongreß 1958

Dieser Kongreß findet nun nicht, wie im letzten OV-Rund angekündigt, vom 4.–9. August, sondern bereits vom 21. bis 26. Juli 1958 in Bad Godesberg statt. Die Vorverlegung erfolgte auf nachträgliche Bitte der IARU-Region 1.


9) OV-Nachrichten im DL-QTC

Alle Distrikts- und OV- Nachrichten, die im Rahmen der DARC-Mitteilungen im DL-QTC veröffentlicht werden sollen, sind nicht direkt an die Schriftleitung, sondern an die Geschäftsstelle zu richten. Sie müssen dort am 10. des Vormonats vorliegen, wenn sie in die nächste Nummer des DL-QTC aufgenommen werden sollen.


10) Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.12.1956

DOK:

Ortsverband:

B11 Nürnberg-Fürth H. J. Heimendahl, DL3MT
B12 Regensburg E. Stenke, DL6YZ
C25 Erding (neu) K. Hupfer, DJ1EE
C26 Lechfeld (neu) G. Jarosch, DL3CM
C27 Freilassing (neu) K. H. Hille, DL1VU
D Distriktsbüro Berlin: B. Garnatz, DL7BG
F Verbindung zur OPD (16) Frankfurt/M.: Kh. Schild, DL6ZM
G12 Porz K. H. Hahn, DL3FF
H18 Northeim G. Rose, DL6XP
N04 Detmold E. Mehltretter, DL3AU
Q02 St. Ingebrt/Saar V. Labutka

Nachdem im September bereits eine Liste mit den DV- und OVV-Anschriften übersandt wurde, wird der nächste vollständige Organisationsplan erst wieder in den ersten Monaten des kommenden Jahres erscheinen.


11) Weihnachtspause der Geschäftsstelle

In der Zeit vom 24.12.57–1.1.58 ruht der Betrieb der Geschäftsstelle. Bitte, das beim Verkehr mit der GS zu berücksichtigen.


Im Namen des DARC-Vorstands und persönlich wünschen wir nun allen DARC-Mitgliedern wie auch ihren Angehörigen ein recht frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes Neues Jahr. Aufrichtig danken möchten wir bei dieser Gelegenheit allen, die uns – wo auch immer sie für den DARC tätig waren – geholfen haben. Ohne ihre tatkräftige und selbstlose Mitarbeit wäre die erfolgreiche Entwicklung, die unser Verband im letzten Jahr erlebte, unmöglich gewesen.

In der Hoffnung, auch 1958 wieder Ihre Unterstützung bei der Erfüllung der Aufgaben des DARC zu finden,

VY 73, gez. H. Hansen, DL1JB, und L. Röhling, DL1FM


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1957 Rundspruch-Archiv