Kiel, den 15.12.1955

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 12/55


ÜBERSICHT:


1) Zur Lizenzprüfung

War früher meist das Morsen die Klippe, an der manche Prüflinge scheiterten, so haben sich in letzter Zeit die Fälle gemehrt, in denen OM den technischen Teil der Prüfung nicht bestanden. Nach Hause zurückgekehrt, überraschten diese OM dann ihren Ortsverband oft mit der Feststellung, die technischen Anforderungen seien urplötzlich wesentlich größer geworden und praktisch nur noch von Amateuren mit Fach- oder Hochschulbildung zu erfüllen. Ein großes Erschrecken war die Folge; Distrikt und Geschäftsstelle wurden alarmiert, um dieser bedrohlichen Entwicklung zu begegnen.

Wenn man dann der Sache nachging, stellte sich aber stets heraus, daß – abgesehen davon, daß bei den Prüfungen natürlich die technische Weiterentwicklung auch berücksichtigt wird – von verschärften Prüfungsbedingungen nirgends die Rede sein konnte, und offensichtlich unnötiger Wind gemacht worden war. Warum?

Die durchgefallenen OM wollten offenbar vor ihrem OV nicht blamiert dastehen und gaben daher den angeblich so gestiegenen Anforderungen die Schuld. Diese sind aber nicht der Grund dafür, daß in letzter Zeit mehr OM bei der technischen Prüfung versagt haben, als früher. Es liegt vielmehr daran, daß dem technischen Teil der Prüfung einfach zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Es hat sich die gefährliche Ansicht verbreitet, daß es bei der Prüfung lediglich auf das Hören und Geben ankäme; wer dort gut abschnitte, habe die Prüfung schon bestanden; der Rest sei nur eine Formsache. Dieser Auffassung verführt sehr leicht dazu, sich nur noch oberflächlich auf die technische Prüfung vorzubereiten. Das trifft vor allem auf diejenigen OM zu, die später gekaufte oder von anderen OM gebaute Geräte benutzen und sich selbst nicht mit der Technik befassen wollen.

Damit soll keineswegs behauptet werden, daß ein OM, der sich seine Geräte nicht selbst baut, deswegen schon ein „schlechterer“ Amateur sei. Aber, was in seinem Geräten vorgeht und wie sie funktionieren, das sollte ein Funkamateur doch wohl wissen, ganz gleich, ob er eine fertige oder eine selbst gebaute Anlage verwendet. Genauso, wie das Morsen nicht nur für die Prüfung gelernt werden sollte, sollte sich der OM auch die technischen Kenntnisse nicht nur wegen der Prüfung sondern in erster Linie im Hinblick auf seine spätere Amateurtätigkeit aneignen. Egal, welchem Gebiet des Amateurfunks er sich später widmet, ein bestimmtes technisches Wissen ist Voraussetzung dafür, daß er den Spaß an der Sache behält. Dieses Wissen sollte er sich aber aneignen, bevor er mit der Praxis beginnt, sonst erlebt er später nur Enttäuschungen, die ihm sein Hobby verleiden oder ihn unnötiges Lehrgeld kosten. Der angehende DJ sollte daher den technischen Teil der Lizenzprüfung nicht als ein notwendiges Übel oder als eine Formsache betrachten, sondern mehr ihre Bedeutung für sich selbst erkennen.

In diesem Sinne sollte auch in den Ortsverbänden auf die vor der Prüfung stehenden OM eingewirkt werden. Und dort, wo die Technik in letzter Zeit vielleicht etwas stiefmütterlich behandelt wurde oder die OM allzu sehr auf das Selbststudium angewiesen waren, sollte diesem Zweig in den Kursen der OVe wieder mehr Beachtung geschenkt werden. Die technischen Kenntnisse, die bei der Prüfung verlangt werden, kann sich bei entsprechender Anleitung jeder OM ohne weiteres erwerben. Sie sind für ihn die Grundlage einer erfolgreichen und selbständigen Amateurpraxis.


2) Monatswettbewerb des DARC

Im November hatte der Wettbewerb folgende Preisträger:

  1. Paul Reinert, DL6YT
  2. Alfred Gössing, DJ1PM
  3. Willi Gebler, DL6CL
  4. Georg H. Dörfler, DL7CY
  5. Gustav Bürkler, DL9UI
  6. Wolfram Körner, DL1CU
  7. Detlef Missfeldt, DL1IP
  8. Heinz Klose, DJ2CS
  9. Wolfgang Nabroth, DJ2KU
  10. Erich Kintscher, DL9FI

Der DARC gratuliert den OM zu diesem Erfolg und dankt allen Teilnehmern für die Mitwirkung.

Leider hat auch diesmal wieder nur ein kleiner Teil der tatsächlichen Wettbewerbsteilnehmer Logs eingesandt.

Eine genauere Auswertung des ersten Wettbewerbs ergab, daß im Oktober die absolute Beteiligung in den Distrikten Ruhrgebiet, Niedersachsen und Köln-Aachen am größten, in den Distrikten Rheinland-Pfalz, Hamburg und Bayern-Süd am geringsten war.

In den Unterlagen für den Wettbewerb ist nachzutragen:
OV Herzogenrath/Kr. Aachen - DOK: G14, Frequenzen 3566/3666/3766 kHz
OV Walsum/Niederrhein - DOK: L29 Frequenzen 3521/3621/3721 kHz
OV Lemgo – Angaben streichen, OV besteht nicht mehr.


3) Morseübungssendungen

a) Der vom OV Göttingen durchgeführte Morsekurs (s. OV-Rund 10/55, Ziff. 4) endet am 23.12.1955 mit der Wiederholung der 32. und letzten Übungsstunde. Ein zweiter, längerer Lehrgang wird voraussichtlich am 11. März 1956 beginnen.

b) Der OV Oberhausen beginnt am Montag, dem 16. Januar 1956, mit einem dreimonatigen Morsekurs, der nach folgendem Plan abgewickelt werden soll:

Zeit: Montags und donnerstags von 19.00 bis 20.00 Uhr
Frequenz: 3600 kHz ±5 kHz
Station: DL6CP
Ansage: In Fonie durch DL3MX oder DL6CP


4) Freigabe weiterer UKW-Bereiche

Auf einen Antrag des DARC zur Freigabe der restlichen UKW-Bereiche teilte das Bundespostministerium mit, daß über die gesamte Frequenzverteilung oberhalb 100 MHz zur Zeit mit zahlreichen Stellen verhandelt würde. Eine endgültige Regelung, die auch die weiteren UKW-Bereiche für den Amateurfunk betreffen wird, ist Mitte Nächsten Jahres zu erwarten.


5) Sondergenehmigung für F1

Auf Befürwortung des DARC wurde OM Günter Laufs, DL6HA, vom BPM eine auf ein Jahr befristete Sondergenehmigung für die Verwendung der Betriebsart F1 (Frequenzumtastung) auf 3510–3600 und 28000–28300 kHz erteilt. Über seine ersten Erfahrungen auf diesem Gebiet berichtete OM Laufs bereits im Novemberheft des DL-QTC (S. 495).


6) Fernschach über den Amateurfunk

Die Anfrage eines Ortsverbandes, ob für die Durchführung von Fernschachspielen die Übermittlung der Schachzüge über den Amateurfunk zulässig sei, wurde vom Fernmeldetechnischen Zentralamt verneint. In der Antwort des FTZ wird darauf hingewiesen, daß das Schachspielen in dieser Form nicht mit den Grundsätzen des Amateurfunks und seinen Zielen – Beschäftigung mit Funktechnik und Funkbetrieb – zu vereinbaren sei.


7) Verspätetes Erscheinen des DL-QTC

Durch plötzliche Erkrankung unseres Schriftleiters OM Auerbach, DL1FK, hatte sich die Fertigstellung der Dezember-Ausgabe des DL-QTC verzögert; sie konnte daher erst am 10./12.12. ausgeliefert werden. Die OM werden um Verständnis gebeten. Der diesmal auf 64 Seiten erweiterte Umfang entschädigt sie hoffentlich für das lange Warten.


8) Calls der Nichtmitglieder

.....


9) Beiträge und OV-Anteile für das 4. Quartal

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10) Organisationsplan des DARC

Diesem Rundschreiben liegt ein neuer Organisationsplan nach dem heutigen Stand bei. Ergänzungen werden, wie üblich, monatlich an dieser Stelle bekanntgegeben.

Leider hat die Geschäftsstelle von manchen Ortsverbänden seit Jahr und Tag nichts gehört, so daß die betr. Angaben im Organisationsplan inzwischen evtl. überholt sind. Gegebenenfalls wird um Richtigstellung gebeten.


Zum bevorstehenden Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel senden wir allen Mitgliedern die herzlichsten Grüße und Glückwünsche, auch im Namen des DARC-Vorstandes. Den Distrikts- und Ortsverbands-Vorständen und ihren vielen unermüdlichen Helfern danken wir bei dieser Gelegenheit ganz besonders für ihre tatkräftige Unterstützung auf allen Gebieten.

Auf weitere gute Zusammenarbeit im neuen Jahre,
mit VY 73, gez. Hansen, DL1JB, und Röhling, DL1FM


Anlage: Organisationsplan vom 15.12.1955


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1955 Rundspruch-Archiv