Protokoll
über die Sitzung des Amateurrats am 30. und 31. Juli 1955


Sitzungsort: Kassel, Restaurant <î>Nordischer Hof
Sitzungszeiten: Sonnabend, 30.7.1955, 15.00–21.00 Uhr;
Sonntag, 31.7.1955, 08.30–13.30 Uhr und 14.30–18.30 Uhr
Tagesordnung:
  1. Bericht des Vorstands.
  2. Bericht der Rechnungsprüfer; Vorlage und Genehmigung der Abrechnung für das Geschäftsjahr 1954/55.
  3. Entlastung des Vorstands.
  4. Neuwahl des Vorstands.
  5. Haushaltsvoranschlag für 1955/56.
  6. a) Lage auf den Bändern;
    b) Anfragen und Aussprache der Distriktsvorsitzenden, Vorstandsprobleme.
  7. Die DVO
  8. Das DL-QTC
  9. DX-Büro
  10. DARC-Ehrennadel.
  11. Kurzwellentagung.
  12. Stellung zum Verteidigungsministerium.
  13. Freiwilliger Betriebsdienst.
  14. IARU und Internationale Beziehungen.
  15. Die Resolution des OV Bonn.
  16. Funkausstellung.
  17. Bürgschaft für Neuaufnahmen.
  18. Neubildung von Ortsverbänden.
  19. DARC-Taschenbuch.
  20. Wettbewerbe.
Teilnehmer:
a) Vorstand:
Präsident: R. Rapcke, DL1WA
Vizepräsident: O. Lührs, DL1KV
Beisitzer im geschäftsführ. Vorst.: H. Bauer, DL1DX
Sekretär: H. Hansen, DL1JB
Technischer Referent: G. Paffrath, DL6EG
Referent für Test, DX, Diplome: R. Hammer, DL7AA
UKW-Referent: K. G. Lickfeld, DL3FM
Beisitzer im erweiterten Vorstand: U. Schwenger, DL6JG
b) Amateurrat:
DV Baden: E. Burgard, DL1BH
DV Bayern-Nord: K. Herbig, DL1EK
DV-Bayern-Süd: W. Seitz, DL6KW
DV Berlin: H. Timmermann, DL7AX
DV Hamburg: H. Heider, DL1IN
DV Hessen: i. V. H. Walther, DL1IL
DV Köln-Aachen: O. Becker, DL1JU
DV Niedersachsen: W. Lemensiek, DL1QQ
DV Nordsee: E. Klein, DL1PS
DV Rheinland-Pfalz: K. Wawrzyn, DL1VL
DV Ruhrgebiet: H. Fehlemann, DL6JT
DV Schleswig-Holstein: A. Drasdo, DL1FF
DV Westfalen-Nord: E. Wiethölter, DL1PA
DV Westfalen-Süd: i. V. H. Zimmerhöcker, DL1MS
DV Württemberg: G. Grözinger, DL1CS
1. Vorsitzender des VFDB e. V. i. V. A. Schädlich, DL1XJ (nur 31.7.)
c) Sonstige:
Schriftleitung DL-QTC: R. Auerbach, DL1FK
E. Franz, DL3AG
QSL-Vermittlung: H. Pankow, DL1BA
Geschäftsstelle: L. Röhling, DL1FM
Rechnungsprüfer: W. Meyer-Stüve, DL1GA
B. Tietz, DL1GU
Verlag DL-QTC: W. Körner, DL1CU
OVV Kassel: R. Baum, DL9ZJ
OVV Düsseldorf: G. Zdunczyk, DJ1IB

Der Sitzung wohnten außerdem verschiedene Mitglieder als Zuhörer bei.

Der Präsident, OM Rapcke, eröffnete die Sitzung mit einer Begrüßung der erschienenen Teilnehmer. Nach einer Minute stillen Gedenkens an die im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder gab OM Rapcke einen allgemeinen Überblick   über die Entwicklung des DARC im letzten Jahr und über die augenblickliche Situation. Anschließend übergab er dem Vizepräsidenten, OM Lührs, den Vorsitz. Vom Sekretär, OM Hansen, wurde die Anwesenheit festgestellt (s. Teilnehmerliste); es fehlten: Vom Vorstand der Verbindungsreferent zur Bundespost, OM Assmann, und der Pressereferent, OM Merz, die beide beruflich unabkömmlich waren; Vom AR am ersten Tag der Vertreter des VFDB. Der zur Sitzung eingeladene KW-Amateurclub Saar hatte keinen Vertreter entsenden können; seine schriftlichen Grüße wurden der Versammlung übermittelt.

Auf Grund der satzungsgemäßen, rechtzeitigen Einladung und Bekanntgabe der Tagesordnung war der AR beschlußfähig. Die Zahl der Stimmberechtigten wurde mit 15 (am 31.7.: 16) festgestellt.


1) Bericht des Vorstandes

a) Ein schriftlicher Bericht des geschäftsführenden Vorstands war den Sitzungsteilnehmern 10 Tage vorher übersandt worden; er wurde ohne Diskussion angenommen. (Für diejenigen Protokollempfänger, die nicht an der Sitzung teilnahmen, ist er als Anlage 1 beigefügt.)

b) Für die QSL-Vermittlung gab OM Pankow den Arbeitsbericht. Danach wurden im vergangenen Jahr in 3251 Sendungen 885.000 QSL-Karten nach dem In- und Ausland vermittelt, das sind trotz größerer Lizenzzahl nur 0,5 % mehr als im Vorjahr. Als Ursache wurde ein merkliches Nachlassen der QSL-Moral angegeben. Auffallend war allerdings, daß Sammelberichte der DEs wieder häufiger durch QSL bestätigt wurden. OM Pankow ging dann noch näher auf das im Geschäftsbericht (Anlage 1) bereits erwähnte Problem der Nachgebühren ein.

c) Über das DL-QTC berichtete der Schriftleiter, OM Auerbach. Er ergänzte die bereits im Geschäftsbericht gemachten Angaben und unterstrich die Notwendigkeit einer intensiveren Mitarbeit an der Zeitschrift. Der Schriftleitung ist es vollkommen klar, daß das DL-QTC nicht immer allen Wünschen entspricht und daß mit Recht mehr Artikel aus der Praxis gefordert werden. Während theoretische Beiträge in genügender Anzahl zur Verfügung stehen, ist der Eingang an Manuskripten über praktische Themen trotz aller Bemühungen sehr gering. Um ganz allein von Seiten des Verbandes aus exakte Baubeschreibungen, wie die DARC-Standardgeräte, oder praktisch wirklich erprobte Schaltungen liefern zu können, ist ein umfangreiches Entwicklungslabor bei der Schriftleitung oder beim Techn. Referat erforderlich, dessen Kosten aber die Möglichkeiten des Clubs weit überschreiten. Diese Lücke könnte ohne weiteres geschlossen werden, wenn die Mitglieder mehr als bisher über die Ergebnisse ihrer praktischen Arbeit berichten würden. Derartige Beiträge brauchen keineswegs stilistisch ausgefeilt zu sein, das besorgt die Schriftleitung; die Hauptsache ist, daß sie technisch einwandfrei sind. Auch und gerade kurze Artikel über Schaltungseinzelheiten, praktische Winke und Kniffe sind sehr erwünscht. Die primitiven Grundlagen sollten allerdings nicht in der Zeitschrift, sondern in den Heften der DARC-Amateurfunk-Bücherei gebracht werden.

d) Aus der Arbeit des Technischen Referates berichtete OM Paffrath. In der Reihe der DARC-Standardgeräte wurden drei Meßgeräte entwickelt, von denen das neueste, ein Oszillograph, dem AR vorgeführt wurde. In Vorbereitung sind jetzt Betriebsgeräte zum Aufbau einer Komplettstation. Es wird angestrebt, Industriefirmen für die Herstellung der Standardgeräte zu interessieren, um den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, sie auch fertig zu beziehen. Der Erfolg dieser Bemühungen wird von der Nachfrage abhängen. Der erste Versuch in dieser Richtung wurde mit dem Röhrenvoltmeter gemacht. Allgemein kostet die Entwicklung eines Standardgeräts trotz der rührigen Mitarbeit einiger OM ganz erhebliche Zeit; vor allem durch die Erprobung der zu verwendenden Einzelteile. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß das Technische Referat in zunehmenden Maße technische Einzelfragen der Mitglieder beantworten mußte. OM Paffrath appellierte in diesem Zusammenhang an alle Mitglieder, derartige Einzelfragen zunächst an ihren OV oder an den techn. Referenten des Distrikts zu richten. Vom Technischen Referat können nur Probleme allgemeiner Bedeutung bearbeitet werden, wenn es seiner Aufgabe für die Allgemeinheit weiterhin gerecht werden soll.

e) Über die drei Arbeitsgebiete des DX-Büros berichtete OM Hammer. Bei der Diplombearbeitung steht naturgemäß das WAE an erster Stelle. Im vergangenen Jahr wurden erteilt: 83 WAE-Diplome der Klasse III, 21 der Klasse II und sechs der Klasse I. Dem von OM Hammer in diesem Zusammenhang gemachten Vorschlag, die mit dem WAE-I verbundene WAE-Ehrenmitgliedschaft auf insgesamt 50 zu beschränken und für deutsche Funkamateure von der Mitgliedschaft im DARC abhängig zu machen, stimmte der AR zu. Nach dem WAE betrafen die meisten vom DX-Büro bearbeiteten Anträge das WAC und die französischen Diplome. Beim DXCC kann das DX-Büro nach wie vor höchstens eine Vorprüfung vornehmen, da die ARRL Bestätigungen anderer Verbände nicht anerkennt und auf Einsendung der Karten besteht. Die bereits seit langem geplante Diplom-Broschüre mit den Bedingungen der wichtigsten Amateurdiplome wird in Kürze in Zusammenarbeit mit dem Körner-Verlag herausgegeben werden.

Über die durchgeführten Wettbewerbe gab OM Hammer einen zusammenfassenden Überblick. Die vom Distrikt Westfalen-Nord bei dieser Gelegenheit beanstandete Änderung der Bedingungen für den Fieldday ging nach Erklärung OM Hammers auf entsprechende Wünsche der Mitglieder zurück. Der AR wurde ferner über die Vorbereitungen zum ersten WAE-DX-Contest (WAEDC) und über den Plan für einen innereuropäischen WAE-Contest im nächsten Jahr unterrichtet.

Abschließend ging OM Hammer noch auf die DX-Berichterstattung ein, die in der DX-Spalte des DL-QTC und im DX-MB ihren Niederschlag findet. Um Kollisionen mit dem Redaktionsschluß zu vermeiden, werden die DX-Berichte für das DL-QTC im Interesse des pünktlichen Erscheinens der Zeitschrift künftig früher abgeschlossen werden, und kurzfristige Meldungen nur im DX-MB erscheinen.

f) Aus der Arbeit des UKW-Referates berichtete OM Lickfeld. Zur Zeit sind etwa 200 deutsche Funkamateure auf 2 m und zehn auf 70 cm tätig, wobei sich im allgemeinen Quarzsteuerung durchgesetzt hat. Von diesen OM konnten bisher auf 2 m Verbindungen mit 19 Ländern und auf 70 cm mit drei Ländern hergestellt werden. Auf 2 m ist die Überbelegung des Teils zwischen 144 und 145 MHz zu einem schwierigen Problem geworden. Seitens des UKW-Referates soll aus diesem Grunde in nächster Zeit eine Zoneneinteilung vorgeschlagen werden, wie sie sich in England bereits seit einigen Jahren bewährt hat. Einzelheiten werden im DL-QTC bekanntgegeben. Dem Vorschlag, einer der nächsten Ausgaben des DL-QTC eine vollständige Frequenzliste aller deutschen 2-m-Stationen beizulegen, stimmte der AR zu.

Die UKW-Wettbewerbe erfreuen sich wachsender Beliebtheit, wenn auch die Beteiligung natürlich entscheidend von den jeweiligen Bedingungen abhängt. Die verschiedentlich vorgeschlagene Vereinheitlichung der Regeln für KW und UKW bezeichnete OM Lickfeld als unzweckmäßig, da die Bewertungsgrundlagen zu verschieden sind. Es wird jedoch angestrebt, die UKW-Wettbewerbe innerhalb der Region 1 gemeinsam und nach einheitlichen Gesichtspunkten zu veranstalten.

Die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene hat sich weiter vertieft und auch auf Polen und Ungarn ausgedehnt. Von besonderer Bedeutung war die International UHF/VHF Convention, die im Mai ds. Js. in London stattfand und Gelegenheit zu einem wertvollen Gedankenaustausch der europäischen UKW-Referenten bot.

g) Für das Pressereferat hatte OM Merz, der an der Sitzung nicht teilnehmen konnte, einen schriftlichen Bericht gegeben, dem zusammengefaßt folgendes zu entnehmen ist: An die Stelle der bisher regelmäßig zusammengestellten Deutschland-Rundsprüche sind die Rundspruchmiteilungen für die Distrikte getreten. Dies geschah auf Grund der Tatsache, daß sich das allgemeine Interesse vom einheitlichen Deutschland-Rundspruch auf die Distrikts-Rundsprüche verlagert hat. Die zu den Aufgaben der Pressestelle gehörende Ergänzung der deutschen Listen im International Radio Amateur Call Book stieß auf verschiedene Schwierigkeiten, so daß im Call Book noch immer einige überholte oder falsche Angaben enthalten sind. Durch geeignete Maßnahmen wird aber dafür gesorgt, daß in Kürze auch diese Fehler beseitigt werden. Die vom Referat herausgegebenen DARC-Presse-Informationen gehen zur Zeit an einen 39 Teilnehmer (Pressedienste, Redaktionen der größeren Zeitungen, Rundfunkgesellschaften) umfassenden Verteiler. Dieser Dienst wird laufend erweitert. Die Beobachtung der Presse zeigte, daß die Berichterstattung über den Amateurfunk erfreulicherweise wesentlich sachlicher geworden ist. Auffallend ist auch die Zunahme der Artikel über OV- und Distrikts-Veranstaltungen. Schließlich war die Pressestelle bestrebt, den Ortsverbänden für Ausstellungen u. ä. Material (Großfotos usw.) zur Verfügung zu stellen. Leider hat es sich gezeigt, daß diese Dinge oft wenig pfleglich behandelt werden. Häufig kommen sie beschädigt oder unbrauchbar, in einzelnen Fällen sogar überhaupt nicht oder nur nach mehrfacher Aufforderung wieder zurück. Auf diese Weise ist der Bestand an derartigem Material erheblich zusammengeschrumpft, und es fragt sich, ob unter diesen Umständen ein Ausbau dieser Einrichtung sinnvoll ist.

h) Über die Verbindung zur Deutschen Bundespost referierte an Stelle des verhinderten OM Assmann der Sekretär OM Hansen. Die Besprechungen über eine Neufassung der Durchführungsverordnung (DVO) zum Amateurfunkgesetz wurden nach Übertragung der Funkhoheit auf die Deutsche Bundespost wieder aufgenommen. Diese neue DVO wird die praktischen Erfahrungen der vergangenen Jahre berücksichtigen, ohne jedoch zu einer Überreglementierung zu führen. Die Prüfungen sollen in den einzelnen OPDen einheitlich abgewickelt werden, wobei für die Prüfung in Technik und Betrieb schriftliche Beantwortung von vorgelegten Fragen vorgesehen ist. Es soll jedoch – wie bisher – bei der einmaligen Prüfung bleiben, d. h. keine zusätzlichen Prüfungen als Voraussetzung für den Übergang in eine höhere Klasse, wie es ursprünglich geplant war. Die Leistungsbegrenzung soll sich künftig – wie allgemein üblich – auf die Eingangsleistung und nicht mehr auf die Anodenverlustleistung beziehen. Die deutschen Vorschriften über den Amateurfunk werden künftig auch für die Amateure bei den in Deutschland stationierten ausländischen Streitkräften maßgebend sein. Die sich daraus ergebenden Fragen werden zur Zeit noch geklärt.

Auf Vermittlung des REF und des DARC konnte eine Vereinbarung auf Gegenseitigkeit zwischen der Deutschen Bundespost und den französischen Fernmeldebehörden getroffen werden, durch die die Lizenzerteilung an Deutsche in Frankreich und umgekehrt geregelt wird. (s. OV-Rund Nr. 5/55, Ziff. 3) Dies ist der erste Schritt auf dem Wege zur gegenseitigen Anerkennung von Amateurlizenzen innerhalb Europas. Es wird angestrebt, derartige Übereinkommen auch mit anderen Staaten zu treffen. Zur Zeit laufen entsprechende Verhandlungen mit Österreich und Schweden.

Im vergangenen Jahr konnte die erste Fernsehsondergenehmigung an OM Reimann, DL1SJ, erteilt werden.

i) Auf die Auslandsbeziehungen und die internationale Lage des Amateurfunks ging der Vizepräsident, OM Lührs, ein. Die Verbindung der europäischen Verbände untereinander hat sich weiter vertieft. Im nächsten Jahr wird wieder ein Kongreß der IARU-Region 1 stattfinden, voraussichtlich in Stresa/Italien. Dort ist die gemeinsame Interessenvertretung der Amateure bei der für 1957 angekündigten ITU-Konferenz vorzubereiten. Auf dieser Konferenz wird über eine neue, allgemeine Frequenzverteilung beraten werden; sie ist damit von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Amateurfunks überhaupt.


2) Bericht der Rechnungsprüfer; Vorlage und Genehmigung der Abrechnung für das Geschäftsjahr 1954/55

Im Anschluß an die Berichte der Vorstandschaft erstattete OM Tietz, DL1GU, dem AR Bericht über die am 27. und 28. Juni 1955 von ihm und OM Meyer-Stüve, DL1GA, durchgeführte Rechnungsprüfung bei der Geschäftsstelle in Kiel. Es ergaben sich danach keine Beanstandungen. Die Vermögenslage des Clubs sowie die verfolgte Beitrags- und Ausgabenpolitik wurden als gesund bezeichnet. Bericht der Rechnungsprüfer, sowie die Jahresabrechnung 1954/55 und die Bilanz per 31.3.1955 wurden vom AR einstimmig angenommen. Die mit dem Prüfungsvermerk versehene Jahresabrechnung und Bilanz sind für die Protokollempfänger, die nicht an der Sitzung teilnahmen, als Anlage 2 beigefügt. Zusätzliche Erläuterungen sind auf der Rückseite dieser Anlage gegeben.


3) Entlastung des Vorstands

Den Vorsitz übernahm OM Zimmerhöcker als ältestes AR-Mitglied. Vor der Entlastungserteilung beanstandete der DV Baden, OM Burgard, die Vorbereitung und Durchführung der diesjährigen Präsidentschaftswahlen und stellte deren Ergebnis in Frage, und zwar aus formellen Gründen: 1. Die Distriktsvorsitzenden waren aufgefordert worden, vor der Einreichung von Wahlvorschlägen das Einverständnis der von ihnen vorgeschlagenen Kandidaten einzuholen. Nach der Wahlordnung ist dies aber Sache des Wahlleiters. 2. Die Wahlordnung enthält keine Bestimmung, daß Präsident und Vizepräsident als wiedergewählt gelten, wenn keine neuen Kandidaten vorgeschlagen wurden.

Als Wahlleiter erklärte OM Hansen zu 1) unter Hinweis auf die Wahlausschreibung im AR-Rundschreiben vom 14.3.55, daß diese Aufforderung an die Distrikte ergangen sei, um zu verhindern, daß wieder – wie vor zwei Jahren – nur Kandidaten vorgeschlagen würden, die mit ihrer Kandidatur gar nicht einverstanden sind, ohne daß die Distrikte dann noch die Möglichkeit haben, andere Vorschläge zu machen. Wenn die Distrikte sich aber vorher selbst bei den von ihnen vorgesehenen Kandidaten nach deren Einverständnis erkundigen, haben sie im negativen Fall immer noch die Möglichkeit, andere OM zu fragen und evtl. vorzuschlagen. Die Distrikte könnten auf diese Weise ihr Vorschlagsrecht wesentlich besser ausnutzen. Zu 2) erklärte OM Hansen, daß der AR bereits vor zwei Jahren entschieden habe, daß die in Abschnitt III,b der Wahlordnung enthaltene Bestimmung „Vorstandsmitglieder, für deren Amt keine Wahlvorschläge eingehen, gelten als wiedergewählt“ auch für die Wahl von Präsident und Vizepräsident gilt.

Diesen Erklärungen stimmte der AR zu. Um in Zukunft Unklarheiten zu vermeiden, beschloß der AR einstimmig, in die Wahlordnung Abschnitt III,a im 2. Absatz als letzten Satz aufzunehmen:

„Präsident und Vizepräsident, für deren Amt keine Wahlvorschläge eingehen, gelten als wiedergewählt.“

Anschließend erteilte der AR dem Vorstand einstimmig Entlastung. OM Zimmerhöcker dankte ihm im Namen des DARC für die geleistete Arbeit. Der Vorstand trat daraufhin zurück.


4) Neuwahl des Vorstands

Der Wahlleiter, OM Hansen, verlas das Protokoll über die Präsidentschaftswahl, demzufolge die bisherigen Amtsträger, OM Rapcke und OM Lührs, als wiedergewählt galten, da keine anderen Kandidaten aufgestellt worden waren. Auch für die übrigen Vorstandsämter lagen keine neuen Vorschläge vor, so daß die bisherigen Amtsträger ebenfalls ohne Wahlgang als wiedergewählt galten. Alle Vorstandsmitglieder nahmen ihre Wiederwahl an, mit Ausnahme von OM Assmann, der aus beruflichen Gründen darum gebeten hatte, von seiner Wiederwahl abzusehen. Die AR-Mitglieder nahmen den Rücktritt OM Assmanns mit aufrichtigem Bedauern zur Kenntnis. Der AR würdigte bei dieser Gelegenheit die außerordentlichen Verdienste, die OM Assmann sich um den Verband und seine Beziehungen zur Lizenzbehörde erworben hat, und sprach ihm dafür im Namen aller Mitglieder seinen ganz besonderen Dank aus.

Da ein neuer Kandidat für die Verbindung zur Bundespost nicht aufgestellt worden war, beschloß der AR einstimmig, die Aufgaben dieses Referats vorerst bis zur nächsten AR-Sitzung der Geschäftsstelle zu übertragen.

Anschließend übernahm der wiedergewählte Vorstand wieder die Geschäfte.

In Verbindung mit der Vorstandswahl beschloß der AR noch einstimmig folgende Änderung der Geschäftsordnung: Im Abschnitt Vb (Erweiterter Vorstand) werden im 1. Absatz der 3 und 4. Satz gestrichen und ersetzt durch:

„Die Stellung der Beisitzer wird im allgemeinen von Präsident und Vizepräsident der voraufgegangenen Amtsperiode eingenommen, Sonst wählt der AR die erforderlichen Beisitzer.“


5) Haushaltsvoranschlag 1955/56

Der vom Sekretär vorgelegte Haushaltsvoranschlag für das Geschäftsjahr 1955/56 wurde nach Abänderung einiger Posten, die sich im Laufe der Sitzung noch ergab (Ausgaben für DL-QTC, Distriktsanteile, Zuschüsse für Wettbewerbe und Ausstellungen, Gehälter) einstimmig angenommen. Er schließt in Einnahmen und Ausgaben mit DM 156.400 ab.


6a) Lage auf den Bändern

Wegen ihrer besonderen Wichtigkeit wurde diese Frage vom AR mit Vorrang und außerhalb der ursprünglich vorgesehenen Tagesordnung behandelt. In einem längeren Referat führte OM Lührs dem AR die augenblickliche Situation vor Augen. Angesichts der in Österreich zu beobachtenden Entwicklung wies er auf die zwingende Notwendigkeit hin, mit allen legalen Mitteln den Anspruch der Amateure auf die ihnen zugeteilten Bänder zu behaupten und ihn nicht durch vollendete Tatsachen in Gefahr bringen zu lassen. Der Ansicht, die Amateure brauchten ihre Bänder doch nicht und bei ihnen sei der Widerstand am geringsten, kann nur durch gesteigerte Aktivität und ständige, gleichmäßige Ausnutzung der Bänder, speziell des 80-m-Bandes, durch die Amateure begegnet werden. Resolutionen und Worte allein halten die bedrohliche Entwicklung nicht auf. Die OM sind zwar schon häufig in diesem Sinne aufgerufen worden; es hat sich aber gezeigt, daß eine solche Aktion eines bestimmten Planes und auch eines gewissen Anreizes bedarf, um tatsächlich eine Wirkung zu haben.

Über die Durchführungsmöglichkeiten entspann sich eine längere Aussprache, in deren Verlauf sich die Mehrheit der Distriktsvorsitzenden für einen wettbewerbsmäßigen Charakter der geplanten Aktion aussprach, im Gegensatz zu einem freiwilligen Betriebsdienst oder einer ähnlichen Einrichtung.

In diesem Zusammenhang faßte der AR folgenden Beschluß:

„Der Vorstand wird beauftragt, Pläne zur gleichmäßigeren Ausnutzung der zugeteilten Bänder auszuarbeiten. Für diese Aufgabe wird ein Beisitzer in den erweiterten Vorstand gewählt.“

(Abstimmungsergebnis: Dafür 11, Dagegen 3 (Bayern, Bayern-Süd, Hamburg), Enthaltung: 1 (Ruhrgebiet).

Als Beisitzer wählte der AR mit 14 Stimmen bei einer Enthaltung: OM U. Schwenger, DL6JG.

Für die Durchführung empfahl der AR mit 14 Stimmen bei einer Enthaltung (Ruhrgebiet) auf Vorschlag des Distrikts Baden folgenden, grundsätzlichen Plan:

Es wird ein laufender Wettbewerb auf 80 m eingerichtet, bei dem innerhalb eines Monats mit Stationen möglichst vieler Ortsverbände verkehrt werden soll. Bei einer Bewertung werden QSOs an Wochentagen (Montag–Freitag von 8–18 Uhr) bevorzugt. Es werden Preise ausgesetzt, die monatlich verteilt werden.


6b) Anfragen und Aussprache der Distriktsvorsitzenden, Vorstandsprobleme

Im Rahmen dieser Aussprache ergaben sich speziell folgende Fragen:

  1. Drahtloser Morsekurs
    Auf Vorschlag des Distrikts Niedersachsen wurde der OV Göttingen mit der Durchführung eines drahtlosen Morsekurses im größeren Rahmen beauftragt. Ihm wird zu diesem Zweck ein Magnetbandgerät zur Verfügung gestellt.
  2. Technische Referenten in den Distrikten
    Der AR beschloß – gegen die Stimmen von Rheinland-Pfalz und Württemberg – daß in jedem Distrikt ein technischer Referent eingesetzt werden soll. Dadurch soll der Techn. Ref. des Clubs entlastet und außerdem die Mitarbeit am DL-QTC intensiviert werden.
  3. Namensänderung
    Die vom Distrikt Bayern-Süd zur Diskussion gestellte Frage einer Namensänderung des DARC soll noch eingehender untersucht werden. Dem Vorschlag liegt die Überlegung zu Grunde, daß bei der jetzigen Bezeichnung nicht deutlich genug zum Ausdruck kommt, daß der DARC die Vereinigung der deutschen Funkamateure ist.
  4. Beitragsbefreiung für DV und OVV
    Die vom Distrikt Köln-Aachen vorgeschlagene Beitragsbefreiung für alle Distrikts- und Ortsverbands-Vorsitzenden wurde vom AR aus grundsätzlichen Erwägungen abgelehnt.
  5. AR-Sitzungen
    Auf Vorschlag des Distrikts Hamburg beschloß der AR, künftig zwei AR-Sitzungen im Jahr durchzuführen, da bei einer einzigen Sitzung im Jahr die jeweils zur Diskussion stehenden Fragen bisher nie vollständig erledigt werden konnten.


7) Die DVO

Für die weiteren Arbeiten bei der Neufassung der DVO bestellte der AR einen Ausschuß, dem unter Vorsitz von OM Bauer, DL1DX, die OM Conrad, DL1AL, Schips, DL1DA, und Schultheiß, DL1QK, angehören. Dieser Ausschuß soll in Aktion treten, sobald der vom Bundespostministerium angekündigte Entwurf vorliegt.


8) Das DL-QTC

Über die weitere Gestaltung des DL-QTC fand eine längere Aussprache statt, in deren Mittelpunkt die Frage stand, wie die Mitarbeit der Mitglieder, speziell auf praktisch-technischem Gebiet, forciert werden kann. Von den DVen wurden verschiedene Anregungen gemacht, deren Realisierung im Laufe der nächsten Zeit geprüft werden soll. Es kam zum Ausdruck, daß beim DL-QTC durchaus noch manche Wünsche offen seien, daß es bei dem sehr vielgestaltigen Leserkreis aber auch ziemlich schwierig sei, all diesen Wünschen gleichermaßen gerecht zu werden. Welche Resonanz das DL-QTC außerhalb Deutschlands hat, zeigt die Tatsache, daß die Zahl der ausländischen Abonnenten ständig wächst (z. Zt. ca. 10 % der DARC-Auflage) und viele europäische Amateurzeitschriften Artikel aus dem DL-QTC übernehmen.

Im Rahmen der Diskussion über das DL-QTC sprach sich die Mehrheit des AR für eine Reduzierung der AKT-Beilage auf ein Blatt pro Heft aus. Um ein pünktliches Erscheinen der Zeitschrift zu Monatsbeginn sicherzustellen, soll der Redaktionsschluß auch für alle Referenten bindend sein.


9) DX-Büro

Gewisse, in der letzten Zeit zwischen dem Distrikt Bayern-Süd und dem DX-Büro entstandene Gegensätze konnten für beseitigt erklärt werden, nachdem die Beteiligten sich in direkter Aussprache über die strittigen Punkte geeinigt hatten.

Das DX-Büro wurde beauftragt, die Möglichkeiten für die Wiedereinführung des DEM-Diploms (Deutscher Empfangsmeister) zu prüfen. Die Schaffung eines dem WAE entsprechenden HAE-Diploms für DEs wurde jedoch für unzweckmäßig gehalten, da nach einer Entscheidung der IARU-Verbände der Region 1, die vor zwei Jahren in Lausanne getroffen wurde, die Vermittlung von Hörerkarten in Europa eingeschränkt werden soll.


10) DARC-Ehrennadel

Der AR sprach sich für die unveränderte Beibehaltung der Verleihungsrichtlinien vom 15.12.53 aus. Die von den Distrikten für dieses Jahr eingereichten Verleihungsvorschläge waren vom Ausschuß bis auf zwei Fälle positiv beurteilt worden, so daß der Präsident die Verleihungen aussprechen konnte. Die Namen der OM werden nach Überreichung der Nadeln noch im DL-QTC bekanntgegeben. (Die Nadeln und Urkunden wurden den Distrikten inzwischen zugestellt.) Zusätzlich beschloß der AR auf Vorschlag des Distrikts Bayern-Süd, daß dem Sekretär, OM Hansen die Ehrennadel verliehen werden soll.


11) Kurzwellentagung

Mit Mehrheit beschloß der AR, künftig wieder alle zwei Jahre eine KW-Tagung des DARC zu veranstalten; die nächste soll im Jahre 1957 stattfinden. In dieses Jahr fallen der 30. Jahrestag der Gründung des DASD und der 10. Jahrestag der ersten Nachkriegstagung in Stuttgart. Im Haushalt eines jeden Jahres sollen DM 1500,– als Ausfallbürgschaft für die Tagungen zurückgestellt werden, so daß für jede Tagung max. DM 3000,– zur Verfügung stehen.


12) Stellung zum Verteidigungsministerium

Zu diesem Punkt gab OM Bauer für dem geschäftsführenden Vorstand einen Bericht über eine inoffizielle Besprechung mit Vertretern des Verteidigungsministeriums. Danach sind Beschränkungen des Amateurfunks oder eine Einflußnahme von dieser Seite aus nicht vorgesehen. Funkamateure, die als Freiwillige oder Wehrpflichtige eingezogen werden, können ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden und sich voraussichtlich auch während ihrer Dienstzeit als Funkamateure betätigen. Auf Grund diesen Berichts kam der AR zu der Auffassung, daß seitens des DARC zur Zeit nichts zu veranlassen ist.


13) Freiwilliger Betriebsdienst

Dieser Punkt war bereits im Zusammenhang mit 6a) erledigt worden.


14) IARU und Internationale Beziehungen

Es wurde nochmals kurz auf die für 1956 vorgesehene IARU-Konferenz eingegangen, zu der der DARC bereits offiziell zugesagt hat.


15) Resolution des OV Bonn

Neue Gesichtspunkte ergaben sich dazu nicht. Der AR vertrat aber allgemein die Auffassung, daß diese Resolution sehr wertvoll für die Arbeit des Vorstandes und des AR war, wenn auch das Echo in den Ortsverbänden verhältnismäßig gering war. (Die Resolution war im OV-Rundschreiben Nr. 3/55 veröffentlicht worden.)


16) Funkausstellung

Der OV Düsseldorf, OM Zdunczyk, gab einen Bericht über die Vorarbeiten am DARC-Stand auf der Funkausstellung. Die dafür erforderlichen Mittel wurden im Haushaltsplan berücksichtigt. Alle auf dem DARC-Stand ausgestellten Geräte werden versichert.


17) Bürgschaft für Neuaufnahmen

In der Diskussion über diese Frage kam zum Ausdruck, daß die Beibringung von Bürgen oder auch nur Referenzen in der Praxis u. U. auf erhebliche Schwierigkeiten stößt. Einem Vorschlag des Distrikts Rheinland-Pfalz folgend beschloß daher der AR, bei Stimmenthaltung des VFDB, die Geschäftsordnung entsprechend zu ändern. Im Abschnitt Ia der Geschäftsordnung (Aufnahme) 1. Absatz soll der 2. Satz künftig lauten:

„Dabei soll der Bewerber nach Möglichkeit zwei Referenzen beibringen.“


18) Neubildung von Ortsverbänden

Zum Antrag von fünf Essener Mitgliedern auf Bildung eines selbständigen Ortsverbandes Ruhrtal (2. OV in Essen) billigte der AR bei drei Stimmenthaltungen (Baden, Berlin, Hamburg) die vom Vorstand des Distrikts Ruhrgebiet getroffene Entscheidung und sprach sich aus grundsätzlichen Erwägungen gegen die Bildung dieses Ortsverbandes aus. Ein vom Distrikt Ruhrgebiet gemachter Vermittlungsvorschlag, den antragstellenden Mitgliedern vorläufig die Einzelmitgliedschaft im Distrikt anzubieten, wurde vom AR befürwortet.


19) DARC-Taschenbuch

Zur Diskussion stand, ob ein Taschenbuch (ähnlich dem ‚Schips-ler‘) oder ein Grundlagenbuch für Anfänger (ähnlich der früheren DASD-Fibel) herausgegeben werden soll. Zu dieser Frage wollen die DVe jedoch noch die Ansicht ihrer Ortsverbände einholen.


20) Wettbewerbe

Da dieser Punkt bereits im Rahmen der Vorstandsberichte behandelt worden war, ergab sich keine weitere Diskussion.


Abschließend wurde vereinbart, die nächste AR-Sitzung Anfang nächsten Jahres durchzuführen.


15.8.88
F.d.R.
gez. Hansen, DL1JB


Anlagen: Bericht über die Entwicklung des DARC im Geschäftsjahr 1954/55; Jahresabrechnung und Bilanz.


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1955 Rundspruch-Archiv