Rein zahlenmäßig hat der Verband auch im vergangenen Jahr weitere Fortschritte gemacht, wie die Mitgliederzahlen und das daraus resultierende Beitragsaufkommen zeigen. Die Gesamtentwicklung hatte jedoch nicht mehr den dynamischen Charakter der ersten Jahre, als die Arbeit an der Lizenzgebung in Vordergrund stand. Das Interesse und die Initiative des einzelnen Mitglieds bei der Gestaltung des Verbandes sind merklich geringer geworden; es wird erwartet, daß Entwicklungsimpulse vom Vorstand und vom Amateurrat ausgehen. Zwar wird gern und oft auch durchaus berechtigt kritisiert, aber die Bereitschaft, selbst verantwortlich mitzuarbeiten, ist allgemein sehr schwach. Dies kommt schon in der Besetzung der Vorstandsämter angefangen vom OV über den Distrikt bis zum Gesamtverband zum Ausdruck, die immer mehr auf Wiederwahl hinausläuft. Dadurch wird eine gewisse Einseitigkeit gefördert, die manche Gefahr in sich birgt. Hinzukommt, daß kaum einer der verantwortlichen OM die zeitliche Möglichkeit hat, ununterbrochen die Aktivität zu entfalten, die das ihm übertragene Amt fordert. Etwas häufigere Ablösungen dürften daher im beiderseitigen Interesse liegen.
Die allgemeine Situation des Amateurfunks selbst wird hauptsächlich durch folgende Faktoren bestimmt:
Im Zusammenhang mit den latenten außenpolitischen Spannungen bestehen in allen Teilen der Erde speziell in Europa ausgedehnte Netze verschiedener Funkdienste (normale Polizei- und Wehrmachtnetze, Agenten, Propagandasender usw.). Ein großer Teil dieser Dienste ist vor allem in Deutschland den Frequenzzuteilungsstellen entzogen, da es sich um militärische und ähnliche Dienste handelt. Ein anderer Teil wird aus naheliegenden Gründen im Widerspruch zu bestehenden Verträgen betrieben.
Die Lage wird durch die derzeitigen Ausbreitungsbedingungen weiter kompliziert. Diese lassen nur den Frequenzbereich zwischen 2 bis 10 MHz genügend zuverlässig sein, wobei wiederum der Teil zwischen 2 bis 5 MHz für bewegliche Funkdienste bevorzugt wird.
Beide Faktoren haben dazu beigetragen, daß die Zuteilungspläne vom Atlantic City nur noch höchst unvollkommen eingehalten werden. Das 80 und 40 m Band sind durch andere Dienste für den Amateur weitgehend. unbrauchbar geworden. Ein Einsickern von Rundfunksendern in das 20-m-Band ist bereits zu beobachten. Dabei besteht durchaus der Eindruck, daß man vollendete Tatsachen schaffen möchte.
Die IARU hat in dieser Angelegenheit trotz verschiedener Proteste bisher wenig getan. Möglicherweise aus der Einstellung heraus Uns in USA betrifft das nicht, oder weil man von einen offiziellen Schritt Neuordnungen erwartet, die auf eine Beschneidung der Amateurbänder hinauslaufen (siehe Vorschlag der skandinavischen Länder). Eine koordinierte Aktion der europäischen Verbände beim Büro der Region 1 erscheint notwendig. Die Resolution des ÖVSV ist ein Anfang dazu.
In Deutschland ist in Verbindung mit der Erlangung der Souveränität die Funkhoheit auf die Bundespost übergegangen. Damit ist der Weg für den Erlaß der bereits seit Jahren diskutierten, neuen DVO an sich frei; ein entsprechender, endgültiger Entwurf wird in Kürze vom BPM erwartet. Den deutschen Bestimmungen über den Amateurfunk werden künftig auch die Amateure bei den in Deutschland stationierten ausländischen Streitkräften unterliegen, so daß in dieser Richtung noch einige Verhandlungen nötig werden.
Das DL-QTC. Die DARC-Auflage konnte im Laufe des Jahres auf durchschnittlich 6800 Exemplare erhöht werden, die sich, wie folgt, verteilen:
DARC-Mitglieder ca. 5700
VFDB-Mitglieder ca. 750
Interner Verteiler ca. 100
Austausch ca. 100
Belegexemplare ca. 50
WAE-Exemplare ca. 30
Reserve ca. 70
Inhalt und Gestaltung der Zeitschrift erfüllten nicht immer die Erwartungen der Mitglieder und standen daher häufig im Mittelpunkt der Kritik. Es hat sich gezeigt, daß die ursprünglich als erste Verbesserungsmaßnahme vorgesehene Einsetzung eines hauptamtlichen Schriftleiters nicht das Entscheidende ist, sondern daß es in erster Linie auch hier auf eine wesentlich größere Mitarbeit der Mitglieder ankommt. Es erschien daher zweckmäßig, zunächst einen Kreis fester Mitarbeiter zu bilden, was in der letzten Zeit geschehen ist, und durch Erhöhung der Honorare (Ziel: Angleichung an die Sätze der funktechnischen Zeitschriften) einen größeren Anreiz für die Autoren zu schaffen. Die Schriftleitung wird in ihrem Bericht auf diese Probleme noch im einzelnen eingehen.
Die QSL-Vermittlung. Die Zahl der effektiv vermittelten Karten ist weiter gestiegen; bezogen auf die Zahl der Lizenzen machte sich jedoch ein leichter Rückgang bemerkbar. Zu einem schwierigen Problem hat sich die uneinheitliche Handhabung der Portobestimmungen für QSL-Karten in den einzelnen Ländern entwickelt. Dadurch entstehen laufend Nachgebührenforderungen für Auslandssendungen. Es ist versucht worden, hier einen gangbaren Weg zu finden. Dazu sind jedoch Verhandlungen der Postverwaltungen untereinander erforderlich, so daß eine Lösung sehr erschwert wird,
Referate. Das erhöhte Beitragsaufkommen ließ es zu, im letzten Abschnitt des Berichtszeitraums für die einzelnen Referate speziell für das technische Referat mehr Mittel zur Verfügung zu stellen und ihre Leistungsfähigkeit entsprechend zu steigern. Die im DL-QTC erschienenen Entwicklungen des technischen Referats sind die ersten Auswirkungen. Im einzelnen werden die Referate über ihre Arbeit gesondert Bericht erstatten.
Geschäftsstelle. Für die Geschäftsstelle konnten verschiedene, schon seit langer Zeit erforderliche Anschaffungen an Büromaschinen (Schreibmaschine, Vervielfältiger, Adressiermaschine) und Mobiliar getätigt werden. Es sind dies die ersten Anschaffungen des DARC dieser Art. Die Geschäftsstelle beginnt damit endlich unabhängig von leihweiser Benutzung zu werden.
Sonstiges. Die Ende 1953 gestiftete DARC-Ehrennadel wurde im Rahmen der Erstverleihung an 123 Mitglieder verliehen.
Die Haftpflichtversicherung wurde in mehreren Fällen in Anspruch genommen Die Versicherungsgesellschaft zeigte sich bei der Regulierung der Schadensfälle durchaus kulant.
Zu folgenden ausländischen Veranstaltungen entsandte der DARC offizielle Delegierte: National Convention der RSGB in Bristol im September 1954, OM Lührs, DL1KV. USKA-Generalversammlung in Thun im Januar 1955, OM Bauer, DL1DX.
Die Verbindung der IARU-Verbände der Region 1 hat sich seit Schaffung des Region 1 Büros wesentlich enger gestaltet, was im Hinblick auf eventuelle gemeinsame Schritte von besonderer Bedeutung ist.
3) Organisatorische Entwicklung
Die Befürchtung, daß durch die Beitragserhöhung ein fühlbarer Mitgliederschwund verursacht würde, hat sich nicht bestätigt; im Gegenteil erhöhte sich die Mitgliederzahl im vergangenen Jahr weiter um 333 d. h. 6 % (gegenüber 5,5 % in Vorjahre). Insgesamt wurden genau 1000 neue Mitglieder aufgenommen, während 667 aus den Verband ausschieden. Auf drei Zugänge kommen demnach zwei Abgänge.
Die Zahl der Lizenzen im DARC erhöhte sich um 195 = 7 % (gegenüber 5 % im Vorjahr).
191 neue DE-Nummern wurden erteilt, das sind 50 % mehr als im Vorjahre. Das Interesse an der DE-Prüfung ist also offensichtlich wieder gestiegen.
Die Zahl der DARC-Ortsverbände hat sich um 9 erhöht. Es wurden 12 neue Ortsverbände gebildet und 3 aufgelöst bzw. in benachbarte eingegliedert.
Die distriktsmäßige Aufschlüsselung zeigt im einzelnen Bild:
Distrikt |
Ortsver- |
Mit- |
da |
von nur DE |
Nichtmitgl. |
Baden | 14 (14) | 335 (292) | 190 (175) | 13 (16) | 40 (31) |
Bayern-Nord | 18 (16) | 400 (373) | 200 (199) | 28 (31) | 46 (14) |
Bayern-Süd | 16 (13) | 496 (453) | 263 (244) | 38 (42) | 50 (39 |
Berlin | 12 (12) | 306 (309) | 130 (121) | 65 (57) | 29 (20) |
Hamburg | 4 (4) | 499 (478) | 204 (207) | 33 (39) | 31 (25) |
Hessen | 22 (22) | 503 (511) | 292 (291) | 22 (20) | 90 (68 |
Köln-Aachen | 11 (9) | 416 (383) | 182 (159) | 48 (19) | 37 (24) |
Niedersachsen | 23 (22) | 468 (444) | 243 (224) | 38 (48) | 55 (40) |
Nordsee | 15 (16) | 291 (296) | 182 (170) | 11 (17) | 42 (32) |
Rheinland-Pfalz | 13 (12) | 237 (197) | 100 (85) | 9 (10) | 22 (14) |
Ruhrgebiet | 28 (26) | 655 (619) | 288 (293) | 40 (40) | 70 (40) |
Schleswig-Holstein | 16 (16) | 230 (227) | 143 (128) | 16 (15) | 33 (26) |
Westfalen-Nord | 15 (16) | 273 (258) | 164 (143) | 11 (14) | 41 (23) |
Westfalen-Süd | 20 (20) | 372 (368) | 186 (152) | 25 (39) | 26 (22) |
Württemberg | 16 (16) | 332 (294) | 205 (186) | 16 (18) | 69 (67) |
Sonstige | 22 |
5 |
|||
DARC | 243 (234) | 5835 (5502) | 2972 (2777) | 418 (425) | 681 (485) |
VFDB | 672 (685) | 241 (179) | |||
Gesamt am 1.4.1955 | 6507 (6187) | 3213 (2956) |
Erteilt waren vom FTZ am 1.4.1955 = 3894 (3441) Lizenzen, von denen 432 (342) ruhten.
Auch im vergangenen Jahr war die Entwicklung in den einzelnen Distrikten wieder sehr unterschiedlich. Während in einigen Distrikten (Rheinland-Pfalz mit 21 %, Baden mit 15 % und Württemberg mit 13 %) der Mitgliederzuwachs erheblich über dem Durchschnitt lag, gingen in anderen Distrikten die Mitgliederzahlen zurück (Nordsee um 1,7 %, Hessen um 1,6 % und Berlin um 1 %).
Der Zuwachs an Lizenzen war auch diesmal wieder im Distrikt Westfalen-Süd mit ca. 22 % am höchsten. Wesentlich über dem Durchschnitt lagen außerdem die Distrikte Rheinland-Pfalz (18 %), Westfalen-Nord (15 %) und Köln-Aachen (14 %), während in Bayern-Nord, Hamburg, Hessen und im Ruhrgebiet sich die Zahl der Lizenzen gegenüber dem Vorjahr kaum verändert hat.
Der Prozentsatz der Nichtmitglieder-Lizenzen erhöhte sich von 15 % auf 17,5 %. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß über 30 % dieser Lizenzen ruhen, während der Anteil der ruhenden Mitgliederlizenzen nur knapp 7 % beträgt. Besonders hoch ist der Prozentsatz der Nichtmitglieder in Württemberg (24,5 %) und Hessen (22,5 %), während er in Westfalen-Süd (11 %) und Hamburg (12 %) unter dem Durchschnitt liegt.
Dem Geschäftsjahr 1954/55 lag der folgende, im Zusammenhang mit der Beitragserhöhung aufgestellte Haushaltsplan zugrunde (s. AR-Rundschreiben vom 15.10.54):
Einnahmen |
Ausgaben |
|
DM 126.200 | Beiträge | |
1300 | Aufnahmegebühren | |
100 | DE-Gebühren | |
3900 | Sonstige Einnahmen | |
Das DL-QTC: Verlag und Druck | DM 43.500 | |
Redaktion |
11.500 | |
QSL-Vermittlung | 15.500 | |
Distrikts- und OV-Anteile | 24.700 | |
Porti und Fernsprechgebühren | 6000 | |
Drucksachen und Bürokosten | 4500 | |
Reisekosten | 2000 | |
Zeitschriften und Bücher | 250 | |
Geräte und Inventar | 800 | |
Versicherung | 1700 | |
Mieten | 1200 | |
Gehälter | 11.800 | |
Sozialleistungen | 1250 | |
IARU | 1500 | |
Sonstige Ausgaben | 1000 | |
Reserve und Rückstellungen | 4300 | |
DM 131.500 | DM 131.500 |
Die von den Rechnungsprüfern OM Meyer-Stüve, DL1GA, und OM Tietz, DL1GU, geprüfte Jahresabrechnung und die Bilanz per 31.3.1955 sind mit zusätzlichen Erläuterungen in der Anlage 2 enthalten.
Aus der Abrechnung geht hervor, daß die Einnahmen um ca. DM 9000 über dem Voranschlag lagen. Die um annähernd DM 8000 höheren Beitragseingänge resultieren aus dem bereits erwähnten, nicht erwarteten Mitgliederzuwachs. Die höheren sonstigen Einnahmen sind in der Hauptsache auf die Zuschläge bei Beitragsnachnahmen zurückzuführen, die annähernd DM 3600 ausmachten. (Rund 1000 Mitglieder lassen es immer wieder auf eine Nachnahme ankommen!)
Auf der Ausgabenseite erhöhten sich folgende Posten gegenüber dem Voranschlag:
Das DL-QTC um ca. 1500 DM entsprechend der erhöhten Auflage.
Distrikts- und OV-Anteile um DM 1700 entsprechend der größeren Mitgliederzahl. (Darin ist eine Rückstellung von DM 600 für nachträgliche Zuschüsse zu den Distrikts-MBs enthalten; siehe Haushaltsvoranschlag für 1955/56.)
Drucksachen und Bürokosten um ca. DM 400.
Reisekosten um ca. DM 400.
Geräte und Inventar um ca. DM 3400, in der Hauptsache für die erwähnte Ausstattung der Geschäftsstelle. (Die Anschaffungen wurden erst gemacht, als die günstige finanzielle Entwicklung zu übersehen war.)
IARU-Beitrag um DM 1000 (Rückstellung für Fonds I, der im vergangenen Jahr nicht abgerufen wurde.).
Die Ausgaben für Porti & Fernsprechgebühren konnten um ca. DM 1250, die für Mieten um ca. DM 300 niedriger gehalten werden, als veranschlagt.
Die übrigen Ausgaben entsprechen im wesentlichen dem Voranschlag.
Das Geschäftsjahr 1954/55 schließt mit einem Einnahmenüberschuß von DM 6631,94. Damit ist sowohl das vorjährige Defizit ausgeglichen, als auch die im Haushaltsplan vorgesehene Reserve erzielt.
Das Barvermögen des Clubs beträgt nunmehr DM 19.043,36, von denen DM 18.051,40 auf Postsparkonto zinsenbringend angelegt sind.
20.7.55
-1jb
Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ
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