DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 33/14 VOM 21.08.2014

Redaktion: Stefan Hüpper, DH5FFL, vom Amateurfunkmagazin CQ DL


ÜBERSICHT:


VGH Baden-Württemberg weist Berufung im Access-PLC-Urteil des VG Karlsruhe zurück

Der Verwaltungsgerichtshof, kurz VGH, Baden-Württemberg weist die Berufung im Access-PLC-Urteil des VG Karlsruhe zurück. Ob das Access-PLC-Netz der Beigeladenen den Anforderungen des EMVG in Bezug auf die elektromagnetische Verträglichkeit genügt, lässt das Urteil offen. Entgegen der Auffassung des Gerichts trat die Betreiberin der ACCESS-PLC-Anlage als Beigeladene der Klage entgegen. Sie machte geltend, die Klage sei rechtsmissbräuchlich, da sie maßgeblich auf Betreiben des Deutschen Amateur Radio Clubs e.V. - DARC - erhoben worden sei, der diesem Verfahren erhebliche auch politische Bedeutung beimesse. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Senat hat die Revision zum Bundesverwaltungsgericht in Leipzig nicht zugelassen. Diese Entscheidung kann binnen eines Monats nach Zustellung des schriftlichen Urteils durch Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht angefochten werden. Das Aktenzeichen lautet 1 S 234/11. Seine erste Störungsmeldung hatte der Kläger nach eigenen Angaben im Jahre 2000 bei der damaligen Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) eingereicht. Durch die Abstrahlung elektromagnetischer Störungen des in Mannheim entstehenden ACCESS-PLC-Netzes "Internet aus der Steckdose" war es dem Mannheimer Funkamateur und Rundfunkhörer nicht mehr möglich, seine Kurzwellenempfangs- und damit auch die Amateurfunk-Sendeanlagen bestimmungsgemäß zu nutzen. Weitere Hintergründe und die Vorgeschichte des Urteils lesen Sie aktuell auf der DARC-Webseite [www.darc.de/aktuelles/details/article/vgh-baden-wuerttemberg-weist-berufung-im-plc-urteil-des-vg-karlsruhe-zurueck].

Unter den folgenden zwei Punkten veröffentlicht der 1. Senat des Verwaltungsgerichtshofes Baden-Württemberg den Leitsatz zum Urteil zu ACCESS-PLC:

  1. Von einem Access-PLC-Netz ausgehende elektromagnetische Störungen sind keine Störungen der Frequenzordnung im Sinn des § 64 Abs. 2 Satz 1 TKG.
  2. Ein Funkamateur, der die Verpflichtung der Bundesnetzagentur erstrebt, gegenüber einem Unternehmen, das Internetzugänge über das Stromnetz mittels eines sog. Access-PLC-Netzes anbietet, Maßnahmen anzuordnen, um den ungestörten Empfang von Kurzwellenrundfunk und Amateurfunk in seiner Wohnung zu sichern, kann sein Begehren auf § 14 Abs. 6 Satz 2 Nr. 4 EMVG stützen.

Den Leitsatz und das komplette Urteil findet man im Internet [http://tinyurl.com/n4ekqc7]. Der Langtext des Urteils ist über den ebenso bezeichneten Button "Langtext" u.a. als PDF-Datei abrufbar. Am Tage der Messungen, die dem Urteil gemäß Beweisbeschluss des VGH zugrunde liegen, konnte der Sachverständige keine elektromagnetischen Störungen feststellen, die der ACCESS-PLC-Anlage der Beigeladenen zuzuordnen seien.


Neue Länder auf 70 MHz

Für die Zukunft wollen weitere Länder den 70-MHz-Bereich manifestieren. In Frankreich wird momentan noch darüber diskutiert, einen Bereich im 4-m-Band freizugeben. Für einige Zeit ist nun auch EA9/Ceuta auf dem Band QRV. Darüber berichtet Mike Bosch, ZS2FM, im "VHF+UHF+Mikrowellen"-Newsletter. In Finnland plant die nationale Fernmeldebehörde Ficora, mit der nächsten Ausgabe der Zuweisungsverfügung den Bereich der bisherigen Lücke von 70,175 bis 70,225 MHz für den Amateurfunk freizugeben. Aber auch jetzt sind bereits finnische Stationen in diesem Bereich aktiv, allerdings nur mit einer extra zu beantragenden Sondergenehmigung. Mit den neuen Bestimmungen wird die Erfordernis der Sondergenehmigung entfallen. Die angegebene Lücke ist übrigens ein bisher landesweit freigegebener Kanal für die Jagd, berichtet Gerhard Latzin, DL2SB/OH5SB, vom DARC-Auslandsreferat. Mit der neuen Zuweisung wäre in Finnland dann der Bereich von 70 bis 70,3 MHz durchgehend für den Amateurfunkbetrieb nutzbar. In Deutschland hatte die Bundesnetzagentur den Bereich von 70,000 bis 70,030 MHz am 02.07. befristet bis zum 31.08. freigegeben - bis dahin sind es nicht mehr viele Tage. In der CQ DL-Rubrik "UKW-Rundschau" berichten Daniel, DM3DA, und Jürgen, DB1WT, über ihre Versuche. Gearbeitet wurde mit einer Delta-Quad-Antenne und einem Transverter an einem K2 als Nachsetzer. Am 20. Juli wurden u.a. OH6PA im Locator KPØ2PL, 1.527 km Distanz, OH/DB5KN KP20DV 1.523 km und OH2MA KP31MA 1.612 km geloggt. OH/DB5KN arbeitete mit einer HB9CV-Antenne  und 4 W HF. "Sein Signal war klar und bestens aufzunehmen. So macht UKW-Funk Spaß", berichtet DM3DA in der UKW-Rundschau. Über weitere Erfahrungen auf dem 70-MHz-Band berichtete die CQ DL bereits im Jahr 2013. Walter Wilke, DK3RV, beschrieb im Artikel "CQ 4 m von PA/DK3RV", den Funkbetrieb von den Niederlanden aus - nachzulesen in Ausgabe 8/2013 auf S. 580 ff.


CubeSat Chasqui-1 wurde in den Weltraum entlassen

Während eines Außenbordeinsatzes am 18.08., einer so genannten Extra Vehicular Activity - kurz EVA, haben die russischen Kosmonauten Alexander Skvortsov und Oleg Artemyev neben anderen Tätigkeiten den peruanischen Cube-Satelliten Chasqui-1 ausgesetzt. Er entstand an der Universidad Nacional de Ingenieria. Chasqui-1 wurde unter der Prämisse gebaut zu zeigen, dass das geplante Satellitenkonzept technisch funktioniert. Zum System gehören u.a. zwei Kameras - eine für sichtbares Licht und eine weitere für Infrarot. Die Batterie des CubeSats hatte man letztmalig am 14./15. August auf der Internationalen Raumstation ISS aufgeladen. Der CubeSat soll auf 437,025 MHz eine Bake mit 1.200 Baud AFSK oder 9.600 Baud GMSK senden. Weitere Informationen zum Satelliten findet man im Internet [www.chasqui.uni.edu.pe/eng.html].


Mondsonde 4M-LXS soll JT65B-Signale vom Mond senden

Nach Aussagen der AMSAT-UK will China eine Sonde zum Mond schicken, welche die batteriebetriebene Amateurfunknutzlast "4M-LXS" tragen soll. Diese soll ein JT65B-Signal auf 145,990 MHz senden, das sich mit Hilfe der freien WSJT-Software decodieren lässt. Der Orbiter ist einer von einer Reihe Test-Modelle für eine Vor-Mission zum Ausloten von Pekings neuem Mondlandegerät "Chang'e-5". Sollte Chang'e-5 einmal gestartet werden, wird es auf der Mondoberfläche landen, Proben nehmen und zur Erde zurückkehren. Für den initialen Test wird der Orbiter in einen Mond-Transferorbit gebracht und umkreist ihn, wobei er Daten zur Erde sendet. Danach ist vorgesehen, dass er seinen Rückweg zur Erde antritt und nach neun Tagen in die Erdatmosphäre eintritt. Der Start des Orbiters ist für das vierte Quartal 2014 geplant. Darüber berichtet Heather Embee, KB3TZD, in der Amateur Radio Newsline.


Weitere Meldungen in Kürze

Am 30.08. aktiviert der OV D15 die Insel Riether Werder zwischen 10:00 und 17:00 Uhr. Sie ist als Vogelschutzinsel ausgewiesen und darf nur mit Genehmigung betreten werden. Im Locatorfeld JO73DQ gelegen, können Verbindungen für das Deutsche Insel-Diplom unter DID O-27 und für das DL Flora & Fauna Diplom gewertet werden, dann unter DLFF-037. Dies gilt auch für den Übernachtungsstandort, von wo aus man das ganze Wochenende aktiv sein wird.

Malte Schmitz, DE7LMS, hatte auf der jüngsten HAM RADIO bei einigen Vorträgen seine Videokamera mitlaufen lassen. Er stellt das Filmmaterial auf seiner Webseite zur Verfügung [www.mlte.de/hamradio14].

Vom 28.–31.08. finden die 46. Deutsch-Niederländischen Amateurfunkertage in Bad Bentheim statt. Über das ausführliche Programm berichtet die Veranstaltungswebseite [http://dnat.de/index.php/programm-de].


Aktuelle Conteste

30.08.: HSW-Contest
30.–31.08.: YO DX Contest und SCC RTTY Championship

Die Ausschreibungen finden Sie auf der Webseite des DX und HF-Funksportreferates [www.darc.de/referate/dx] sowie mittels der Contesttermin-Tabelle in der CQ DL 8/14 auf S. 52.


Funkwetterbericht (19.08. de DL1VDL)

Rückblick vom 12.–18.08.:
Die Sonnenaktivität war vom 12.–14.08. sehr gering, es wurden keine C-Flares beobachtet. Danach gab es täglich C-Flares. Die Fluxwerte lagen im Bereich zwischen 104 und 115, die Sonnenfleckenzahlen bewegten sich zwischen 80 und 121. Der 90-Tage-Mittelwert der Sonnenfleckenzahlen, den man für PC-gestützte Funkwetterprognosen nehmen kann, beträgt 126. Das geomagnetische Feld war nur am 16.08. merklich gestört, an den anderen Tagen war es ruhig und nur zeitweise gestört. Wir bemerkten langperiodisches Fading auf den Bändern unterhalb 14 MHz. Die Kurzwellenausbreitung auf den Bändern zwischen 14 und 21 MHz war besser als in der Vorwoche. Das 18-MHz-Band war beispielsweise am Wochenende weltweit sehr gut offen. Auch auf 21 MHz waren alle Kontinente zu arbeiten. Die länger nutzbaren Dämmerungszeiten und die abgeflauten Gewitterstörungen brachten auf 80 und 40 m gut lesbare Signale aus dem pazifischen Raum.

Vorhersage bis 27.08.:
Am 21.08. erwarten wir am östlichen Sonnenrand die beim letzten Sonnenumlauf aktiv gewesenen Regionen 2127 und 2130. Mit ihrer Ankunft steigt die Wahrscheinlichkeit für M- Flares und damit für höhere Sonnenaktivität. Da wir uns langsam immer näher an den Herbstanfang begeben, auch wenn noch ein Monat vor uns liegt, verlassen wir mehr und mehr die typischen Sommerbedingungen, die durch eine hohe Tagesdämpfung und insgesamt schlechte Bedingungen auf den HF-Bändern geprägt waren. Wir erwarten zunehmend bessere Bedingungen auf den HF-Bändern. Wem für diverse Diplome noch Bandpunkte auf den oberen Kurzwellenbändern fehlen, sollte diesen Herbst und das kommende Frühjahr dort aktiv sein, denn danach geht es ziemlich sicher in Richtung Sonnenfleckenminimum.

Orientierungszeiten für Gray-Line DX, alle Zeiten in UTC:
Sonnenaufgang: Auckland/Neuseeland 18:59; Melbourne/Ostaustralien 20:59; Perth/Westaustralien 22:48; Singapur/Republik Singapur 23:03; Tokio/Japan 20:03; Honolulu/Hawaii 16:11; Anchorage/Alaska 14:18; Johannesburg/Südafrika 04:32; San Francisco/Kalifornien 13:29; Stanley/Falklandinseln 11:00; Berlin/Deutschland 03:56;
Sonnenuntergang: New York/USA-Ostküste 23:46; San Francisco/Kalifornien 02:56; Sao Paulo/Brasilien 20:51; Stanley/Falklandinseln 21:01; Honolulu/Hawaii 04:57; Anchorage/Alaska 05:40; Johannesburg/Südafrika 15:50; Auckland/Neuseeland 05:50; Berlin/Deutschland 18:22.


Ende des Deutschland-RS 33/14 vom 21.08.2014

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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