RHEINLAND-PFALZ-RUNDSPRUCH NR. 12/04 VOM 28.03.2004

Redaktion: Silvia Wandernoth-Schikorr, DF8WR


ÜBERSICHT:


OV Mittelrhein unter DLØAJW aktiv

Der Ortsverband Mittelrhein, K32 vertritt im Rahmen seines Ausbildungskurses das neue AJW-Rufzeichen DLØAJW mit Sonder-DOK „AJW“ vom 24.05.–23.06. Hauptschwerpunkte werden in die Bereiche Kurzwellen-CW und 2 m SSB gelegt.


Rheinland-Pfalz-DO-Tag am 24.04.

Beim diesjährig erstmals durchgeführten DO-Tag werden die neulizenzierten OM und YL des OV Mittelrhein von mehreren Portabelstandorten aktiv an diesem Wettbewerb teilnehmen. Als Standorte sind vorgesehen: Salzburger Kopf im Westerwald und die Fleckertshöhe bei Bad-Salzig.

VY 73, Thorsten, DL7PP


Internet kontra Radio

Das dritte Programm des WDR-Fernsehens berichtete am 23.03. in seiner Sendung Q21 über PLC. Wer den TV-Beitrag zur PLC-Situation in Mannheim und Linz (Österreich) im WDR-Fernsehen nicht sehen konnte, hier zum „Nachlesen“:

Knappe Kassen machen erfinderisch, nicht nur Bürger. In Deutschland wird überwiegend Internet über die Telefonleitung angeboten. Zugang gibt es über Telefoneinwahl-Modems oder separate DSL-Anschlüsse. Sie ermöglichen die Internetnutzung in Höchstgeschwindigkeit. Selbst Fernsehen und Kinofilme können über DSL ruckelfrei übertragen werden. Doch nicht überall wird DSL angeboten. Eine Alternative entwickelten die Stromversorger. Auch sie wollen am Internetboom profitieren und werben für ein Verfahren, dass sich PLC nennt – PowerLine Communication.

Dosenwechsel
„Jetzt aber Dosenwechsel“ – unter diesem Motto wirbt eine Tochtergesellschaft der Mannheimer Energieversorger MVV unter www.vype.de für das Internet aus der Steckdose. Das Ganze ist kinderleicht. Interessenten bestellen sich lediglich eine spezielle Wandler-Box. Eine extra Software ist nicht erforderlich. Die Wandler-Box wird auf der einen Seite über ein mitgeliefertes Netzkabel mit der Steckdose verbunden. Auf der anderen Seite verbindet ein Datenkabel die Box mit dem Computer. Fertig! Schon ist man Online, kann über das Stromkabel Musik hören oder Filme downloaden. Und das günstiger als bei vergleichbaren Angeboten über die Telefondose. Schon gibt es mehrere tausend Haushalte, die so im Internet surfen.

Inforadio
Der gebürtige Ungar Sandor Kis hört in Mannheim auf Kurzwelle seit Jahren regelmäßig das Programm von Radio Budapest, bis zu dem Tag, als sich sein Nachbar einen „Powerline“-Anschluss zulegte. Informationen aus aller Welt gibt es aber nicht nur im Internet, sondern auch im Radio. Seit Jahrzehnten ist der gebürtige Ungar Sandor Kis ein begeisterter Radiohörer. Mehr als 35 Jahre lebt er schon in Mannheim. Verbindung zur Heimat hält er über die Sendungen von Radio Budapest. Das ungarische Programm ist mehrmals täglich auf Kurzwelle zu empfangen.

Für den ungestörten Empfang hat Sandor Kis eine spezielle Antenne im Hof aufgestellt. Doch seit sein Nachbar die Dose wechselte und Internet über das Stromkabel bezieht, ist Radio Budapest gestört. Aber auch andere Sender wie die BBC oder die Deutsche Welle kann Sandor Kis nicht mehr empfangen. Deshalb beschwerte er sich in Mainz bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, kurz RegTP. Diese schickte am 27.11.2003 ein Funkmessteam nach Mannheim. Laut Gesetz und internationalen Regelungen ist die RegTP verantwortlich für eine störungsfreie Nutzung der Frequenzen.

PLC stört
PLC und Kurzwellenradio vertragen sich nicht – das belegen zahlreiche Störmeldungen von Rundfunkhörern. Auch ein Nachrichteningenieur des Deutschen Amateur-Radio-Clubs, DARC, nahm unabhängige Messungen vor. Ergebnis: Das Internet aus der Steckdose stört den Kurzwellenempfang. Mit seinem Spektrumanalyzer fand er auch schnell den Übeltäter: ein Datenmodem am Stromanschlusskasten im Keller des Hauses. Doch nicht nur im Haus, sondern auf der ganzen Straße fanden sich die Störungen. Alle Stromkabel sendeten wie riesige Antennen Störfelder aus. Etwas, womit niemand gerechnet hatte.

Wer hat den Schwarzen?
Pressesprecher Michael Koch von der Power PLUS Communications AG in Mannheim glaubt nicht, dass PLC die Kurzwellenhörer stört und fordert von der Regulierungsbehörde von Telekommunikation und Post (Reg TP) den Beweis. Der Pressesprecher des Powerline-Betreibers, Michael Koch von der Power PLUS Communications, schiebt indessen den Schwarzen Peter der Regulierungsbehörde zu: „Zunächst einmal ist es für mich noch nicht klar, ob die Störungen wirklich an Powerline liegen. Das ist derzeit ein laufender Vorgang bei der Regulierungsbehörde der Post und Telekommunikation, der RegTP. Wir warten zunächst einmal auf die Auswertung dieses Vorganges. Selbstverständlich, sobald die RegTP Anordnungen treffen sollte, werden wir die auch entsprechend umsetzen.“

Doch bei der Regulierungsbehörde Reg TP kann man uns drei Monate nach den Messungen noch immer kein Ergebnis präsentieren.

Anders in Österreich: Dort finden jedes Jahr Katastrophenschutz-Übungen statt. Bei der letzten (2003) kam es im Bereich Linz zu extremen Störungen des Funkverkehrs. Die Ursache: Powerline Communication, PLC, also das Internet per Steckdose, so die Fernmeldebehörden.

Lebensbedrohlich?
Katastrophenorganisationen setzen weltweit auf die Kurzwelle. Doch in Österreich musste 2003 eine Übung abgebrochen werden. In Linz wurde eine Funkstation der Johanniter von PLC massiv gestört.

Katastrophenfunk auf Kurzwelle kann Leben retten, bei Lawinenunglücken, bei Erdbeben oder Überschwemmungen. Alle Hilfsdienste sind auf Funk angewiesen. Daher forderte nur sechs Wochen nach Messungen in Linz die österreichische Funküberwachung den dortigen PLC-Betreiber „Linz Strom GmbH“ auf, die – Zitat - „…Beeinträchtigung des Kurzwellen-Bandes durch den Power Line Communication-Betrieb einzustellen, damit die unzulässige Störung des Kurzwellenbandes unterbleibt.“ (Schreiben liegt Q21 in Kopie vor)

Doch auch ohne amtliche Messprotokolle ist Sandor Kis aus Mannheim sich sicher: Internet per Steckdose und Kurzwellenradio vertragen sich nicht. Da braucht er sich nur auf seine Ohren zu verlassen.

Das Internet per Steckdose, also die Powerline-Technologie, wird derzeit in einem Projekt von der EU in Brüssel (OPERA) mit 6 Millionen Euro gefördert. Warum die EU auf eine Störsendertechnologie setzt, die zudem geltende internationale Fernmeldebestimmungen verletzt, ist nicht nachvollziehbar.

Autor: Thomas Kamp


Ende des Rheinland-Pfalz-RS 12/04 vom 28.03.2004

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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