DER VORSTAND INFORMIERT

11.12.2000

Presseerklärung der SysOp-DL-Gruppe (vom 10.12.2000, Quelle: www.paxon.de)


Am heutigen Sonntag, den 10. Dezember 2000, wurde der Großteil der Mailboxen im deutschen Packet-Radio-Netz wieder in Betrieb genommen. Dazu haben sich die Betreiber entschlossen, um den Benutzern, die mehrheitlich den Sysop-Protest mit viel Geduld und Sympathie verfolgt haben, wieder die Möglichkeit zu geben, sich zu informieren, zu diskutieren und ihre Mitteilungen auszutauschen.

Die Betreiber fernbedienter Amateurfunkstellen in Deutschland haben durch die Abschaltung der Mailboxen gegen eine geplante Amtsblattinformation der RegTP protestiert, in der es wörtlich heißt:

„Zusatzeinrichtungen wie z. B. Mailboxen, Modems, Überleiteinrichtungen und Netzübergänge, die integraler Bestandteil einer Relaisfunkstelle sind, oder die vom gleichen oder von einem anderen Standort aus funktionell mit einer Relaisfunkstelle verbunden sind […] gehören zuteilungsrechtlich zur Relaisfunkstelle.“

Durch die Abschaltung ebendieser Zusatzeinrichtungen wurde der Behörde verdeutlicht, dass die genannten Zusatzeinrichtungen eben kein „integraler Bestandteil“ der Amateurfunkstellen sind. Es ist Aufgabe der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation, den Betrieb von Amateurfunkstellen zu regulieren. Eine Amateurfunkstelle besteht gemäß § 2 Absatz 3 AFuG (Amateurfunkgesetz) aus „aus einer oder mehreren Sendefunkanlagen und Empfangsfunkanlagen einschließlich der Antennenanlagen und der zu ihrem Betrieb erforderlichen Zusatzeinrichtungen“, Da Mailboxen, DX-Cluster und weitere freiwillige Anwendungen zum Betrieb einer fernbedienten Amateurfunkstelle zweifelsfrei nicht erforderlich sind, wie die Abschaltung dieser Einrichtungen bewiesen hat, fallen sie nicht in die Zuständigkeit der RegTP.

Der Runde Tisch Amateurfunk (RTA) als einzig legitimierter Gesprächspartner der Politik für Fragen des Amateurfunkdienstes sowie der Deutsche Amateur-Radio-Club e. V. als größter deutscher Amateurfunkverein werden aufgefordert, sich gegen die geplante Überregulierung im Amateurfunkdienst einzusetzen, um auch in Zukunft ein Packet-Radio-Netz mit vielfältigen Informationsquellen zu ermöglichen, deren Betrieb nicht durch die RegTP unnötig und unrechtmäßig erschwert wird.

Die RegTP hat den Umgang mit der Ressource Frequenz zu regeln; also sicherzustellen, dass jeder entsprechend lizenzierte Funkamateur unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft oder der vertretenen Meinung die von fernbedienten Stationen verwendeten Frequenzen benutzen kann und so Zugang zum Netz erhält. Mit den geplanten Richtlinien über freiwillige zusätzliche Datenquellen wie DX-Cluster oder Mailboxen überschreitet sie diese Regelungskompetenz und macht einen ersten Schritt von einer personenbezogen Genehmigung hin zu einer Gerätegenehmigung, die das AFuG nicht vorsieht.

Die Mailboxproblematik ist aber nur ein Aspekt des ganzen RegTP-Papiers. Hinzu kommen technische und betriebliche Auflagen wie die unsinnige Begrenzung des maximalen Frequenzhubs auf 3 kHz und die geplanten Einschränkungen für die deutschen Funkamateure der Klassen 2 und 3 bei der Satellitennutzung, gegen die auch die AMSAT-DL nicht nur vehement protestiert, sondern sogar mit der „Ausflaggung“ des neuen deutschen Amateurfunk-Satelliten OSCAR 40 droht, um den unannehmbaren Bestimmungen für die Satellitenbetreiber zu entgehen. Deutschland wäre international blamiert, wenn der RegTP-Entwurf in dieser Form rechtskräftig würde! Dass auch ATV-Relais nicht mehr möglich wären, sei hier nur am Rande erwähnt.

Die Verantwortlichen der fernbedienten Amateurfunkstellen für Packet-Radio streben ein Netz an, das für neue Anwendungen offen ist und nach den Wünschen der Benutzer pluralistisch gestaltet wird. Sie wollen im Sinne des Amateurfunkdienstes experimentieren - das betrifft den Bereich der Funktechnik einschließlich neuer Betriebsarten ebenso wie den der Soft- und Hardware. Sollten sie durch die Politik zu Dienstleistern abqualifiziert werden, widerspräche das dem Gedanken eines technisch-experimentellen Amateurfunkdienstes. Der Fortbestand des deutschen Packet-Radio-Netzes, das weltweit zu den schnellsten und engmaschigsten gehört, wäre ernsthaft in Gefahr.

SysOp-DL-Gruppe


Ende der Vorstandsinfo vom 11.12.2000

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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