Der Vorstand informiert

Pressemitteilung der SysOp-DL-Gruppe: (vom 03.12.2000, Quelle: www.paxon.de)


Offizielle Presseerklärung der SysOp-DL-Gruppe vom 3. Dezember 2000

„Am 24. November 2000 haben wir, eine Gruppe von über 150 SysOps, die Linkstrecken und Zusatzeinrichtungen unserer Digipeater für mehrere Tage abgeschaltet, so dass ein großer Teil des deutschen Packet-Radio-Netzes nicht mehr funktionsfähig war. Viele Programmierer freier Amateurfunksoftware sowie verschiedene Amateurfunkvereinigungen haben sich mit der Abschaltung solidarisiert. Diese Aktion diente dazu, die Amateurfunköffentlichkeit auf unseren Protest gegen eine von der RegTP geplante Überregulierung des deutschen Packet-Radio-Netzes aufmerksam zu machen. Wir betreiben digitale Stationen und die daran angeschlossenen Zusatzeinrichtungen in unserer Freizeit mit großem Engagement und freuen uns, wenn viele Benutzer dieses Angebot annehmen und die Systeme benutzen. Wir sind aber nicht bereit, uns zu Dienstleistern mit einem einklagbaren Anspruch auf den Transport einer Nachricht degradieren zu lassen. Die von uns betriebenen Stationen verwenden Frequenzen, die uns von der RegTP zugeteilt wurden. Durch dieses Privileg der vorrangigen Frequenznutzung ist es selbstverständlich, dass diese automatischen Stationen, ihre Benutzereinstiege und Linkfrequenzen, allen Funkamateuren entsprechend ihrer Lizenzklasse zur Verfügung stehen, völlig unabhängig von Vereinsmitgliedschaften, Ansichten und Meinungen. Dieses Recht der Nutzung automatischer Stationen kann nur bei nachweislichen Verstößen und mit Zustimmung der RegTP eingeschränkt werden.

Völlig anders verhält es sich jedoch mit den an manchen digitalen Stationen angeschlossenen Zusatzeinrichtungen: Diese stellen den Benutzern zusätzliche Möglichkeiten zur Verfügung, z. B. DX-Ansagen, technische Informationen, die Weiterleitung persönlicher Nachrichten, Wetterdaten, Bilder, Webseiten und anderes. Solche Systeme können unabhängig vom Einstiegsdigipeater genutzt werden, sie belegen also keine Frequenz und sind so nicht Gegenstand des Zuständigkeitsbereiches der RegTP. Dies wird schon allein dadurch deutlich, dass die Abschaltung einer solchen Zusatzeinrichtung wie etwa einer Mailbox nicht etwa eine Frequenz freiwerden lässt und auch den Betrieb des angeschlossenen Digipeaters in keiner Form beeinträchtigt. Für den Betrieb von Mailboxen, DX-Clustern und anderen Systemen stellt die RegTP auch keine eigene Genehmigung aus – was nur logisch ist, da diese Systeme ja nicht senden!

Jetzt will die RegTP vermittels einer Amtsblattinformation regulierend in die von solchen Zusatzeinrichtungen angebotenen Inhalte eingreifen. Dagegen wehren wir uns mit Nachdruck! Das Amateurfunkgesetz (AFuG) sieht keine Gerätegenehmigung vor; Zusatzeinrichtungen können also auf keinen Fall Gegenstand einer Regulierung sein.

Zur Zeit geht es um Rubriken in Mailboxen; Bestimmungen für den Betrieb von DX-Clustern, Wetterstationen und ähnlichem würden folgen müssen. Amateurfunk ist jedoch ein experimenteller Funkdienst, kein Dienstleistungsnetz. Die angeschlossenen Systeme sind immer auch experimenteller Natur, was durch die Vielfalt der im deutschen Packet-Radio-Netz angebotenen Zusatzeinrichtungen belegt wird: Das Spektrum reicht vom Webserver über die Sprachmailbox bis zum NNTP-Server! Wie will die Behörde mit dieser Entwicklung Schritt halten? Durch ständig neue Regulierungsversuche eines Netzes, das bisher nach dem Prinzip der Selbstregulierung hervorragend funktioniert hat? Dies ist nicht im Sinne eines experimentellen Funkdienstes und nicht Aufgabe der RegTP.

Es gibt in Deutschland neben vielen anderen Informationsangeboten der Digipeater-Betreiber deutlich mehr als 150 Mailboxen. Diese bieten eine große Informationsvielfalt: in der einen gibt es eine große Sammlung technischer Dokumentationen, andere heben Rundspruchtexte über viele Jahre auf, wieder andere spezialisieren sich auf Diskussionen über aktuelle Themen. Diese Vielfalt ist nur möglich, wenn der Mailboxbetreiber aus der täglich eintreffenden Informationsflut sortieren und selektieren kann - im Interesse der Benutzer, die hinterher die gewünschten Informationen leicht finden. Und was in der einen Box nicht verfügbar ist, gibt es dann sicher in einer anderen Mailbox im Netz. Jeder Nutzer kann seinen Informationsbedarf mühelos in mehreren Mailboxen decken. Diese Informationsvielfalt wollen wir nicht durch einen von der RegTP verordneten Einheits-Mailbox-Inhalt ersetzt wissen.

Durch die zeitweise Abschaltung großer Teile des Netzes konnten wir viele Funkamateure auf die Gefahren hinweisen, die unserem experimentellen Netz drohen, und haben viel Zuspruch und Unterstützung von den Benutzern des Netzes erhalten. Für das uns entgegengebrachte Verständnis und die vielen zustimmenden Meinungsäußerungen bedanken wir uns herzlich. Natürlich wurden auch kritische Stimmen an uns herangetragen, was verständlich ist, da viele Nutzer des Packet-Radio-Netzes nur ungern auf liebgewonnene Informationsquellen (z. B. DX-Cluster in Funkwettbewerben) verzichten. Daraus entwickelten sich Diskussionen mit den Betroffenen, in deren Verlauf wir auch unsere Position begründen konnten und dafür oft auf Einsicht, wenn nicht sogar auf Zustimmung, stießen. Die Statements der Benutzer des Netzes werden sicher auch dem Runden Tisch Amateurfunk (RTA) eine Hilfe bei den kommenden, nicht einfachen, Gesprächen mit der RegTP und dem BMWi sein.

Wir hoffen, auch in Zukunft ein innovatives Netz mit einem vielfältigen Informationsangebot allen Funkamateuren zur Verfügung stellen zu können – mit Freude an der Technik und vielen neuen Ideen, aber ohne Rechtsanspruch auf eine Dienstleistung und staatliche Regulierungswut.

SysOp-DL-Gruppe“


Ende der Vorstandsinfo vom 04.12.2000

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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Inhalt 2000 Rundspruch-Archiv