Der Vorstand informiert

04.09.2000

Thema: Bericht über die Konferenz der IARU-Region 3 in Darwin, Australien. (Teil 4)


Liebe YLs, XYLs, Old Men und SWLs,
abschließender Bericht und Kommentierung von Ergebnissen zum Verlauf der Konferenz der IARU-Region 3. Dieser Bericht sollte in Kenntnis der drei vorausgehenden Berichte gelesen werden. Die dort in einer Auswahl aufgeführten sowie weitere Empfehlungen sind von der Plenary beschlossen worden.

Geographische Bedingungen wie Klima, Verteilung der Bevölkerung auf zum Teil viele kleine Inseln, die politischen und religiösen Verhältnisse sowie der ökonomische Entwicklungsstand wirken sich auf die Praxis und Entwicklung des Amateurfunkdienstes in der IARU-Region 3 wie auch insgesamt in den einzelnen Regionen der Erde sehr unterschiedlich aus.

Wie weit die Verhältnisse auseinander liegen können, zeigt sich in der IARU-Region 3 an Ländern wie Vietnam, die Fiji-Inseln oder Bangladesch auf der einen Seite. Sie haben nur sehr wenige Funkamateure. z. B. berichtet Bangladesch stolz über 26 Funkamateure und den Besitz eines Kurzwellentransceivers. Auf der anderen Seite stehen Ländern wie Japan. Ein reiches Land mit einer großen Zahl von Funkamateuren.

Fragen und Probleme, die in der einen Region keine Bedeutung oder noch keine Bedeutung haben, sind in einer anderen Region ernsthafte, den Amateurfunkdienst in seiner Existenz gefährdende Probleme wie z. B. der Schutz von Personen in elektromagnetischen Feldern oder das Einhalten von HSM-Grenzwerten. Diese Themen existieren in den Ländern der IARU-Region 3 entweder überhaupt nicht, oder bei EMVU erst in einer beginnenden Phase wie z. B. in Australien oder in Neu Seeland. Ähnlich steht es mit PLC oder xDSL.

Was die Zahl der UKW-Zeugnisklassen in den einzelnen Ländern der IARU-Region 3 betrifft, welche zum Teil mehr als 90 % der Amateurfunkgenehmigungen in einem Lande ausmachen, so wird in den Gesprächen am Rande der Konferenz berichtet, daß auf diesen Frequenzen private und geschäftliche Aktivitäten stattfinden.

Diese amateurfunkwidrigen Nutzungen der UKW-Frequenzen gehen aber in letzter Zeit in dem Maße zurück, als in diesen Ländern das GSM-Funknetz für die Handys ausgebaut wird. Als Folge davon reduziert sich wiederum die Zahl der Funkamateure in den Mitgliedervereinigungen in diesen Ländern. Ähnliche Entwicklungen werden auch aus Südamerika berichtet.

Die Mitgliederentwicklung in den Mitgliedervereinigungen war nicht nur aus diesen Gründen durchgehendes Thema auf der ganzen Konferenz. Es ist bekannt, daß weltweit die Zahl der Funkamateure zumindest nicht rückläufig ist sondern als stabil angesehen wird. Sorge bereitet in vielen Mitgliedervereinigungen dagegen die sinkende Zahl ihrer Mitglieder. Dies ist insbesondere in Ländern mit guten wirtschaftlichen Verhältnissen der Fall in denen darüber hinaus neue Funkamateure kaum noch Interesse haben, einem Verband beizutreten. Hier seien Australien und Neu Seeland besonders hervorgehoben, welche zudem am ehesten in ihren Rahmenbedingungen mit ebenso betroffenen europäischen Ländern vergleichbar sind. Es handelt sich hier also um ein weltweites und nicht nur deutsches oder europäisches Problem.

Als Folge davon berichten Australien und Neuseeland, daß es immer schwieriger wird, die Interessen der Funkamateure gegenüber der Regierung zu vertreten und dies bei deutlich zunehmenden Umfang der Probleme wie PLC, EMV und EMVU. Der finanzielle Aufwand steige, während die Zahl der Mitglieder sinke und damit auch die finanziellen Ressourcen.

Aus den vielen hierüber geführten Gesprächen entstand auch der Eindruck, daß gerade, aber nicht nur in Australien und Neuseeland eine Politik unterstützt wird, die Morsetelegrafie als Zugangsvoraussetzung zur Kurzwelle abzuschaffen, um dem Abwärtstrend entgegen zu wirken. Ganz klar steht in der IARU-Region 3 die Reduktion der Prüfungsgeschwindigkeit auf 25 BpM als ein Ausstieg aus der Erfordernis von CW als Zugangsvoraussetzung für die Kurzwelle im Vordergrund.

Entgegen den Äußerungen in den schriftlichen Reports und auch entgegen mündlicher Kommentare, in denen erklärt wird, daß von CW nicht abgegangen werden soll, ergab die Abstimmung in der Plenary der IARU-Region-3-Konferenz für eine Politik des Ausstiegs aus CW eine deutliche Mehrheit mit nur einer Gegenstimme der ARRL.

Immer wieder wurde gegen den Ausstieg aus CW als Prüfungsteil für den Zugang zur Kurzwelle das Argument genannt, daß in vielen Ländern, in denen es eine ganz überwiegende Mehrheit von UKW-Amateurfunkzeugnissen gibt, verhindert werden soll, diese Funkamateure auf die Kurzwelle zu lassen. Dies wird vor allem als Grund in den Ländern mit hoher Naturkatastrophenwahrscheinlichkeit angeführt, um im Falle des Notfunks über Funkamateure mit CW-Kenntnissen zu verfügen.

Gerade die Meinungsvielfalt und die unterschiedlichen Bedingungen, unter denen Amateurfunk in der IARU-Region 3 stattfindet, zeigen, wie differenziert die Argumente für und gegen die CW-Fragen sind und daher nationale Alleingänge keinen Sinn machen, sieht man im Amateurfunkdienst einen weltweit operierenden Funkdienst.

Diese sachlich sicher einzusehenden Argumente bekommen ihre politische Brisanz dadurch, daß ein in der CW-Frage nicht einheitlich argumentierender Amateurfunkdienst auf der WRC 2003 sein internationales Gewicht verliert und sich damit langfristig selbst am meisten schadet.

Aus diesem Grunde hat sich der DARC gegen einen deutschen, d. h. gegen nationale Alleingänge in Sachen CW überhaupt ausgesprochen und die Internationalität und einheitliche Sprache der Funkamateure unterstrichen. Daß dies insbesondere für die CW Frage gelten muß, hat sich auf dieser Konferenz bestätigt.

Die vom Amateurrat des DARC auf Vorschlag des Vorstandes getroffene Entscheidung in Band Lippspringe für eine Ergänzung der M-AOQ (siehe die dazu ergangene Vorstandsinformation) ermöglicht es, welteinheitlich in der CW-Frage aufzutreten.

Der Amateurrat hat nämlich keine Entscheidung gegen oder für CW getroffen, weil der Vorschlag, seine Annahme in der WRC 2003 vorausgesetzt, den einzelnen Regierungen sehr flexible Möglichkeiten offenläßt. So könnten nach den regional unterschiedlichen Erfordernissen, wie sie in der IARU-Region 3 sehr deutlich zu Tage treten und auch in den anderen IARU-Regionen bestehen, Zeugnisklassen gebildet werden, welche einen Zugang zur Kurzwelle auch, aber nicht nur auf der Grundlage einer CW-Prüfung ermöglichen.

In der Einschätzung der Zukunft des Amateurfunkdienstes gibt es in der IARU-Region 3 vergleichbare Aussagen wie bei uns in Deutschland und auch weitgehend in Europa. So wird die wachsende Bedeutung der Kommunikation im Amateurfunkdienst bei gleichzeitiger Abnahme des Selbstbaues beklagt und die rückläufige Attraktivität der internationalen Kommunikation wird als Folge der Popularität des Internet erklärt. Die soziale Bindung der Funkamateure in den lokalen Gruppen steht nicht nur in wachsender Konkurrenz zu anderen Freizeitbetätigungen sondern muß auch dagegen bestehen, daß die allgemeine Bereitschaft abnimmt, sich für die Gemeinschaft zu engagieren.

Die Gespräche über PLC, xDSL und die Entwicklung neuer digitaler Techniken, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Störsituation zeigen eine sehr rege Diskussion auch in der IARU-Region 3. Dabei werden sehr hohe Erwartungen für mögliche Problemlösungen an den DARC gerichtet, der als Verband großes Ansehen genießt.

Diese sehr positive Haltung zum DARC ergibt sich einerseits aus einem sehr freundschaftlichen Verhältnis zu Deutschland, das wir auf dieser Konferenz sehr oft spüren konnten und zum anderen daraus, daß wir für fähig und verpflichtet gehalten werden, hier entscheidend mitzuarbeiten und Verantwortung zu tragen. Zudem steht Deutschland im Ruf, ein fortschrittliches und reiches Land zu sein.

Nicht zu letzt sehen die OM Anzeichen und Beweise für die Kompetenz des DARC z. B. in der CQ DL als eine international anerkannte Fachzeitschrift, und in der HAM RADIO in Friedrichshafen, die eine immer größere Rolle in der Internationalen Amateurfunkpolitik spielt. Wiederholt sind auf der IARU-Region-3-Konferenz Diskussionsergebnisse aus dem internationalen Treffen von rund 50 Nationen, auf dem sich die wichtigsten Amtsträger der IARU regelmäßig ein Stelldichein geben, zitiert worden.

Zudem sind im Bereich von EMV unsere Experten in Internationalen Gremien tätig. Sie koordinieren ihre Arbeit mit der IARU oder sie fahren in deren Auftrag dort hin. Unsere Bandwacht genießt international hohe Anerkennung. In der Revision des S25, S19 und S1 und der vom AC (Vorstand) der Gesamt-IARU für die WRC2003 vorzulegenden Entwürfe werden die Vorschläge des DARC bei deren Fortschreibung berücksichtigt.

Auf der IARU-Region-3-Konferenz konnten wir diese Politik fortsetzen. Um Mißverständnisse von vornherein auszuschließen: es geht im internationalen Amateurfunk-„Geschäft“ und auf solchen Konferenzen nicht um die Durchsetzung einseitiger nationaler deutscher Interessen. Das ist auch gar nicht möglich. Es geht darum, auf internationaler Ebene zusammenzuarbeiten und für einige herausragende Probleme Verbündete zu gewinnen. Nur so können wir bei Amateurfunkproblemen wie PLC, xDSL oder EMVU, die auf Grund vieler Umstände in Deutschland und den angrenzenden Ländern zuerst auftreten, vorbeugend tätig werden um sie auf breiter Basis zu lösen. Daß hierdurch alle Funkamateure profitieren, auch wir in Deutschland, braucht nicht besonders erwähnt zu werden.

Wir sind in diesem Sinne auf dieser Konferenz wiederum ein Stück vorangekommen.


04.09.2000

Diese Vorstandsinformation wurde erstellt von Dr. Walter Schlink, DL3OAP, und Karl E. Vögele, DK9HU


VY 73 de Jochen Hindrichs, DL9KCX


Ende der Vorstandsinfo vom 04.09.2000

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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