24.02.2000
Es häufen sich Hinweise, wonach die Aktivitäten von Einsteigern in die PLC bzw. xDSL-Datenübertragungstechnik über das 220-V-Netz oder über Telefonleitungen wieder zunehmen. In letzter Zeit sah es eher so aus, dass diese Techniken zu teuer würden und sich nicht lohnen. Offensichtlich tritt dieser Gesichtspunkt wiederum in den Hintergrund, möglicherweise im Zusammenhang mit der derzeit stattfindenden CeBIT und hierauf zeitlich abgestimmten Testläufen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, wo zunächst acht und später 400 Familien mit PLC-Aktivitäten bedient werden sollen. Aber auch auf europäischer Ebene gibt es Signale, lokale Telefonnetze oder Fernsehkabelnetze usw. für eine solche Datenübertragung zu nutzen.
Hinter den Kulissen scheint über die rechtliche Grundlage und technische Ausgestaltung der Grenzwerte für PLC und xDSL heftig gerungen zu werden. Die Behandlung der Frequenzbereichszuweisungsplanverordnung (FreqBZPV) als Bundesrat-Drucksache 745/99, in der die Nutzungsbestimmung NB30 diese Techniken einschließlich der einzuhaltenden Grenzwerte regeln soll sowie damit zusammenhängend die Frequenznutzungsplanaufstellungsverordnung (FreqNPAV, Bundesrat-Drucksache 746/99) und die Frequenzzuteilungsverordnung (FreqZutV, Bundesrat-Drucksache 747/99) sind wiederholt von der Behandlung im Bundesrat zurückgestellt worden, weil die Länder auf Veranlassung der Rundfunkanstalten Einspruch eingelegt haben. Das BMWi soll den Auftrag bekommen haben, einen konsensfähigen Nachbesserungsvorschlag vorzulegen.
Zur Sache selbst hat der DARC wiederholt berichtet, dass er alle bislang sich bietenden Möglichkeiten genutzt hat, gegen diese Entwicklung anzugehen. Hervorzuheben ist ein Brief an Abgeordnete des Bundestages und des Europäischen Parlamentes, in dem auf die Gefahren für den Amateurfunkdienst und überhaupt auf die Gefährdung des Kurzwellenspektrums hingewiesen wird einschließlich ungelöster Probleme des Datenschutzes und anderer Rechtsprobleme; zuletzt in einem Gespräch mit dem deutschen Europaabgeordneten Helmut Kuhne. Auch wurde darauf hingewiesen, dass diese Technik angesichts der Möglichkeiten der Glasfasertechnik bereits überholt ist. Eine entsprechende Stellungnahme hat der RTA/DARC bereits bei der Anhörung zum Entwurf eines Frequenzbereichszuweisungsplanes abgegeben. Auch ist der DARC mit einem möglichen Anbieter dieser Techniken in ständigem Kontakt.
Es ist Ziel und Strategie des DARC auch weiterhin mit Verbündeten, d. h. mit dem Rundfunk, der Bundeswehr und verschiedenen Herstellern von KW-Geräten und anderen Betroffenen auf die existenzbedrohende Wirkung für die Kurzwelle hinzuweisen, die veraltete Technik im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit der Glasfaser herauszustellen und alle Beteiligten für die Datenschutzproblematik und die noch offenen Rechtsfragen zu sensibilisieren. Auch die EUROCOM, die Arbeitsgruppe der europäischen Amateurfunkverbände innerhalb der IARU-Region 1 hat sich gemeinsam mit dem DARC an europäische Abgeordnete mit Briefen in englischer und französischer Sprache gewandt. Innerhalb der EUROCOM sind neben dem DARC besonders unsere englischen Freunde vom RSGB sehr aktiv. Sie stehen in gemeinsamer Front mit uns allen gegen diese Entwicklung.
Darüber hinaus hat der DARC wiederholt in Gesprächen mit Politikern, im BMWi und der RegTP gefordert, endlich an die Erarbeitung einer allgemeinen Störfallregelung zu gehen, welche zur Wahrung unserer Rechte und Interessen unabweisbar notwendig wird, sollten die PLC und xDLS-Techniken flächendeckend eingeführt werden.
Was ist im Moment zu tun? Der DARC/RTA wird auf allen Ebenen seine Aktivitäten gegen die Einführung dieser Techniken weiterverfolgen. Der einzelne Funkamateur sollte in Gesprächen mit seinen Abgeordneten vor Ort auf die Gefahren für den Amateurfunkdienst und die Gefahren für den Kurzwellenfunk hinweisen und verdeutlichen, dass der Standort Deutschland sich eine solche veraltete Technik nicht leisten sollte und dass das Kurzwellenspektrum möglicherweise weltweit gefährdet sein kann. Von der Geschäftsstelle des DARC e.V. kann der oben zitierte Brief an die Abgeordneten gegen SASE als Argumentationshilfe abgefordert oder vom Server des DARC downgeloadet werden (Vorstandsinfo vom 27.08.1999).
Weiterhin kann jeder einzelne Funkamateur seine Umgebung beobachten, gegebenenfalls Hinweise in der Presse auf eine lokale versuchsweise Einführung von PLC und/oder xDSL verfolgen und Störungen melden, welche von Pilotprojekten dieser Anwendungen herrühren. Hier sei nocheinmal u. a. auf die Testläufe in Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt hingewiesen. In der CQ DL haben wir solche Projekte und deren technische Details beschrieben. Es ist dabei unbedingt notwendig, dass Beobachtungen über Störungen umgehend dem EMV-Referat des DARC via Fax oder E-Mail mitgeteilt werden. Denn es wird ohne Wirkung bleiben, wenn der DARC auf jeder Ebene auf die existenzbedrohenden Folgen dieser Techniken für den Amateurfunk hinweist, die entsprechenden Störungsmeldungen aber nicht auftreten oder nicht nachgewiesen werden können. Dies ist auch besonders deshalb wichtig, weil, wie wir erfahren haben, die RegTP beauftragt ist, über einen längeren Zeitraum die Störsituation zu beobachten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung, in die auch die Beobachtungen der Funkamateure eingehen müssen, werden sicher nicht ohne Einfluss auf die zukünftige Umsetzung dieser Techniken haben.
Diese Vorstandsinformation wurde erstellt von K.E. Vögele, DK9HU
VY 73 de Jochen Hindrichs, DL9KCX
Ende der Vorstandsinfo vom 24.02.2000
Archiv-Bearbeitung: DC7XJ
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