VORSTANDSINFO VOM 16.01.1999

Thema: EU-EMVU 1 V/m Vorschlag sowie ADSL, xDSL, PLC


Der Vorstand informiert Sie zu zwei Themen:

1. Umweltausschuß des Europäischen Parlamentes berät über neue EMVU-Grenzwerte

Voraussichtlich in seiner Sitzung am 18.02.1999 wird sich der Umweltausschuß des Europäischen Parlamentes mit einer Vorlage befassen, wonach die Grenzwerte für die elektromagnetische Exposition der Bevölkerung bis zum Jahr 2008 oberhalb 0,4 MHz drastisch auf 1 V/m abgesenkt werden sollen.

Mit dieser Vorlage reagiert der Ausschuß auf den Vorschlag der EU-Kommission für eine „Empfehlung zur Begrenzung der Exposition durch elektromagnetische Felder“. Im Gegensatz zur EU-Kommission oder der Bundesregierung, welche die wissenschaftlichen Grenzwerte wie z. B. von ICNIRP zur Grundlage von Regelungen machen, soll hier dem sogenannten Vorsorgeprinzip zum Durchbruch verholfen werden.

Der DARC e. V. hat sich sofort nach Bekanntwerden des Vorhabens an den Chairman der EUROCOM WG der IARU, Gaston Bertels, ON4WF, dem Zusammenschluß der europäischen Mitgliedsverbände innerhalb der IARU, gewandt mit der Bitte, alles in die Wege zu leiten für umgehende Gespräche mit Abgeordneten dieses Ausschusses, um diese Entscheidung zu verhindern. Der Chairman der EUROCOM hat außerdem der Initiative des DARC e. V. folgend, sofort alle europäischen Mitgliederverbände der IARU alarmiert, von denen einige bereits ihrerseits bei verschiedenen Stellen vorstellig wurden.

Auch der DARC e. V. hat Verbindung mit den deutschen EU-Abgeordneten aufgenommen, welche in dem europäischen Umweltausschuß vertreten sind. Unabhängig von diesen Bemühungen tritt die Juristische Verbandsbetreuung des DARC e. V. in rechtliche Untersuchungen ein, in wie weit entsprechende Entscheidungen auf EU-Ebene auch direkte Folgen in nationalen Gesetzes- bzw. Regelungsbereichen haben werden. Interessierte DARC-Mitglieder können sowohl die Vorlage an den Umweltausschuß als auch das Papier der EU-Kommission von der Geschäftsstelle gegen SASE (Porto DM 4,40) erhalten.

2. ADSL, xDSL, PLC

Im Entwurf des künftigen Frequenznutzungsplanes, an dem die Bundesregierung noch arbeitet, sollen neue Nutzungsbestimmungen aufgenommen werden, nach denen künftig Telekommunikationsanlagen in und längs von Leitern Frequenzen zwischen 9 kHz und 3 GHz nutzen können, wenn im Abstand von 3 m zur TK-Anlage bzw. zum TK-Netz oder zu den angeschalteten Leitungen eine bestimmte Störfeldstärke nicht überschritten wird. Siehe auch die RTA-Meldung zum Gespräch des RTA im BMWi im Dezember 1998.

Diese neuen Nutzungsbestimmungen werden Grundlage sein für das verträgliche Nebeneinander von Funk- und Leitungsanlagen und damit besonders für Techniken der Datenübertragung auf Leitern – bekannt unter den Kürzeln xDSL und PLC – besondere Bedeutung haben.

Die Bundesregierung plant eine Anhörung, auf die wir bereits in dem Gespräch einer RTA-Delegation im Dezember 1998 im BMWi hingewiesen wurden. Zuvor erhalten Nutzer und von möglichen Störungen Betroffene bzw. Interessierte Gelegenheit, zu dieser neuen Rechtsgrundlage Stellung zu nehmen. Auch der DARC e. V. bzw. der RTA werden sich hierzu äußern. Der DARC will bis zum 31.01.1999 eine spezielle Stellungnahme hierzu vorbereiten. Ganz generell hatte sich der DARC gegenüber dem BMWi vor einiger Zeit schon zu den existenzgefährdenden Auswirkungen in einer Stellungnahme geäußert, deren einzelne Sachzusammenhänge er als Mitglied der RTA-Delegation im BMWi-Gespräch noch einmal eingehend darlegte.

Der DARC e. V. befaßt sich schon seit geraumer Zeit mit der ADSL, xDSL und PLC-Problematik, sei es daß er um Berichte über Feldversuche und Störungen bemüht ist (siehe Aufrufe in den DL-Rundsprüchen), sei es, daß er um eine Abschätzung des Störpotentials bemüht ist, sei es, daß die Juristische Verbandsbetreuung die damit verbundenen Rechtsfragen prüft, oder sei es, daß er auf der IARU-Region-2-Konferenz im Herbst 1998 gemeinsam mit dem amerikanischen Amateurfunkverband ARRL und dem japanischen Amateurfunkverband JARL eine Arbeitsgruppe „Neue digitale Techniken im Amateurfunkdienst“ gegründet hat. Ihre Aufgabe wird es neben anderen Arbeitsbereichen sein, Maßnahmen gegen Störungen durch diese neuen Übertragungstechniken zu untersuchen. Obwohl ADSL derzeit keine Amateurfunkfrequenzen bedroht, bleibt auch ADSL aus der Sicht des DARC so lange ein hohes Risiko, bis eindeutig durch Messungen erwiesen ist, daß hiervon keine Störungen des Amateurfunkdienstes ausgehen können.

Der DARC e. V. bittet dringend um weitere Berichte über Feldversuche und Störungen des Amateurfunkdienstes durch diese neuen Techniken. Mitglieder mit entsprechenden Erfahrungen und Beobachtungen senden ihre schriftlichen Beiträge bitte so bald wie möglich an die zentrale Koordinierungsstelle in Sachen ADSL, xDSL, PLC in der Geschäftsstelle des DARC e. V. Thilo Kootz, DL9KCE, Technische Verbandsbetreuung.


Diese Vorstandsinformation wurde erstellt von Karl Erhard Vögele, DK9HU.

VY 73 de Jochen Hindrichs, DL9KCX


Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1999 Rundspruch-Archiv