DARC e. V. Vorstandsinformationen vom 07.02.1998

Gespräch zwischen dem DARC e. V. und Herstellern von Amateurfunkgeräten


Liebe YLs, XYLs, SWLs und OM,
das Gespräch zwischen dem DARC e. V. und Herstellern von Amateurfunkgeräten fand auf Initiative des Geschäftsführers des DARC-Verlages, OM Kamper, DK4EI, in Fritzlar statt. Anwesend waren die Firmen

Albrecht Electronic GmbH,
ICOM Europe GmbH,
Kenwood Electronics Deutschland GmbH,
stabo Elektronik GmbH,
Yaesu Germany GmbH

Der DARC e. V. war vertreten durch Mitglieder des Vorstandes, Referenten, die beiden Geschäftsführer und Mitarbeiter von der juristischen und technischen Verbandsbetreuung der Geschäftsstelle.

Folgende Themen wurden erörtert: die neuen Amateurfunkregelungen in DL, die CTE-bzw. RTTE Richtlinien, Spurious Emissions, Situation im Bereich der Normen, der Komplex 12,5-kHz-Raster im VHF/UHF-Bereich, Bedarf und Liefermöglichkeiten an Geräten für das 23-cm-Band, Nutzungsmöglichkeiten des 50-MHz-Bandes, neues Modulationsverfahren für den Relaisfunkstellenbetrieb, Verhältnis zwischen LPD-Nutzern und Funkamateuren, die Situation im Free-Net, Initiativen der Nachwuchsförderung, Möglichkeiten der Marktbelebung, Schaffung einer gemeinsamen Lobby der NON-Commercial-Frequency-User, Termin und Tagesordnungspunkte für ein weiteres Treffen (Gerätetests, Einbau von Amateurfunkgeräten in neu typzugelassene Kfz, allgemeiner Informationsaustausch).

Der DARC schilderte eingangs den Stand über die Einführung der neuen Amateurfunkregelungen, insbesondere zum Amateurfunkgesetz und zur Amateurfunkverordnung. Auf Wunsch der Hersteller wurde in kurzen Statements die Position des DARC zur Problematik der HSM-Grenzwerte erläutert, die durch die Vfg. 306/97 geschaffen wurde. Die Funkamateure werden diese Regelung so nicht hinnehmen. Der DARC bereitet sich derzeit auf verschiedene Initiativen auf mehreren Ebenen vor, um für das Problem eine möglichst rasche Lösung im Sinne der Funkamateure zu erreichen.

Zu den Themen CTE-bzw. RTTE Richtlinien, Spurious Emissions und zur Situation im Bereich der Normen gaben verschiedene Vertreter des DARC einen Überblick. Danach wird sich der DARC für die Interessen der Funkamateure innerhalb der EUROCOM, der Vereinigung der europäischen Mitgliedsvereinigungen der IARU-Region 1, einsetzen. Da die Beratungen der verschiedenen Richtlinienentwürfe noch nicht abgeschlossen sind, werde man die Lobby-Arbeit unvermindert fortsetzen, um die bisher für die Funkamateure erreichten günstigen Ergebnisse zu halten. So sind z. B. nach dem derzeitigen Stand der R&TTE-Richtlinie Bausätze und Selbstbaugeräte der Funkamateure sowie der Umbau kommerzieller Geräte durch Funkamateure ausgenommen.

Die Themenbereiche 12,5-kHz-Raster im VHF/UHF-Bereich, Bedarf und Liefermöglichkeiten an Geräten für das 23-cm-Band, Nutzungsmöglichkeiten des 50-MHz-Bandes und neues Modulationsverfahren für SSB-/UKW-Relaisfunkbetrieb wurden eingehend erörtert. Die Hersteller erklärten auf die Frage des DARC nach ihren Absichten bezüglich des 12,5-kHz-Rasters, daß sie sich mit dem Angebot geeigneter Geräte am Marktinteresse orientieren würden. Es wurde deutlich, daß Duobandgeräte nicht mit zwei Zwischenfrequenzen ausgestattet werden.

Bezüglich des 23-cm-Bandes waren die Hersteller an einer Nachfrageeinschätzung durch den DARC interessiert. Der DARC verwies hierbei auf das für Europa einmalig dichte Relaisstellennetz und die Einstiege in Digis über 23 cm hin, die eine große Nachfrage erwarten lassen. Eine entsprechende Nachfrage widerspiegele sich bereits jetzt in Direktimporten von Dreibandgeräten, welche aber im 23 cm Band nur den Bereich von 1260 bis 1300 MHz überstreichen. Die Hersteller erklärten, daß es technisch kaum überwindbare Schwierigkeiten geben würde, den Frequenzbereich dieser Dreibandgeräte mit vertretbaren Kosten im 23-cm-Bereich nach unten um 20 MHz zu erweitern. Ein Hersteller wies auf seine Anzeige in der CQ DL 2/98 hin, wonach die 3-Band-Geräte jetzt direkt in DL mit CE-Kennzeichnung von ihm bezogen werden könnten, allerdings mit dem für den japanischen Markt vorgesehenen 23-cm-Frequenzbereich.

Der DARC berichtete zu den Nutzungsmöglichkeiten des 50-MHz-Bereiches, daß nach seinen Informationen eventuell mit einer Allgemeingenehmigung im noch ausstehenden Frequenznutzungsplan gerechnet werden könne, über deren Ausgestaltung aber noch keine weiteren Informationen vorliegen würden. Gerätemäßig wünschten sich die Funkamateure von den Herstellern, daß für den 50-MHz-Bereich in sehr viel mehr KW- bzw. UKW-Geräten Optionen vorgesehen sein sollten, als dies derzeit der Fall ist.

Prof. Dr. Cuno, DL2CH, berichtet von dem von ihm ausgiebig untersuchten neuen Modulationsverfahren Real Zero SSB (RZSSB), welches schmalbandiger ist, als das derzeitige FM-Modulationsverfahren und sowohl von reinen FM wie auch SSB-Empfängern dekodiert werden kann. Sollte sich das Verfahren durchsetzten, so kann sich dieses auch auf eine bessere Nutzung des Repeaterspektrums auswirken. Eine Versuchsanlage solle auf der HAM RADIO 1998 in Betrieb gehen. Der DARC empfahl den Herstellern, sich mit dieser neuen Technik zu befassen. Die Hersteller zeigten sich beeindruckt von dem Bericht und wiesen darauf hin, wie gerade solche Innovationen immer wieder unter Beweis stellen würden, daß der Amateurfunkdienst in der Lage ist, beachtliche Beiträge zur Technikentwicklung zu leisten.

Zum Verhältnis zwischen LPD-Nutzern und Funkamateuren und der Situation im Free-Net sowie zu Initiativen der Nachwuchsförderung erklärte der DARC entgegen der Ansicht der Hersteller, daß aus seiner Sicht Sprachkommunikation im ISM-Bereich durch die LPD-User mit der für den ISM-Bereich vorgesehenen Nutzung nicht vereinbar wäre. Dem DARC sei daran gelegen, die LPD-Nutzungen in besondere Bereiche zu verlagern, damit dort die notwendige Betriebssicherheit oder die entsprechenden Übertragungsqualitäten garantiert werden können.

Einvernehmlich sehen sowohl der DARC als auch die Hersteller derzeit bei den LPD-Nutzern trotz steigender Nachfrage nach diesen Geräten kein nennenswertes Potential für den Amateurfunknachwuchs. Vergleichbares gilt auch für die Nutzer des außerhalb des Amateurfunkbereiches liegenden Kurzstreckenfunks wie z. B. Free-Net. Die wesentlichen neuen Möglichkeiten einer Nachwuchsgewinnung sehen der DARC wie auch die Hersteller – jedoch aus der Sicht zusätzlicher Nachfrageimpulse – in der nunmehr neu geschaffenen Einsteigerzeugnisklasse und in der Nutzung des Ausbildungsfunkverkehrs.

Die Hersteller als auch der DARC sehen Chancen der Marktbelebung in zusätzlichen Kombigeräten 50 MHz mit HF oder UHF-Transceivern, zusätzliche Features wie Einschleifmöglichkeiten für eine Vorselektion im Empfangsweg des Transceivers, einer stufenlosen Leistungsregelung bei allen Geräten, einem speziellen Langwellenempfangsbereich sowie einer zeitlich einstellbaren PTT für unter sechs Minuten zu begrenzende Durchgänge. Eine wesentliche Marktbelebung wird in den neuen Möglichkeiten der Einsteigerzeugnisklasse gesehen. Wünschenswert sind aus der Sicht des DARC Low Power Kombigeräte für SSB und FM als preiswerte Universalgeräte. Die Hersteller haben hier entsprechende Absichten signalisiert. Langfristig notwendig sind auch spezielle Datentransceiver mit hohen Durchsatzraten im Bereich von 70.000 kB oder mehr. Anlagen dieser Art werden bereits im Versuch betrieben, die damit auch in diesem Bereich die Innovationsfähigkeit des Amateurfunkdienstes dokumentieren. Neue Digitale Übertragungsverfahren wurden seitens des DARC als Entwicklungsziele des Amateurfunkdienstes in diesem Zusammenhang wie z. B. im Bereich ATV angesprochen.

Abschließend wurde die Schaffung einer gemeinsamen Lobby der NON-Commercial- Frequency-User diskutiert, die man sich fallweise auf beiden Seiten vorstellen kann. Ein Termin und Tagesordnungspunkte für ein weiteres Treffen wurde verabredet. Hierzu gehören Fragen über ein abgestimmtes Konzept zu Gerätetests, die Unterstützung für den Einbau von Amateurfunkgeräten in neu-typzugelassene Kfz sowie der weitere Informationsaustausch zu gemeinsam interessierenden Fragen.

Unmittelbar nach dem Herstellergespräch schloß sich ein Treffen zur Vorbereitung der deutschen Delegation für die IARU-Working Group in Wien Ende Februar an. Hierüber ergeht ein gesonderter Bericht.


VY 73 de Jochen Hindrichs, DL9KCX


Ende der Vorstandsinfo vom 07.02.1998

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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Inhalt 1998 Rundspruch-Archiv