DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 39/98 VOM 03.12.1998

Redaktion: DL9KCE


ÜBERSICHT:


KLAGE GEGEN VERFÜGUNG 306/97

Der DARC e. V. wird die Klagen von drei Funkamateuren und DARC-Mitgliedern gegen die Allgemeinverfügung 306/97 des ehemaligen BMPT fachlich und finanziell unterstützen. Zu dieser Entscheidung ist der Vorstand des DARC gemeinsam mit seinen Beratern auf der Vorstandssitzung am 28.11. gelangt. Die Klagen werden fristgerecht zum 31.12.1998 eingereicht. Kläger werden Funkamateure sein, die die Grenzwerte zum Personenschutz einhalten, die aber ihrem Hobby aufgrund des Nachbarumfeldes und öffentlicher Straßen bei Einhaltung der Herzschrittmachergrenzwerte nicht mehr nachgehen können. Der Antrag der Anfechtungsklage wird folglich auf Teilaufhebung der Verfügung 306 in Bezug auf die Herzschrittmachergrenzwerte lauten. Der DARC hat bereits vor Erlaß der Verfügung in Gesprächen mit der Behörde stets hervorgehoben, daß er die Verantwortung der Funkamateure sieht, ihren Beitrag zum Personenschutz allgemein zu leisten, aber die HSM-Grenzwerte als unverhältnismäßige Überregulierung wertet. Demgemäß sind alle Anstrengungen unternommen worden, Verbesserungen für die Funkamateure auf dem Normungswege sowie durch die Inauftraggabe einer amateurfunkspezifischen wissenschaftlichen Untersuchung zu erzielen. Da positive Ergebnisse zwar zu erwarten, aber derzeit noch nicht erreicht sind, ist es erforderlich, die Klagefrist gegen die Verfügung zu wahren. Argumente gegen die Heranziehung der HSM-Grenzwerte sind gesammelt und vorbereitet worden. Der DARC selbst ist als Verband nicht klagebefugt. Dies sind nur die Funkamateure selbst. Jeder Funkamateur und jedes DARC-Mitglied muß somit für sich die Entscheidung über eine Klage treffen. Sollten allerdings die vom DARC unterstützten Klagen erfolgreich sein und die Herzschrittmachergrenzwerte als rechtswidrig beurteilt werden, ist davon auszugehen, daß dies allen Funkamateuren zugute kommt. Bis dahin ist eine erhebliche Verbesserung der Situation bereits durch die neue HSM-Norm DIN 0848 Teil 3-1 und entsprechender Änderung der Verfügung 306 zu erwarten. Darüber hinaus besteht für jeden Funkamateur die Möglichkeit, für den Fall eines an ihn gerichteten negativen Bescheides der Behörde diesen gesondert und unabhängig von der Klagefrist gegen die Verfügung 306 anzufechten. Weitergehende Informationen entnehmen Sie der Vorstandsinformation des DARC e. V. im Packet-Radio und der CQ DL.


LEONIDEN BESCHERTEN UKW-DX

Der Meteoritenschauer der Leoniden hat nicht nur in den Medien für viel Wirbel im Vorfeld gesorgt, auch Funkamateure erwarteten mit Spannung das Schauermaximum, das für die Nacht vom 17. auf den 18.11. vorhergesagt wurde. Die ionisierten Rückstände der Meteoriten auf ihren Bahnen ermöglichen Reflektionen von Funkwellen bis in den UHF-Bereich hinein. So wie auch für die meisten Hobby-Astronomen wurde dieser Termin jedoch zum Flop: Kaum ein Signal war zu hören. Jedoch blieb der Schauer keineswegs aus. Die Vorhersage war schlichtweg zu ungenau. So fand das Maximum bereits in der Nacht vom 16. auf den 17.11. statt. Dabei blieb es zwar hinter den Erwartungen zurück, dennoch konnte man auf den VHF-Bändern 6 m und 2 m den Eindruck gewinnen, man befände sich auf Kurzwelle. Entfernungen bis weit über 2000 km, teilweise sogar über 2200 km, wurden meist in SSB, teilweise und vor allem nach Osteuropa, aber auch in CW, überbrückt, wobei die Reflektionen meist über mehrere Minuten anhielten. Stationen in Deutschland erreichten weit über 100 Verbindungen, einige europäische Spitzenstationen brachten es sogar auf mehr als 250 QSOs. In der darauffolgenden Nacht, in der wesentlich mehr Stationen aktiv waren, waren jedoch nur noch sehr vereinzelte Reflektionen zu hören. Nun richten sich die Hoffnungen der UKW-DXer auf den November 1999: Dann könnte es nochmals ein gutes Maximum geben, das vielleicht wieder sehr stark wird. 1966 wurden pro Stunde 150.000 sichtbare Meteoriten registriert, dieses Jahr waren es um 500.


15 JAHRE AMATEURFUNK IN DER BEMANNTEN RAUMFAHRT

Der Amateurfunk mit Astronauten an Bord von Raumfahrzeugen hat in diesen Tagen 15jähriges Jubiläum. Am 28.11.1983 startete die Raumfähre Columbia mit dem Funkamateur Owen Garriott, W5LFL, an Bord. Owen war der erste Raumfahrer, der während seiner Mission auf den Amateurfunkbändern aktiv war und den Funkamateuren ein ganz besonderes Erlebnis bescherte: Den direkten Kontakt vom heimischen Shack zu einem Raumschiff. Diese Aktivität bescherte dem Amateurfunk eine nie dagewesene positive Resonanz in den Medien und auch in Schulen. In den folgenden Jahren waren viele ähnliche Aktivitäten regelmäßiger Bestandteil bemannter Weltraummissionen. Besonders erwähnenswert sind dabei auch die ersten direkten Kontakte zwischen Funkamateuren in der Raumstation Mir und an Bord amerikanischer Raumfähren, lange bevor die offizielle Zusammenarbeit zwischen der NASA und der russischen Raumfahrtagentur begann. Ein erheblicher öffentlichkeitswirksamer Impuls für den Amateurfunk wird in der nächsten Zeit mit Beginn der Aktivitäten an Bord der Internationalen Raumstation ISS erwartet.


HÖRSPIEL MIT AMATEURFUNKHINTERGRUND

Am 06.12. bringt die Deutsche Welle ein Hörspiel über den böhmerwälder Auswanderer Josef Zipperer, den Gründer von Sao Bento in Brasilien vor 125 Jahren. Basis für das Hörspiel ist ein Tagebuch, das Braulio Zipperer, PY5DI, ein Enkel des Gründers und Tagebuchschreibers, mal in der täglichen deutsch-brasilianischen Runde auf 21.322 kHz erwähnt hatte. Ein paar Exemplare waren noch von dem publizierten Tagebuch vorhanden, die PY5DI den Freunden in Deutschland übersandte. Ein Exemplar gab DK5JD an die Deutsche Welle weiter, mit dem Hinweis auf die diesjährige 125-Jahrfeier von Sao Bento. Die machte daraus das Hörspiel, in dem Großvater Josef seinem Enkel Braulio von den schwierigen Anfangszeiten erzählt, der nach einer Überblendung seinerseits als PY5DI mit über 70 Jahren seinen Freunden in Deutschland in immer noch akzentfreiem Deutsch begeistert die Geschichten seines Großvaters weitererzählte.

Die DW sendet das Hörspiel am 06.12. um 13:35, 17:35, 21:35 und am nächsten Tag um 01:35 und 05:35 UTC. Die Frequenzen der DW für Europa sind: 6075, 6140, 9545, 11.865, 12.080, 13.780 und 15.275 kHz. Wer Nachtdienst hat, kann die DW zusätzlich auch von 18:00–08:00 UTC auf 3995 kHz hören.


FUNKWETTERBERICHT (30.11. de DL1VDL)

Rückblick: (Solardaten für die Woche zwischen dem 23.11. und 29.11.)
Flux F: 130, 140, 150, 156, 159, 165, 168; 90-Tage-Mittelwert: F(90)=131; Sonnenfleckenrelativzahlen R: 56, 74, 102, 132, 121, 110, 126; Planetarischer Index des Magnetfeldes Ap: 10, 12, 9, 11, 8, 5, 6.

Die Ausbreitungsbedingungen erweckten den Eindruck, als habe die Redaktion der Amateurfunkzeitschrift CQ als Veranstalter des CW-WWDX Contestes direkten Zugriff auf die Sonne, um deren Aktivität zu steuern. Wir fanden auf allen Kurzwellenbändern exzellente DX-Bedingungen vor. Am Morgen des 28.11. sorgte ein X-Flare für einen nochmaligen ionisierenden Energieschub. Das Magnetfeld blieb weitestgehend ruhig, so daß auch alle transpolaren Funkwege offen blieben.

Vorhersage bis 06.12.:
Bei Fluxwerten über 150 bestehen die sehr guten Ausbreitungsbedingungen auf allen Bändern fort. Die geomagnetischen Bedingungen werden aber instabiler. Etwa am 01.12. wird die Schockwelle der koronalen Massenejektion vom 28.11. erwartet. Es kann zu zeitlich begrenzten Ausfällen der nördlichen Funkwege kommen.

Orientierungszeiten für Gray-Line DX:
Sonnenaufgang (UTC): ZL: 16:50; VK2: 18:40; VK6: 21:05; JA: 21:40; KH6: 16:40; KL7: 18:10; VP8: 07:45; W6: 14:30;
Sonnenuntergang (UTC): W2: ab 21:30; W6: 00:45; PY: ab 21:25; VP8: 23:50; KH6: 03:50; ZL: 07:15; JA: 07:05; KL7: 00:55.

Funkwetter kurz erklärt: Warum sind die Aurora-Signale so verzerrt?

Bei auftretender Radio-Aurora klingen die CW-Signale zischend, SSB-Signale klingen heiser. Ursache sind die sich mit unterschiedlicher Richtung und Geschwindigkeit bewegenden Aurora-Gebiete, an denen die Funksignale rückgestreut werden. Neben diesem Aurora-Fading wird auch der Dopplereffekt beobachtet, indem beispielsweise die 2-m-Signale mehrere 100 Hz verbreitert und verschoben rückgestreut werden.


Ende des Deutschland-RS 39/98 vom 03.12.1998

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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