DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 7/98 VOM 26.02.1998

Redaktion: DL9KCE


ÜBERSICHT:


REGULIERUNGSBEHÖRDE TELEKOMMUNIKATION UND POST RICHTET EINEN AUSSCHUSS „VERTRÄGLICHKEIT IN DER TELEKOMMUNIKATION“ EIN

Sprache über Stromleitungen zu übertragen ist nur eine von derzeit vielen Versuchen, im Rahmen der Liberalisierung im Fernmeldewesen bereits vorhandene Kabel und Leitungen für moderne Telekommunikationsverfahren zu nutzen. Die verwendeten Kabel und Leitungen sind ursprünglich für solche Aufgaben nicht gedacht und bei der Beaufschlagung mit hohen Datenraten, die de facto Hochfrequenzcharakter haben, wie Antennen strahlen. Um das zu legalisieren, wird derzeit eine provisorische Erhöhung der Störstrahlung von Fernmeldeleitungen für den Frequenzbereich 6–30 MHz um 10 dB über den Werten der bisherigen Norm durchgesetzt. In Deutschland haben sich diverse Funknutzer, Funkgerätehersteller und auch der DARC e. V. bisher vergeblich dagegen gewehrt. Die Regulierungsbehörde ist sich der Gefahren, die mit diesem Verfahren den Anwendern des Funkspektrums drohen, durchaus bewußt. Auch in anderen Bereichen der Telekommunikation mehren sich Berichte, daß die derzeitigen Normen nicht immer ein störungsfreies Nebeneinander verschiedener Telekommunikations- und Nichttelekommunikationsgeräte sicherstellen. Aus diesem Anlaß wurde vor kurzem in der RegTP im Ausschuß für Technische Regulierungen in der Telekommunikation eine Arbeitsgruppe „Verträglichkeit in der Telekommunikation“ gegründet, in der alle drahtgebundenen und Funk benutzenden Telekommunikationsbetreiber vertreten sind. Der DARC e. V. ist dort ebenfalls vertreten und wird dort für die Interessen der Funkamateure eintreten. Was der einzelne Funkamateur in dieser Situation unterstützend tun kann, besteht darin, in jedem Fall auch eine konkrete Störmeldung an die RegTP einzusenden, wenn davon auszugehen ist, daß sie durch solche Datenübertragungen verursacht sind. Eine Durchschrift solcher Störungsmeldungen sollte auch an die DARC-Geschäftsstelle unter dem Stichwort: „10 dB über EN55022“ geschickt werden, so daß von dort aus das entsprechende Normungsgremium informiert werden kann.


ERGEBNISSE DER IARU-TAGUNG IN WIEN AM 21./22.02.1998

Arbeitsgruppe Kurzwelle: Die Tagesordnung umfaßte 14 Punkte, wobei im folgenden auf die wichtigsten Punkte eingegangen werden soll. Im Bereich Baken wurde aus Sicht der IARU-Region 1 die weltweit durchgeführte Anfrage bejaht, nach der in der Zukunft auf allen Kurzwellenbändern 500 Hz vom unteren oder oberen Bandende eine Bakenfrequenz für ein GPS-getaktetes Bakennetz zur Verfügung gestellt werden soll. Für Studien der Ausbreitung auf 28 und 50 MHz ist in Europa ein Netz mit getakteten Baken vorgesehen, für das Interessenten gesucht werden. Der IARU-Bandplan der Region 1 wurde in seiner gegenwärtigen Fassung bestätigt. Der von Hans Berg, DJ6TJ, vorgeschlage Bandplan 2000 wurde sehr konstruktiv diskutiert, mit dem Ergebnis, daß er zur IARU-Konferenz 1999 allen drei Regionen vorgeschlagen werden soll. Das zukünftige Modell sieht die Unterteilung der Bänder in die drei Segmente Telegrafie, Maschinenmode und Sprache vor. Nicht im Bandplan, aber in den Erläuterungen ist zum Beispiel geregelt, daß für SSTV, welches in die Kategorie Maschinenmode gehört, die Verbindungsaufnahme in SSB selbstverständlich bleibt. Ziel dieser Überlegungen ist mehr Übersicht, eine einfache Implementierung weiterer Betriebsarten und weniger Reglementierung innerhalb der Bandsegmente zu erreichen. Ausführlicher werden wir zu diesen Punkten in der CQ DL berichten.

Arbeitsgruppe UKW: Neben vielen zu klärenden Fragen wurde unter anderem die Bandplanung diskutiert. Der Druck der kommerziellen Betreiber auf Amateurfunkfrequenzen, insbesondere im GHz-Bereich, steigt weiter. Im Bereich Bandplanung wurde ausführlich über verschiedene Vorschläge zur Beseitigung der Störung im exklusiven 144-MHz-EME-Segment diskutiert. So wurde beschlossen, den Bereich von 140–144 und 160 MHz auch für EME in den Betriebsarten CW und SSB in Form einer nichtexklusiven Nutzung zuzuweisen. Im 70-cm-Band ergaben sich keine Änderungen. Der Vorschlag des IARU-Satelliten-Koordinators, Hans von der Grönendal, ZS5AKV, zusätzlich DM-Kanäle für exklusive Nutzung für SAREX und die künftige Raumstation Alfa im 2-m-Bakenband einzuführen, wurde einheitlich zurückgewiesen. Der Vorschlag des DARC e. V., den 2,4-GHz-ISM-Bereich, der im Amateurfunk ausschließlich für Satellitenbetrieb vorgesehen ist, zur teilweisen Nutzung von ATV freizugeben, fand unter der Bedingung, daß jederzeit störungsfreier Satellitenbetrieb möglich ist, Zustimmung. Eine Änderung des Raportsystems für unterschiedliche Ausbreitungsmodis, wie z. B. Aurora, fand nach ausführlicher Diskussion ebensowenig Unterstützung wie Vorschläge über Bewertungskriterien für die Unterscheidung von Meteor Scatter Pings und Bursts. Prof. Dr. Hans-Hellmuth Cuno, DL2CH, hielt drei Vorträge über einen deutschen Vorschlag zu einer neuen FM-ATV-Norm für die IARU-Region 1, über die Betriebsart Real-Zero-SSB und über den Einsatz von Spread Sprectrum im Amateurfunk. Die Vorträge fanden ein positives Echo.

Arbeitsgruppe HF-Contest: Wettbewerbe werden von der Contest Supgroup des HF-Komitees der IARU-Region 1 organisiert. Bezugnehmend auf die Beschlüsse der letzten IARU-Region-1-Tagung, werden seitens der IARU nur solche Conteste unterstützt, die von ihnen durchgeführt werden und Bestandteil des Contestkalenders sind. Diesbezüglich wurden organisatorische Schritte zur Registrierung besprochen. Ziel dieser Maßnahme ist es, mögliche Störungen des übrigen Funkbetriebes durch eine ständig steigende Zahl von Contesten einzugrenzen. Sehr ausführlich wurden außerdem Probleme diskutiert, die sich durch Mißachtung der Bandpläne von einigen Teilnehmern an den CQWW-Contesten ergeben. Die nationalen Verbände wurden dazu aufgerufen, das Gespräch mit diesen Störenfrieden zu suchen. In denen vom DARC e. V. veranstalteten Contesten liegen bislang keine Beschwerden vor, daß Teilnehmer die Bandpläne mißachten.


FUNKWETTERBERICHT (25.02. de DL1VDL)

Rückblick: (Woche zwischen 16.02. und 22.02.)
Flux F: 107, 105, 103, 99, 96, 95, 96; 90-Tage-Mittelwert: F(90) = 96;
Sonnenfleckenrelativzahl R: 88, 85, 64, 57, 29, 28, 38.

Bis zum 19.02. konnten wir uns über gute Ausbreitungsbedingungen auf den oberen Bändern freuen, während am Contestwochenende die unteren Bänder wieder dominierten. In den ersten drei Stunden des 18.02. gab es einen magnetischen Sturm, ausgelöst von der koronalen Massenejektion, die sich bereits am 14.02. ereignet hatte. Die etwas frühlingshafteren Ausbreitungsbedingungen bemerken wir zum Beispiel an den lauter werdenden Signalen von ZK1DI. Hört einmal auf 7004 kHz gegen 06:00 UTC.

Vorhersage bis 04.03.:
Obwohl gleichzeitig sieben Sonnenfleckengruppen flareverdächtig sind, wird die Gesamtaktivität der Sonne als ruhig eingestuft. Wir erwarten Fluxwerte zwischen 98 und 90 bei zunächst unbestimmten magnetischen Bedingungen. Die DX-Bedingungen bleiben unverändert, wobei die Bänder unter 18 MHz die besseren Ausbreitungsbedingungen zu bieten haben.

Orientierungszeiten für Gray-Line DX:
Sonnenaufgang (UTC): ZL7: 17:35; ZL: 17:50; VK2: 19:40; VK6: 22:00; JA: 21:20; KH6: 16:40; KL7: 17:10; ZS: 04:05.
Sonnenuntergang (UTC): W2: ab 22:15; W6: 01:45; KL7: 03:10; PY: ab 21:20; VP8: 23:05; ZS6: 17:00; KH6: 04:25.

Funkwetter kurz erklärt: Aktivitätsgebiete auf der Sonne

Mit den Sonnenflecken, die uns wegen ihres direkten Einflusses auf unser Funkwetter besonders interessieren, sind verschiedene andere Erscheinungen der Sonnenaktivität, wie Protuberanzen und Flares, Fackeln, Plages und Filamente verbunden, die alle von den starken, lokalen Magnetfeldern erzeugt und gesteuert werden, die die Aktivitätsgebiete charakterisieren. Die Bildung eines Aktivitätsgebietes auf der Sonne ist im allgemeinen ein ziemlich rascher Vorgang und braucht etwa zehn Tage bis es seine volle Größe erreicht. Wenn der erste magnetische Fluß von unterhalb der Photosphäre aufzutauchen beginnt, erscheint ein kleines helles Gebiet, ein Plagegebiet, vom französischen Wort für Strand abgeleitet. Kurz danach beginnen sich meist Sonnenflecken zu bilden, deren Zahl und Größe in den folgenden Tagen rasch zunimmt. Protuberanzen und Flares können folgen, bis gewöhnlich nach zwei bis vier Wochen alle Flecken wieder verschwinden, es sei denn, es ist eine besonders große Gruppe.


Ende des Deutschland-RS 7/98 vom 26.02.1998

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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