KÖLN-AACHEN-RUNDSPRUCH NR. 51/96 VOM 22.12.1996

Redaktion: Manfred May, DJ1KF


Der falsche Weg – oder wie man aus einer Not eine Tugend macht

Funkgeräte und Autos hatten schon immer Probleme miteinander. Manches Fahrzeug brachte mich in meiner Lehre als Radio- und Fernsehtechniker bald zur Verzweiflung. Trotz aller vorgeschriebenen Entstörmaßnahmen und stundenlanger Arbeit waren die Lichtmaschine und andere elektrische Anlagen in AM-Teil des Autoradios stärker zu hören als jeder Sender. Wie froh war die Branche, als sich die FM-Modulation durchsetzte und die Empfangsgeräte die Störungen besser zu unterdrücken lernten.

Heute ist der Trend umgekehrt. Trotz des Wissens um notwendige EMV-Verträglichkeit werden Autos auf den Markt „geschmissen“, die selbst 5 Watt „HF-Störstrahlung“ eines Handys oder einer Handfunke nicht mehr standhalten. Die Hersteller schämen sich nicht einmal, ihr Versagen zuzugeben, sondern untersagen dreist den Betrieb von Funkgeräten im Fahrzeug, oder lassen ihn nur unter besonderen Auflagen zu. Ist das der Stand der Technik – der vom Funkamateur für seine Geräte andererseits behördlich und zu Recht gefordert wird?

Wir Funkamateure wissen, was ein faradayischer Käfig ist, wir kämen nicht auf die Idee, innerhalb eines Fahrgastraumes unsere Handfunke mit Stummelantenne einzusetzen. Wir benutzen die Außenantenne. Dafür gibt es in Zukunft nicht einmal mehr die freie Wahl des günstigsten Anbringungsortes in Bezug auf die HF-Abstrahlung, z. B. auf dem Wagendach. In Zukunft wird uns die Industrie sagen, wo wir die Antenne gefälligst anzubringen haben, damit die überzüchtete und EMV-vernachlässigte Elektronik nicht gestört wird.

Es gibt sie ja, die Funkbeeinflussung. Bei meinem zehn Jahre alten Kombi aus Stuttgart reagiert der Tempomat allergisch, wenn ich funke, er reduziert einfach die Geschwindigkeit, solange ich sende. Das ist bisher de facto zwar ein Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit; was mache ich aber, wenn das Nachfolgemodell sich einfallen läßt, beim Senden die Geschwindigkeit zu erhöhen?

Ob die zukünftigen Autos wohl zwischen „guten, zugelassenen“ Funkgeräten und „schlechten“, z. B. in meiner alten Möhre immer noch betriebenen unterscheiden können? Die Fahrzeuge müssen wohl mit einem „selektiven Schutzschild“ ausgerüstet werden, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß Polizei, Rettungsdienst, Bundeswehr und Radio- und Fernsehsender auf den Einsatz ihrer Sender verzichten werden, damit die neuen Fahrzeuge nur nicht beeinflußt werden.

Wer ist in Zukunft schuld, wenn es zu einem Unfall kommt? Wie kann ich nachweisen, daß es nicht mein Fahrfehler war, der mich auf den Vordermann geschoben hat, sondern so ein böser Zeitgenosse, der neben, vor oder hinter mir einfach herumgefunkt hat?

Aber die Industrie wird der Öffentlichkeit schon die richtige Einstellung vermitteln: Funken ist schädlich. Außerdem kann man den Mangel an Einstrahlfestigkeit ja auch noch werbewirksam vermarkten: Im Fernsehen sah ich vor ein paar Tagen einen Beitrag, bei dem vom Hubschrauber aus ein „Fluchtfahrzeug“ mit einer „HF-Kanone“ gestoppt wurde. Nicht auszudenken, wenn das Fahrzeug HF-dicht gewesen wäre.

Der Wahnsinn greift weiter um sich. Ich zitiere einen Beitrag aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom Donnerstag, den 19.12.:

„Handys aus Bussen und Bahnen verbannt

Einfluß der Funksignale auf Funktionstüchtigkeit ist nicht auszuschließen

Immer mehr öffentliche Nahverkehrsunternehmen verbieten das Benutzen von Handys in Bussen und Straßenbahnen. Grund: Es ist nicht 100-%ig auszuschließen, daß die Funksignale Einfluß auf die technische Funktionsfähigkeit moderner Busse nehmen. Sowohl die elektronische Bremshilfe ABS als auch das elektronische Gaspedal können verrückt spielen.

Die großen Bushersteller haben unverzüglich reagiert: Mercedes-Benz nimmt ab sofort in seine Betriebsanleitungen Warnhinweise auf. Für den Betrieb von Handys in Nutzfahrzeugen der Stuttgarter gilt: Telefone und Funkgeräte dürfen im Fahrzeug-Innenraum nur dann genutzt werden, wenn sie an einer von Mercedes-Benz freigegebenen separaten Außenantenne angeschlossen sind. Da das im öffentlichen Nahverkehr nicht möglich ist, empfiehlt das Unternehmen den Betreibern von Omnibuslinien, Fahrgäste durch ein geeignetes Piktogramm – durchgestrichenes Handy auf weißem Grund und rotem Rand – im Fahrzeug auf diese Einschränkung aufmerksam zu machen. MAN geht nicht ganz so weit. Im Fahrgastraum von MAN-Linien- und Reisebussen soll der Handy-Gebrauch uneingeschränkt zulässig bleiben. Lediglich aus dem Einzugsbereich des Fahrerplatzes, wo alle elektronischen Schalteinrichtungen installiert sind, wird das Mobiltelefon verbannt.

Straßenbahnen sollen in das generelle Verbot einbezogen werden. Begründung der Nahverkehrsunternehmer: eine unterschiedliche Regelung könne vom Fahrgast nicht nachvollzogen werden.

(mid)“

Nun kann ich mir überlegen, ob ich ab Januar 1997 jeden Mitbürger, der in Bus oder Bahn seinen Funktelefon-Anruf entgegennimmt, wegen grobfahrlässiger Verkehrsgefährdung anzeigen muß/darf, oder über OV und Distrikt meinen Club bitten soll, eine Verbandsklage gegen die Autoindustrie auf Einhaltung der EMV-Vorschriften zu überdenken.

Frohe Weihnachten – und ein Funkstörungsfreies 1997!

(Manfred, DJ1KF)


Neue Gefahr für 70 cm

Jaques, F1IGY, startete in der Rubrik QRG auf Englisch einen Hilferuf an alle OM, denen am Erhalt des 70-cm-AFu-Bandes gelegen ist. Nach seiner Information plant die französische Post- und Fernmeldebehörde, Anfang 1997 die gesetzliche Grundlage der AFu-Frequenzzuweisung so zu ändern, daß dort kein Amateurfunk bei 432 MHz mehr möglich ist. Statt dessen soll dort ein GSM-Umsetzer für Mobilfunk arbeiten, dessen QRM wohl auch in den Nachbarstaaten Probleme bereiten wird, wenn gute Bedingungen herrschen. Französische Funkamateure wollen sich in Briefen bei ihrer Regierung beschweren, hoffen aber auch auf ähnliche Aktionen in anderen Ländern, deren Regierungen Druck auf Frankreich ausüben sollen.

F1IGY wird über den Fortgang der Aktion berichten und hofft, daß alle Funkamateure zusammenhalten, zumindest in Europa! (Also doch noch eine wichtige Meldung vor Weihnachten, oder?)

(Klaus, DL4KCK)


Meldungen aus dem Distrikt und den Ortsverbänden


Hallo CW-Interessierte,

diese Info richtet sich an alle, die die Morsezeichen schon kennen und aus den verschiedensten Gründen wieder Prüfungstempo erreichen wollen (oder müssen). Natürlich auch an diejenigen, die bei ihren eigenen Texten nicht mehr wissen, ob die niedergeschriebenen Zeichen nun tatsächlich gehört oder nach der 25. Wiederholung schon aus dem Gedächtnis geschrieben wurden. Deshalb biete ich für den Einzugsbereich Köln und und der näheren Umgebung (10 W in einen Rundstrahler) CW-Übungstexte an.

Die Aussendungen kommen:

Das ganze passiert auf der Frequenz 144,133 MHz ±QRM bis vorerst März 1997. Ich hoffe, daß hierdurch Übungslücken geschlossen werden und CW-Frust gar nicht erst aufkommt.

Rückfragen bitte telefonisch unter ......

VY 73, Günter, DF5KU


OV Leverkusen, G11

Ab dem 01.01. werden die OV-Abende vom OV Leverkusen, G11, in neuen Räumlichkeiten stattfinden. Die OV-Abende finden künftig jeden 3. Montag im Monat, also erstmalig am 20.01. in der Gewerbeschule Leverkusen, Bismarckstr. 207 in Leverkusen-Manford statt. Desweiteren hat der OV die ehemalige komplette Clubstation DLØGSL übernommen, welche ab Januar unter dem Rufzeichen DLØIL gemeldet ist.

(Didi, DF4EO)


OV Düren, G04

Aus organisatorischen Gründen unseres Gastgebers finden 1997 die monatlichen OV-Treffen jeweils an jedem 2. Donnerstag im Monat statt (ausgenommen im Mai). Treffpunkt ist um 20:00 Uhr in der Stadthalle Bismarckstraße. Im Juli und August machen wir Sommerpause. Die Jahreshauptversammlung mit Neuwahl wird am 10.04. und das Jahresabschlußtreffen am 11.12. durchgeführt.

(Klaus, DK8KT)


OV Hürth, G50, Studio Sindorf

Neben der seit Jahren erfolgreichen Umsetzung des KA-Rundspruchs auf 11 m in FM wird Bernie, DL1KSB, vom nächsten Jahr an den Rundspruch auch auf 10 m in FM übertragen.

Der Januar-OV-Abend muß wegen der Betriebsferien der Kantine auf Donnerstag, den 16.01. verschoben werden.

(Manfred, DJ1KF)


Distrikt Köln-Aachen im Internet

Wenn Sie während der Feiertage dazu Zeit finden, schauen Sie doch mal auf die Internet-Seiten des Distriktes. Sie finden diese unter der Adresse: http://www.wdr.de/tv/Computer-Club/dk0wr.html.

Dort gibt es nicht nur Informationen aus der Region, sondern auch interessante Links – weltweit zum Thema Amateurfunk und besonders reichlich zu den Betriebsarten der Bild- und Schriftübertragung. Damit ersparen sie sich die Recherchen in den diversen Suchmaschinen.

Viel Spaß beim Surfen
(Manfred, DJ1KF)


73 de Manfred, DJ1KF


Ende des Köln-Aachen-RS 51/96 vom 22.12.1996

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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