DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 38/96 VOM 29.11.1996

Redaktion: DL1DSL


ÜBERSICHT:


ENTWURF ZUR NOVELLE DES EMV-GESETZES

Das Gesetz über die elektromagnetische Verträglichkeit von Geräten (EMVG) von 1992 ist erstmals 1995 geändert worden. Eine zweite Novelle steht an. Das Bundesministerium für Post und Telekommunikation (BAPT) hat dem RTA und dem DARC e. V. den Entwurf für eine zweite Neufassung des EMVG (Stand 26.09.1996) übersandt und Gelegenheit gegeben, hierzu Stellung zu nehmen. Die Änderung betrifft unter anderem die Erweiterung und Klarstellung des Gesetzes in den Begriffsbestimmungen, zum Beispiel wird das Inverkehrbringen von Geräten näher bestimmt. Statt Bundesamt für Post und Telekommunikation wird durchgängig der Begriff Regulierungsbehörde verwendet. Die Neufassung des Gesetzes beläßt es weiterhin nicht bei der nur allgemeinen Aufgabenbeschreibung der Regulierungsbehörde, sondern führt die entsprechenden Befugnisse, insbesondere im Zusammenhang mit der Störungsbearbeitung, ausdrücklich auf. Nach erster Überprüfung der Gesetzesneufassung durch die Juristin der Geschäftsstelle, Christina Volmer, ändert sich für Funkamateure an der Grundtendenz des Gesetzes nichts. Funkgeräte, die von Funkamateuren verwendet werden, fallen nicht in den Anwendungsbereich des Gesetzes, es sei denn, sie sind im Handel erhältlich. Diese sind, wie bisher, nicht von der Verpflichtung zur EG-Konformitätserklärung und CE-Kennzeichnung ausgenommen. Außerdem ist vorgesehen, daß die bisher enthaltene Ausnahmeregelung für Bausätze, die ausschließlich für Funkamateure bestimmt sind, entfallen soll. Diese werden danach als Vorstufe zu Geräten betrachtet und sollen den Geräten im Sinne des EMVG gleichgesetzt werden. Der DARC e. V. sieht mit Bedauern, daß diese aufgrund eines Einspruches der Europäischen Union gegen die jetzige Version erfolgende Überarbeitung die deutschen Funkamateure gegenüber dem bisherigen Zustand benachteiligt und die Erfolge seiner Arbeit der frühen 90er Jahre gefährdet. Er wird in einer Stellungnahme an das BMPT hierzu die Position der Funkamateure vertreten und gegebenenfalls Vorschläge unterbreiten, um die Interessen der Funkamateure zu sichern.


ETSI-STANDARD FÜR KOMMERZIELLE AMATEURFUNKGERÄTE VOR ABSTIMMUNG

Das Europäische Standardisierungsinstitut für Telekommunikation (ETSI) hat den Entwurf des Standards ETS 300 684 zur Abstimmung an die Mitglieder der Organisation verteilt. Dieser Standard definiert die Anforderungen an die elektromagnetische Verträglichkeit von kommerziellen Amateurfunkgeräten. Dabei bezieht er sich u. a. auf die Europanormen 50081-1 und 50082-1. Im Standardentwurf werden u. a. Grenzwerte für unerwünschte Nebenaussendungen und die Störfestigkeit angegeben. Das Dokument reiht sich nahtlos in das neue EMV-Verständnis ein. Da der Standard nach seiner Annahme sicher auch Arbeitsgrundlage des BAPT-Störmeßdienstes wird, ist er für den einzelnen Funkamateur unter Umständen sehr wichtig, da er im Störfall eine Schutzfunktion hat. Diese besteht darin, daß im Störfall eindeutige Kriterien hinsichtlich des „ordnungsgemäßen Betriebs“ einer Amateurfunkstelle bestehen. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, ist diese Schutzfunktion natürlich von einer Störfallregelung im Amateurfunkgesetz -oder den Durchführungsverordnungen dazu- abhängig.


PROJEKT PHASE-3D BESTAND ESA-TEST

In der ersten Novemberhälfte fuhren Konrad Müller, DG7FDQ, von der AMSAT-DL und Dick Jansson, WD4FAB, von der AMSAT-NA nach Frankreich, um den ersten von der ESA vorgeschriebenen dynamischen Test der mechanischen Struktur durchzuführen, die zur Verbindung des Satelliten Phase-3D mit der Startrakete Ariane 5 dient. Dieses „Special Bearing Structure (SBS)“ genannte, flugfähige Bauteil wurde bei dem Test zusammen mit einem Satellitenmodell auf Maßhaltigkeit und mechanische Resonanzen überprüft. Die Ergebnisse der Untersuchungen waren äußerst zufriedenstellend, und der nächste, statische Test wird Ende November/Anfang Dezember folgen. Besonderer Dank galt Mitgliedern der französischen AMSAT-F für die logistische Unterstützung.


AMSAT-OSCAR 13 QRT

Der Satellit AMSAT OSCAR 13 ist am vergangenen Sonntag, dem 24.11., erwartungsgemäß ausgefallen, weil seine Bahn nur noch eine Perigäumshöhe von etwa 100 km hatte. Letzte Ursache des Ausfalls war die Zerstörung der Sonnenzellen durch die Erhitzung beim Perigäumsdurchflug. Um 04:40 UTC konnte in Europa noch die Telemetrie mitgeschrieben werden. Diese zeigte, daß von sechs Sonnenpaneels nur noch eines arbeitete und im Rhythmus des Spins immer kurzzeitig eine Leistung von 11 W lieferte, während der Transponder ebenfalls 11 W verbrauchte, das aber kontinuierlich. Die Bordspannung lag daher nur noch bei 11,8 V statt 14 V. Um 05:38 UTC konnte dann in Australien beobachtet werden, wie das Bakensignal verstummte. AO-13 hat damit mehr als acht Jahre seinen Dienst getan, sein Nachfolger Phase-3D soll im April 1997 gestartet werden.


FUNKWETTERBERICHT (27.11. de DL1VDL)

Rückblick:
In der vergangenen Woche vollzog sich ein bemerkenswerter Anstieg der Sonnenaktivität, der Flux stieg um mehr als 30 Einheiten und überschritt 100 Fluxeinheiten. Die Sonnenfleckenrelativzahlen vom 20.–26.11. lauten: 11, 26, 34, 58, 60, 89 und 76. Dazu auszugsweise ein Bulletin des SESC Boulder: „Die solare 10,7 cm Radiostrahlung erreichte am 25.11. mit 105 Punkten ihren höchsten Wert seit dem 24.02.1994. Solche Aktivitätsbursts sind nicht unüblich im Bereich des Sonnenfleckenminimums, sie könnten aber den Beginn des allmählichen Anstiegs der Sonnenfleckenrelativzahlen des 23. Zyklusses markieren. Ein Indiz dafür ist schon ziemlich sicher aus den 90-Tage-Mittelwerten des solaren Fluxes erkennbar, der um den 29.07. ein Minimum bei 69 Fluxeinheiten erreicht hatte. Die jeweils über 365 Tage gemittelte Sonnenfleckenrelativzahl R zeigte Ende Juli ein ähnliches Minimum von etwa 18. Es gibt derzeit viele Indikatoren dafür, daß der 23. Sonnenfleckenzyklus begonnen hat. In den nächsten ein bis zwei Monaten werden wir es ziemlich sicher wissen.“

Vorhersage bis 05.12.:
Die HF-Ausbreitung bleibt im wesentlichen normal, wobei die gegenwärtig aktive Sonne mit vielen C-Flares sowohl zum Anstieg der Grenzfrequenzen beiträgt, aber auch das Potential für einen Mögel-Dellinger-Effekt erhöht. Nutzen Sie neben den hervorragenden Bedingungen auf den langwelligeren Bändern die schönen 10-m-Öffnungen, denn insgesamt gesehen sind wir noch fast unten im Sonnenfleckenminimum.

Planungswerte: Flux: 100; R: 75; A: etwa 8–20.

Orientierungszeiten für Gray-Line DX:
Sonnenaufgang (UTC): ZL: 16:40; VK2: 18:45; VK6: 21:20; JA: 21:25; KH6: 16:25, KL7: 18:15, ZS: 03:05;
Sonnenuntergang (UTC): W2: ab 21:30; W6: 00:45; PY: ab 21:00; VP8: 23:50; KH6: 03:35; ZL: 07:10; JA: 07:10; ZS: 16:40.


Ende des Deutschland-RS Nr. 38/96 vom 29.11.1996

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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