DARC-Herbstversammlung 1995, Bericht des DARC-Vorsitzenden

Dr. Horst Ellgering, DL9MH


Liebe Freunde,
die ersten fünf Monate der Arbeit des im Mai gewählten Vorstandes standen ganz im Zeichen des derzeit aktuellsten Themas, nämlich der Novellierung des AFuG. Über diese Arbeit selbst, ihre Organisation und ihre Ergebnisse haben wir laufend berichtet, etliche DVe waren an den Arbeiten aktiv beteiligt. Es erübrigt sich daher, auf diesen Bereich inhaltlich ausführlich einzugehen. Die Information des AR über die Vorstandsarbeit erfolgt durch den im Mai gewählten AR-Sprecher in bemerkenswerter Aktualität, Quantität und Qualität. Hierfür möchte ich Alfred Reichel, DF1QM, an dieser Stelle Dank und Anerkennung des Vorstands aussprechen. Diese laufende, detaillierte Informationstätigkeit erlaubt es, sich hier und heute stärker auf die allgemeine Situation zu konzentrieren.

Allgemein ist festzustellen, daß sich die Arbeitsintensität im Vorstand gegenüber 1994 weiter erhöht hat. Rechnet man die Tage mit auswärts-Terminen einmal mit zehn Stunden. so sind alle drei Vorstandsmitglieder mittlerweile im Mittel mehr als 60 Stunden wöchentlich für den DARC e. V. tätig. Das hat inzwischen auch Auswirkungen auf unsere häuslichen Verhältnisse. Wir bringen diesen Einsatz gern und mit Engagement, müssen aber um Verständnis dafür bitten, daß wir aus Zeitgründen manchmal auch DVen gegenüber „kurz angebunden“ sind.

Was da allein von Seiten unseres Gesetzgebers in den letzten fünf Monaten aufgelaufen ist, möchte ich hier einmal aufzählen. Das waren

Das ist mehr, als der Amateurfunk in Deutschland vorher in 40 Jahren an rechtlichen Veränderungen und Neuregelungen zu verdauen hatte. Es ist eine erhebliche Belastung. in diesem Umfang gleichzeitig politisch wirksam zu handeln, eine komplizierte, administrative Sachdiskussion kompetent zu führen und obendrein nach innen immer wieder erklären zu müssen, warum dies und jenes nun gerade so und nicht anders ist. Und dazu kommen ja noch die eigentlichen Fragen der Verbandsführung wie Referate, Geschäftsstelle, Clubzeitschrift, Finanzen, Projekte und was da sonst noch alles ansteht. Wir vergessen keineswegs, daß wir uns neben diesen aktuell wichtigen Dingen auch noch um andere Dinge kümmern müssen. Aber unsere Kräfte sind begrenzt und wir müssen Schwerpunkte setzen.

Wir schaffen das, weil Vorstand, AR-Sprecher und Geschäftsführer sich regelmäßig und sorgfältig abstimmen und in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen entsprechend dieser Abstimmung verantwortlich arbeiten. Damit wird die Arbeit rationalisiert und gleichzeitig steht nach außen ein geschlossenes Team mit einheitlichen Aussagen für die Sache des Amateurfunks. Ich erwähne das hier, weil es mir durchaus bewußt ist, daß ich mit meinen Forderungen zur Wahl 1995 einige Amateurräte ziemlich strapaziert habe und möchte noch einmal betonen, daß die seit Sommer 1994 konzipierte und immer wieder überprüfte Zusammensetzung des Vorstands ausschließlich unter dem Gesichtspunkt einer optimierten Arbeitsfähigkeit erfolgt ist. Denen, die das erkannt und entsprechend gehandelt haben, danke ich sehr herzlich.

Nach der Wahl im Mai waren zwei Referenten neu zu berufen, nämlich für VHF/UHF/SHF und für Gesetze und Normen. Beim UKW-Referat haben wir mit Heinz Günter Böttcher, DK2NH, auf einen in der Sache und im Referat erfahrenen OM zurückgreifen können. Seine Ernennung war zunächst im Referat selbst etwas umstritten, aber mittlerweile läuft sich das ein. Heinz Günter macht seinen Job gut, wobei man noch in Rechnung stellen muß, daß er mit der Hypothek startet, mit deutlich weniger Geld auskommen und deshalb die Zahl der Referatstagungen auf zwei im Jahr reduzieren zu müssen. Das hat Folgen für eine der Hauptaufgaben des Referats, die Koordinierung von unbemannten Stationen. Diese Arbeit wird zukünftig teilweise auf die Distrikte verlagert die in Absprache mit dem Referat regional vorkoordinieren werden, sodaß die Detailplanung dort erfolgt, wo sie auch hingehört, nämlich vor Ort. Das Referat sorgt für die großflächige Abstimmung

Das frühere Referat für Gesetze und Normen haben wir aufgeteilt in ein Referat für Normen und angewandte Technik und einen Stab für Gesetze und Verordnungen. Referent für Normen und angewandte Technik ist Manfred Dudde. DL5KCZ. Er führt nicht nur seine erfolgreiche Normenarbeit weiter sondern hat sich mit der ihm eigenen Intensität auch so wichtiger neuer Projekte wie der Einrichtung von EMV/EMVU-Arbeitsgruppen angenommen. Den Stab für Gesetze und Verordnungen leitet Konrad Krecher, DL4BZ. Er arbeitet insbesondere mit Karl Vögele, DK9HU, zusammen, wobei es nicht immer um Gesetze und Verordnungen direkt geht, sondern auch um gesellschaftliche Themen, ein Gebiet, auf das wir in Zukunft zunehmend werden achten müssen. Beide, sowohl DL4BZ als auch DL5KCZ, haben praktisch ohne jede Anlaufverzögerung angefangen, effektiv ihr Feld zu bearbeiten. Offen ist noch das Feld „Funkverwaltungsfragen“, das bis auf weiteres von Karl E. Vögele, DK9HU, wahrgenommen wird.

Das Thema „Personalsituation“ möchte ich abschließen mit einem Blick auf die Redaktion CQ DL. Hier wird Michael Link, DL2EBX, zum Jahresende sein Volontariat beenden und als Redakteur bei uns weiter arbeiten. Da sich das Konzept des hausinternen Aufbaus geeigneter Mitarbeiter bewährt hat, wird Anfang März 1996 Frau Monika Frömel die Redaktion als neue Volontärin verstärken. Frau Frömel hat einen Hochschulabschluß in Germanistik und Anglistik und eine C-Lizenz. Dieser Ausbau der Redaktion erfolgt durch interne Umschichtungen kostenneutral. Das jahrelange Dauerthema CQ DL haben wir damit personell im Griff. Auch Gestaltung und Inhalt der Clubzeitschrift entwickeln sich positiv.

Die Mitgliederentwicklung ist in diesem Jahr, soweit es sich jetzt abschätzen läßt, weiterhin leicht negativ. Auch ein leichter Rückgang ist ein Rückgang, dem wir dringend ein schlüssiges Konzept der Mitgliedergewinnung entgegen stellen müssen. Dabei müssen Distrikte und Ortsverbände ebenso eingebunden sein wie die Arbeit und Ausrichtung der Referate. Eine entsprechende Klausur von Vorstand und Referaten war für September geplant; Termin und Hotelreservierung mußten dann aber für die Sondersitzung des AR verwendet werden. Besonders schmerzlich sind Mitgliederverluste, die sozusagen „hausgemacht“ sind. So erhielt ich kürzlich die Kopie der Kündigung eines langjährigen Mitglieds zur Kenntnis, das in der Begründung für seinen Austritt zwei Passagen des „Statements“ vom DV Württemberg, Peter Dietrich, DJ3OI, vom Mai 1995 zitierte. Ich bitte dringend darum, bei internen Auseinandersetzungen die Außenwirkung eigener Äußerungen zu bedenken.

Pflege und Vergrößerung des Mitgliederbestandes ist ein Teil des großen Komplexes „Zukunftsplanung“, für dessen Bearbeitung uns noch immer nicht genügend Zeit geblieben ist. Diese Verzögerung ist schmerzlich, hat aber auch Vorteile, denn die wichtigsten Randbedingungen für eine realistische Zukunftsplanung im Amateurfunk, die zukünftige rechtliche Einordnung des Amateurfunks, die gesellschaftliche und die technische Entwicklung, werden jetzt deutlicher. Eine Planung, wird damit einfacher, ist aber immer noch schwierig genug.

Erhalt und Vergrößerung des Mitgliederbestandes ist aber auch von entscheidender Bedeutung für unsere Finanzlage, die wir mit sehr strenger Ausgabendisziplin zwar im Griff haben, die aber durch Mitgliederverluste zusätzlich belastet wird. 1 % bedeutet 60.000 bis 80.000 Mark weniger Beitragseinnahmen ohne daß die Kosten auch nur annähernd dem entsprechend zurück gehen. Würde unsere DARC-Verlag GmbH nicht so erfolgreich arbeiten, daß die Kosten der CQ DL für den Club seit Jahren weitgehend stabil gehalten werden konnten, und hätte die Geschäftsstelle nicht seit Jahren durch Rationalisierung den Kostenanstieg unterproportional gehalten. so hätten wir wohl schon jetzt einige Probleme, denn die Hauptaufgabe des Clubs, die Vertretung und Verteidigung unserer Rechte als Funkamateure, ist zur Zeit außerordentlich kostenaufwendig. Die Gesamtsituation stellt sich zusammengefaßt so dar:

Der Vorstand wird den derzeitigen Kurs seiner Arbeit beibehalten. Wir danken den Referaten, der Geschäftsstelle und den vielen anderen, die uns in unserer Arbeit unterstützen und vieles überhaupt erst möglich machen. Und wir danken dem Amateurrat für das uns mehrheitlich für unsere Arbeit ausgedrückte Vertrauen.


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1995 Rundspruch-Archiv

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