KÖLN-AACHEN-RUNDSPRUCH NR. 15/94 VOM 17.04.1994

Redaktion: Manfred May, DJ1KF


Internationales Euro-Pilotprojekt (Normung) des DARC e. V. für Amateurfunkgeräte: Bericht von der Arbeitstagung am 09./10.04. in Kassel

Auf europäischer Ebene werden künftig alle elektrischen und elektronischen Geräte zur Sicherung der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) Normen unterworfen. In der EG werden die Normen für Funkgeräte von dem europäischen Institut ETSI (European Telecommunication Standards Institute) auf der Grundlage allgemeiner Normen des europäischen Normungsinstitutes CEN/CENELEC geschaffen.

Die europäische Direktive (Grundlage des EMV-Gesetzes) sagt klar aus, daß jedes elektrische und elektronische Gerät, d. h. auch die am Markt erworbenen Amateurfunkgeräte (nicht Eigenbaugeräte), künftig bestimmten Forderungen der elektromagnetischen Verträglichkeit (Electro-Magnetic Compatibility – EMC) genügen müssen. Wenn die im Handel erhältlichen Amateurfunkgeräte keine Produkt-(EMC)Norm erhalten, fallen sie unter einen strengen „general standard“ (allgemeine Norm).

Die allgemeine Norm legt nicht nur den Maximal-Pegel für die ausgesandten Störungen fest, sondern schreibt auch eine bestimmte Unempfindlichkeit (immunity) gegen HF-Einstrahlung und elektrostatische Entladungen vor. Diese allgemeine Norm findet immer dann Anwendung, wenn es für bestimmte Geräte keine eigene Norm gibt.

WICHTIG: Wenn es den Funkamateuren nicht gelingt, für ihre eigenen Geräte bei ETSI eine eigene Norm zu schaffen, so fallen auch Amateurfunkgeräte unter diese allgemeine Norm mit der Folge, daß hier zum Teil Anforderungen zu erfüllen sind die für kommerzielle Geräte gedacht, für die speziellen Anforderungen an Amateurfunkgeräten aber ungeeignet sind.

Manfred Dudde, DL5KCZ, Inhaber eines Speziallabors für EMV-Meßtechnik und Ing. Hans Joachim Brandt, DJ1ZB, beschäftigt in der Entwicklung kommerzieller Sendeanlagen bei einem renommierten weltweit tätigen Grossunternehmen sind beide Mitarbeiter im Referat für Gesetze und Normen. Manfred und Hajo haben als erste auf diese Gefahr hingewiesen.

Daher hat Dipl.-Kfm Consultant Rolf Kadau, DJ7CH, und stellv. Vorsitzender des DARC e. V., ebenfalls beruflich einschlägig erfahren, auf der HAM RADIO 1993 in Friedrichshafen kurzfristig zu einem internationalen EMC-Meeting eingeladen, über das wir berichtet haben. Ziel war es damals, unsere europäischen Freunde dafür zu gewinnen, eine spezielle Norm für Amateurfunkgeräte bei ETSI durchzusetzen. Die Arbeiten sind gemeinsam mit unseren europäischen Freunden, allen voran Chris Parry, G8JFJ, in aller Stille angelaufen. Die wissenschaftliche Betreuung unserer Arbeiten liegt bei dem DARC-Referenten für Technologie, Dr. Hans-Hellmuth Cuno, DL2CH, Professor für Nachrichtentechnik. OM Cuno ist auch der Verfasser des Buches „Vorbereitung auf die Lizenzprüfung“.

Der Einstieg in die Arbeiten begann damit, daß der DARC e. V. als ETSI-Vollmitglied Delegierte zu den Treffen der Arbeitsgruppe Radio Equipment and Systems RES 09 entsandt hat. Beginnend mit dem Treffen in Paris im Oktober 1993 nahmen erst Manfred Dudde, DL5KCZ, und dann auch Hajo Brand, DJ1ZB, und Hans-Hellmuth Cuno, DL2CH, an den Tagungen dieser Arbeitsgruppe teil.

Beim Treffen am ETSI-Sitz in Sophia Antipolis nahe Nizza konnten die Vertreter des DARC e. V. am Rande der Normungsarbeit wichtige Details für die Gründung der Arbeitsgruppe „Amateurfunkgeräte“ schaffen. Der DARC-Vorstand hat die Einrichtung dieser Arbeitsgruppe bereits in einem Schreiben an das Plenary Meeting von ETSI beantragt.

Die neue Arbeitsgruppe wird sich voraussichtlich im September 1994 konstituieren. Gleichzeitig haben wir uns um die Anwerbung von Mitarbeitern bemüht.

Für das Amt des Chairman und Rapporteur (Vorsitzender und Berichterstatter) hat sich Manfred Dudde, DL5KCZ, bereiterklärt, während Chris Parry, G8JFJ, als Sekretär fungieren wird. Die in diesem Zusammenhang anfallenden sehr hohen Kosten alleine auf deutscher Seite versteht der DARC e. V. als eine Investition in die Zukunft des Amateurfunkdienstes, der allen Funkamateuren zugute kommen wird.

Es ist schon jetzt abzusehen, daß die vom DARC angestrebte spezifische Norm für Amateurfunkgeräte keine leichte Aufgabe ist und viel Einsatz an Freizeit und Kosten erforderlich machen wird. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe werden darüber hinaus stark auf die Zuarbeit der anderen Referate des DARC e. V. sowie auf ideelle Mithilfe der europäischen Amateurfunkverbände in der Form der Abgabe von „comments“ zu den „drafts“ (Entwürfen) der Norm angewiesen sein.

Das Treffen der deutschen Mitglieder der Arbeitsgruppe in Kassel dient dazu, einen ersten Entwurf einer EMC-Norm für im Handel erhältliche Amateurfunkgeräte mit der Referenznummer DE RES-09016 zu konzipieren. Vom Fortgang dieser Arbeiten werden wir künftig häufiger berichten und zwar in Packet-Radio, mit kurzen Meldungen in den Rundsprüchen des DARC e. V und sehr ausführlich in der CQ DL.

Dieses Normungsprojekt, das sich zu einem europäischen Miteinander der Funkamateure entwickelt, ist der Einstieg in eine neue Kategorie der Zusammenarbeit. Sie ist die konsequente Folge der auf politischer Ebene bereits weit vorangeschrittenen Liberalisierung und Harmonisierung und der damit zusammenhängenden Aktivitäten der deutschen Fernmeldebehörden. Wir Funkamateure sind gut beraten hier gleichzuziehen. Unser Normungsprojekt hat Pilotcharakter.

Wir sind überzeugt davon, daß wir die dabei gewonnenen Erfahrungen in den sich immer deutlicher abzeichnenden Harmonisierungsbestrebungen im Telekommunikationsbereich sehr bald werden anzuwenden haben.

Wenn wir heute entgegen unserer sonstigen Handhabung die beteiligten OM in Zusammenhang mit ihrer beruflichen Qualifikation etwas stärker herausgestellt haben, so um deutlich zu machen, mit welchem personellen und auch finanziellen Einsatz der DARC e. V. diese Zukunftsaufgabe des Amateurfunkdienstes in diesem Teilbereich angeht. In den vergangenen Monaten war diese Berichterstattung wegen der EMV-Beitragsproblematik etwas zu kurz gekommen. Auch war in Beiträgen in den Mailboxen die Professionalität der Arbeit des Vorstandes des DARC e. V. angesprochen worden. Jedermann kann sich darüber jetzt selbst ein Bild davon machen, welcher Mitarbeiter sich der Vorstand für die Wahrnehmung seiner Aufgaben in den Referaten bedient.

Wir sind sehr froh, daß wir zu unserem Arbeitstreffen in Kassel einen weiteren Spezialisten zum ersten Mal in unserer Mitte begrüßen konnten. Es handelt sich um Dipl.-Ing. (Elektrotechnik) Erich Lemke, DJ1BD. Er verfügt über langjährige Erfahrungen in einem DIN-Normenausschuß, im CEN (European Committee for Standardisation) und der ISO (International Standard Organisation).

73 de Hans-Hellmuth Cuno, DL2CH, und Karl Erhard Vögele, DK9HU

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Obwohl das Thema auch im Deutschland-Rundspruch angesprochen wird, bringen wir jetzt den vollständigen Bericht von Karl Vögele, weil einige Aspekte im DL-Rundspruch nicht erwähnt werden:

AFuG-Einsteigerlizenzklasse – Tagung der Expertengruppe „70-cm-Einsteigerlizenzklasse“ am 09./10.04. in Kassel

Bereits in seiner Stellungnahme an den BMPT vom 09.06.1993 zum Entwurf einer Amateurfunkverordnung (der Text liegt allen OVVs vor) hat der DARC e. V. im Rahmen eines viergliederigen Lizenzklassensystems eine Einsteigerlizenzklasse mit verhältnismäßig einfachen Eingangsvoraussetzungen vorgeschlagen. Da es bislang nicht zu einem neuen Entwurf einer DV-AFuG gekommen ist, hat sich in dieser Frage nichts Weiteres ergeben.

Bewegung kam in die Angelegenheit, als der „DEUTSCHE ARBEITSKREIS für CB- und NOTFUNK e.V.“, DAKfCBNF und der BMPT in einem Spitzengespräch im BMPT am 02.12.1993 folgende gemeinsame Protokollnotiz verabschiedeten:

Unter Ziffer 3 heißt es dort:

„3. Weitere Frequenzen für den CB-Funk
BMPT erläuterte die schwierige Frequenzsituation bei 27 MHz und machte deutlich, daß in diesem 11-m-Band kurzfristig keine Aussicht auf Erweiterung des Spektrums besteht. Daraufhin forderte der DAKfCBNF mindestens 1,5 MHz im 70-cm-Band des Amateurfunkdienstes. Er wies auf die große Zahl der CB-Funkstellen hin. Es wurde auch eine größere Freizügigkeit der Betriebsarten gewünscht. Der BMPT sicherte eine Prüfung dieser Forderung zu. Der DAKfCBNF wird seine mündlich vorgetragene Forderung noch einmal schriftlich konkretisieren.“

Am 18.12.1993 trafen sich zum erstenmal in der Geschichte des CB-Funks und des Amateurfunkdienstes in DL offizielle Vertreter beider Bereiche. Die Vertreter des CB-Funks erläuterten ihr Ziel, kurzfristig zusätzliche Frequenzen für ihre Mitglieder durch besondere Zugangsvoraussetzungen mit bestimmten Prüfungsanforderungen zu erschließen.

Die Vertreter des Amateurfunks haben ihrerseits damals erklärt, daß die im Ergebnisprotokoll des BMPT und DAKfCBNF ins Spiel gebrachte Nutzung des 70-cm-Amateurfunkbandes nur auf der Grundlage des Gesetzes über den Amateurfunk möglich sei. Zur Untersuchung weiterer Möglichkeiten wurde vereinbart, in Expertengruppen der jeweiligen Seite Vorschläge zu erarbeiten und weitere Gespräche zu führen.

In einem gemeinsamen Protokoll des BMPT/DARC e. V. vom Spitzengespräch am 22.12.1993 im BMPT heißt es unter Ziffer 3:

3. Der Frequenzbereich 430 bis 440 MHz
Es gibt eine Forderung des DAKfCBNF e. V., die Frequenzteilbereiche 430 bis 431 und 438,0 bis 438,5 MHz durch CB-Funker nutzen zu dürfen. Der BMPT hatte angekündigt, in 1995 mit den Funkamateuren ein Gespräch über die Nutzung des 70-cm-Bandes zu führen. Der DARC e. V. wiederholt in diesem Zusammenhang die mehrfach vorgetragene Bitte nach Schaffung einer Einsteigerlizenzklasse auf der Grundlage des AFuG.

Der DARC e. V. hat auf eine Vereinbarung mit dem DAKfCBNF e. V. hingewiesen, in welcher der DARC e. V. feststellt, daß eine Nutzung des 70-cm-Amateurfunkbandes nur auf der Grundlage des Gesetzes über den Amateurfunk möglich sei und wonach weitere Expertengespräche über ein gemeinsames Vorgehen stattfinden werden. Vorschläge werden dem BMPT zu gegebener Zeit übermittelt.

Der BMPT hat dem DARC e. V. gegenüber erklärt, daß ihm vom DAKfCBNF e. V. und DARC e. V. gemeinsam getragene Vorschläge willkommen seien.“

Auf der CEPT Working Group Radio Regulatory (RR) in Esttoril (Portugal), die vom 14.–18.02. stattgefunden hat, informiert das BMPT darüber, daß eine Anforderung des DAKfCBNF zur Nutzung des 70-cm-Bandes für den CB-Funk vorliege, die derzeit geprüft werde.

Die Expertengruppe des DARC e. V. hat in ihrer Arbeitssitzung am 09./10.04. in Kassel ein Konzept auf der Grundlage des Gesetzes über den Amateurfunk und den geltenden Bandplänen erarbeitet. Dabei wurden Positionspapiere des Referates für Ausbildung, Jugendarbeit und Weiterbildung von Prof. Dr. Wolfgang Manz, DJ3EO, und des Referates VHF/UHF/SHF, Sachgebiet Bandplan, IARU, Heinz Günter Böttcher, DK2NH, herangezogen sowie die Empfehlung der Working Group „Radio Regulatory“ (RR) RELATED TO THE HARMONIZED NOVICE AMATEUR RADIO LICENCE AND NOVICE CLASS EXAMINATION CERTIFICATE IN THE CEPT MEMBER COUNTRIES, das NOVICE LICENCE TRAINING SCHEME, vorgeschlagen von der Radio Society of Great Britain (RSGB) und das Examination Syllabus Radio Technics and Regulations II for a licence category D der niederländischen Fernmeldeverwaltung (Ministry of transport an Publik Works, Department for Telecommunication an Post (HDTP)).

Das Konzept wird abschließend als Arbeitspapier ausformuliert und dem BMPT und dem DAKfCBNF e. V. übersandt. Als nächster Schritt ist vorgesehen, daß sich der DARC e. V. zu einer Besprechung mit dem DAKfCBNF e. V. bereithält um das Papier wie verabredet zu beraten. Zu gegebener Zeit wird über das Ergebnis informiert werden ob und in wie weit sich der DAKfCBNF e. V. und der DARC e. V. auf einen Vorschlag an den BMPT einigen konnten.

73 de Karl Erhard Vögele, DK9HU


MELDUNGEN AUS DEN ORTSVERBÄNDEN


Morsekurs für Anfänger

Auch dieses Jahr wird der erfolgreiche Morsekurs für Anfänger, unter der Leitung des Ortsverbandes Köln-West, G39, durchgeführt. Beginn ist am Mittwoch, dem 20.04., um 19:00 Uhr, in der Rheinischen Akademie Köln, Vogelsangerstr. 295, Köln-Bickendorf, Haus V 6, 1. Stock, Raum 103. Das Lernziel ist die Erlangung der Klasse B, also Tempo 60 BpM. Mitzubringen ist außer dem Spaß am Morsen, ein Kassettenrecorder mit der Möglichkeit zur Aufnahme der Zeichen über eine 5-polige Diodenbuchse.

Weitere Informationen erhält man von Willi Mörtl, DL4KBV, ......

Radio-Kursus bei der VHS-Brühl

Am 22.04. um 19:00 Uhr beginnt ein Kurs über das Herstellen von Rundfunkbeiträgen. Vom Interview bis zum Tonschnitt, sowie Überspielen der Musikstücke. Es wird an Studiogeräten geübt, die Teilnehmer erstellen eine richtige Magazinsendung. Für Freunde des Bürgerfunks oder Tonbandfans gleichermaßen interessant.

Auskunft bei VHS Rhein Erft in Brühl, ......

(Diese Info stammt noch von Hans, DL2KCB, der inzwischen leider verstorben ist.)

Flohmarkt OV Siebengebirge, G25

Am Samstag, dem 30.04., findet von 08:00–13:00 Uhr, wie jedes Jahr, der Amateurfunk-Elektronik- und Computer-Flohmarkt des OV Siebengebirge statt. Einweisungsfrequenz ist 145,500 MHz oder Relais Bonn DBØSB auf 145,700 MHz. Veranstaltungsort ist wieder die Schule in Königswinter-Oberpleis. Einlaß für Aussteller ab 07:00 Uhr, für Besucher ab 08:00 Uhr, Eintritt für Besucher DM 1,– pro Person.

Weitere Infos und Tischbestellungen bei OVV Lothar Gallus, DF3WT, ......

Viel Spaß und gute Schnäppchen wünscht Hans, DH9KAQ

Flohmarkt beim OV Bonn, G03

Auch in diesem Jahr findet wieder der beliebte G03-Amateurfunk-Flohmarkt statt. Termin ist der Samstag, 14.05. Der Ort ist wie immer auf der Burg Limperich in Bonn-Beuel, Weinbergweg 34 (von der Königswinterer Straße ausgeschildert). Der Einlaß ist für Besucher ab 09:00 Uhr und für Aussteller ab 08:00 Uhr. Für Aussteller beträgt die Tischgebühr 5,– DM, für Besucher ist der Eintritt frei. Die Einweisung zum Flohmarkt ist auf dem Relais DBØSB, R4.

Tischreservierungen nimmt ab sofort entgegen: Martin, DG9KS, ......, ab 18:00 Uhr.


10. Internationales Frankfurter Packet-Radio-Treffen

Wer? Veranstalter: Rhein-Main-PR-Gruppe mit DARC-BuS-Referat Hessen
Wann? 23./24.04.
Wo? Darmstadt
Was? Die komplette PR-Technik für Digi-SysOps und engagierte PR-Amateure in
- Vorträgen
- Workshops in Kleingruppen
- Diskussionsgruppen / Expertenforum
zu den Themen Knotenrechner-HW und -SW, Mailboxen, Modems, HF-Technik für 23 cm und 6 cm, Netzwerk- und Linkplanung
Außerdem: PR-Flohmarkt, Infostand, Kopiermöglichkeit, Technik zum „Anfassen“

Kontaktadresse: Klaus-Dieter Friedrich, DL2FCQ, ......


TEXTBEITRAG ZUM ATV-RUNDSPRUCH

Angeregt durch den Beitrag von DJ1KF im CQ DL 12/93 findet sich in der März-Ausgabe von Bild der Wissenschaft folgender Beitrag:

Baukasten-TV für jedermann

Wenn es um die gewerbliche Nutzung elektronischer Innovationen geht, sind die deutschen Aufsichtsbehörden für das Funkwesen bemerkenswert freizügig geworden. Weder das Telefon-D-Netz mit Handfunkgeräten noch der freie Verkauf von schnurlosen Telefonen wären nach der überkommenen Regelungsphilosophie der alten Bundespost denkbar. Vor einiger Zeit noch durften selbst geprüfte und lizenzierte Funkamateure, die gewissermaßen als Gralshüter des funktechnischen Fortschritts gelten, nur mit Sondergenehmigungen neuartige Schaltungen für die Bildübertragung erproben und mußten darum kämpfen, überhaupt bewegte Bilder zeigen zu dürfen.

Jetzt kann jedermann, dem es Spaß macht, einen eigenen Fernsehkanal einrichten. Denn die Firma für elektronische Geräte (es folgt der Firmenname) hat eine sogenannte Allgemeinzulassung für kleine Fernsehsender und Empfänger im 13-cm-Industrieband erhalten. Weniger als 400 Mark kostet der in Chemnitz gefertigte Gerätesatz, der mit wenigen Steckverbindungen einen privaten TV-Kanal darstellt. Offiziell vorgesehen sind die Geräte zur Übertragung von Bild und Ton etwa von einem Satelliten-Receiver oder einem Videorecorder auf ein normales Fernsehgerät über Funk. Denn eine solche Funkstrecke ist oftmals einfacher einzurichten als die Verlegung eines Spezialkabels. Zudem dringt sie mühelos durch Wände und Decken in Gebäuden – rund 30 m weit.

Da es für 240 Mark auch eine anschließbare TV-Minikamera gibt – kaum größer als eine Streichholzschachtel und durch eingebaute Infrarot-Ausleuchtdioden selbst in absoluter Dunkelheit verwendbar –, steht nichts dagegen, auch eigene Bilder zu übertragen, zum Beispiel vom Babyzimmer, Kinderspielplatz oder Gartentor aus, zusätzlich mit Tonkanal. Auch dabei wird es nicht bleiben. Kenner der Mentalität funktechnisch interessierter Laien sagen voraus, daß es sehr bald feste TV-Bildtelefon-Strecken geben wird, etwa von einer Dachluke aus quer über Straßen und Häuserblocks, über die sich Schüler audiovisuell bei ihren Hausaufgaben helfen. Mit Videorecordern lassen sich komplette Sendefolgen zusammenstellen.

Im Freien beträgt die Übertragungsentfernung des Mini-TV-Senders mit nur rund 10 mW Leistung nach ersten praktischen Messungen rund 300 m – sofern keine leistungsfähigen Richtantennen verwendet werden. Deren Anschluß würde allerdings den Rahmen der Allgemeingenehmigung übersteigen. Aber bereits jede in Aluminiumfolie verpackte Schokoladentafel hinter der kaum fingergroßen Antenne ergibt bei den genutzten Frequenzen von 2,4 GHz (13 cm Wellenlänge) ausgeprägte Reflexionen und Richtwirkungen, so daß strittig werden könnte, was eine Richtantenne letztlich ist.

Die Übertragungsqualität ist nach den vorliegenden Meßreihen hervorragend – aber leider nicht gesichert. Denn auf den für das neue Mini-Privat-TV freigegebenen Frequenzen arbeiten zum Beispiel auch die HF-Generatoren der Mikrowellenherde mit Hunderten von Watt Leistung. Wenn sich der Nachbar die Erbsensuppe wärmt, könnte das Videobild zerfließen. Einen Anspruch auf Schutz vor Störungen genießt der Nutzer der Allgemeingenehmigung nicht.

Quelle: Bild der Wissenschaft März 1994
(Ferdi, DDØKT)

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Der ATV-Bereich wird zusätzlich doppelt belegt: Relais DBØBLK in Betrieb

Seit voriger Woche ist das neue 70-cm-Multi-Mode-Relais DBØBLK in Betrieb. Das Relais steht in Blieskastel auf dem Schloßberg. Als Betriebsarten des Relais sind SSTV, RTTY und Fax zugelassen. Selbstverständlich sind auch kurze Fonie-QSOs zur Abstimmung der nachfolgenden Aussendung erlaubt. Packet-Radio-Betrieb dagegen ist nicht möglich.

Die Ausgabefrequenz des Relais ist 438,575 MHz mit 7,6-MHz-Ablage und die Sendeleistung beträgt 11 W. Der OV Blieskastel hofft, daß möglichst viel OM, YLs und XYLs regen Gebrauch von diesem neuen Relais machen und wünscht allen viel Erfolg und viel Spaß dabei.

(Quelle: Saarland-Rundspruch)


Manfred, DJ1KF


Ende des Köln-Aachen-RS 15/94 vom 17.04.1994

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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Inhalt 1994 Rundspruch-Archiv