DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 12/92 VOM 27.03.1992

Redaktion: DF5JL


ÜBERSICHT:


VORSTAND SPRACH MIT BUNDESTAGSAUSSCHUSS ÜBER S6

Der erste Vorsitzende des DARC, Günther Matz, DJ8BN, sprach am 10.03. in Bonn mit den Vorsitzenden des Ausschusses für Post und Telekommunikation Peter Paterna (SPD) und dessen Stellvertreter Elmar Müller (CDU). In Anbetracht dessen, daß sich die Generaldirektion der Telekom außerstande sieht, auf den Sonderkanal S6 zu verzichten, informierte Günther Matz über den für die Funkamateure unhaltbaren Zustand. Dem Anliegen wurde Verständnis entgegengebracht. Zum Abschluß des Gesprächs unterbreitete der erste Vorsitzende des DARC einen Kompromissvorschlag, der von den Abgeordneten als diskussionswürdig eingestuft wurde.

Die Telekom hatte in einem Gespräch am 27.09.1991 behauptet, daß die Probleme insbesondere die Netzebene 4 beträfen, also ab dem Übergabepunkt im Haus auftreten. Und damit durch das Elektrohandwerk zu vertreten seien. Dazu Thomas Kamp, DF5JL, Redakteur der cq-DL: „Die Generaldirektion der Telekom erklärte in einem Telefongespräch dieser Woche, daß sie als Betreiber der BK-Netze es den Kabelanschluß-Antragstellern unter Einhaltung der technischen Vorschriften erlaubt, die Hausverteilung an den Übergabepunkt selbst anzuschließen. Damit sind den bekannten Problemen Tür und Tor geöffnet. Auch eine zukünftige Verwendung von Glasfaserkabeln läßt keine wesentlichen Verbesserungen der Störsituation erwarten, da die Signale noch vor dem TV-Tuner in das übliche elektromagnetische Spektrum konvertiert werden.

Durch die derzeit bundesweite Belegung des Sonderkanals S6 erscheint zudem die damalige Aussage der Telekom, nicht notwendige Testsendungen auf dem Sonderkanal S6 einzustellen, als Augenwischerei. In dem Telefonat teilte die Telekom mit, daß es bereits jetzt Kapazitätsprobleme gäbe.“


DEUTSCHE TELEGRAFIEMEISTERSCHAFT IN BAUNATAL

In diesem Jahr wird wieder zu Ostern die Deutsche Telegrafiemeisterschaft in Baunatal ausgetragen. Die vom DARC in Zusammenarbeit mit dem HSC organisierte Veranstaltung findet vom 17.–19.04. statt, zusammen mit dem EU-CW-Treffen. Interessenten sollten sich bei Dietmar Austermühl, DL1ZAX, in der DARC Geschäftsstelle melden. Übernachtungsmöglichkeiten sind zu erfragen bei Wilfried Spreen, DF6ZE, ......


ELEKTROSMOG VERZÖGERT D-NETZ-AUSBAU

Nach einer Meldung der Zeitschrift Wirtschaftswoche durchkreuzen Bürgerproteste immer öfter den Ausbau des digitalen Mobilfunknetzes. Zur Schadensbegrenzung zitierte das Bundesamt für Post und Telekommunikation Vertreter von Telekom und Mannesmann Mobilfunk nach Mainz. Dort bekannten die beiden Netzbetreiber, die Strahlenängste der Bürger unterschätzt zu haben. Strahlenschutzexperten regen an, für Deutschland einen elektromagnetischen Immissionskataster zu erstellen und sämtliche Sendeanlagen auf ihre Umweltverträglichkeit zu überprüfen. Anfang Februar stoppte bereits ein Gericht in Lüneburg den Bau eines Sendeturms für das D-Netz des Mobilfunks.


FLADE VON BORD DER MIR ZURÜCKGEKEHRT

Der deutsche Kosmonaut Klaus-Dietrich Flade ist am Mittwoch von seinem Orbitalaufenthalt zusammen mit Sergeij Krikalow und Alexander Wolkow zur Erde zurückgekehrt. Er hatte unter dem Rufzeichen DP1MIR von Bord der Raumstation Mir Amateurfunkverkehr durchgeführt. Besonders erwähnenswert sind dabei Kontakte zwischen Flade und den für die D2-Mission im Januar 1993 vorgesehenen Astronauten Hans Schlegel, DG1KIH, sowie Ulrich Walter, DG1KIM. Damit hat sich der Amateurfunk als Kommunikationsmittel in der bemannten Raumfahrt bewährt.

Wie die DLR mitteilte, mußten von Flade zahlreiche Überstunden an Bord geleistet werden, da ein intensives Programm zu absolvieren war. So arbeitete er von 08:00–23:00 Uhr. Da Amateurfunk ausschließlich in der arbeitsfreien Zeit durchgeführt werden kann, kam es nur zu einer geringen Anzahl von Amateurfunk-Kontakten. Dennoch hat diese Aktivität geholfen, den Amateurfunk in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Zahlreiche Zeitungen berichteten darüber, und der Süddeutsche Rundfunk übernahm Teile des QSOs zwischen Schlegel und Flade. Ebenfalls Beachtung fanden die Informationssendungen der Clubstation DFØVR der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen.

Die beiden Kosmonauten Alexander Viktorenko, U9MIR, und Alexander Kaleri, U8MIR, verbleiben nun bis zu einer russisch-französischen Mission bis Anfang August im Orbit.


RAUMFÄHRE ATLANTIS GESTARTET

Nach Überwindung technischer und wetterbedingter Probleme startete am Dienstag die amerikanische Raumfähre Atlantis zu ihrer „Mission Planet Erde“ mit einem Tag Verspätung. Während des achttägigen Raumflugs soll die siebenköpfige Besatzung Datenmaterial über die Schädigung der Atmosphäre, insbesondere der Ozonschicht sammeln. Eine der spektakulärsten Aufgaben wird die Erzeugung künstlicher „Sternschnuppen“ sein. Die Wissenschaftler wollen Elektronen in den Weltraum abfeuern, die in die Atmosphäre stürzen und verglühen. Das dabei entstehende Licht soll auch von der Erde aus zu sehen sein.

Unter der Besatzung befinden sich vier Funkamateure, die FM-Sprechfunk durchführen werden. Die Uplink-Frequenzen über Europa sind 144,700, 144,750 und 144,800 MHz; die Downlink-Frequenz ist 145,550 MHz. Bitte halten sie obengenannte Frequenzen während der kurzen Überflüge frei, um den Empfang an Bord des Space Shuttle nicht zu stören.

Aktuelle Bulletins werden von W5RRR von Houston/Texas aus auf folgenden Frequenzen abgestrahlt: 14.295, 21.395 und 28.650 kHz.

Folgende Äquator-Crossings wurden von der Rundspruch-Station W1AW genannt: 27.03. 01:25 UTC 297° West; 28.03. 00:01 UTC 281° West; 29.03. 00:08 UTC 288° West; 30.03. 00:14 UTC 296° West; 31.03 00:22 UTC 303° West und 01.04. 00:26 UTC 310° West.


FUNKWETTERBERICHT (24.03. de DJ2RE)

Bisher ist der erwartete Anstieg der Sonnentätigkeit ausgeblieben. Statt dessen sind die Tageswerte der 10-cm-Strahlung seit zwei Wochen mit etwa 156 Einheiten nahezu konstant geblieben. Vom 17.–22.03. war die Relativzahl unter 100 Einheiten abgefallen. Am 23. wurden 121 Punkte registriert.

Die F2-Grenzfrequenzen schwanken derzeit um maximal 12 MHz. Auf dem 10-m-Band sind seit geraumer Zeit auffällig gute DX-Möglichkeiten in Richtung USA-Mitte und USA-West zu verzeichnen.

Im 50-MHz-Bereich tritt fast täglich TEP-Ausbreitung auf. Am 20.03. kam es auf dem gleichen Band zur Erstverbindung zwischen Hawaii und Deutschland; dieser von NI6E/KH6 und DK5UG über den langen Weg getätigte Kontakt fand vormittags bei bemerkenswerter ruhiger Magnetik statt.

Weitere Aussichten: Am Ostrand der Sonne ist gerade ein neues Aktivitätsgebiet erschienen. Möglicherweise geht infolgedessen das überwiegend ruhige Funkwetter bald zu Ende.


Ende des Deutschland-RS Nr. 12/92 vom 27.03.1992

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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Inhalt 1992 Rundspruch-Archiv