AUSSERORDENTLICHER VERBANDSTAG DES RSV DER DDR

Berlin, 24.03.1990


PROTOKOLL-MITTEILUNG

An der Tagung nahmen 112 Delegierte aus allen Bezirken teil. Die Leitung der von lebhaften und engagierten Diskussionen gekennzeichneten Veranstaltung wurde vom OM Dr. Wilke, Y24UK, übernommen. In der Tagesordnung waren 13 Punkte zu bewältigen.
Die Versammlung stellte sich das Ziel, die notwendigen Dokumente zu beschließen, mit der die zu wählende neue Leitung arbeitsfähig wird, sich den Grundsatzfragen zuwenden kann und Detailfragen in neuen und alten Kommissionen bearbeiten zu lassen. Dies betraf die Satzung, Wahlordnung, Geschäftsordnung und Finanzierungsrichtlinie. Es wurden folgende Festlegungen getroffen und Aufträge an die neue Leitung erteilt:

  1. Der in den Bezirken vorliegende 4. Entwurf der Geschäftsordnung wurde diskutiert, in seinen Grundzügen bestätigt und war Arbeitsgrundlage der Tagung.
  2. Der 2. Entwurf der Satzung des RSV wurde als Satzung des RSV e. V. einstimmig angenommen, nachdem eine umfangreiche Diskussion stattgefunden hatte. Dabei wurden u. a. folgende Sachfragen berührt:
    - der RSV e. V. hält sich die Möglichkeit einer späteren Mitgliedschaft in einem Dachverband offen. Die Delegierten lehnten aber in der Diskussion den GST-VTSV ab;
    - die QSL-Vermittlung wurde als kostenlose Leistung festgeschrieben;
    - gemeinnützige Leistungen würden gegenüber dem Staat nicht nur bei Notfällen sondern auch bei Katastrophenfällen zugesagt.
  3. Der 3. Entwurf der Wahlordnung wurde einstimmig in Kraft gesetzt.
  4. Es wurden die Finanzen im Bereich „Haus des Radioklubs“ offengelegt und analysiert. Die Kosten des Jahres 1989 zeigten auf, daß dieses in diesem Umfang in Anbetracht der Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen nicht zu halten ist. Weiter wurde erkannt, daß die Diplombearbeitung und Bereitstellung auf finanziell selbsttragende Geschäftsführung umzustellen ist, da allein dieser Bereich 1989 Kosten in Höhe von 35 TM erzeugte. Unter Anerkennung einer absolut minimalen Kostenplanung für die QSL-Vermittlung im gesamten Land, einer Geschäftsstelle, die aus 1 Raum und nicht aus einem Haus besteht und sehr sparsam die in der Satzung beschriebenen Funktionen ausfüllt, entstehen dennoch Kosten in Höhe von 85 TM. Mit 102 Befürwortungen, drei Gegenstimmen und drei Stimmenthaltungen wurde beschlossen, daß der Mitgliedsbeitrag pro Jahr auf 120,– M festgesetzt wird. Als Ausnahmeregelung für 1990 wurde gleichzeitig festgelegt, daß der noch in diesem Jahr fällige Mitgliedsbeitrag in zwei Teilen zu je 40,– M gezahlt wird. Der Anteil für die Monate Mai–August ist bis zum 20.04.90 auf ein noch zu nennendes Konto zu überweisen. Die Jahresbeiträge reduzieren sich für folgende Mitglieder auf:
    60,– M für Lehrlinge, Studenten, Rentner, Wehr- und Wehrersatzdienstleistende, Familienmitglieder mit eigenem Einkommen, Arbeitslose;
    30,– M für Schüler, Behinderte und Mitglieder ohne eigenes Einkommen;
    Auf schriftlichen Antrag kann eine weitgehende Beitragsreduzierung erwirkt werden. Anträge sind an den zuständigen Regionalrat zu stellen.

    Weitere Einzelheiten zum Problemkreis Finanzierung erhielten alle Bezirksdelegationen in schriftlicher Form.

  5. Der Tagesordnungspunkt -Dachverband- wurde auf der Basis alter und am Versammlungstag neu ausgegebener Dokumente in Vorbereitung der Gründung der GST-VTSV-Nachfolgeorganisation BTSV (Bund Techn. Sportverbände) heftig diskutiert. In Anerkennung wesentlicher neuer juristischer Aspekte wurde beschlossen:
    - der RSV e. V. tritt am Vorabend des Gründungstages des BTSV aus der GST-VTSV aus. Damit ist gesichert, daß es keinen gefährlichen rechtlosen Zustand geben kann, der vor allem die Existenz der Klubstationen und Relaisstellen bedrohen würde. Diese Abstimmung erfolgte mit 90 Stimmen für diese Verfahrensweise, 14 OM waren dagegen und vier enthielten sich der Stimme. Aus diesen Festlegungen folgt, daß unsere GST-Mitgliedschaft Ende April endet.
  6. Der neue Vorstand bewirkt die Eintragung des RSV als e. V. gemäß Vereinigungsgesetz.
  7. Der neue Vorstand beantragt als „RSV e. V.“ die Anerkennung als „gemeinnützige Vereinigung“ bei der Volkskammer.
  8. Auf der Basis noch wesentlicher juristischer Zuarbeiten ist im Zeitraum bis zum Gründungstag des BTSV die Rechtsnachfolge der RSV-GST zu bearbeiten. Es soll beantragt werden, daß die in unserer Nutzung befindliche volkseigene Technik, Grundmittel etc. an den „RSV e. V.“ übertragen werden können.
  9. Mit Stimmengleichheit 48:48 bei 12 Stimmenthaltungen wurde der Antrag abgelehnt, Beobachter zum Sporttag des BTSV zu schicken. Delegierte werden auch nicht entsandt.
  10. In einem Brief teilen die Delegierten bei 73 Befürwortern, 29 Gegenstimmen und sechs Enthaltungen der Volkskammer mit, daß sich der neu gegründete Verband der Funkamateure und Funkpeilsportler als nichtmilitärische Organisation versteht und gemeinnützige Ziele verfolgt.
  11. Mit dem 24.03.1990 haben sich die Computersportler vom RSV-GST separiert und bildeten am gleichen Tag ihre eigene Organisation.
  12. In Anerkennung der Satzung hatte der Außerordentliche Verbandstag das Recht genutzt, einen Vorstand rechtmäßig zu wählen. Als Übergangslösung wurde ein Arbeitsausschuß berufen, der die Funktion des Präsidiums des RSV übernimmt. In diesem wurden aus Gründen der Parität Delegierte aller Bezirke integriert.
    Es wurden gewählt:
    Präsident: Y24UK - Dr. L. Wilke
    1. Stellv.: Y23EK - Dr. H. Weißleder
    2. Stellv.: Y21FA - H. Zenker
    In das Präsidium wurden als Arbeitsgremium folgende Funkamateure delegiert:
    Y23LA, Y22HC, Y23ZD, Y21EF, Y22DG, Y25PI, Y23QJ, Y22UL, Y24CM, Y21VN, Y54NL und Y24AK.
  13. Bis zur Verwaltungsreform werden die 15 Bezirke im Sinne der Satzung als Regionen gewertet. Diese entsenden ihre Delegierten in das Präsidium.
  14. Es wurden folgende Wahltermine festgelegt:
    Wahlen in den Radioklubs: 30.04.90
    Wahlen zu den Regionalräten: (Angabe fehlt)
  15. Der Bericht des Präsidenten von OM Sommer, Y22AO, führte zur Entlastung der alten Leitung. Ein in diesem Zusammenhang eingebrachter Mißtrauensantrag wurde mit einfacher Stimmenmehrheit abgelehnt. Den engagierten OM der alten Leitung, die in Verantwortung standen, fleißige und sachkompetente Arbeit leisteten, wurde der Dank ausgesprochen.

Anm.: Wortlaut entspricht der „Protokoll-Mitteilung über die am 24.03.90 stattgefundene außerordentliche Tagung des Radiosportverbandes“, verfaßt von der Redaktionskommission und von den Delegierten des Verbandstages bestätigt.


RS-Bearbeiter: Y25ZO (Y61Z)


Übernahme und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt Y2 Rundspruch-Archiv