RSV

RADIOSPORTVERBAND der DDR

MITGLIED DER „INTERNATIONAL AMATEUR RADIO UNION“

Vorstandsadresse
PSF 118
Ilmenau DDR 6300

QSL-Büro
PSF 30
Berlin DDR 1055



18.4.1990

Rundschreiben des RSV-Vorstandes an alle Y2-Funkamateure, SWLs, Fuchsjäger, Schnelltelegrafisten und Amateurfunk-Interessierte

Liebe XYLs, YLs und OM!

Mit diesem Rundschreiben möchten wir über unsere Rundspruchaktivitäten auf KW und UKW hinausgehend sicherstellen, daß jeder Y2-er erreicht wird. Wir wollen dieses Schreiben nutzen, um wesentliche Gedanken und Zusammenhänge darzulegen, die die Reformation im RSV betreffen. Wir möchten gleichzeitig einen Einblick geben in die Möglichkeiten, die der RSV bietet, wir wollen aber auch Probleme aufzeigen, die sich gegenwärtig zeigen und denen wir uns stellen. Es ist weiterhin das Ziel dieses Diskussionspapieres, die Einsicht zu stärken, daß unsere Organisation eine Organisation von Freiwilligen ist, die all diejenigen Aufgaben bearbeiten, die uns interessieren und die auch für Dich von vielfältigem Nutzen sein kann. Wir wollen andererseits auch Dich gewinnen, entsprechend Deinen Vorstellungen und Möglichkeiten, mit uns gemeinsam ein Stück Verbandsarbeit zu leisten. Der Verbandstag am 23. März 1990 leitete einen gewaltigen Prozeß der Umgestaltung im RSV ein, der sich rein äußerlich in der Kennzeichnung als „eingetragener Verein“ (RSV e. V.) präsentiert. In den nächsten Wochen und Monaten verfolgen wir des weiteren das Ziel, die für uns verpflichtende und vorteilhafte Anerkennung als „Gemeinnütziger Verein“ zu erlangen. In unserer Organisation werden die Beziehungen zwischen den RSV-Mitgliedern auf der Basis der Gleichberechtigung, ohne äußere Einmischung, gemäß demokratischer Spielregeln realisiert, wie sie in der Satzung, der Wahl- und der vorläufigen Geschäftsordnung festgeschrieben worden sind. Das ist unsere Basis. Das heißt aber auch, wir müssen alles selber tun, wir müssen unser Selbstverständnis ständig neu präzisieren und verantwortungsvoll handeln. Das schließt aber auch ein, daß wir unsere Freude an unserem Hobby so organisieren, wie jeder seinen Beitrag leistet. Freude an der Verbandsarbeit, Anerkennung in der Gemeinschaft der Funker, das sind Elemente des Stolzes für einen Jeden.

Wie sieht es gegenwärtig im RSV aus?
In der DDR gibt es etwa 5560 Funkamateure, von denen ca. 4500 lizenziert sind, Die weiteren 1060 Funkamateure lassen sich aus den Fuchsjägern, den Schnelltelegrafisten und den in Ausbildung befindlichen SWL errechnen. Diese Zahlen sind nicht allzu hoch. Man kann jedoch absehen, daß mit der Reformierung in unserer Organisation und durch die von Mitgliedern unserer Organisation vorgeschlagene neue „Anordnung über den Anateurfunkdienst“, die 1990 in Kraft treten wird, die Zahl der lizenzierten Funkamateure erheblich anwachsen wird. Mit dem wirtschaftlichen Erstarken unseres Landes können wir von einer der BRD adäquaten Beteiligung der Bevölkerung am Amateurfunkdienst ausgehen. Das heißt über einen gewissen Entwicklungszeitraum hinweg, können wir mit ca. 15000 Lizenzierten rechnen. Das ist die Aufgabe, vor der wir stehen, d. h. der Heranbildung einer breiten, interessanten und gemeinnützigen Freizeitbeschäftigung.
Gegenwärtig wählen wir bis Ende April die Leitungen der Radioklubs, der kleinsten Struktureinheit. Der Vorsitzende des Radioklubs ist gleichzeitg Mitglied des Regionalrates, der z. Zt. noch auf Bezirksbasis gebildet wird. Diese Gremium wählt u. a. den Vorsitzenden des Regionalrates, der seinerseits Mitglied des Präsidiums ist. Zum Präsidium gehört ein gewählter Vorstand. Auf allen Ebenen wird verhindert, daß Doppelfunktionen wahrgenommen werden. Allen Leitungsebenen stellen sich Fachleute zur Seite, die in Referaten zu unterschiedlichen Themen arbeiten. Grundsätzlich gilt in unserem reformierten RSV, daß Sacharbeit und Sachentscheidung in den Ebenen der Organisation realisiert werden, wo sie hingehören. Die Zeit der Bevormundung ist vorbei! Lies dazu die Dokumente unserer Organisation. Diese Dokumente sind beim Leiter Deiner Klubstation vorhanden, später erhält jedes Mitglied des RSV die Unterlagen unserer Organisation als persönliche Dokumente.

Gibt es Probleme im RSV?
Probleme haben wir genug, aber wir werden sie auf neue Weise lösen. Wir alle sind der festen Überzeugung, daß die uns nun möglichen demokratischen Entscheidungsfindungen der Schlüssel für unsere eigene Zukunft sind. Die Probleme resultieren gegenwärtig einerseits aus der großen Breite der Wünsche, die sich jetzt auftun, und andererseits daraus, daß sich der RSV von der GST gelöst hat. Mit der Herauslösung des RSV aus der GST-BTSV gibt es keinen staatlich bezahlten Hauptamtlichen mehr, der unsere Arbeit tut. Selbsttun und Selbstorganisieren sind nun angesagt. Im Weiteren glauben viele Mitglieder, daß evtl. mögliche staatliche Zuschüsse nur über einen Mittelsmann, die Dachorganisation BTSV, erzielbar sind. Die Delegierten des Verbandstages waren allerdings mit überwältigender Mehrheit der Überzeugung, daß man nur dann staatliche Zuschüsse erwerben kann, wenn man gute Argumente hat. Wir sind der gleichen Meinung! Unsere Argumente werden den Antrag auf „Gemeinnützige Vereinigung“ mit Erfolg begründen, eine Entscheidung, die die Volkskammer zu treffen hat. Diese Argumente werden stets für uns sprechen! Oder werden diese, von einem anderen vorgetragen, wertvoller? Diesen Weg werden wir gehen, wir werden aber auch beachten, wie sich der BTSV selbst qualifiziert und ob er vielleicht eines Tages eine auch für uns wertvolle Plattform wird, die hilft, ohne zu reglementieren.

Mitglied sein im RSV, was heißt das?
Die Mitgliedschaft begründet sich auf gleichartigen Zielstellungen bei der Wahrnehmung unseres Hobbys und der Einsicht, daß wir organisiert in unserem Land und international viel mehr erreichen können, als jeder für sich. Es gäbe keine Afu-Ausbildung, keine Klubstation, kein Relais, keinen Digipeater, keine Zeitschrift, keinen Wettkampf, würden wir dies nicht gemeinsam besprechen, organisieren, realisieren und nutzen. Die Freude daran und die Koordinierung mit all unseren Nachbarn macht ein großes Stück unseres weltoffenen Hobbys aus. Darum geht es. Diese Art von Arbeit wollen und werden wir noch besser tun. Nachfolgend möchten wir, ohne Einhaltung einer Reihenfolge, einige wesentlichen Schwerpunkte unserer Verbandsarbeit nennen, die die Leistungen unserer Mitglieder charakterisieren. Diese sind:

Rund um’s Geld
Üblicherweise hört der Spaß bei der Frage nach dem Geld auf. Folgende Fakten sollen Klarheit bringen. In der Vergangenheit stellte unser Staat der paramilitärischen Organisation GST für die Verwendung in der Wehrsportart „Nachrichtensport“ jährlich 3,5 Mio. M zur Verfügung. Auf jede Klubstation und jedes Relais wären demnach theoretisch jährlich 7000 M entfallen. Versuche mal zu klären, wie hoch die GST-Leistungen im Durchschnitt der letzten 10 Jahre an Eurer Klubstation waren. Differenziere dabei, welche Unterstützungen z. B. Euer Betrieb gewährte. Aus der Sicht des Staates sind wir dann eine vertrauenswürdige Organisation, wenn wir uns selbst finanzieren und die vom Staat möglichen Zuschüssen absolut zielorientiert und effektiv gemeinnützigen Zwecken zuführen. Anders kann es nichts werden, zumal unserem Staat schwerste Belastungen bevorstehen!
Als Mitglied des RSV hast du die Basis für eine optimale Betätigung im Amateurfunk mit all seinen Spezialisierungen. Mit Deiner Mitarbeit in einem der vielen Gremien des RSV, als Ausbilder, als Experte für Sachfragen, als Ratgeber gegenüber Jugendlichen aber auch als Anfänger kannst Du Dich selbst verwirklichen und gleichzeitig einen Beitrag leisten, die vorstehend genannten zahlreichen Leistungen des RSV mit Leben zu erfüllen. Als Mitglied des RSV gehörst Du zu den mehr als 1 Mio. Aktiven der Internationalen Amateur Radio Union (IARU).

Der Mitgliedsbeitrag
Die Mitgliedsbeiträge werden gemäß der RSV-Finanzrichtlinie optimal basiswirksam eingesetzt. Kontrollorgane prüfen alle finanztechnischen Vorgänge und berichten jährlich, denn es gibt nichts zu verbergen. Mehr noch, mit Offenheit und Transparenz wollen wir das Vertrauen unserer Mitglieder stets rechtfertigen. Die jährlich zu zahlenden Mitgliedsbeiträge staffeln sich wie folgt:

120,– M für Vollmitglieder
  60,– M für Lehrlinge, Studenten, Rentner, Wehr- und Wehrersatzdienst leistende, Familienmitglieder mit eigenem Einkommen und Arbeitslose
  30,– M Für Schüler, Familienmitglieder ohne eigenes Einkommen und Behinderte

Auf schriftlichen Antrag hin kann eine weitergehende Beitragsreduzierung erwirkt werden. Begründete Anträge sind an den zuständigen Regionalrat zu richten. Nur dieser entscheidet!

Die Beitragszahlung ist bis zum 31.12. des Vorjahres (zugleich Stichtag) auf das Konto des RSV DDR

Spk. Berlin 6652-39-5070

einzuzahlen. Name, Rufzeichen und Begründung für eventuell reduzierte Beiträge bitte nicht vergessen!

Für 1990 gilt eine abweichende Regelung. Um Unwägbarkeiten aus der Sicht der Währungsunion einzuschränken, wurde auf dem Verbandstag beschlossen, den Mitgliedsbeitrag in zwei Teilen anteilig zu zahlen. Für die Monate Mai bis August(1. Rate) und September bis Dezember (2. Rate) sind jeweils 40,– M (anteilig 20,– M bzw. 10,– M) einzuzahlen. Der Vorstand hat vorgesehen, einen entsprechenden Beleg auszufertigen, der z. B. bei RSV-Veranstaltungen oder Gemeinschaftsunternehmungen mit dem DARC, die Inanspruchnahme von Vergünstigungen ermöglicht.

Die Einzahlungstermine sind der 30.4.90 und der 31.8.90. Mit Deiner Beitragszahlung bleibst Du Mitglied des RSV und hast die Möglichkeit zur Mitarbeit in unserer Organisation und die Möglichkeit der Nutzung aller Leistungen. Die Mitgliedsbeiträge dienen einerseits der Erfüllung der zentral und auf Regionalebene zu organisierenden Maßnahmen. Andererseits wird ein wesentlicher Anteil, der z. B. für Fuchsjäger und Schnelltelegrafisten deutlich höher ist als für Funkamateure, wieder an die Basis zurückgeführt. Die finanztechnischen Details dazu werden gegenwärtig beraten und dann öffentlich bekanntgegeben und begründet.

73 und 88

Dein Vorstand


Abschrift und Archivbearbeitung: DC7XJ