DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 3/90 VOM 26.01.1990


KOUROU

Sechs neue Amateurfunksatelliten befinden sich seit Montag, dem 22.01. auf einer 800 km hohen, polaren Erdumlaufbahn. Nach mehreren Startverschiebungen wurden sie um 01:35 UTC mit einer ARIANE-4-Rakete vom Raketenzentrum Kourou in Französisch-Guyana in den Weltraum befördert. 17 Minuten und 6 Sekunden nach dem planmäßig verlaufenen Start wurde der französische Erderkundungssatellit Spot 2 abgetrennt. Nach einer Reorientierung der letzten Raketenstufe wurden nach weiteren drei Minuten UoSAT-OSCAR 14 und UoSAT-OSCAR 15 als erste abgetrennt. Es folgten nach knapp einer Minute die Mikrosatelliten PACSAT-OSCAR 16, DOVE-OSCAR 17, WEBER-SAT-OSCAR 18 und LUSAT-OSCAR 19. Der Start wurde auch über AMSAT-OSCAR 10 und 13 live übertragen und kommentiert. Die beiden UoSAT-Satelliten stammen von der University of Surrey, England. Sie haben ein Gewicht von jeweils 50 kg. Mit ihnen soll die Wirksamkeit von Solarzellen aus Gallium-Arsenid im Weltraum getestet und die Atmosphäre in der Umgebung niedrig fliegender Satelliten analysiert werden. Ferner sollen Packet-Radio-Übertragungen vorgenommen werden. Die vier jeweils 12 kg schweren Microsats haben unterschiedliche Aufgaben. PACSAT und LUSAT enthalten Übertragungseinrichtungen für Packet-Radio. WEBERSAT ist zur Übertragung von digitalen Bildern mit einer CCD-Kamera ausgerüstet. Mit DOVE sollen Experimente zur digitalen Sprachübertragung erfolgen. Alle Satelliten arbeiten bisher einwandfrei und liefern recht starke Empfangssignale, die auf folgenden Frequenzen im 70-cm-Satellitenbereich aufgenommen werden können: 435,070, 435,120, 437,050, 437,100, 437,125 und 437,150 MHz. Der Microsat DOVE-OSCAR 17 sendet zur Zeit Packet-Radio-Signale auf 145,825 MHz, die mit einem normalen Terminal Node Controller decodiert werden können. Seine Bake ist so stark, daß sie auch mit einem Handfunkgerät gut zu empfangen ist. Bevor alle Satelliten ihren endgültigen Betrieb aufnehmen, müssen zunächst einige Tests durchgeführt werden.


NORDSTEMMEN

Am 20.01. wurde das Rufzeichen des 3. Vorsitzenden des DARC, Karlheinz Vennekohl, DK5OD, mißbraucht, um damit eine Falschmeldung unter der Rubrik DARC und dem Titel „RSV-DARC“ in die Mailbox DBØKG in Göttingen zu übertragen. Solche Vorgänge sind leider nicht ganz auszuschließen, zeigen aber dennoch, daß der Informationsgehalt solcher frei editierbaren Files in Packet-Radio sehr kritisch betrachtet werden muß. Alle Ansätze, den Informationsfluß mittels Packet-Radio zu verbessern, werden durch solche Ereignisse zurückgeworfen. Der Vorstand des DARC mißbilligt diese Praktiken, die mit dem Verhalten eines Funkamateurs nicht zu vereinbaren sind.


BAUNATAL

Am 10./11.02. wird eine Delegation des DARC den Radiosportverband der DDR zu einem Arbeitsgespräch besuchen. Damit werden die bereits begonnenen Kontakte zwischen dem RSV und dem DARC fortgesetzt.


GENF

Die Internationale Fernmelde-Union (ITU) hat mit Stand vom 12.10.1989 eine Aufstellung jener Länder veröffentlicht, die den Amateurfunkbetrieb gänzlich oder mit bestimmten Ländern verbieten. Danach ist der Amateurfunkbetrieb in folgenden Ländern verboten: Angola, Saudi-Arabia, Äthiopien, Ghana, Myanmar (früher Burma), Uganda, Suriname, Yemen und Zaire. In folgenden Ländern dürfen die Funkamateure nur mit Stationen aus solchen Ländern Kontakt aufnehmen, mit denen ein Gegenseitigkeitsabkommen besteht: Finnland, Grenada, Süd-Korea, Türkei, Zambia und Zimbabwe. Daneben gibt es Länder, die den Amateurfunkverkehr mit einzelnen Ländern nicht zulassen. Folgende Länder verbieten den Verkehr mit Stationen in Israel: Algerien, Iran, Jordanien, Marokko, Oman, Qatar. Verbindungen mit Stationen in Südafrika sind in folgenden Ländern untersagt: Algerien, DDR, Iran, Kamerun, Kenya, Marokko und Qatar. Wie aus Berlin verlautet, hat die DDR die Beschränkung inzwischen aufgehoben. Oman schließt Kontakte mit Stationen in Nord-Korea aus, Bahrain mit solchen in mit Bahrain „verfeindeten“ Staaten. Zu den Ländern mit betrieblichen Einschränkungen zählt Thailand, wo Amateurfunkbetrieb nur von Clubstationen erlaubt ist. Ausländer erhalten eine Lizenz dann, wenn sie im Besitz einer gültigen Lizenz eines Landes sind, mit dem ein Gegenseitigkeitsabkommen besteht.


BAUNATAL

Am 17.01. verstarb der langjährige Vorsitzende des Distriktes Baden, Karlfriedrich Morrison-Cleator, DF8IC. Schon früh kam er mit dem Amateurfunk in Berührung, als er bereits im Jahre 1946 den damaligen Ortsverband Eberbach im Württembergisch-Badischen Radio-Club mitbegründete. Nach der Neugründung des Ortsverbandes wurde Karlfriedrich, damals noch als DD3IC lizenziert, zunächst stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender und Anfang 1982 OVV. Seine Hauptaufgabe sah er in der Ausbildung der jungen Mitglieder bis zur Lizenzreife. 1983 wurde er zum Vorsitzenden des Distriktes Baden gewählt. Viermal stellte er sich erfolgreich zur Wiederwahl, bis er im August 1989 wegen eines geplanten Umzugs und auch aus gesundheitlichen Gründen dieses Amt an seinen Stellvertreter abgeben mußte. Im Amateurrat wirkte er im Ausschuß für technische Angelegenheiten mit. Mit der Fertigstellung der Chronik des Distriktes Baden ging im vergangenen Jahr anläßlich des 40jährigen Distriktsjubiläums sein größter Wunsch in Erfüllung. Für seine Verdienste für den Amateurfunk wurde Karlfriedrich Morrison-Cleator am 10.05.1985 mit der goldenen Ehrennadel des DARC ausgezeichnet.


FUNKWETTERBERICHT (Darmstadt, 23.01.)

Ein deutliches Ansteigen der Sonnenaktivität hat seit Wochenbeginn eingesetzt und den jahreszeitlich bedingten Rückgang der F2-Grenzfrequenzen etwas abgebremst. Die Tageshöchstwerte schwanken derzeit um 13 MHz. Am 20.01. erreichte die Sonnenfleckenrelativzahl mit 317 Einheiten nach der Skala von Boulder/Colorado den höchsten Wert im neuen Jahr. Einen Tag später traf das gleiche für die 10-cm-Strahlung zu, die bei 265 Einheiten lag. Die Mehrzahl der zur Zeit sichtbar größeren Fleckengruppen befindet sich noch auf der Osthälfte der Sonne, so daß weiterhin mit angehobener Aktivität gerechnet werden kann. Vom 27.–30.01. wird voraussichtlich erhöhte magnetische Aktivität auftreten, die zu Grenzfrequenzeinbrüchen führen kann. Größere Eruptionen, die Aurora auslösen, sind bis über das Monatsende hinaus jederzeit möglich.


Ende des DL-RS Nr. 3/90 vom 26.01.1990

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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