DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 40/70 VOM 20.12.1970

WEIHNACHTSANSPRACHE DES PRÄSIDENTEN


Meine sehr verehrten XYLs, YLs, liebe OM und liebe Funkfreunde im In- und Ausland!

Wir begehen heute den 4. Adventssonntag; wenige Tage trennen uns noch vom Weihnachtsfest und vom neuen Jahr. Wie es schon seit Jahren Tradition ist, nehme ich heute zum Abschluß des Jahres wieder das Mikrofon in die Hand, um das abgelaufene Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen.

Das Jahr 1970 ist für den DARC gekennzeichnet durch einen heftigen Meinungsstreit zwischen den Mitgliedern, die den Plan des Vorstands und des Amateurrats, in Baunatal ein Amateurfunk-Zentrum zu errichten, unterstützen, und den Mitgliedern, die der Meinung sind, der DARC stürze sich mit einem solchen Vorhaben in ein verantwortungsloses Abenteuer. Die Meinungen prallten manchmal sehr heftig aufeinander. Die Gemüter haben sich jedoch inzwischen beruhigt, so daß es überflüssig erscheint, das Für und Wider zum Bauplan noch einmal zu diskutieren. Eine Tatsache ist es jedoch, daß der DARC in den letzten Jahren stetig gewachsen ist und inzwischen zum stärksten Amateurverband in Europa aufgerückt ist. Die Geschäftsstelle in Kiel und die QSL-Vermittlung in München haben jedoch nicht Schritt halten können. Sie platzen aus allen Nähten. Eine Anpassung an die gewachsenen Aufgaben ist – allein räumlich gesehen – dringend erforderlich. Es ist meiner Ansicht nach nicht nur ein billiger Werbeslogan, sondern eine Binsenwahrheit, daß es billiger ist, in eigenen als in angemieteten Räumen zu wohnen.

Der Bauplan für unser Amateurfunk-Zentrum in Baunatal zeigt, daß der notwendige Raumbedarf so groß ist, daß ein ganzes Haus erforderlich ist. Dabei ist es gewiß keine Fehlspekulation, wenn wir annehmen, daß die stetige Aufwärtsentwicklung anhält und daß die Anzahl der Mitglieder in den nächsten Jahren proportional zunimmt. Die Raumansprüche werden daher noch steigen.

Aus dieser Erkenntnis heraus ist die Absicht zu bauen eine kaufmännische Zweckmäßigkeit. Wenn wir jedoch die Zeiten richtig deuten, eine dringende Notwendigkeit. In den letzten Monaten hat auf dem Baumarkt eine Kostenexplosion eingesetzt, die dazu geführt hat, daß nach Meinung unseres Architekten mit einer Kostensteigerung von 15 bis 20 % gerechnet werden muß. Unser Vermögen ist aber nicht in der gleichen Weise gewachsen, sondern vermehrt sich nur um die gesetzlichen Zinsen. Unser Zögern bei der Durchführung des Planes hat uns also schon meßbare Verluste gebracht.

Vorstand und Amateurrat sind daher entschlossen, die Vorbereitungen zum Baubeginn zu forcieren. Das angesammelte Vermögen, zusammen mit den in den letzten Monaten geleisteten Spenden, Bausteinen und Beitragsvorauszahlungen würde nach den üblichen kommerziellen Begriffen schon ausreichen, den Bau zu finanzieren. Wir wollen jedoch die Fremdmittel niedrig halten, damit uns die Zinsleistung in den nächsten Jahren nicht zu stark beansprucht. Uns fehlt noch eine Summe von rund 250.000,– DM. Sie aufzutreiben, wird die Hauptaufgabe der nächsten Monate sein. Die Clubversammlung hat in Göttingen entsprechende Beschlüsse gefaßt. Die Möglichkeit der vorteilhaften Beitragsvorauszahlung für zehn Jahre wurde verlängert. Eine Vorauszahlung für fünf Jahre ist jetzt auch möglich. Außerdem wurde OM Fritz Höhne, DJ4FT, mit der speziellen Aufgabe betraut, für das Amateurfunkzentrum innerhalb und außerhalb unseres Clubs zu werben. Er hat sich auch schon etwas einfallen lassen. So beginnt am 01.01. eine Aktion, die der Fernsehlotterie abgeguckt ist. Unter der bekannten Devise „Für 5,– DM sind Sie dabei“ sollen wie dort mit vorgedruckten Zahlkarten bei der Post ebenfalls 5,– DM auf ein DARC-Sonderkonto eingezahlt werden. Die linken Zahlkartenabschnitte sind ebenfalls die Lose. Auf der nächsten Clubversammlung am 03.04. werden die Gewinne ausgelost, wobei ein Viertel des angesammelten Betrages in den Topf kommt. Es sollen nur wertvolle Gewinne ausgelost werden, beispielsweise komplette Funkstationen. Wenn jedes Mitglied 5,– DM einzahlt, könnten etwa 25.000,– DM ausgeschüttet werden. Davon könnten etwa 15 Transceiver beschafft werden, und jedes Mitglied erhält die Chance, billig zu einer neuen Station zu kommen. Je mehr Geld einkommt, desto höher sind natürlich die Gewinnchancen. Die erforderlichen Zahlkarten werden den Ortsverbänden bis zum 01.01. zugehen. Auch dem DL-QTC werden Zahlkarten beiliegen. Machen Sie also reichlich Gebrauch von diesem vorteilhaften Angebot!

OM Höhne, DJ4FT, hat aber noch eine weitere Idee. Zu Weihnachten werden zwei Sonderrufzeichen in der Luft erscheinen, nämlich DBØAFZ und DFØAFZ. Sie führen außerdem den Sonder-DOK „AFZ“. DFØAFZ wird voraussichtlich am Heiligen Abend in Berlin mit OM Hammer, DL7AA, den Betrieb aufnehmen und DBØAFZ am Weihnachtstage vom UKW-Referenten, OM Schlendermann, DL9GS, vorgestellt werden. Die attraktiven QSL-Karten – sie sind schon im Druck – werden nur gegen eine Spende von 5,– DM versandt. Auch hierfür ist ein Postscheckkonto geschaffen worden, auf das die Spende eingezahlt werden kann. Wer jedoch auf die Sonder-QSL verzichten will, bekommt auf Wunsch das QSO mittels Stempelaufdruck auf die eigene Karte bestätigt. DBØAFZ wird bestimmungsgemäß nur auf den UKW-Bändern erscheinen, während DFØAFZ auf allen Bändern QRV sein wird. Hören Sie also in die Bänder hinein und beeilen Sie sich, damit die beiden Sonder-QSL-Karten bald über Ihrer Station an der Wand hängen. Selbstverständlich bekommen auch die SWL die Karten zugeschickt. DJ4FT ist überzeugt, daß die bestellten QSL-Karten bald vergriffen sein werden.

Ich habe bisher immer betont, daß es die Kleinarbeit in den Ortsverbänden ist, die den DARC zu seiner heutigen Größe gebracht hat. Das ist auch heute noch meine volle Überzeugung. Ich rufe daher heute alle OM auf, das Projekt Baunatal zu ihrer eigenen Angelegenheit zu machen und sich dafür einzusetzen, daß die beiden vorbereiteten Maßnahmen zu einem vollen Erfolg werden.

Im übrigen liegt ein erfolgreiches Jahr hinter uns. Die Stätten internationaler Begegnungen – ich denke dabei an Konstanz, Kempen, Bentheim usw. – finden weiterhin große Beachtung und unterstreichen die Bedeutung, die der Amateurfunk für die Völkerverständigung hat. Die Teilnahme an den nationalen und internationalen Wettbewerben ist weiterhin groß, und das ist ein Beweis dafür, welch große Bedeutung der Amateurfunk für das große soziale Problem der Freizeitgestaltung hat. Auf der Funkausstellung in Düsseldorf waren wir mit einem großen und repräsentativen Stand vertreten. Es ist beinahe überflüssig zu erwähnen, daß dieser Stand den ganzen Tag von interessierten Zuschauern und Zuhörern umlagert war.

Der Terminkalender für das vor uns liegende Jahr ist reichhaltig und demonstriert in überzeugender Weise die Aktivität in unseren Reihen. Daß uns die IARU-Region 1 mit der Ausrichtung der Europäischen Fuchsjagd-Meisterschaft beauftragt hat, erfüllt uns mit Stolz. Diese Aufgabe unterstreicht die Wertschätzung, die der DARC im internationalen Konzert der Amateurverbände errungen hat.

Und damit komme ich zum Schluß meiner Ausführungen. In ein paar Tagen gehört das Jahr 1970 der Geschichte an. Es ist mir zum Jahreswechsel eine angenehme Pflicht, allen Mitarbeitern im Vorstand, im Amateurrat, in der Geschäftsstelle und in der QSL-Vermittlung sowie allen Referenten und Ortsverbandsvorsitzenden auf diesem Wege Dank und Anerkennung auszusprechen für all die Arbeit und die Mühen, die sie in diesem Jahr für den DARC und damit für die schöne Idee des Amateurfunks geleistet haben. Jede Gemeinschaft lebt von der aufopfernden Mitarbeit ihrer Glieder; daran wollen wir auch im nächsten Jahr denken.

Und nun wünsche ich Ihnen allen zum Weihnachtsfest frohe Stunden im Kreise Ihrer Lieben. Ich wünsche Ihnen allen recht frohe Festtage sowie ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 1971. Im Vertrauen darauf, daß es für den DARC ein gutes Jahr werden wird, grüßt Sie in treuer Verbundenheit Ihr Karl Schultheiß, DL1QK.


Ende des Deutschland-RS 40/70 vom 20.12.1970

Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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