DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 3/70 VOM 18.01.1970

Redaktion: DJ1BQ


KIEL

Kurz vor Redaktionsschluß erreichte uns die Nachricht, daß AUSTRALIS OSCAR 5 vorgestern, also Freitag, um 12:00 GMT starten sollte. Wir hoffen, daß dieser Plan nun endlich in die Tat umgesetzt werden konnte, nachdem es zunächst einige Verzögerungen gegeben hatte. Da alle Interessenten an dem Projekt in der Zwischenzeit sicherlich Mittel und Wege gefunden haben, die neuesten Nachrichten hinsichtlich des Starts dieses Amateurfunk-Satelliten in Erfahrung zu bringen, glauben wir von der Rundspruch-Redaktion, daß es nicht so schlimm ist, wenn wir Ihnen heute noch nichts Konkretes zum erfolgten oder nicht erfolgten Start sagen können. Wir hoffen jedoch mit allen an diesem interessanten Amateurfunk-Satelliten-Projekt beteiligten Funkamateuren, daß die Spannung in der Zwischenzeit von ihnen genommen ist und AUSTRALIS OSCAR 5 über uns mittlerweile konkrete Wirklichkeit werden konnte.


HAMBURG

Der Satzungsausschuß des Deutschen Amateur-Radio-Clubs trifft sich zu einer Arbeitssitzung am Wochenende des 07./08.03. in der Nähe von Hamburg. Auf dieser Tagung werden Satzungsfragen behandelt werden, die bei der letzten Clubversammlung im Herbst 1969 in Blieskastel infolge dringender anderer Themen nicht zur Sprache kommen konnte. Wie erinnerlich, liegt der Neuentwurf einer Satzung des DARC vor, der beraten und über den diskutiert werden soll. Der Satzungsausschuß, der aus vier dafür gewählten CV-Mitgliedern besteht, wird bei seiner Arbeitstagung die mühselige Kleinarbeit erledigen, damit bei der nächsten Clubversammlung im Frühjahr 1970 ein mehr oder weniger abstimmreifes Ergebnis vorliegt, über das dann beschlossen werden kann. Über das Ergebnis und den Beschluß der Clubversammlung, die das nächste mal in Kassel tagen wird, werden wir zu gegebener Zeit berichten.


HANNOVER

Die Bild-Zeitung berichtete in der Hannover-Ausgabe vom vergangenen Montag in einer kurzen Notiz über „Funkamateure auf Diebestour“. In der Meldung wird berichtet, daß zwei junge Schwarzsender, die jedoch als „Funkamateure“ bezeichnet werden, sich mit Hilfe ihrer selbstverfertigten Geräte im Äther getroffen und dann verschiedene Einbrüche verabredet haben. Das Gericht schickte sie, nachdem sie geschnappt waren, für längere Zeit hinter Gitter.

Unmittelbar nach dem Erscheinen dieser Meldung, die für lizenzierte Funkamateure wenig schmeichelhaft war, da diese wieder einmal mit Schwarzsendern und Ätherpiraten in einen Topf geworfen wurden, schickte die Rundspruch-Redaktion der Redaktion der Bild-Zeitung eine Richtigstellung. Darin wird erneut darauf verwiesen, daß der Begriff „Funkamateur“ oder „Amateurfunker“ ein durch Gesetz geschützter Begriff ist, der keinesfalls für Schwarzsender angewandt werden darf. Dies geht klar aus dem Gesetz über den Amateurfunk vom 14.03.1949 und aus der Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über den Amateurfunk in der Fassung vom 13.03.1967 hervor. Da das Nachrichtenmagazin, in welchem diese irreführende Notiz veröffentlicht worden ist, in der Vergangenheit schon vielmals über die selbstlosen Taten von Funkamateuren bei der Beschaffung von Medikamenten und bei ähnlichen Anlässen berichtet hat, wodurch der völkerverbindenden Idee unseres Hobbys mit Sicherheit viele neue Anhänger zugeführt worden sind, ist die Begriffsverwechslung ganz bestimmt unbeabsichtigt erfolgt. Die Redaktion wurde jedoch gebeten, in Zukunft bei ähnlichen Vorfällen eine klare Unterscheidung zwischen gesetzlich lizenzierten Funkamateuren und gewissenlosen Ätherpiraten zu treffen. Sie wurde dafür des Danks der internationalen Gilde der Funkamateure versichert, die sich in der ganzen Welt auf rund 1 Mio. Mitglieder beläuft.


KARLSRUHE

Zum Ausklang des alten Jahres schickte der Distriktsvorsitzende Baden, OM Otto Blankenhorn, DJ1TC, seinen Ortsverbänden Glückwünsche und viele gute Grüße ins Haus. Er bediente sich dabei eines Rundschreibens, in welchem er mit Nachdruck auch auf das geplante Amateurfunk-Zentrum in Baunatal bei Kassel eingeht und seine OVVs ermutigt, in den OV-Versammlungen für unser AFuZ zu werben. Wörtlich führt DJ1TC aus:

„Wir Mitglieder des Amateurrats sind überzeugt, daß wir in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem geschäftsführenden Vorstand die Weichen für einen neuen und bedeutungsvollen Abschnitt in der Geschichte des DARC gestellt haben, als wir die Errichtung unseres Amateurfunk-Zentrums nach reiflicher Überlegung beschlossen haben.

Nachdem diese Entscheidung gefallen ist, gilt es nun, mit allen zur Verfügung stehenden Kräften gemeinsam auf das gesteckte Ziel hinzuarbeiten. Auch diejenigen, die glaubten, berechtigte Gegengründe zu haben, sollten sich jetzt einreihen, nachdem die Entscheidung auf demokratische Weise herbeigeführt wurde. Einigkeit macht stark! – ein abgenütztes und vielleicht auch mißbrauchtes Wort. Wir sollten es trotzdem beherzigen und alles tun, um den geschäftsführenden Vorstand in seinem Bestreben, das Beste für unseren DARC zu erreichen, hilfreich im Sinne von echtem HAM-Spirit zur Seite zu stehen.

Wie Sie aus den diversen Veröffentlichungen im DL-QTC und aus dem Protokoll der Clubversammlung in Blieskastel entnehmen konnten, haben die Mitglieder der CV spontan über eintausend Mark als Spende gezeichnet, unmittelbar nachdem das Ergebnis der Abstimmung feststand. Daher sollten nunmehr auch die Ortsverbände und jedes einzelne Mitglied ernsthaft den Gedanken der Bausteinzeichnung oder reiner Spende, die auch steuerlich begünstigt sind, erwägen und alsbald in die Tat umsetzen, denn auch hier gilt: wer schnell gibt, gibt doppelt! – Bedenken Sie bitte, daß auch kleine Beträge am Ende eine größere Summe ergeben. Möge das Beispiel des OV Karlsruhe Schule machen, der beim letzten OV-Abend mit Mehrheit eine Spende zum AFuZ beschloß, deren Höhe nach Vorlage des fälligen Kassenberichts festgesetzt wird. Auch der OV Offenburg hat sich bereits gemeldet.“

Soweit die zukunftsweisenden und guten Wünsche des DV Baden, DJ1TC, die dieser in einem Distriktsrundschreiben allen Ortsverbänden seines Distrikts mit auf den Weg gegeben hat. Was im Distrikt Baden als gut und richtig erkannt worden ist, sollte auch in anderen Distrikten beherzigt werden. Der DL-Rundspruch wird von Fall zu Fall gern über ähnliche Aktionen berichten und natürlich auch die Ortsverbände gebührend erwähnen, die gemeinsam für die Bausteinaktion zur Schaffung unseres Amateurfunk-Zentrums in Baunatal gespendet haben. Informationen hierüber nimmt gern der kommissarisch tätige Redakteur des Rundspruchs, DJ1BQ, entgegen, dessen Anschrift auf der vorletzten Seite eines jeden DL-QTCs und in jeder Rufzeichenliste vermerkt ist.


USA

Ein drahtloser Morsekursus kommt über den großen Teich zu uns nach Europa: W1AW, die Station im Hauptquartier der ARRL, dem größten Amateurfunk-Verband der Welt in den USA, strahlt nunmehr auch werktags um 14:00 GMT Morseübungssendungen aus, nachschon seit längerem solche Programme täglich um 00:30 und 02:30 GMT, also zu nachtschlafender Zeit, erfolgten. Die zunächst versuchsweise an Werktagen um 14:00 GMT eingeführte Übungsmöglichkeit hat in den USA solchen Anklang gefunden, daß sie vorerst beibehalten werden soll.

W1AW sendet mit 1 kW simultan auf allen Amateurbändern von 1,8 bis 145 MHz, und zwar auf den bei uns zugelassenen Bandabschnitten jeweils etwa 22 kHz über dem Bandanfang. Die Morseübungen um 14:00 GMT laufen montags, mittwochs und freitags mit 25, 37, 50, 65, 100 und 125 Buchstaben pro Minute, dienstags und donnerstags mit 175, 150, 125, 100 und 75 BpM. Zur Zeit sind die Sendungen auf 28.022, 21.022 und 14.022 kHz meistens gut zu hören, oft auf allen Bändern gleichzeitig. Für solch gleichzeitige Hörbarkeit und deren Beobachtung interessiert sich übrigens die Interessengemeinschaft Ionosphäre mit XYL Renate Seidler, DJ6IN.

Wer eine QSL-Karte mit mindestens drei Hörberichten an W1AW schickt, vergesse bitte nicht, sich für diesen Service in internationaler Zusammenarbeit bei der ARRL zu bedanken. Die Sendungen kommen, wie gesagt, aus dem Hauptquartier der ARRL in Newington, Connecticut, USA.


Wir kommen nun zu unserem Kommentar aus der Feder des 1. Vorsitzenden OM Netzer, DL3YH. Er steht unter dem Titel „Mitbestimmung“ und befaßt sich mit der Aktivität vieler XYLs, YLs und OM im täglichen Clubleben. DL3YH führt dazu aus:

„Im DARC, unserem Verband, gibt es offensichtlich eine ganze Anzahl von Mitgliedern, deren Kontakt zu ihrem Club sich in der Zahlung des Beitrags und in der Anspruchnahme der Clubeinrichtungen erschöpft. Im übrigen scheint es ihnen aber mehr oder weniger gleichgültig zu sein, wer für die Geschicke des Clubs verantwortlich ist und wie und mit welchen Mitteln der DARC seine Aufgaben bewältigt. Wie anders wäre es sonst zu erklären, daß viele, insbesondere die größeren Ortsverbände, über eine zu geringe Beteiligung ihrer Mitglieder an den OV-Veranstaltungen klagen?

Unsere Satzung räumt jedem Clubmitglied das Recht zur aktiven Teilnahme am Clubleben und damit die Möglichkeit ein, das Clubgeschehen zu beeinflussen und zu gestalten. Der Ortsverband als Keimzelle des Clubs und als kleinste geschlossene Einheit der Funkamateure innerhalb unseres Verbandes ist der Träger demokratischer Willensbildung im DARC. Hier soll und muß jedes OV-Mitglied seine Meinung zu den aktuellen Fragen der Clubpolitik äußern, muß in sachlicher Diskussion und Abstimmung dem OVV die Marschroute für sein Auftreten in der Distriktsversammlung gegeben werden – dem Gremium nämlich, in dem die OVVs und der Distriktsvorstand gemeinsam die Richtlinien für den Distriktsvorsitzenden herausarbeiten. Wenn in dieser Weise alle OVVs über die Meinung ihrer OV-Mitglieder informiert und damit in die Lage versetzt werden, dem Distriktsvorsitzenden die Wünsche und Meinungen der OM in ihrem Ortsverband zu vermitteln, wird es diesem ermöglicht, bei den Erörterungen und Abstimmungen in der Clubversammlung die Mitglieder seines Distriktes so zu vertreten, wie diese es erwarten. Nur so aber erfüllt echtes demokratisches Leben unseren Verband, kann der Distriktsvorsitzende in der Clubversammlung mit seinen Diskussionsbeiträgen und bei den Abstimmungen Entscheidungen treffen, die dem Mehrheitswillen der von ihm vertretenen Mitglieder entsprechen.

Leider machen aber in der Praxis, wie schon erwähnt, nur relativ wenige OM Gebrauch von dieser einzig möglichen Form der demokratischen Mitbestimmung. Auch die Beteiligung der OVVs bei den Sitzungen der Distriktsversammlung läßt vielfach zu wünschen übrig. – Warum eigentlich? – Vielleicht sollten wir uns unserer demokratischen Rechte und Pflichten innerhalb des Clubs wieder etwas bewußter werden, uns an den OV-Mitgliederversammlungen regelmäßiger beteiligen und bei der Meinungs- und Willensbildung in unserem Ortsverband aktiv mitwirken. Vor allem aber sollten wir dafür sorgen, daß unser Ortsverband in der wahrscheinlich schon bald bevorstehenden Sitzung der Distriktsversammlung vertreten ist, damit dort weitergeführt werden kann, was auf OV-Ebene beschlossen wurde.“

Soweit die Ausführungen unseres 1. Vorsitzenden DL3YH zum Thema „Mitbestimmung“ im Clubleben.


NEWINGTON / USA

In letzter Minute erreichte uns noch die Nachricht aus dem Hauptquartier der ARRL, daß der Start von AUSTRALIS OSCAR 5 nunmehr auf wahrscheinlich den 26.01. verschoben werden muß. Als Grund für diese Verzögerung wird im Text des Newsbulletins von W1AW eine technische Schwierigkeit an der Delta-Trägerrakete genannt. Für diese wichtige Meldung in letzter Minute bedanken wir uns bei DL1FL, der die Nachrichtensendungen von W1AW ständig monitort.


Ende des Deutschland-RS 3/70 vom 18.01.1970

Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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