Distrikt Bayern-Süd | Oktober 1964 |
OM, der nachfolgende Artikel soll Anregungen und Hinweise speziell den Ortsverbänden geben, die bislang noch keine Fuchsjagd organisiert haben. Lesen Sie ruhig weiter, auch wenn Sie nur DXer sind und denken Sie an unsere Newcomer, deren aktive Tätigkeit sich mehr oder weniger nur der Fuchsjagd alleine widmen kann. Denken Sie ferner daran, daß außer wenigen Ausnahmen die Fuchsjagd die Sparte unseres Hobbys ist, die den Amateurfunk der Öffentlichkeit in der Praxis vorführt. Eine Fuchsjagd ist also nicht ein Zeitvertreib, sondern eine recht nützliche OV-Tätigkeit mit verschiedenen Nutzen.
Der Schritt zur ersten Fuchsjagd ist sicherlich nicht einfach. Es bedarf vieler Überlegungen und Vorbereitungen und vor allen Dingen eines guten Willens. Folgende Zeilen sollen Sie dabei ein wenig unterstützen.
Mit dem RX fängt es an. Wenn noch niemand im OV einen Fuchsjagd-RX gebaut hat, so ist mit einer Anlaufzeit von ungefähr einem halben Jahr zu rechnen. Existiert dann ein RX im OV, so ist es recht zweckmäßig, ihn nicht nur während des OV-Abends vorzuführen, sondern auch rumzureichen, und einem interessierten OM mit nach Hause zu geben. Man muß schließlich mal so'n Ding in der Hand gehabt haben und zwar möglichst in aller Ruhe. Ein Ø-V-1 oder 1-V-1 reicht als Anfang vollkommen. Technische Einzelheiten finden Sie zahlreich in den DL-QTCs 1964.
Als nächstes braucht man dann einen TX. Zur ersten einführenden Jagd sind ca. 10 Watt anzuraten. Der TX kann an einer Langdraht betrieben werden; günstig ist jedoch eine vertikale Antenne. (Der Jäger läuft sonst, wenn er quer zur Antenne anläuft, einen Bogen.) Es lohnt sich, einen Strichgeber zu bauen. (DL-QTC 1964) Der Sender kann nun z. B. in einer Wirtschaft am Lichtnetz betrieben werden. Batteriesender zum Betrieb im Gelände kann man sich später bauen, wenn die Freude am Fuchsjagen geweckt wurde.
Bei der ersten Veranstaltung sollte es unbedingt auf die Peilgenauigkeit ankommen. Es sollten lt. Ausschreibung Pflichtpeilungen vom Standort, nach ca. 0,5 km und nach weiteren 0,5 km Annäherung an den Fuchs vorgeschrieben werden, welche in eine Karte einzutragen sind. Kleinstes Fehlerdreieck oder abweichende Peilgrade können zur Ermittlung des Siegers führen (pro Grad ein Fehlpunkt). Man kann auch die beiden ersten Peilungen als Basispeilung von vorher bestimmten Standorten und von allen Jägern gleich ausführen lassen. Der Jäger soll dabei lernen, das Hochspannungsleitungen, Gewässer und große Gebäudekomplexe peilstrahlanziehend wirken. Er soll lernen, ob seine Peilantenne schielt oder genau anzeigt, ob sein RX den Nachbarn stört und wie empfindlich er ist. Es sollte beim ersten Start nicht auf Zeit gejagt werden.
Die Entfernung des Senders vom Startplatz sollte nicht unter 1 km liegen und 4 km nicht überschreiten. Vom Startplatz aus und auch in Richtung des Fuchses sollte von dessen Vorhandensein nichts zu sehen sein. Wenn möglich, sollte durch Bäche oder Bauten ein gerades Daraufzugehen auf den Fuchs ausgeschlossen sein, damit aus verschiedenen Richtungen gepeilt werden muß.
Bevor man die Jäger vom Start entläßt, soll die Frequenz und die Kennung richtig gefunden sein. Der Starter sollte sich davon überzeugen. Nichts ist unangenehmer, als wenn einer so tut als ob und zwar um sich nicht zu blamieren und ward dann das letzte Mal bei einer Jagd gesehen.
Das OV-Ereignis muß anschließend bei einem Wirt von allen gemeinsam gefeiert werden. Den Wirt sollte man vorher verständigen, damit er nicht durch eine Invasion überrascht wird. Er wird dann auch die Steckdose freundlich zur Verfügung stellen. Man biete ihm für die Stromentnahme mindestens 5, DM an. Unter diesem Betrag abrechnen zu wollen, Rechnungen aufstellen und beweisen wollen, daß man nur 10 Pfennig verbraucht hat, macht jeden Laien argwöhnisch. Übrigens, wer Musik macht, muß zahlen, und es kommt meist doch heraus, wenn man sich drückt (GEMA u. Gemeindesäckel). Es muß frühzeitig an Preise und Urkunden gedacht werden. Sie sind gleich bei der Siegerehrung zu überreichen. Ein späteres Nachsenden der Diplome ist unbedingt zu vermeiden. Jugendliche sollten extra bedacht werden.
Man denke auch daran, vor der Veranstaltung die zuständige Polizei/Gendarmerie-Dienststelle zu benachrichtigen, damit man die OM nicht festnimmt. Der Mitgliedsausweis und die Kennkarte sind mitzunehmen. Achtung: Führt die Jagd durch Waldgebiet, so ist vorher der Jagdpächter bzw. Besitzer in Kenntnis zu setzen.
Verboten ist das Überqueren von Eisenbahnlinien, Autobahnen und stark befahrene Straßen (Unfall). Meidet landwirtschaftlich genutzte Flächen (Flurschaden), Moorlandschaften (Unfall). Niemand darf gezwungen werden, Wildbäche zu durchqueren, größere Höhenunterschiede als 200 m zu überwinden, an steilen Wänden abgleiten zu müssen oder sich durch Kiesgruben bewegen zu müssen. Jeder nimmt auf eigene Gefahr an der Veranstaltung teil! Dieses muß in der Ausschreibung stehen, und jeder muß es schriftlich erhalten. Mündliche Abmachungen gelten nicht.
Der Sammelplatz kann in einem verschlossenen Umschlag jedem Teilnehmer mitgeteilt werden. Der Zettel ist innerhalb des Umschlags festzukleben (man kann nämlich ganz leit ohne den Umschlag zu öffnen jeden Brief herausholen und wieder hineinstecken). Man verlasse sich nicht auf die Durchsage des Fuchses nach dem Wettbewerb; der RX könnte defekt sein.
Die Ausschreibung muß schriftlich jedem Teilnehmer ausgehändigt werden. Jede Abweichung von der Regel, jeder Verstoß gegen die Regel, führt zur Nichtbewertung des Teilnehmers. Die Bedingungen dürfen nach dem Start nicht geändert werden. Keine komplizierten Ausschreibungen! Sie bringen nur Mißverständnisse und Ärger.
Jede Dokumentation, die für die Ermittlung des Siegers vorgenommen wird, muß unter Zeugen und nur schriftlich geschehen. (Laufzettel, Startzettel; Eintragung der Füchse, von Nummern, Durchlaufzeiten usw.) Man gewöhne sich gleich an die schriftliche Beweisführung. Ein Schiedsgericht besteht immer aus einer ungeraden Zahl von Juroren.
Und nun Waidmanns Heil
DL1VW
Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ
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