Lieber OVV!

Winterarbeit im OV! Unter diesem Motto wurde schon häufig diese oder jene Anregung für eine Belebung der OV-Abende gegeben. Wichtig ist aber eine planmäßige Arbeit, wenn ein Erfolg beschieden sein soll.

Die langen Winterabende, der Schnee und das Eis machen selbst den vitalsten Menschen zum Stubenhocker. Dieses Stubenhocken sollte der OVV versuchen zum Vorteil des DARC auszunutzen. Das Stubenhocken sollte von dem QTH des OM in das Clubheim des OV verlegt werden. Unser heutiges Thema soll deshalb Clubheim heißen.

Die Größe eines jeden Clubheimes muß auf die Größe des OV abgestimmt sein, wenn es die Mitglieder zusammenhalten soll. Ein zu kleiner Raum bewirkt leicht das Gegenteil, weil stets nur einzelne Fachgruppen gemeinsam tagen können. Zugegeben, die Beschaffung eines geeigneten Raumes ist nicht leicht, zumal in der heutigen materiellen Zeit jeder Quadratmeter einen möglichst hohen Mietzins einbringen soll. Nachdem ich jedoch das Clubheim-Problem in DL, dem Ausland und natürlich auch im eigenen OV sehr genau verfolgt habe, kann ich sagen, daß es realisierbar ist, wenn auch zunächst Schwierigkeiten überwunden werden müssen. Wie und ob die Schwierigkeiten überwunden werden, ist jedoch in erster Linie ein Zeichen der Zusammenarbeit innerhalb eines OVs und der Regsamkeit seines OVVs.

1. Das Clubheim und seine Ausstattung. Die Größe des Raumes oder der Räume richtet sich stets nach der Anzahl der OV-Mitglieder. Mehrere Räume sind immer vorteilhafter, leider aber auch schwieriger zu beschaffen. Bei nur einem Raum muß unbedingt darauf geachtet werden, daß er für mehrere Zwecke ohne Umstellung des Mobiliars benutzt werden kann. Die Tische sind fest zu beschalten, damit Hörübungen oder Wechselverkehr ohne störende fliegende Leitungen durchgeführt werden können. Solche Beschaltung ist natürlich nur an eigenem Mobiliar durchzuführen. Es ist aber leichter zu erhalten, als man allgemein glaubt. Ein Gang zur Geschäftsführung der nächsten Brauerei wird kaum erfolglos sein, denn alle Brauereien verfügen über eine große Menge von Tischen und Stühlen, die ihren Kunden zur Verfügung gestellt werden. Man ist dabei nicht einmal nur auf sogenannte Gartentische oder Gartenstühle angewiesen, sondern kann auch normale Tische und Stühle erhalten, wie sie in den Gaststuben verwendet werden. Hierzu noch ein Tip! Es muß nicht immer die größte und bekannteste Brauerei sein, die sicherlich von Bittstellern überlaufen wird. Gerade kleinere Unternehmen werden häufig dem Wunsche aufgeschlossener gegenüberstehen. Abmachungen betreffs Bierabnahme usw. werden selten oder nie verlangt. Man sollte solche Gegenforderungen stets höflich und bestimmt ablehnen, weil sonst das Clubheim zu leicht zu einer getarnten Gastwirtschaft wird, was keinesfalls erwünscht ist.

Ein Schrank für die Aufnahme von Büchern, Zeitschriften, Meßinstrumenten u. a. m. wird sicher als Stiftung von einem Mitglied zu erhalten sein. Es gibt aber außerdem noch eine sehr große Zahl von „Mannschaftsspinden“ auf dem Markt, die äußerst stabil gebaut sind und einen großen Rauminhalt besitzen. Ein neues Schloß und ein neuer Anstrich lassen die früheren Eigenschaften des Schrankes vergessen. Ich selbst habe einen solchen Schrank vor nicht zu langer Zeit als Gerätelager für DM 10,– erworben.

Eine Ecke des Clubraumes, besser jedoch ein kleiner Nebenraum, soll die Clubstation aufnehmen. Jeder OV wird durch die Aufstellung einer Clubstation zusammengehalten. Selbstverständlich muß ein Betreuer für die Station vorhanden sein, was ja auch von der Lizenzbehörde verlangt wird. Außerdem muß verhindert werden, daß vielleicht ein unlizenziertes Mitglied heimlich seine ersten „Gehversuche“ von der Clubstation aus machen möchte. Der Betreuer der Station muß auch darauf achten, daß nicht durch eine unsachgemäße Bedienung ein Schaden am TX oder RX auftritt oder sogar ein Unglücksfall durch Berühren einer Starkstromleitung passiert. Jedes elektrische Gerät besitzt, wie Ihnen bekennt ist, einen bestimmten Anschlußwert. Es wird nicht nur zweckmäßig, sondern sogar notwendig sein, daß gleich bei der Übernahme des Clubheims ein eigener elektrischer Anschluß mit Zähler und verschiedenen Stromkreisen eingerichtet wird, die entsprechend abgesichert sein müssen. Die Kosten für diese Arbeiten werden gering sein, da wohl in jedem OV ein OM ist, der ein Installationsgeschäft besitzt oder in einem solchen Geschäft arbeitet. Achten Sie aber auf jeden Fall darauf, daß an elektrischen Leitungen niemals „gebastelt“ wird. Einmal ist dies strafbar, und zum anderen Mal könnten Sie als OVV bei einem etwaigen Unfall in eine unangenehme Lage einer Haftpflicht versetzt werden.

Das Wort Haftpflicht sollte den OVV auf einen sehr wichtigen Punkt hinweisen, nämlich auf den evtl. Abschluß einer Haftpflichtversicherung. Eine solche Versicherung, die auch noch auf eine Geräteversicherung erweitert werden kann, ist für wenig Geld zu erhalten. Die Versicherungsgesellschaft des DARC schließt derartige Zusatzversicherungen ab. Am Ende der zweiten Umschlagseite des DL-QTC finden Sie einen entsprechenden Hinweis. Schließlich sollte ein Clubheim auch noch eine Werkbank, die aus einem stabilen Tisch bestehen kann, aufweisen. Wo diese Werkbank aufgestellt wird, entscheidet die Größe der gesamten Räumlichkeit. Vorteilhaft wird sie, falls kein eigener Werkstattraum geschaffen werden kann, in der Nähe der Station aufgestellt werden, da hier sicherlich häufiger praktische Arbeiten anfallen werden.

Daß die Clubräume auch eine gewisse Gemütlichkeit aufweisen sollen, ist wohl selbstverständlich. Jeder OVV wird diese Arbeiten aber gern an seine XYL oder an die XYLs und YLs seines OVs abtreten. Ich habe schon Clubräume gesehen, die mit geringen Mitteln so gemütlich gestaltet waren, daß man glauben konnte, ein Innenarchitekt wäre zu dieser Arbeit herangezogen worden. Warum sollten Sie nicht auch diesen Weg beschreiten?

2. Die Kosten und deren Bestreitung. Bei dem Lesen des ersten Abschnittes wird bereits mancher von Ihnen gesagt haben: „und wer bezahlt das?“. - Ebenso, wie jeder Amateur Geld gebraucht, um als OP oder SWL tätig zu sein. so wird auch ein Clubheim, gleichgültig, ob es groß oder klein ist, laufend eine bestimmte Geldsumme für seinen Unterhalt benötigen. Mit dieser unumstößlichen Tatsache muß man sich ebenso abfinden, wie damit, daß der DARC bedauerlicherweise keinerlei Unterstützungen gewähren kann. Findigkeit des OV und treue Mitarbeit seiner OV-Mitglieder werden aber auch diese Klippe überwinden. Die Gelder für die Erstausstattung werden wohl immer leicht aufzubringen sein, weil beispielsweise eine Ausstellung des Ortsverbandes in kleinerem oder größerem Rahmen bisher überall den gewünschten Erfolg brachte. Das Geld für den laufenden Unterhalt ist schwieriger aufzubringen. Hierbei handelt es sich um Ausgaben für die Raummiete, die Stromkosten, evtl. Versicherungsbeiträge und die Lizenzgebühr. Besitzt der OV einen Mäzen, so braucht er sich keine Sorgen zu machen. In mehr als 90 % aller Fälle wird aber das Geld innerhalb des OV aufgebracht werden müssen. Ich kenne viele OVs, deren Mitglieder pünktlich einen feststehenden, freiwilligen Betrag für ihr Heim bezahlen. Sie suchen das kameradschaftliche Zusammensein, weil hierdurch untereinander ein besseres Verstehen gefördert wird und die gegenseitige Hilfe wächst. Allerdings finden wir diese Einstellung mehr in kleineren OVen. In den größeren OVen tritt erklärlicherweise schon dadurch eine größere Zersplitterung ein, weil eine intensive OV-Arbeit sich nur in den verschiedensten Fachgruppen durchführen läßt. Die dadurch leicht eintretende persönliche Entfremdung der Mitglieder untereinander muß aber unter allen Umständen bekämpft werden. Hier muß der OVV den Hebel bei den verschiedenen Fachreferenten ansetzen, die ja die Angehörigen ihrer Gruppe besser kennen und
dadurch leichter lenken können. Jede Fachgruppe möchte gern einmal das Clubheim für sich haben. Sie wird dafür auch gern anteilig die Mittel für das Heim aufbringen. Sie glauben, daß dieser Weg zu keinem Ziel führt? Irrtum, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Als Beweis greife ich hier absichtlich einen ganz extremen Fall heraus. Bei den sehr hohen Preisen für Eigentumswohnungen in PY haben die Mitglieder des Ortsverbandes in Sao Paulo eine große Wohnung in einem modernen, zentral gelegenen Hochhaus als Clubheim erworben. Neben den nicht geringen Clubbeiträgen, die über unseren liegen, zahlen alle Mitglieder ohne zu murren die zusätzlichen Kosten, um ein eigenes Heim zu besitzen. Wer weniger bemittelt ist, schließt sich bei der Zahlung nicht aus, sondern er zahlt eben weniger. Seinen kleineren Obolus zahlt er genau so pünktlich und freudig wie der wirtschaftlich besser gestellte OM, denn es ist ja auch sein Heim, auf welches er sehr stolz ist. Ähnliche Fälle gibt es auch bei uns in DL, wenn sie auch nicht gerade so kraß sind. Es gibt auch OVs, die eine kleine Gebühr für QSOs erheben, die von der Clubstation aus getätigt werden. Andere OVe zweigen von den Lehrgangsgebühren einen
Teil für den Unterhalt ihres Heimes ab. Es gibt sehr viele Wege, die beschritten werden können und die zu einem Erfolg führen. Wichtig für den OVV ist aber in jedem Falle, daß er genau weiß, mit welcher Summe er monatlich mit Gewißheit rechnen kann. Eine unpünktliche Zahlung der Miete oder anderer laufender Zahlungen muß unter allen Umständen vermieden werden, denn dadurch wird nicht nur das Ansehen des Ortsverbandes, sondern das des gesamten DARC geschädigt.

Soweit meine Ausführungen über das Clubheim. Ich möchte aber noch kurz auf das Arbeitsblatt 7/1963 zurückkommen. In diesem Blatt hat OM Picolin, DL3NE, Ihnen nochmals den Sinn und Zweck der Arbeitsblätter erläutert. Er hat Ihnen sogar für „Eine gute Idee“ eine Prämie von DM 30,– in Aussicht gestellt Diese Summe wäre beispielsweise auch schon ein guter Zuschuß für ein OV-Heim Leider war das Echo auf diesen Aufruf sehr gering. Von einer Seite wurde ich gebeten, über die internationale Fuchsjagd zu schreiben. OM Franz, DL1VW, hat mir über dieses Thema auch eine große Abhandlung geschickt, da ja der Distrikt Bayern-Süd gerade auf diesem Gebiet seit Jahren führend tätig Ist. Ich konnte mich aber noch. nicht entschließen, dieses heute noch heiße Eisen zu bearbeiten, weil in den Arbeitsblättern doch in erster Linie Themen behandelt werden sollen, die allen OVen etwas bieten. In der augenblicklichen Form wären die Bedingungen zur Internationalen Fuchsjagd aber nur für einige wenige OVe von Wert. Der größte Teil der 350 Ortsverbände muß sich überhaupt erst einmal mit der Fuchsjagd befassen, wie wir sie in DL kennen, ehe er an die Durchführung der internationalen Bestimmungen denken kann. Ich nehme an, daß in der nächsten Clubversammlung dieses Thema erneut auf der Tagesordnung stehen wird. Vielleicht ist es dann nach einer neuen Behandlung für die Allgemeinheit leichter verdaulich.

Zum Schluß nochmals ein kurzer Hinweis auf das bereits behandelte Thema „Notrufe“. Gestern wurde ich um Unterstützung bei einer Medikamentenbeschaffung für die UdSSR gebeten. Leider konnte ich nicht helfen, da der OM aus UA weder den Namen einer Klinik noch eines Arztes angeben konnte. Für die Beschaffung eines Medikamentes ist dies aber wichtig, denn der Versand darf an keine Privatperson erfolgen. Bitte beachten Sie diesen Hinweis bei etwaigen Notrufen.

Mit den besten 73
Ihr Werner Feilhauer, DL3JE


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Arbeitsblätter Rundspruch-Archiv