Lieber OVV!

Die Osterfeiertage sind vorüber und ich hoffe, daß Sie alle frohe und gesunde Festtage im Kreise Ihrer Familie oder vielleicht auch Im Kreise gleichgesinnter Freunde aus dem In- oder Ausland verlebt haben. Jetzt, wo der Frühling mit Macht seinen Einzug hält, ist es an der Zeit, die Mitglieder Ihres OVs auf den mobilen Amateurfunkbetrieb hinzuweisen. Sagt man doch: „Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus!“ Sicher will mancher OM mit seiner Station – die vielleicht auch In seinem neuen PKW eingebaut ist – erstmals an der großen Sternfahrt zum Deutschlandtreffen in Wolfsburg teilnehmen. Es ist also wichtig, daß Sie etwas über den mobilen Betrieb an einem der nächsten OV-Abende erzählen. Als Überschrift für unser heutiges Thema will ich daher wählen:

Der mobile Amateur-Funkbetrieb. Jeder OM, der mobilen Funkbetrieb aufnehmen will, sollte sich rechtzeitig und eingehend überlegen, wo für ihn und sein Kraftfahrzeug die Grenzen für solche Betätigung gesetzt sind. Die Funkanlage darf unter keinen Umständen den Straßenverkehr, ihn selbst oder seine Mitfahrer gefährden. Wenn an allen Seiten im Fahrzeug und an oder unter dem Armaturenbrett große und kleine Geräte mit vielen Kontrollampen die neugierigen Zuschauer ehrfürchtig verstummen lassen, so sieht das wohl sehr technisch aus, aber es braucht trotzdem noch lange keine vorbildliche Sende- und Empfangsstation zu sein. Ebenso ist es mit der Antennenanlage, die eine Zierde oder eine Verschandelung des Fahrzeuges sein kann.

Wir wollen etwas systematisch vorgehen und mit der Stromversorgung beginnen. Überlegen wir uns also zunächst, welche Leistung der Wagenbatterie für den Funkverkehr noch zusätzlich zur Verfügung steht, wobei zu berücksichtigen ist, ob der Funkverkehr während der Fahrt oder im Stand abgewickelt werden soll. In den meisten Fällen wird die Wagenbatterie nicht ausreichen und man wird eine zusätzliche Batterie mit einer zusätzlichen Lichtmaschine für Ladezwecke einbauen müssen. Maßgeblich hierfür ist die Leistung, die für den TX und RX aufgewandt werden muß. Werden transistorisierte oder teiltransistorisierte Geräte verwendet, ist der Leistungsbedarf erheblich geringer. Grundsätzlich muß die Stromversorgungsanlage leicht zugänglich im Fahrzeug eingebaut sein. Durch einen Zentralschalter am Armaturenbrett soll sie ein- und auszuschalten sein, wobei die Anbringung einer Kontrollampe vorteilhaft ist, damit die Batterie nicht versehentlich eingeschaltet bleibt. Der Einbau einer entsprechend dimensionierten Sicherung sollte nicht vergessen werden. Durch diese drei kleinen Bauelemente (Schalter, Kontrollampe und Sicherung) wird das Armaturenbrett in keiner Weise überladen oder unübersichtlich. Die Verkehrssicherheit des Fahrzeuges wird also nicht beeinträchtigt.

Die Anbringung des TX und RX richtet sich nach der Gerätetype, falls es sich um ein kommerzielles Gerät handelt, oder nach den Abmessungen des Eigenbaues. In den meisten Fällen werden die Geräte mit Spezialhalterungen zwischen dem Fahrer und Beifahrer unterhalb des Armaturenbrettes eingebaut. Dabei muß aber auf alle Fälle darauf geachtet werden, daß die Kabel der Geräte für den Fahrer nicht zu Fußangeln werden oder vielleicht sogar Bremse oder Gaspedal beeinflussen. Hier sollte der Amateur die Industrie nachahmen und mehrpolige Steckerleisten verwenden, die am Ende der Halterungen angebracht sind und dem Gerät sogar noch einen kleinen zusätzlichen Halt geben. Die Verkabelung zwischen der Stromversorgung und den Steckerleisten kann dann geschirmt fest verlegt werden. Wenn quarzgesteuerte Festfrequenzen benutzt werden, kann in vielen Fällen das Gerät „abgesetzt“ aufgestellt werden. Es gibt viele einfache Fernbedienungen, von denen Amateure, die schon etwas versierter sind, Gebrauch machen sollten. Niemals auf „Kochrezepte“ warten, sondern mutig an eigene „Erfindungen“ herangehen. Bei dem Bau oder dem Einbau von Mobilstationen hat diese Regel noch mehr Bedeutung als bei der Einrichtung ortsfester Stationen.

Jetzt ist wohl der Augenblick für eine kleine Pause gekommen, denn ich sehe schon im Geiste die heftig debattierenden Gruppen, die von Ihnen noch dieses oder jenes genauer wissen wollen. Nehmen Sie also bitte einmal die Unterlagen zur Hand, die Sie sich als OVV über unser heutiges Thema aus folgenden Veröffentlichungen im DL-QTC zusammengestellt haben:

Nr. 6/56, Zum Entwurf mobiler Stationen, DJ1ZG
Nr. 7/56, Eine mobile 80-m-Station für Phoniebetrieb, DJ1ZG
Nr. 1/57, Erfahrungen mit mobilen Stationen, DJ1ZG
Nr. 12/57, 2-W-Mobilstation mit Trägersteuerung, DL6JG
Nr. 12/57, Zum Bau teiltransistorisierter Mobilstationen, DL6KS
Nr. 5/59, Mobil-Zusatz für Anfänger, W6PBX
Nr. 6/61, Der BC 1306 als Mobilstation für 80 m, DL1FU
Nr. 2/82, Eine einfache Mobilstation, DJ4KQ
Nr. 4/62, Einknopf-Mobilstation, DJ3YN
Nr. 5/82, Transistor-Wandler und -Modulator für Mobilbetrieb, DL1HM
Nr. 10/62, Der Nah- und Fernschalter im Mobilempfänger, DL6KS

In den vorstehenden Veröffentlichungen finden Sie sehr viele Interessante Hinweise über Mobilstationen. Betrachten Sie diese Aufsätze oder die in ihnen enthaltenen Bauanweisungen bitte nicht als bindend, denn das könnte zu unangenehmen Überraschungen führen. Die Verwendung anderer Einzelteile führt meistens auch zu einer Verschiebung in der angegebenen Leistung usw. Ohne Überlegung und Probieren wird kaum ein OM zu dem gewünschten Erfolg kommen. Darum vor übereiltem Bau oder Einbau warnen, damit am Ende der Wagen nicht so viele Bohrungen aufweist, wie ein Chassis eines Großsupers!

Vielleicht sind aber einige OM bereits mobil QRV und benötigen nur Hilfe für die Lösung besonderer Probleme. Für diese dürften vielleicht folgende Veröffentlichungen im DL-QTC wertvoll sein:

Nr. 10/59, Mobil-Rahmen-Senderantenne, DL6KS
Nr. 3/60, Kraftwagen-Entstörung für UKW-Mobilbetrieb, DJ5CJ
Nr. 6/61, Leistungsfähige Mobilantenne für 80 m. DJ3OS
Nr. 5/82, Verbesserung von Mobilantennen-Federung, DJ1XK

Sie haben aber sicherlich bei allen diesen Veröffentlichungen, die ich Ihnen vorstehend nannte, eine der wichtigsten Publikationen auf dem Gebiet des mobilen Amateurfunkbetriebes vermißt. Es war Absicht, daß ich Ihnen gerade unser Standardwerk so lange vorenthielt, das

Mobil-QTC, welches Im Auftrag des DARC von DL6JG, DL6KS und DL1CU herausgegeben wurde.

Im Mobil-QTC finden Sie Hinweise, die sich auf den gesamten Mobilbetrieb beziehen. Wie hoch diese Sonderveröffentlichung des DARC bei den OM geachtet wurde und wird, geht wohl am besten daraus hervor, daß bereits an der 2. Auflage, die selbstverständlich vervollständigt wird, die Arbeiten in vollem Gang sind.

Neben den vielen Winken, die Sie heute Ihren OM für den Bau von Mobilstationen geben können, sollten Sie auch noch auf eine

gute und nicht störende Anbringung des Mikrophones hinweisen, denn gerade seine Bedienung kann den Fahrer und andere Wageninsassen erheblich gefährden. Unter keinen Umständen sollte der Fahrer während der Fahrt in einer Hand das Mikrophon und in der anderen Hand das Steuerrad haben. Im heutigen Straßenverkehr werden beide Hände für die Steuerung des Fahrzeuges benötigt. Vorteilhaft wird das Mikrophon mittels Schwanenhals in Kopfhöhe oder etwas tiefer links vom Fahrer zwischen Tür und Vorderscheibe angebracht. Sein Besprechen bietet dann keine Schwierigkeiten. Die Umschaltung Senden/Empfang geschieht durch eine Drucktaste (Relais-Schaltung), die am äußeren Kranz des Steuerrades befestigt ist. In früherer Zeit wurde dort der Druckknopf für die elektrische Hupe angebracht, als diese noch zu den Luxusausstattungen eines Automobiles zählte.

Zum Schluß des OV-Abende bitten Sie aber noch die anwesenden OM, daß sie bei allen QSOs von ihrer Feststation die Mobilfrequenz (3690 kHz) respektieren, denn die Mehrzahl aller Mobilstationen weist nur kleine Leistungen auf. Außerdem wird bei Mobilbetrieb häufig mit Quarzfrequenzen gearbeitet. Diesen OM ist es aber nicht möglich auszuweichen und sie müssen dann oft wegen der Vergeßlichkeit oder leider auch Unkameradschaftlichkeit anderer OM auf das Arbeiten an ihrer Mobilstation verzichten.

Mit den besten 73 und auf Wiedersehen in Wolfsburg – natürlich mit der neuen Mobilstation!

Ihr DL3JE


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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