Lieber OVV! Für das Jahr 1963 wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg in Ihrem Beruf und bei der Clubarbeit, die, Wie wir alle wissen, nicht immer leicht ist. Darf ich Ihnen dabei etwas helfen? - Beim Jahreswechsel hält man gerne Rückschau. Für die Gestaltung Ihres nächsten OV-Abends möchte ich Ihnen daher einen kurzen Abriß über das Entstehen des DARC geben. Die jüngeren OM werden hiervon nur wenig wissen. Die älteren OM erinnern sich aber sicher gerne der vergangenen Zeiten.

Der DARC. Täglich stoßen neue funkbegeisterte Menschen aller Berufssparten und Altersklassen zum DARC. Der Club hat ein stetiges Wachsen zu verzeichnen. Wie und wann entstand aber der DARC? – Nach dem Zusammenbruch 1945 gab es in Deutschland keinen Verband der KW-Amateure mehr. Die Gesetze der Militärregierungen verboten jede Funkbetätigung und die Verwaltungen der deutschen Länder in den vier Besatzungszonen hatten andere Sorgen, als sich um eine solche Angelegenheit zu kümmern. Die OM selbst dachten jedoch anders. Sie wollten wieder an die Taste und die abgerissenen Verbindungen mit ihren Freunden im In- und Ausland erneut aufnehmen. Sie suchten und fanden in den Reihen der Angehörigen der Militärregierungen alte Funkfreunde, die bereit waren, sich für die deutschen Funkamateure einzusetzen. Der Erfolg blieb nicht aus. Als erster deutscher Verband wurde am 17.08.1946 der Württembergisch-Badische Radioclub (WBRC) gegründet. Dieser Club nahm auch manchen OM aus dem Norden und Süden der heutigen Bundesrepublik auf, weil dort die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses noch nicht gegeben waren. Trotzdem waren dort aber die Amateure nicht etwa untätig.

Mit Hilfe englischer Amateure kam es am 11.05.1947 zur Gründung des DARC/BZ, der sich sehr schnell zu dem größten aller deutschen Verbände entwickelte. Mit geringen zeitlichen Verschiebungen folgten die Gründungen des BARC (Bayerischer Amateur-Radioclub), des HRC (Hessischer Radioclub) und des DARC-Berlin. In der französischen Besatzungszone erhielten zu dieser Zeit die Funkamateure noch keine Genehmigung für einen Zusammenschluß.

Wenn auch die regionalen Verbände in der Gründungszeit nicht nur aus Funkamateuren, sondern z. T. auch aus Radiobastlern bestanden, so änderte sich dies sehr bald. Die Einzelverbände verabredeten für den 07. und 08.06.1947 eine KW-Tagung in Stuttgart, die überaus zahlreich besucht war und die sich bereits mit Fragen der Lizenzerteilung und der Schaffung eines Amateurfunkgesetzes befaßte. Ein weiterer wichtiger Punkt der Tagesordnung dieser ersten Tagung waren die Vorbesprechungen für die Gründung einer Dachorganisation, weil ein allgemeiner Zusammenschluß der deutschen Amateure noch auf den Widerspruch der Militärregierungen und der Verwaltungen der Länder stieß. Im Januar 1948 wurde in Frankfurt/Main der Deutsche Amateur-Radio-Club (DARC) als Dachorganisation des WBRC, BARC, DARC/BZ, HRC und DARC-Berlin gegründet und gleichzeitig die CQ als Clubzeitschrift ins Leben gerufen. Der letzte Schritt für einen endgültigen Zusammenschluß aller deutschen Funkamateure in einen einzigen Verband ließ nicht mehr lange auf sich warten, In der Amateurratsitzung vom 06.–11.09.1950 in Bad Homburg wurde er beschlossen. Seit 01.01.1951 besteht nunmehr der DARC als einziger von der IARU anerkannter deutscher Verband der Funkamateure. Zum gleichen Zeitpunkt wurden auch die beiden Fachzeitschriften CQ und QRV zum DL-QTC vereinigt, das heute als Verbandsorgan den Mitgliedern monatlich zugeht.

Ein anderes Thema fällt mir da gerade noch ein, das Sie, lieber OVV, doch auch einmal an einem OV-Abend zur Diskussion stellen sollten. Das Thema ist sehr aktuell, überhaupt dann, wenn es zu der von der Lizenzbehörde vorgesehenen „C-Lizenz“ kommen sollte.

Telegrafie oder Telefonie? Diese Frage wurde schon in manchem OV-Abend leidenschaftlich diskutiert. „Im öffentlichen Nachrichtendienst verschwindet doch das Morsezeichen immer mehr und macht der Sprache Platz“, so argumentiert man, um im Amateurfunk vielleicht ebenfalls die Klippe der Morseprüfung umgehen zu können.

Als Amateure sollten wir diese „Streitfrage“ ganz nüchtern und sachlich betrachten. Wohl ist es von der Lizenzbehörde ein Entgegenkommen, wenn sie den Amateuren unter bestimmten Voraussetzungen eine besondere Sprechlizenz zugestehen will. Hierdurch würden auch sicher verschiedene OM zu einer Lizenz kommen, die bisher an der Klippe „MORSEN“ scheiterten. Unser Augenmerk muß sich aber auf die breite Masse der Amateure richten, die ständig auf den verschiedensten Bändern tätig sind und dadurch einen tatsächlichen Schutz der gefährdeten Bänder darstellen. Ihre Verkehrsart ist überwiegend Telegrafie.

Der Sprechfunk auf den hochfrequenten Bändern wird im öffentlichen Dienst mit Geräten ausgeführt, die sende- und empfangsseitig hochwertige Quarzgeräte sind, damit keine gegenseitigen Störungen auftreten. Diese technischen Voraussetzungen und der Aufwand hierfür sind nur für wenige Amateure realisierbar. Der jüngere oder wirtschaftlich schwächere Amateur wird hierdurch gefährdet und gerät ins Hintertreffen, weil die Funkkontroll- und Meßstellen keine Rücksicht auf ihn nehmen können. Es wird also zu häufigen Beanstandungen und Lizenzentzug kommen. Die Dienste aber, die schon seit geraumer Zeit auf unsere Bänder schielen, werden sagen: „Da sieht man es ja! Die Amateure sind gar nicht in der Lage, die schwierigen Probleme auf den hochfrequenten Bändern zu meistern! Nehmt ihnen die Bänder und geht sie uns!“ – Daher erscheint es richtig, in Telegrafie so lange zu arbeiten, bis alle Erfordernisse für einwandfreie A3 erfüllt sind. Wir müssen dies unseren jüngeren OM immer wieder ans Herz legen und sie zur Ablegung der Morseprüfung bewegen. Wir müssen unserem Nachwuchs also eine gute Ausbildung in DE- und anschließenden Lizenzlehrgängen vermitteln. Über dieses Thema wollen wir uns später ausführlicher unterhalten, um auch dem OVV zu helfen, der mit wenigen Mitgliedern auf dem flachen Land nicht die vielen Möglichkeiten besitzt, wie ein anderer OVV In der Stadt.

Auf einen wichtigen Beschluß der letzten Clubversammlung will Ich noch zu sprechen kommen, der vielleicht manches Gemüt In Ihrem OV bereits erregt hat. War die Erregung aber wirklich notwendig? – Ich glaube es nicht!

Beitragserhöhung. Jeder Verein, Club oder Verband ist gezwungen, von seinen Mitgliedern einen Beitrag zu erheben. Diese Gelder sind notwendig, damit wenigstens unvermeidliche Verwaltungsarbeiten erfüllt werden können. Der Beitrag könnte also recht niedrig gehalten werden, wenn außer diesen Aufgaben keine weiteren anfallen würden. Wir Funkamateure würden aber alle unzufrieden sein, wenn unser Club uns nichts außer der Mitgliedschaft bieten würde. Da der DARC als Mitglied der IARU weltweite Bindungen hat, ohne die seine Existenz unmöglich wäre, gebraucht er auch Gelder. Steigen seine Ausgaben, so muß er seine Mitglieder stärker belasten. Zugegeben, jeder von uns versucht, sein, Geld möglichst für rein private Angelegenheiten auszugeben. Haben wir uns aber einmal überlegt, wie tief jeder in sein Säckel greifen müßte, wollte er beispielsweise seine QSL-Karten selbst In die ganze Welt verschicken? Wie würden wohl auch die, eingehenden Karten zu Ihm gelangen, wenn wir keine QSL-Vermittlung hätten? Der ab 01.01.1963 zu zahlende monatliche Beitrag würde nicht ausreichen, um auch nur den zehnten Teil der Ausgaben für die QSL-Karten zu decken die ein „kleiner“ Amateur verschickt. Von einem DXer wollen wir hier gar nicht erst sprechen. Und wie steht es mit der Clubzeitschrift? Ohne eine gute Zeitschrift kommen wir nicht aus, denn wir müssen unsere Mitglieder technisch und betrieblich stets auf dem laufenden halten. Eine solche Zeitschrift kostet viel Geld, wenn sie ein Niveau besitzen soll. Und unser DL-QTC besitzt Niveau, was wir wohl mit gutem Gewissen behaupten können.

Lesen Sie bitte, was unsere Geschäftsstelle im DL-QTC 1/63 über die neue Beitragsregelung geschrieben hat. Ihre Mitglieder werden sich den dort aufgezeichneten Argumenten nicht verschließen. Der DARC bietet Leistungen, die wir als Mitglieder durch unsere Beitragszahlung anerkennen wollen und müssen.


Mit den besten 73
Ihr DL3JE


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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