Kiel, den 18.12.1961

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 11/61


ÜBERSICHT:


1) OSCAR 1 ist „oben“

Der erste Amateursatellit OSCAR 1 ist am Dienstag, dem 12.12.1961, zusammen mit dem 36. Discoverer-Satelliten vom amerikanischen Raketenversuchsgelände Vandenberg aus gestartet. Er umkreist seither die Erde in rund 91 Minuten auf einer über die Pole führende Bahn und sendet dabei auf 145 MHz die Kennung „HI“. Bei täglich fast 16 Umrundungen überfliegt der Satellit jeden Punkt der Erde annähernd viermal am Tag. Seine Batterien sollen etwa 30 Tage reichen. Jetzt kommt es also darauf an, ihn zu beobachten und die Ergebnisse umgehend an das Referat für Amateurfunkbeobachtungen (E. Brockmann, DJ1SB, .....) zu melden.

OSCAR 1 besitzt keinen Empfänger. Anrufe sind daher sinnlos.

Eine genaue Beschreibung dieses ersten Amateursatelliten ist bereits im DL-QTC Nrn. 10-12/1961 unter den AFB-Mitteilungen erschienen. Bitte, dort nachlesen.

Aktuelle Nachrichten über OSCAR 1 und bisherige Beobachtungsergebnisse werden am kommenden Sonntag, dem 24.12., um 08:45 Uhr, im AFB-Rundspruch auf 80 m über DLØHH und DJ1SB zu hören sein.


2) Fernsehsendung „Der Funkamateur“

Dieses dem deutschen Fernsehpublikum am 08.12.1961 vom Süddeutschen Rundfunk vorgesetzte Stück hat bei den Funkamateuren begreiflicherweise kaum Beifall gefunden, sondern eher Unwillen und in vielen Fällen auch geharnischte Proteste ausgelöst. Während die Sendung selbst ziemlich einmütig abgelehnt wurde, ist die Meinung über das vom DARC an den Süddeutschen Rundfunk gerichtete und im Anschluß an die Sendung verlesene Telegramm außerordentlich geteilt. Aus der Fülle der Zuschriften seien hier nur drei typische herausgegriffen:

„Das Telegramm war die Werbung für den DARC!“
„Ihr Telegramm war vermutlich mehr gute Miene zum bösen Spiel.“
„Das Telegramm, der Gipfel der Rückgratlosigkeit!“

Zur Erklärung, wie es zu diesem Telegramm kam, ist folgendes zu sagen: Auf Grund eines von Stuttgarter OM gegebenen Berichtes über die Generalprobe der Sendung am 29.11. sandte der 2. Vorsitzende DJ3KF am 01.12. folgende Stellungnahme des Geschäftsführenden Vorstands an den Intendanten des Süddeutschen Rundfunks:

„Der Funkamateur wird in dieser Sendung der Öffentlichkeit in stark verzerrter Form nahegebracht, die das bei einer Parodie übliche Maß in unverantwortlicher Weise überschreitet. Für den unbefangenen Zuschauer wirkt eine Parodie ergötzlich, wenn in humorvoller Weise bekannte Personen oder Mißstände stark kontrastiert dem Volke deutlich gemacht werden. Sind jedoch dem Zuschauer die Vorgänge nicht bekannt, so wirkt eine solche Sendung nicht humorvoll kommentierend, sondern in negativem Sinne meinungsbildend. Der Vorstand des DARC, als Vertreter von mehr als 13.000 deutschen Funkamateuren, ist daher gezwungen, alle Schritte zu unternehmen, um eine negative Beeinflussung der unbefangenen – mit der Materie nicht vertrauten – Öffentlichkeit zu verhindern.

Der deutsche Bundestag wird in der nächsten Zeit über eine Reform des Gesetzes über den Amateurfunk (AFuG) beraten. Die Internationale Telegrafen Union bereitet ihre Vorschläge für den nächsten Frequenzverteilungsplan vor. Unter diesen Aspekten müssen wir die Sendung als einen Versuch werten, den Funkamateur-Sport als solchen lächerlich zu machen. Das im obigen Absatz über die Meinungsbildung Gesagte gilt gleichermaßen für die nicht mit der Materie vertrauten Bundestagsabgeordneten.

Zu unserem Bedauern können wir uns des Verdachts nicht erwehren, daß der Rundfunk, der in den Kurzwellenbereichen (45-m-Band) selbst dringend nach neuen Frequenzen sucht, hier auf unsere Kosten Politik in eigener Sache betreibt.

Zum Abschluß werfen wir noch die Frage des guten Geschmacks auf. In der Sendung werden den Funkamateuren Verstöße gegen das Gesetz – neckische Spiele wie „Mensch ärgere Dich nicht“ sind ungesetzlich – und grobfahrlässiges Verhalten bei Notrufen vorgeworfen. Unserer Ansicht nach sind Naturkatastrophen oder Schiffsuntergänge zu ernste Sachen, als daß es zu verantworten wäre, diese zum Gegenstand reiner Narretei zu machen.

Der Vorstand hat den Vorsitzenden des Distrikts Württemberg, Herrn Dipl.-Ing. Eberhard Ludwig, Wernau/Neckar, mit der Wahrung seiner Interessen betraut. Herr Ludwig wird sich in den nächsten Tagen mit Ihnen in Verbindung setzen. Wir hoffen sehr, daß Sie zusammen mit Herrn Ludwig einen Kompromiß finden werden, der den Zuschauern 25 lustige Minuten ermöglicht, ohne dem Ansehen der deutschen Funkamateure zu schaden.“

Als Ergebnis seiner daraufhin mit dem Süddeutschen Rundfunk geführten Besprechungen und, nachdem er die Ampex-Aufzeichnung auch selbst gesehen hatte, empfahl der DV Württemberg DJ3JZ – zumal juristisch nichts gegen die Sendung unternommen werden konnte –, nicht mit tierischem Ernst auf das Stück zu reagieren, sondern ein Telegramm zu schicken, das dem Charakter der Sendung entspräche, und das dann im Anschluß verlesen würde. In diesem Sinne vereinbarte der 1. Vorsitzende DL3NE mit DJ3JZ die Absendung des folgenden Telegramms an den Süddeutschen Rundfunk:

„Haben Sendung ‚Der Funkamateur‘ gesehen +++ Bieten Georg Thomalla Mitgliedschaft an, damit er Vorschriften des Amateurfunks erlernt +++ Haben nur so gelacht. +++ Deutscher Amateur-Radio-Club“

Die ironisierende Tendenz dieses Telegramms ist leider nicht überall erkannt worden. Das mag zum Teil daran liegen, daß in dem später nach der Sendung verlesenen Text von verliehener Ehrenmitgliedschaft die Rede war, während in der ursprünglichen Fassung nur die Mitgliedschaft angeboten wurde. Die Ursachen dieser nachträglichen Änderung und die Möglichkeiten einer Richtigstellung werden zur Zeit untersucht. Darüber hinaus wurden von DL3JE bereits mit dem Bayerischen Rundfunk Besprechungen über eine Sendung geführt, die zeigen soll, wie der Amateurfunk wirklich ist.


3) QSL-Vermittlung

Anfang Januar 1962 werden die Ortsverbände der Distrikte Hamburg, Köln-Aachen, Nordrhein (neu), Nordsee, Schleswig-Holstein und Schwaben (neu) die QSL-Karten für ihre Mitglieder erstmalig direkt aus München bekommen. Damit ist dann die Umstellung auf den neuen Versandmodus abgeschlossen. Nur die Distrikte Berlin und Saar behalten die bisherige Regelung bei, da deren Ortsverbände jeweils von einem gemeinsamen QSL-Vermittler betreut werden. (Siehe auch Organisationsplan)


4) Rundsprüche

Wie bereits bekanntgegeben, wird der Deutschland-Rundspruch ab 07.01.1962 an jedem Sonntag nach folgendem Plan gesendet:

um 09:00 Uhr von DLØDL auf ca. 3730 kHz in AM,
um 09:00 Uhr von DLØHH auf ca. 3620 kHz in AM
um 10:00 Uhr von DL1LS auf 3770 kHz in SSB,
um 10:00 Uhr von DLØBN auf ca. 3720 kHz in AM.

Die Rundspruch-Redaktion liegt in den Händen von DJ3XT.

Der AFB-Rundspruch des Referates für Amateurfunkbeobachtungen wird im neuen Jahr, erstmals am 06.01.1962, wie folgt zu hören sein:

Samstags um 16:30 Uhr von DJ1SB auf ca. 3720 kHz in AM, mit Wiederholungen.
Sonntags im Anschluß an den Deutschland-Rundspruch von DLØHH und DLØBN, sowie um 10:30 Uhr von DJ1SB auf 144,813 MHz in AM in Richtung Süd.


5) Jahresabrechnungen der Distrikte und Ortsverbände

...


6) SM5 – Pirat

Der schwedische Amateurverband SSA bittet um Bekanntgabe, daß die Station SM5BXI auf dem Motorschiff Bonjour in der Ostsee unlizenziert arbeitet und das Rufzeichen mißbräuchlich benutzt. Das Schiff befindet sich außerhalb der schwedischen Hoheitsgewässer. Der Kenner BXI ist in Schweden nur einmal erteilt, und zwar an SM2BXI. Nur dieser ist echt.


7) Organisationsplan des DARC

Diesem Rundschreiben liegt ein neuer Organisationsplan bei, in dem auch bereits die beiden neuen Distrikte Nordrhein und Schwaben mit allen ab 01.01.1962 gültigen Angaben erscheinen.

Der Plan ist mit großem Zeilenabstand geschrieben, damit spätere Berichtigungen und Ergänzungen, die monatlich an dieser Stelle mitgeteilt werden, leichter einzutragen sind.

Bitte, eventuelle Fehler in diesem Plan umgehend der Geschäftsstelle melden.


8) Weihnachtspause der Geschäftsstelle

In der Zeit vom 24.12.1961 bis 01.01.1962 ruht der Betrieb der Geschäftsstelle. Es wird gebeten, den Schriftwechsel, Anrufe und eventuelle Besuche darauf einzurichten.


Sowohl im Namen des gesamten Clubvorstandes als auch persönlich wünschen wir nun allen Mitgliedern und ihren Angehörigen Frohe Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr. Bei dieser Gelegenheit möchten wir all denen unseren herzlichsten Dank sagen, die – an welcher Stelle auch immer – im nun zu Ende gehenden Jahr bei der Erfüllung der dem DARC gestellten Aufgaben mitgewirkt und tatkräftig geholfen haben. In der Hoffnung auf weitere gute Zusammenarbeit grüßen

mit VY 73, gez. Hansen, DL1JB, und gez. Röhling, DL1FM


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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