Kiel, den 24.3.1960

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 3/60


ÜBERSICHT:


1 ) Eine kritische Betrachtung

Je größer der DARC wird, desto mehr spürt man die Vielschichtigkeit seines Mitgliederkreises. Im allgemeinen wirkt sie sich als gegenseitige Ergänzung nur vorteilhaft aus. Ohne entsprechende Toleranz kann sie das Verhältnis zueinander aber auch trüben. Dann führen unterschiedliche Meinungen zu persönlichen Differenzen oder sogar Feindschaften – leider auch unter Funkamateuren. OM Fahning, DE13074, vom Hamburger OV-Vorstand ist den Dingen einmal auf den Grund gegangen. Sein folgender Beitrag war ursprünglich für das DL-QTC gedacht; er hat aber vielleicht mehr Wirkung, wenn er den Mitgliedern von den OV-Vorsitzenden nahegebracht wird, zumal er sich in gewisser Hinsicht auch an die Vorstände selbst, vom OV- bis zum Club-Vorstand, wendet. Was OM Fahning schreibt, sollten wohl alle beherzigen:

Vom Vorschlag zur Meinung über die Kritik zum Vorwurf, das ist ein ernst zu nehmendes Problem und wirklich wert, einmal in Ruhe darüber nachzudenken. Ich habe deshalb ersucht, aus nachstehenden Betrachtungen das Beste herauszuheben, um etwa entstandene Unruhepole innerhalb unseres Clubs zu beruhigen oder gar nicht erst zur Auswirkung kommen zu lassen.

Beginnen wir mit dem Vorschlag. Er entspringt doch immer einer Unzulänglichkeit der zur Debatte stehenden Sache und ist daher sehr zu begrüßen; beweist er doch die Anteilnahme am Geschehen innerhalb unseres Vereins. Wer einen Vorschlag macht, soll die Gewißheit haben daß seine Anregung – auch wenn sie vielleicht unbequem ist – ernsthaft beachtet wird und nicht im Sande verläuft. Er muß merken, daß seinen Sorgen Aufmerksamkeit geschenkt wird, daß seine Mitarbeit willkommen ist, und daß er im Rahmen des Möglichen Einfluß nehmen kann. Normalerweise wird man den Vorschlagenden an der Diskussion über sein Problem beteiligen, so daß er gleich eventuelle Gegenargumente hören und schließlich das Ergebnis mit aushandeln kann. Gelegentlich werden allerdings aus ungenügender Sachkenntnis oder aus falscher Beurteilung heraus Vorschläge gemacht, die der Vorstand von vornherein nicht befürworten kann. Dann sollte dem Vorschlagenden aber die Gründe für die Ablehnung erläutert werden. Geschieht das nicht, dann entsteht bei ihm ein Vorurteil, und er wird künftig keine Vorschläge mehr machen. Gerade das sollte man aber vermeiden.

Wenn ich nun vom Vorschlag zur Meinung komme, so will ich damit die sich aus einer Diskussion ergebende Situation ansprechen. Manchmal wird dabei eine Meinung so verfochten, daß sie schon zur persönlichen Kritik wird. Man sollte sie aber ohne Polemik äußern und genauso in Ruhe die Meinung des anderen OM anhören, seine Argumente gelten lassen und nicht aus grundsätzlichen Erwägungen heraus eine ablehnende oder unaufmerksame Haltung einnehmen. Die Mentalität des Einzelnen und die gegenseitige Sympathie oder Antipathie begründen oft ein persönliches und ganz unberechtigtes Vorurteil. Das sollte man zurückstellen und nur um der Sache willen verhandeln. Wenn Meinungen aufeinanderprallen, muß sich jeder bemühen, unpersönlich und sachlich zu bleiben. Leider erlebt man es häufig, daß so ein Meinungsaustausch persönlich wird, und daß die Richtschnur ‚Im Vordergrund des Interesse des DARC‘ vergessen wird. Dann bilden sich zwei Parteien, verärgert und die gute Sache unseres Hobbys nur hemmend. Ich will hier keine Beispiele bringen; es gibt deren leider genug. Besonders die Vorstandsmitglieder sollten ihre vornehmste Aufgabe darin sehen, ‚unpolitische Diplomaten‘ zu sein, in Ruhe zu verhandeln und dabei sachlich sowie unpersönlich das zur Debatte stehende Problem anzufassen.

Kommen wir nun von der Meinung zur Kritik. Sie wird indirekt schon durch einen Vorschlag oder durch eine andere Meinung zum Ausdruck gebracht. Im ersten Fall auf die vernünftigste Art, im zweiten aber auch noch gut, wenn sie sachlich und unpersönlich (die wichtigsten Voraussetzungen überhaupt) vorgetragen wird. Treibt man jedoch offene Kritik, so ist Vorsicht am Platz, denn man kann damit sehr viel zerstören und den Kritisierten die Lust an der ehrenamtlich geleisteten Arbeit rauben. Ehrenämter sind auch so schon nicht immer eine reine Freude. Es gehört eine ganze Portion Idealismus dazu, vom Präsidenten bis zum OV-Referenten, einen Teil seiner Freizeit hinzugeben, während die anderen ihr Hobby 100-%ig für sich allein auskosten können.

Ob eine Kritik zum Vorwurf wird, ist nun eine Auffassungssache und hängt davon ab, wie eine Kritik abgefaßt ist. Man sollte sich vor allem hüten, dabei die Sachlichkeit zu verlassen und ins Persönliche zu gehen. Dann ist es keine Kritik mehr sondern ein perfekter Vorwurf. Ein Vorwurf sollte man aber nur erheben, wenn man über den Sachverhalt ganz genau unterrichtet ist. Wer unzufrieden ist, sollte das mit einem sachlichen Vorschlag und ohne Angriff auf die Person zum Ausdruck bringen. Damit erreicht er mehr und dient allen, die es angeht - nicht zuletzt unserem Club.

Lieber OM, Vorschläge, Meinungen, Kritik und auch Vorwürfe müssen sein, sie sind der ‚Besen‘ des Vereins. Auch ich habe hiermit gewissermaßen Kritik geübt, die jeden angehen kann und doch niemand trifft. Wer sich ‚den Schuh anzieht‘, den möchten meine Betrachtungen zum Nachdenken und zum entsprechenden Handeln anregen. Dann haben wir erreicht, was wir uns wünschen und was uns verbindet: Seid nett zueinander, denn es ist alles für uns!


2) Mitarbeit der Funkamateure bei wissenschaftlichen Vorhaben

Die erfolgreiche Beteiligung der Funkamateure an den während des Internationalen Geophysikalischen Jahres und der anschließenden Zusammenarbeit gestellten Aufgaben hat bekanntlich bei den zuständigen Gremien große Anerkennung gefunden. Darüber hinaus übte sie einen beträchtlichen Einfluß auf die Beurteilung des Amateurfunks durch die Genfer Funkverwaltungskonferenz aus. Daß wir in Genf keine entscheidenden Einbußen erlitten, ist also nicht zuletzt denjenigen Amateuren zu verdanken, die im IGY/IGC so tatkräftig mitgearbeitet haben. Allerdings wird nun vom Amateurfunk erwartet, daß er sich auch künftig für Vorhaben zur Verfügung stellt, die ein entsprechend ausgedehntes Beobachtungsnetz erfordern. In diesem Sinne sollen die vom DARC während der letzten Jahre zur Sammlung, Auswertung und Weiterleitung derartiger Meldungen geschaffenen Einrichtungen in gewissem Umfang aufrechterhalten werden. Zur Zeit sind es im wesentlichen folgende Aufgaben, bei denen auf eine beobachtende Mitarbeit der Funkamateure besonderer Wert gelegt wird:

  1. Beobachtung der Funksignale von Satelliten;
  2. Beobachtungen und aktive Teilnahme an Echo-Versuchen an zu startenden Ballon-Satelliten;
  3. Aurora-Beobachtungen;
  4. DM3IGY-Beobachtungen;
  5. Beobachtungen von Überreichweiten auf den UKW-Bändern;
  6. Bandbelegung.

Einzelheiten darüber werden im nächsten DL-QTC bekanntgegeben. Auf die Bedeutung dieser Aufgabenstellung für den Amateurfunk sollte aber auch in den Ortsverbänden immer wieder ausdrücklich hingewiesen werden.


3) Die Redaktion des Kurzwellenhörers teilt mit:

Aus dem Leserkreis ging uns eine recht beachtenswerte Anregung zu. Ein OM schreibt, daß viele Newcomer gern mit ihrem nächstgelegenen Ortsverband Fühlung aufnehmen würden. Leider wissen sie aber oft nicht, wie man das anstellt (wir waren alle mal 16!), weshalb im Kurzwellenhörer eine Fortsetzungsliste erscheinen sollte, in der Trefftag, Treffpunkt und OVV eines jeden Ortsverbandes angegeben werden. Die Redaktion will diesem Wunsch gern nachkommen, und sie bittet die OVVs, auf einer Postkarte an OM Fritz Kühne, DL6KS, ....., diese Daten zu melden. Bitte, verwenden Sie genau nachfolgendes Schema:

Dingsdorf, DOK C111, P. Schussler, DJ9XY, jeden 1. Montag, Hotel Roter Hahn, Knilchstr. 11.

Bitte, geben Sie nur den Termin des regulären OV-Abends an, aber keine Kurse oder dergl. Das würde die Liste zu stark dehnen, und Interessenten erfahren die Details besser am Clubabend.


4) Hilfsaktion für OZ1HO

Im Januar-OV-Rundschreiben war zu einer Hilfsaktion für OZ1HO aufgerufen worden, der bei einem Brand seine Familie und seinen Besitz verloren hatte. Viele Ortsverbände haben daraufhin umgehend Sammlungen veranstaltet, die z. Tl. namhafte Beträge erbrachten. Dafür sei ihnen und allen Gebenden aufrichtig gedankt. Sie haben damit ein schönes Beispiel tatkräftiger Hilfsbereitschaft gegeben, das auch und gerade bei unseren dänischen Freunden höchste Anerkennung gefunden hat.

Bis zum 04.03. waren bei OM Schlippe, DL3NH, DM 1102,51 und DKr 16,30 eingegangen. Diesen Betrag haben er und OM Hack, DJ1AAK, am 05./06.03. OM Nielsen persönlich nach Esbjerg überbracht, und OZ1HO läßt auf diesem Wege allen Spendern seinen tief empfundenen Dank für diese hochherzige Stiftung ausrichten.

Inzwischen sind noch weitere Beträge bei DL3NH eingegangen. Er bittet aber darum, jetzt keine Einzahlungen mehr vorzunehmen, da die Aktion zum 01.04. abgeschlossen werden soll. Die dann vorliegenden Gelder wird er OZ1HO Anfang April persönlich bringen oder überweisen. Im Anschluß daran wird noch ein Gesamtbericht gegeben werden.


5) OV-Nachrichten im DL-QTC

Es muß einmal wieder daran erinnert werden, daß Distrikts- und OV-Nachrichten, die unter der Rubrik „DARC-Mitteilungen“ im DL-QTC erscheinen sollen, nur an die Geschäftsstelle zu richten sind, weil dort die DARC-Mitteilungen zusammengestellt werden. Die entsprechenden Texte müssen spätestens am 10. des Vormonats hier vorliegen, wenn sie in das folgende DL-QTC aufgenommen werden sollen. Also bitte keine OV-Nachrichten an die Redaktion oder an die Druckerei schicken. Von dort werden sie doch erst an die Geschäftsstelle gegeben; und dann ist der 10. evtl. schon vorbei, so daß die betreffende Notiz erst einen Monat später ins DL-QTC gebracht werden kann.


6) Wenn das DL-QTC ausbleibt

Reklamationen, die die Lieferung des DL-QTC betreffen, sollten, wenn eine Nachfrage beim zuständigen Postamt keinen Erfolg gehabt hat, unmittelbar an die Geschäftsstelle gerichtet werden, weil nur dort die Versandkartei geführt wird und die Umschläge adressiert werden.

Auch bei allen Anschriftenänderungen ist die Geschäftsstelle zu benachrichtigen. Ein beim Postamt gestellter Nachsendungsantrag bezieht sich nämlich nicht auf Zeitungen und Zeitschriften. An die alte Anschrift oder sonstwie unrichtig adressierte Drucksachen gehen im allgemeinen an den Absender zurück. Die Post soll dann zwar die neue Anschrift ggfs. darauf vermerken. Leider vergißt sie das oft, so daß unliebsame Verzögerungen oder gar Unterbrechungen bei der Lieferung des DL-QTC entstehen können. Daher: Wer umzieht, teile der Geschäftsstelle unverzüglich seine alte und seine neue Adresse mit. Angabe der alten ist nötig, damit man weiß, um wen es sich handelt. Gleiche Vor- und Zunamen sind nämlich bei über 10.000 Mitgliedern nicht mehr selten.


7) Berichtigungen und Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.12.1959

DOK:

Ortsverband:

B06 Bayreuth E. Gärtner, DL3KS
C08 Oberland G. Seide, DL9PV
F24 Lampertheim W. Rzany, DL1HC
G07 Gummersbach L. Nockemann, DJ3RA
I15 Verden/Aller H. Röben, DL6GV
L25 Ratingen H. Fichtner, DJ4TI
L26 Bottrop A. Pieper, DL3AV
M07 Lütjenburg i. V. W. Liebenow
O11 Iserlohn i. V. XYL R. Aurand, DJ1YL
O23 Menden/Sauerl. H. Demolt, DJ3CL
O20 Witten H. Graf, DJ2TH
P01 Backnang W. Schäfer, DL1LZ
P02 Eßlingen R. Schick, DL3AO
P04 Heidenheim A. Rieger
Q07 Homburg/Saar H. Müller, DL8CX
Q04 Mettlach A. Baltes, DL8AE


VY 73, gez. Hansen, DL1JB


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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