Kiel, den 19.2.1958

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 2/58


ÜBERSICHT:


1) Frequenzvorschlag der IARU für die ITU-Konferenz 1959

Im letzten OV-Rundschreiben war ein Vorschlag der IARU angekündigt worden, welche Amateur-Frequenzbereiche innerhalb der Region 1 bei der nächstjährigen ITU-Konferenz beantragt werden sollen. Dieser Vorschlag, der inzwischen allen IARU-Verbänden zuging, nennt im einzelnen:

1,8–2 MHz: Für alle Länder; begrenzte Leistung.
3,5–3,8 MHz: Wie bisher, gemeinsam mit anderen Diensten.
7,0–7,15 MHz: Wie bisher, 7–7,1 exklusiv, 7,1–7,15 gemeinsam mit Rundfunk. Nach Möglichkeit sollte auch 7,15–7,3 gemeinsam mit anderen Diensten zugelassen werden.
14,0–14,35 MHz: Wie bisher, exklusiv.
21,0–21,45 MHz: Wie bisher, exklusiv.
27,12 MHz: Diese z. Zt. für industrielle, medizinische und wissenschaftliche Zwecke bestimmte Frequenz sollte auch den Amateuren zur Verfügung gestellt werden.
28,0–29,7 MHz: Wie bisher, exklusiv.
42,0–42,9 MHz: Für Amateure in Ländern, die kein Fernsehen auf diesem Band betreiben.
72,0–72,8 MHz: Neues Amateurband in diesem Bereich, auf dem in einigen Ländern bereits jetzt, während des IGY, Amateure arbeiten dürfen.
144–146 MHz: Weltweites Exklusivband.
420–460 MHz: Exklusivband mit Berücksichtigung des Amateurfernsehens.
1215–1320 MHz:
2300–2450 MHz:
5650–5850 MHz:
10.000–10.500 MHz:
Exklusivbänder mit eventuell erforderlichen Abweichungen entsprechend den lokalen Bedingungen der einzelnen Länder.

Diese Vorschläge decken sich im wesentlichen mit denen, die der DARC der Deutschen Bundespost bereits vorgelegt hat, abgesehen davon, daß im DARC-Vorschlag auch die Frequenzbereiche 3,5–3,8 und 7,1–7,15 MHz als Exklusivbänder angestrebt werden.


2) Amateurfunk und Presse

Vor einigen Jahren hatte der DARC die Parole ausgegeben, der Presse gegenüber eine gewisse Zurückhaltung zu üben, um den immer wieder in den Zeitungen erscheinenden Übertreibungen zu begegnen. Man sagte sich damals, daß der Amateurfunk diese Art der Reklame nicht nötig hätte, zumal sie dem Außenstehenden meist ein falsches Bild vermittelte.

Entgegen dieser früheren Empfehlung sprach sich der Amateurrat bei seiner letzten Sitzung für einen engeren Kontakt zur Presse aus. Er tat dies in der Überzeugung, daß es jetzt darauf ankommt, den Amateurfunk mehr als bisher zu einem Begriff in der Öffentlichkeit zu machen. Die Belange des Amateurfunks können auf die Dauer nur gewahrt werden, wenn sie auch in weiten Kreisen bekannt sind und anerkannt werden. Um dies zu erreichen, sind wir auf die Hilfe der Presse mit ihrem maßgeblichen Einfluß auf die öffentliche Meinung angewiesen. Im Rahmen der EMC-Mitteilungen ist dieses Thema im DL-QTC vor kurzem ausführlich behandelt worden. Der betreffende Artikel „Was ist ein Funkamateur“ (Nr. 12/57, Seite 565) sei hiermit nochmals allen an's Herz gelegt.

Wie die Pressebeobachtung zeigt, ist die Aufforderung von mehreren Ortsverbänden und einzelnen OM auch schon richtig verstanden worden. Natürlich ist es dabei nicht ausgeblieben, daß gelegentlich ein Reporter seiner Phantasie etwas die Zügel schießen ließ. Das sollte nicht so tragisch genommen werden. Unerfreulich ist es aber, wenn daraus demjenigen OM, auf den der Artikel zurückgeht, ein Vorwurf gemacht oder ihm gar unterstellt wird, er hätte sich nur wichtig machen wollen. In dieser Hinsicht sollte etwas mehr Toleranz geübt werden.


3) Zur Satellitenbeobachtung

Die Zeichen des am 01.02. gestarteten amerikanischen Erdsatelliten „Alpha 1958“, auch „Explorer“ genannt, konnten inzwischen auch schon von vielen deutschen Funkamateuren gehört werden, obwohl die verwendeten Frequenzen (108 und 108,03 MHz) empfangsseitig einige Probleme mit sich brachten. Mittlerweile ist der stärkere der beiden Sender verstummt, so daß die Beobachtung noch schwieriger geworden ist, zumal der Satellit Europa auf seiner Bahn nie berührt. Trotzdem seien hier als Ergänzung zu den in den Rundsprüchen verbreiteten Meldungen und den im DL-QTC noch erscheinenden Berichten einige Angaben über die Bahn des Satelliten gemacht.

Seine Umlaufelemente lauten:

Größte Erdnähe: 219 Meilen
Größte Erdferne: 1587 Meilen
Umlaufzeit: 114,95 Minuten
Exzentrizität: 0,14052
Neigung der Bahnebene: 33,58°
Aufsteigender Knoten: Länge: 342,05°

mit Verlagerung:

6,31° pro Tag
Mittlere Anomalie zur Epoche: 14,68°
Große Halbachse: 1,2278 Erdradien

Theoretisch läßt sich mit diesen Angaben die Position des Satelliten für jeden Tag und jede Stunde vorausberechnen. Allerdings bedarf es dazu einiger mathematischer und astronomischer Kenntnisse, über die der einzelne OM im allgemeinen nicht verfügen wird, und deren Vermittlung in diesem Rahmen und mit wenigen Worten nicht möglich ist. Auch muß berücksichtigt werden, daß die allmähliche Höhenverminderung des Satelliten seine Umlaufzeit beeinflußt, was sich natürlich auf den tatsächlichen Standort auswirkt.

Um den Weg des Satelliten ohne komplizierte Rechnungen anschaulich zu machen, sind im folgenden seine Position für einen Umlauf (05.02.1958, 06:47 GMT) als Beispiel angegeben:

Zeit
Min.

Länge
Grad
Min. Sek.  

Breite
Grad

Min. Sek.  

Höhe
km

000 088 55 19 O 00 06 30 N 2316
004 096 29 38   05 46 42   2165
008 104 34 27   11 32 09   1982
012 113 29 22   17 15 14   1773
016 123 36 30   22 43 31   1545
020 135 19 08   27 37 05   1305
024 148 59 50   31 26 12   1066
032 178 21 33 W 33 15 05  

640

036 161 04 56   30 13 43  

484

040 144 40 10   24 36 45  

385

044 129 39 59   17 01 05  

354

048 116 00 15   08 16 51  

393

052 103 17 25   00 46 08  

500

056 091 03 41   09 25 49 S

664

060 078 54 57   17 10 13  

869

064 066 34 51   23 36 57   1101
068 053 57 31   28 31 57   1344
072 041 09 09   31 48 33   1585
076 029 26 24   33 27 12   1812
080 016 10 29   33 34 58   2018
084 004 39 34   32 23 40   2196
088 005 56 29 O 30 07 13   2341
092 015 36 40   26 59 03   2450
096 024 26 34   23 10 35   2521
100 032 35 32   18 90 45   2552
104 040 14 29   14 06 11   2542
108 047 34 59   09 01 46   2493
112 054 48 59   03 41 18   2405
116 062 09 08   01 51 49 N 2279

Mit Hilfe einer Weltkarte, die eine Einteilung nach Längen- und Breitengraden hat, oder eines Globusses läßt sich der Weg des Satelliten ohne weiteres verfolgen. So stand er bei Beginn diese Umlaufes über einem Punkt im indischen Ozean zwischen Ceylon und Sumatra, 8 Minuten später bereits über Siam/Indochina usf. Da sich die Erde in der Richtung der Satellitenbahn dreht, überquert er nach einem Umlauf den Äquator nicht wieder an der gleichen, sondern an einer um ca. 30° nach Westen verschobenen Stelle; im obigen Beispiel bei Beginn des Umlaufs: ca. 88° O, bei Beginn des nächsten Umlaufs: ca. 58° O. Auf der gleichen Länge befindet sich der Satellit erst wieder etwa 10 Zeitminuten später. Das erklärt auch, warum die Hörbarkeitszeiten für einen festen Beobachter nicht alle 115 Minuten, sondern erst alle 125 Minuten wiederkehren. Höhere Breiten als ca. 35° N und S werden vom Satelliten in keiner Phase überquert.


4) Nächste AR-Sitzung

Die nächste AR-Sitzung findet voraussichtlich am 19./20.04. in Heilbronn statt. Einladungen und Tagesordnung werden dem AR Anfang März übersandt werden. Anträge für diese Sitzung können bis zum 20.03. an die Geschäftsstelle gerichtet werden.


5) Beiträge für das 1. Quartal 1958


6) Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.12.1956

DOK:

Ortsverband:

B06 Bayreuth Dr. Hg. Korb, DL3LA
C05 Ingolstadt H. Weisz, DL3PT
D09 Tiergarten Helmut Müller, DL7GM
G05 Eschweiler E. Becker, DE12721
H22 Seesen A. Bock, DE11969
L24 Wuppertal C. Eckel, DL1PC
N19 Marl i.W. W. Münch, DL3XH
P21 Biberach/Riß (neu) G. Luschkowski, DE12333


Mit VY 73, gez. Hansen, DL1JB


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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