Kiel, den 15.8.1956
1) Internationale Funkkonferenzen
In letzter Zeit ist immer wieder von den bevorstehenden CCIR- und ITU-Konferenzen und von ihrer Bedeutung für den Amateurfunk die Rede gewesen. Dabei wurde allerdings manchmal die eine mit der anderen verwechselt oder auch identifiziert, so daß hier die Begriffe einmal kurz geklärt werden sollen.
Das CCIR (Comité Consultatif International des Radiocommunications) ist eine beratende Organisation, der alle am Funkverkehr beteiligten Länder angehören. Sie hat in erster Linie die Aufgabe, einheitliche Normen im Funkwesen aufzustellen. Auf die Wellenverteilung hat das CCIR nur insofern Einfluß, als es die Zuteilung der einzelnen Wellen innerhalb der festgelegten Frequenzbereiche empfehlen kann. So steht z. B. auf der Tagesordnung der jetzt in Warschau vom 7. August bis zum 13. September tagenden CCIR-Vollversammlung die Verteilung der Wellen der Fernsehbänder IV und V. Die Wellenverteilung im Großen, d. h. die Festlegung der Frequenzbereiche für die einzelnen Funkdienste (Rundfunk, Seefunk, Flugfunk, Amateurfunk usw.) ist jedoch nicht Sache des CCIR. Darüber entscheidet die ITU (International Telecommunication Union, oder auch UIT = Union International des Telecommunications), deren nächste Funkkonferenz 1959 stattfinden wird.
Für den Amateurfunk ist daher die ITU-Konferenz wesentlich wichtiger als die CCIR-Konferenz, denn allein von der ITU hängt es ab, welche Frequenzbereiche dem Amateurfunk künftig zur Verfügung stehen werden. Aus diesem Grund wurde beim letzten IARU-Kongreß auch davon abgesehen, Amateurvertreter zur CCIR-Konferenz zu entsenden. Statt dessen sollen alle Kräfte auf die ITU-Konferenz konzentriert werden. Dabei wird allerdings die Vorbereitung in den einzelnen Ländern entscheidender sein als die eigentliche Teilnahme an der Konferenz.
Die IARU selbst ist nicht Mitglied der ITU und kann es auch nicht werden. Mitglieder sind ausschließlich die einzelnen Staaten, und nur die offiziellen Regierungsvertreter haben Stimmrecht bei den Konferenzen. Organisationen nationaler und internationaler Art, wie die IARU, werden zwar zu den Konferenzen eingeladen, sie können aber lediglich Beobachter entsenden und im besten Falle beratend wirken. Die eigentlichen Entscheidungen fällen die offiziellen Landesvertreter. Diese sind aber wiederum an die ihnen mitgegebenen Weisungen gebunden. Wie sich der einzelne Staat zu den vorliegenden Problemen des Amateurfunks stellt, ergibt sich nicht erst bei der Konferenz, sondern bereits dann, wenn in dem betreffenden Land die Marschroute für die Konferenz festgelegt wird.
Auf die grundsätzliche Einstellung der Delegierten wird die IARU-Vertretung daher bei der Konferenz selbst keinen wesentlichen Einfluß mehr ausüben können. Aus diesem Grunde muß sich jeder Amateurverband schon lange vor der Konferenz dafür einsetzen, daß sein Land dem Amateurfunk gegenüber eine positive Haltung einnimmt, seine Daseinsberechtigung auch für die Zukunft anerkennt und die Interessen seiner Funkamateure entsprechend vertritt. Diese Bestrebungen seines Verbandes kann und sollte jeder einzelne Amateur dadurch unterstützen, daß er die dem Amateurfunk zur Verfügung stehenden Bänder auch wirklich ausnutzt und damit den gemeinsamen Anspruch rechtfertigt. Die Lebensnerven des Amateurfunks sind seine Bänder. Sie gilt es zu erhalten und gegen andere Ansprüche zu verteidigen.
2) Materialspenden der Industrie
Zum Programm der Distriktstreffen und der größeren OV-Veranstaltungen gehört meist auch eine Tombola. Dafür die nötigen Preise zu bekommen, ist für den Veranstalter immer ein ziemlich schwieriges Problem. Nicht jeder hat persönliche Beziehungen oder Quellen, aus denen er schöpfen kann. Was liegt da näher, als die größeren Industriefirmen, Röhrenfabriken usw. anzuschreiben und um Sachspenden zu bitten. Diese Methode hatte anfangs auch durchaus Erfolg, was sich natürlich schnell herumgesprochen hat. Die Folge war, daß die betreffenden Firmen in letzter Zeit mit Bittbriefen von Distrikten und Ortsverbänden, ja sogar von einzelnen OM förmlich überschwemmt werden.
Mehrere Firmen haben daraufhin jetzt dem DARC erklärt, daß sie nicht in der Lage wären, noch auf diese vielen Einzelgesuche einzugehen, und daß von direkten Bittbriefen einzelner DARC-Gliederungen künftig abgesehen werden sollte. Einige Firmen haben in diesem Zusammenhang allerdings ihre grundsätzliche Bereitschaft erkennen lassen, den DARC auch weiterhin im Rahmen des Möglichen zu unterstützen. Sie wollen die Verteilung eventueller Sachspenden aber dem Club selbst überlassen.
Der DARC wird versuchen, in diesem Sinne mit den maßgebenden Firmen in Verbindung zu kommen bzw. zu bleiben. Die Distrikte und Ortsverbände werden daher gebeten, künftig nicht mehr unmittelbar an die Industrie heranzutreten. Sie würden damit nur die im Gesamtinteresse liegenden Bemühungen des Clubs stören und für sich selbst doch nichts erreichen.
3) Amateurempfänger Contest DX 1151
Ein Bericht über dieses neue Industriegerät wurde im letzten DL-QTC veröffentlicht. Wie dort bereits erwähnt, handelt es sich bei dem Contest 1151 um die Weiterentwicklung eines für den Export bestimmten Übersee-KW-Rundfunkempfängers. Aus diesem Grunde hat das Gerät noch manche Mängel, die bei einem Rundfunkempfänger nicht wesentlich sind, bei einem Amateurempfänger aber u. U. sehr unangenehm empfunden werden. Im Anschluß an die Prüfung des Gerätes wurde die Herstellerfirma daher auf folgende Fehler noch besonders hingewiesen:
a) Fehlende Handregelung der HF/ZF-Verstärkung. Notfalls genügt Regelung der HF-Vorstufe allen, jedoch ginge dies natürlich auf Kosten des Rausch-Signal-Verhältnisses und brächte die Gefahr der Kreuzmodulation mit sich. Ohne diese Regelung wird das Gerät von starken Signalen völlig zugedrückt. Es ist dann weder einwandfreie Demodulation noch Telegraphie-Überlagerung möglich.
b) Die ZF-Festigkeit reicht nicht aus. Bei dem Mustergerät war in den Abendstunden ständig ein starker Störhintergrund aus dem 5,5-MHz-Bereich feststellbar. Durch einen zusätzlichen Sperrkreis vor der HF-Stufe dürfte hier noch einiges zu gewinnen sein. In der vorliegenden Form gehen leise Stationen einfach im Störpegel unter.
c) Der ZF-Überlagerer ist zu schwach an die ZF angekoppelt. Stärkere Signale blasen ihn einfach aus. Einseitenband-Empfang mit Trägerzusatz ist kaum möglich. Die Regelbarkeit der HF/ZF könnte diesen Fehler natürlich etwas verbessern. Auf der anderen Seite ist klar, daß man die Überlagerer-Amplitude nicht beliebig erhöhen kann, ohne Pfeifstellen heraufzubeschwören.
d) Die Zahl der Pfeifstellen ist nicht unbeträchtlich. Allerdings fallen sie nur zum Teil in die interessierenden Bereiche.
e) Der erste Oszillator ist offensichtlich recht spannungsempfindlich. Kleine Netzspannungs-Schwankungen genügen, um den Sender besonders auf den höherfrequenten Bändern völlig herausrutschen zu lassen.
Wenn es gelingt, diese Fehler zu beseitigen, wird der Empfänger für Telefonie-Betrieb recht brauchbar. Die Empfindlichkeit liegt in der zu erwartenden Größe, und man kann damit befriedigend arbeiten. Notwendig wäre noch ein Betriebsschalter, der während der Sendeperiode die Anodenspannung aller HF-Röhren (außer der Oszillatorröhre) wegschaltet (Standby-switch).
Zum Äußeren wurde dem Hersteller noch empfohlen, die Lautsprecher-Verkleidung in Streck-Metall auszuführen und auf Tonkammern usw. unbedingt zu verzichten. Auf der Wiedergabeseite kann gegebenenfalls das eingespart werden, was in eine bessere Betriebsfähigkeit hineingesteckt werden müßte.
Im großen und ganzen ist das Gerät ein positiver Entwurf, bei dem der Schritt vom Export-Super zum Amateur-Empfänger allerdings noch nicht restlos gelungen erscheint; vor allem, wenn man die Preisklasse berücksichtigt.
4) Deutsche Funkamateure in Luxemburg
DL1CR, DL3AO, DL9CI und DJ2MB aus Eßlingen haben von der luxemburgischen Fernmeldeverwaltung die Genehmigung erhalten, während ihres Aufenthaltes in Luxemburg eine Amateurstation zu betreiben. Sie arbeiten unter ihren deutschen Rufzeichen mit angehängtem /LX.
5) Aus andern Amateurverbänden
Im letzten Rundschreiben der IARU wurden einige interessante Zahlen aus verschiedenen IARU-Verbänden veröffentlicht:
Verband | Land |
Mitglieder | Lizenzierte Mitglieder |
Gesamtzahl der Amateurstationen |
ARRL | USA | 70.000 | 55.000 | 140.000 |
EDR | Dänemark | 2250 | 1300 | 1600 |
IARC | Israel | 298 | 118 | 119 |
LMRE | Mexiko | 1682 | 848 | 851 |
LREM | Mozambique | 120 | 83 | 72 |
NRRL | Norwegen | 900 | 675 | 1246 |
PARA | Philippinen | 81 | 54 | 54 |
RCC | Chile | 1250 | 770 | 870 |
RCD | Dominikanische Rep. | 98 | 1 | 1 |
RL | Luxemburg | 40 | 27 | 29 |
RSGB | England | 7500 | 5000 | 7500 |
SARL | Südafrika | 1320 | 950 | 1860 |
SRAL | Finnland | 1100 | 950 | ? |
SRJ | Jugoslawien | 19.354 | 860 | 165 |
SSA | Schweden | 1800 | 1500 | 1850 |
UBA | Belgien | 509 | 336 | 497 |
URE | Spanien | 1431 | 738 | 738 |
VERON | Holland | 2769 | 678 | 909 |
DARC | Deutschland | 6708 | 3368 | 4089 |
(Stand 1.1.1956)
Die nächste Sitzung des Amateurrats findet voraussichtlich am 27. und 28. Oktober im Raume Bingen am Rhein statt. Tagesordnung und weitere Einzelheiten werden im nächsten OV-Rundschreiben bekanntgegeben.
Themen, deren Behandlung im AR von den Ortsverbänden gewünscht wird, sollten dem zuständigen DV schon jetzt genannt werden.
Der OV Bielefeld veranstaltet in der Zeit vom 25. August bis zum 2. September auf dem Tönsberg bei Oerlinghausen ein Zeltlager, bei dem auch auswärtige OM herzlich willkommen sind. Vorgesehen sind Fuchsjagden, Vorträge, technische Versuche und allerhand sonstige Unternehmungen mit vielen netten Abwechslungen. Nähere Auskunft erteilt der OV Bielefeld, ...... Dorthin sind auch alle Anmeldungen zu richten.
8) Neuausgabe der Rufzeichenliste
Ende Juli hat das Bundespostministerium eine neue Rufzeichenliste der deutschen Amateurfunkstellen - Juli 1956 herausgegeben, die allen Lizenzinhabern kostenlos von der zuständigen OPD geliefert wird. Weitere Exemplare dieser Liste können zum Preis von DM 2,60 bei den Zeitungsstellen der Postämter bestellt werden.
Die Nr. 7/56 des DL-QTC (Juliausgabe) ist restlos vergriffen und kann leider nicht mehr nachgeliefert werden. Es wird gebeten, aus diesem Grunde neue Mitglieder frühestens zum 1. August 1956 aufzunehmen und auch sonst keine Nachbestellungen der Nr. 7/56 mehr anzunehmen.
10) Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.12.1955
Distrikt: | Ortsverband: |
|
Baden | Schopfheim (neu) A17 | A. Veith, DE 11890 |
Bay.-Süd | Würmsee | G. Hofmann, DL6YK |
Hessen | Bad Wildungen | Siegfried Paulsburg, DL6JH |
Köln-A. | Jülich | H. Mörker, DJ1SS |
Ndsachs. | Nienburg/Weser | U. Braun, DJ1ZY |
Osterode/Harz | H. Müller, DJ3KO | |
Ruhr | Langenfeld | W. Fischer, DL1AG |
Remscheid | Ursula Bürger, DL3LS | |
Bocholt (jetzt N17) | gehört jetzt zum Distrikt Westfalen-Nord | |
Recklinghausen (jetzt N18) | -"- |
|
S.-H. | Eckernförde | aufgelöst |
Mit VY 73, gez. Hansen, DL1JB
Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ
Inhalt 1956 | Rundspruch-Archiv |