Anlage 1

Bericht über die Entwicklung DARC im Geschäftsjahr 1955/56


ÜBERSICHT:

  1. Allgemeines
  2. Einrichtungen des DARC
  3. Organisatorische Entwicklung
  4. Finanzielle Entwicklung

1) Allgemeines

Auch in diesem Jahr zeigen die reinen Zahlen einen weiteren Aufschwung unseres Verbandes an. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die allgemeine Entwicklung des Clubs seit einiger Zeit in mancher Hinsicht mehr oder weniger stagniert, Als wesentliche Ursache dafür kann die zunehmende berufliche Beanspruchung der einzelnen Mitglieder angesehen werden. Sie läßt den meisten längst nicht mehr die Zeit, sich unserem Hobby in dem Maße zu widmen, wie es noch vor einigen Jahren möglich und üblich war, Die Mitarbeit an den gemeinsamen Aufgaben wird dadurch natürlich erst recht beeinträchtigt. Der Kreis derer, die aktiv mitwirken können, wird eher kleiner als größer, und meist sind es immer wieder dieselben OM, die – fast stets unter persönlichen Opfern – für die Allgemeinheit tätig sind. Dies gilt für die Ortsverbände genauso wie für die Distrikte und den gesamten Club, dessen Entwicklung dadurch allmählich ins Stocken gerät, Um einen Ausweg zu finden, sollten mehr als bisher auch die jugendlichen Mitglieder zur Mitarbeit gewonnen werden. Zeitlich sind sie noch eher als mancher ältere, beruflich voll beanspruchte OM in der Lage, eine Aufgabe zu übernehmen. Wenn ihr Ehrgeiz geweckt wird, sind sie oft eine wertvolle Hilfe für den OVV, der sich bisher auf sich allein gestellt sah. Mehr noch als bloß neue Mitglieder braucht der Club den Nachwuchs an Mitarbeitern. In diesem Sinne sollte jeder Newcomer nicht nur fragen: „Was bietet mir der DARC?“, sondern auch: „Was kann ich für ihn tun?“

In den Vordergrund der Clubtätigkeit rückten im vergangenen Jahr die Maßnahmen zur Verteidigung der Bänder. Nach einer gewissen Anlaufzeit verliefen sie insofern erfolgreich, als es zu einer wirkungsvollen Zusammenfassung aller an den gefährdeten Bändern interessierten Mitglieder in der 80-m-Gemeinschaft (EMC) kam.

Im Winter 1955/56 konnte beim Bundespostministerium erstmalig die Erteilung von befristeten Sondergenehmigungen für das 160-m-Band erwirkt werden, Damit erschienen zum ersten Mal deutsche Funkamateure auf diesem besonders in England und in den USA wegen seiner interessanten Bedingungen beliebten Band.

Im September 1955 veranstaltete der DARC seinen ersten internationalen DX-Wettbewerb (WAEDC) nach dem Kriege, der zu einem großen Erfolg wurde.

Außer in zahlreichen regionalen Veranstaltungen der Distrikte trat der DARC auch diesmal wieder auf der Funkausstellung an die Öffentlichkeit. Der Stand übte auch diesmal eine starke Anziehungskraft auf die Messebesucher aus. Einen spürbaren Mitgliederzuwachs hatte die Beteiligung allerdings nicht zur Folge.

Im August 1955 startete der OV Göttingen im Auftrag des DARC einen drahtlosen Morsekursus, der großen Anklang fand und vom März 1956 ab in verbesserter Form wiederholt wurde.

Auf Betreiben des DARC kam es zu Vereinbarungen über die gegenseitige Anerkennung von Amateurlizenzen zwischen der Deutschen Bundespost und den Lizenzbehörden in Frankreich, Österreich und Luxemburg. Dadurch können deutsche Funkamateure auch in diesen Ländern eine Sendegenehmigung erhalten, wobei die in Deutschland abgelegten Prüfungen weitgehend anerkannt werden.

Im Juli 1955 fand die Wahl des DARC-Vorstands für die Amtsperiode 1955/56 statt. In diesem Zusammenhang wurde das Referat Verbindung zur Bundespost aufgelöst, dessen Aufgaben der Geschäftsstelle übertragen wurden. In den erweiterten Vorstand wurde OM Schwenger, DL6JG, als Beisitzer neugewählt, dem die 80-m-Belange übertragen wurden. Im übrigen wurde der bisherige Vorstand wiedergewählt.


2) Einrichtungen des DARC

Das DL-QTC. Die Schriftleitung wurde Anfang 1956 durch OM Kühne, DL6KS, erweitert. Dafür schied OM Franz, DL3AG, der langjährige Mitarbeiter, zum Ende des Geschäftsjahres aus. Durch die Umorganisation wurden bessere Arbeitsmöglichkeiten für die Redaktion geschaffen was in den letzten Heften auch bereits zum Ausdruck kommt.

Die DARC-Auflage erhöhte sich im Laufe des Jahres auf durchschnittlich 7000 Exemplare, die sich wie folgt verteilen:

DARC-Mitglieder ca. 5900 VFDB-Mitglieder ca. 750
Interner Verteiler ca. 100 Austausch ca. 100
Belegexemplare ca. 50 WAE-Exemplare ca. 30
Reserve ca. 70

QSL-Vermittlung. Im Berichtszeitraum wurden ca. 900.000 QSL-Karten in 3398 Einzelsendungen nach dem In- und Ausland vermittelt. Das bedeutet, daß pro Lizenzinhaber in Deutschland rund 200 Karten vermittelt wurden. Gegenüber dem Vorjahr ist eine Steigerung von etwa 2 % zu verzeichnen. Die Zahl der QSL-Karten ist damit nicht in dem gleichen Maße gestiegen, wie die der Lizenzen, Der Versand der Karten an die ausländischen Vermittlungen erfolgte monatlich mindestens einmal, während die inländischen Untervermittlungen – abgesehen von den Urlaubsmonaten – regelmäßig zweimal bedient wurden. Bei einem finanziellen Aufwand von annähernd DM 19.000 für die Vermittlung ergeben sich die Kosten für die Vermittlung einer einzelnen Karte mit gut 2 Pfg.

Referate. Die finanzielle Situation gestattete es, den Referaten entsprechend mehr Mittel zur Verfügung zu stellen, so daß im allgemeinen ein höherer Wirkungsgrad erzielt werden konnte.

Vom technischen Referat konnten nach Iangwierigen Vorarbeiten zwei neue Standardgeräte entwickelt werden. Die Zusammenarbeit mit der Firma Funke führte dazu, daß diese Geräte erstmalig auch fertig und zu einem günstigen Preis geliefert werden können.

Vom DX-Referat, dem die Bearbeitung des WAE obliegt, wurden im vergangenen Jahr vier WAE-Diplome der Klasse I, 23 der Klasse II und 78 der Klasse III ausgegeben. Insgesamt waren am 31.3.1956 erteilt: elf Klasse I, 69 Klasse II und 382 Klasse III.

Auf dem UKW-Sektor war eine erfreuliche Intensivierung der europäischen Zusammenarbeit festzustellen, zu der wesentliche Impulse vom UKW-Referat des DARC ausgingen. Die inzwischen erfolgte Wahl von OM Lickfeld, DL3FM, zum Vorsitzenden des UKW-Komitees der IARU-Region 1 ist eine unmittelbare Folge davon.

Neugebildet wurde ein Referat für die 80-m-Belange. Der von ihm zunächst ausgeschriebene Monatswettbewerb hatte selbst zwar nicht den erwarteten Erfolg, gab aber den Anstoß zur Sammlung der an diesem Band besonders interessierten OM.

Die der Geschäftsstelle übertragene Zusammenarbeit mit, der Lizenzbehörde verlief sehr gut. Dem Entgegenkommen des Bundespostministeriums waren verschiedene Sonderregelungen (160-m-Lizenzen, F1, Amateurfernsehen usw.) zu verdanken. Darüber hinaus hat sich die Bundespost in Verhandlungen mit ausländischen Behörden vor allem für die gegenseitige Anerkennung von Sendelizenzen innerhalb Europas eingesetzt.

Im einzelnen werden die Referate über ihre Arbeit gesondert berichten.

Sonstiges. Zu folgenden ausländischen Veranstaltungen entsandte der DARC offizielle Vertreter: Konferenz der europäischen UKW-Referenten im November 1955 in Brüssel: OM Lickfeld, DL3FM; USKA-Generalversammlung im Februar 1956 in Bern: OM Schulze, DL1AP.

Die Haftpflichtversicherung deckte in mehreren Fällen entstandene Schäden kleineren Umfangs.

An 24 verdiente Mitglieder konnte im vergangenen Jahr die DARC-Ehrennadel verliehen werden.


3) Organisatorische Entwicklung

Die Zunahme der effektiven Mitgliederzahl hielt auch im abgelaufenen Geschäftsjahr weiter an. Sie blieb jedoch mit 215 = 4 % etwas hinter der Zuwachsrate des Vorjahres (6 %) zurück. Besonders auffällig ist, daß dieser Zuwachs fast ausschließlich in den vier süddeutschen Distrikten erfolgte, in denen sich die Mitgliederzahl um 208 erhöhte. Insgesamt wurden 996 neue Mitglieder aufgenommen, während 781 aus dem Verband ausschieden.

Die Zahl der Lizenzen im DARC erhöhte sich um 185 = 6,5 % (im Vorjahr: 7 %).

202 neue DE-Nummern wurden erteilt.

Die Zahl der Ortsverbände hat sich um elf erhöht, und zwar wurden 15 neue Ortsverbände gegründet und vier aufgelöst.

Die distriksmäßige Aufschlüsselung zeigte im einzelnen am 31.3.1956 folgendes Bild (Zahlen des Vorjahrs in Klammern):

Distrikt

Ortsver-
bände

Mitglieder

davon
DL/DJ

davon
nur DE

Nichtmitgl.
Lizenzen

Baden 15 (14) 374 (335) 225 (190) 19 (13) 50 (40)
Bayern-Nord 18 (18) 424 (400) 232 (200) 37 (28) 51 (46)
Bayern-Süd 18 (16) 604 (496) 296 (263) 48 (38) 56 (50)
Berlin 12 (12) 305 (306) 135 (130) 59 (65) 30 (29)
Hamburg 4 ( 4) 465 (499) 217 (204) 37 (33) 46 (31)
Hessen 21 (22) 504 (503) 306 (292) 23 (22) 101 (90)
Köln-Aachen 16 (11) 429 (416) 202 (182) 38 (48) 41 (37)
Niedersachsen 25 (23) 483 (468) 241 (243) 36 (38) 58 (55)
Nordsee 16 (15) 307 (291) 179 (182) 21 (11) 54 (42)
Rheinland-Pfalz 13 (13) 238 (237) 105 (100) 10 ( 9) 19 (22)
Ruhrgebiet 28 (28) 638 (655) 294 (288) 39 (40) 83 (70)
Schleswig-Holst. 15 (16) 229 (230) 138 (143) 10 (16) 41 (33)
Westfalen-Nord 15 (15) 265 (273) 165 (164) 10 (11) 58 (41)
Westfalen-Süd 20 (20) 402 (372) 189 (186) 24 (25) 34 (26)
Württemberg 17 (16) 355 (332) 233 (205) 13 (16) 67 (69)
Sonstige   28 (22)   5 ( 5)  






DARC 253 (243) 6050 (5835) 3157 (2972) 429 (418) 789 (681)
VFDB   690 (672) 184 (241)    
   

   
Insgesamt   6740 (6507) 3341(3213)    

Erteilt waren vom FTZ 4130 (3894) Lizenzen von denen 357 (432) ruhten.

Wie schon erwähnt, war die Entwicklung in den einzelnen Distrikten sehr unterschiedlich. Die Mitgliederzahl erhöhte sich in Bayern-Süd um 22 %, in Baden um 12 % und in Württemberg um 10 %, ging dafür aber in Hamburg um 7 %, in Westfalen-Nord um 3 % und im Ruhrgebiet um 2 % zurück.

Ähnlich war die Entwicklung bei den Lizenzzahlen. Erheblich über dem Durchschnitt lag der Zuwachs in Baden (18 %), Bayern-Nord (15 %) und Württemberg (13 %), während in manchen Distrikten keine nennenswerte Zunahme erfolgte.

Der Prozentsatz der Nichtmitgliederlizenzen hat sich von 17,5 % auf knapp 19 % erhöht, Dabei handelt es sich allerdings zum großen Teil um bereits längere Zeit ruhende Lizenzen. Die Unterschiede in den einzelnen Distrikten sind nicht mehr so groß wie früher.


4) Finanzielle Entwicklung

Dem Geschäftsjahr lag der folgende, im Juli 1955 beschlossene Haushaltsplan zugrunde (s. AR-Rundschreiben vom 19.8.1955.):

Einnahmen

Ausgaben

DM 150.400 Beiträge
900 Aufnahmegebühren
100 DE-Gebühren
5000 Sonstige Einnahmen
Das DL-QTC: Verlag und Druck DM 45.000

Redaktion

14.500
QSL-Vermittlung 18.000
Distrikte- und Ortsverbandsanteile 35.000
Porti und Fernsprechgebühren 5150
Drucksachen und Bürokosten 4500
Reisekosten 2500
Bücher und Zeitschriften 500
Geräte und Inventar 3500
Versicherung 1700
Mieten 1900
Gehälter 15.675
Sozialleistungen 1375
IARU 500
Sonstige Ausgaben 4000
Reserven und Rückstellungen 3500


DM 156.400 DM 156.400

Die von den Rechnungsprüfern OM Pehrs und OM Tietz, DL1GU, geprüfte Jahresabrechnung und die Bilanz per 31.3.1956 gehen mit zusätzlichen Erläuterungen aus der Anlage 2 hervor.

Die Abrechnung zeigt, daß die Einnahmen etwa DM 7500 über dem Voranschlag lagen. Das Beitragsaufkommen war entsprechend der gestiegenen Mitgliederzahl um ca. DM 4500 höher. Die sonstigen Einnahmen erhöhten sich durch vermehrte Nachnahmezuschläge und die Provisionen, die die Firma Funke für die von ihr verkauften DARC-Standardgeräte zahlt, um gut DM 2700.

Auf der Ausgabenseite erhöhten sich dafür folgende Posten gegenüber dem Voranschlag:

Die Herstellungskosten für das DL-QTC durch Auflagenerhöhung und gestiegene Papierpreise, sowie durch Beilagen und gelegentliche Umfangserweiterung. Dafür konnten die reinen Redaktionskosten um annähernd DM 2000 niedriger gehalten werden.

Ausgaben für die QSL-Vermittlung um annähernd DM 1000; im wesentlichen verursacht durch Nachporti für ungenügend freigemachte Auslandssendungen.

Drucksachen um ca. DM 1000 durch die Herstellung neuer WAE- und anderer Wettbewerbsdiplome, die im Voranschlag in den sonstigen Ausgaben enthalten waren.

Reisekosten um DM 1000 durch die AR-Sitzung im April 1956, für die die Kosten noch auf das alte Geschäftsjahr übernommen wurden.

Die Ausgaben für die Beteiligung an der Funkausstellung waren Im Voranschlag in die sonstigen Ausgaben einbezogen. Dieser Posten verringerte dadurch, sowie durch die Übernahme der Kosten für die Diplome in den Posten Drucksachen entsprechend um ca. DM 2700.

Im übrigen entsprechen die Ausgaben im wesentlichen dem Voranschlag. Zurückgestellt werden konnten: DM 1500 für KW-Tagung (lt. AR-Beschluß); DM 1500 für Sonderheft DL-QTC; DM 1000 für IARU.

Das Geschäftsjahr schließt mit einem Einnahmenüberschuß von DM 2302,49, durch den sich die finanzielle Reserve des Clubs auf DM 21.345,85 erhöht. Davon sind DM 18.525,34 auf Postsparkonto zinsbringend angelegt.


18.10.56 -1jb


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1956 Rundspruch-Archiv