Kiel, den 21.4.1955

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 4/55


ÜBERSICHT:


1) Reichenautreffen 1955

Wie bereits mehrfach angekündigt, soll das Reichenautreffen diesmal in einem etwas größeren Rahmen veranstaltet werden. Allerdings ist der Termin gegenüber der ursprünglichen Bekanntmachung um eine Woche auf den 11. und 12. Juni verschoben worden. Der Charakter des Treffens soll jedoch gewahrt bleiben. Es wird also keine hochoffizielle Veranstaltung mit pausenlosem Programm sein, sondern eine etwas zwanlosere Note haben. Das gesellige Moment soll im Vordergrund stehen und dem Treffen eine mehr familiäre Note geben. Die Insel und ihre reizvolle Umgebung sind dafür die ideale Kulisse.

Den Höhepunkt des Treffens wird ein Galaabend in der Kaiserpfalz am Sonnabend, dem 11. Juni, um 20 Uhr bilden. Außerdem werden noch ein spezieller Reichenauwettbewerb und eine Geräteausstellung mit Einzelteilverkauf stattfinden.

Auch an dieser Stelle ergeht nochmals an alle Mitglieder die herzliche Einladung zur Teilnahme am Reichenautreffen 1955. Auf die bereits erschienenen und noch folgenden Veröffentlichungen im DL-QTC wird besonders hingewiesen. Offizielle Einladungen sind auch an alle benachbarten, ausländischen Amateurverbände und deren Mitglieder gerichtet worden.

Eine AR-Sitzung wird in Verbindung mit diesem Treffen nicht durchgeführt. Die nächste Sitzung ist vorgesehen am 30. und 31. Juli 1955 in Kassel.


2) Ostzonale Propaganda

In der letzten Zeit haben zahlreiche westdeutsche Amateure Propagandaschriften, Zeitungen usw. aus der Ostzone erhalten. Der anfängliche Verdacht, daß hier ein Mißbrauch mit den Anschriften unserer OM getrieben wird, ist inzwischen zur ziemlichen Gewißheit geworden, so daß auf diese Dinge hier einmal hingewiesen werden muß.

Soweit sich die Zusammenhänge bisher überblicken lassen, sind die DMs selbst offenbar nicht an dieser Aktion beteiligt. Es scheint vielmehr so zu sein, daß die bei der QSL-Vermittlung der „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST) eingehenden Karten westdeutscher OM dort auf Adressenmaterial ausgewertet werden. Diese Adressen werden dann wohl den Schulen in Halle (Sitz der GST) zur Verfügung gestellt, die damit ihr „Soll“ an politischer Beeinflussung Westdeutschlands erfüllen. Darauf deutet hin, daß die Anschriften auf den Propagandabriefen durchweg von Kinderhand stammen und die Sendungen in Halle aufgeliefert sind. Außerdem haben – soweit bisher bekannt ist – nur diejenigen OM solche Briefe erhalten, die QSL-Karten auf dem normalen Vermittlungsweg an DM-Stationen geschickt hatten. Die GST zieht dabei offenbar – wie auch früher schon zu beobachten war – den völlig falschen Schluß, das die betr. westdeutschen OM durch ihre QSOs mit den DMs eine Einstellung pro Ost contra West im politischen Sinne dokumentieren wollen und daher für entsprechende Propaganda besonders empfänglich wären.

Viele OM haben nun den DARC aufgefordert, etwas gegen diese Methoden zu unternehmen. Das ist leichter gesagt als getan. Ein direkter Schritt bei der GST ist aussichtslos. Diese Organisation dient nicht in unserem Sinne dem Amateurfunk, sondern betrachtet ihn in erster Linie als Mittel zur Verfolgung politischer Ziele. Die für DM-Stationen bestimmten QSL-Karten unter Ausschaltung der GST-Vermittlung direkt an die DMs zu vermitteln, scheitert in den allermeisten Fällen daran, daß die genauen Anschriften unbekannt sind; sie werden offenbar bewußt geheimgehalten.

Die einzige Möglichkeit, derartige Propaganda-Zusendungen zu verhindern, wäre ein zumindest vorübergehender Verzicht des Versands von QSL-Karten an die DMs. Die GST würde dadurch merken, daß ihre Methode erkannt ist, und sie dann vielleicht von selbst aufgeben. Das ist aber eine Frage, die jeder OM nur für sich selbst entscheiden kann. Ebenso muß es dem Ermessen des Einzelnen überlassen bleiben, ob er auf Grund dieser Erscheinungen überhaupt noch QSOs mit DM-Stationen fahren will. Der DARC kann in dieser Hinsicht keinerlei Vorschriften machen. Er wird daher auch die Vermittlung der ihm für DM übergebenen Karten von sich aus nicht einstellen.

Auf die Politik wollen und können wir keinen Einfluß nehmen. Wenn die Geschäftsstelle politische Ziele verfolgt und dem Amateurfunk in irgendeiner Form einspannen will, ist sie kein Amateurverband in unserem Sinne. Daraus sollten wir aber nicht gleich auf den einzelnen DM schließen, der dieser Organisation nur notgedrungen angehört, und ihn etwas entgelten lassen, für das er nicht verantwortlich gemacht werden kann.


3) Grenzen unserer Haftpflichtversicherung

Die Genehmigung zur Anbringung von Antennen wird von den Hausbesitzern gelegentlich davon abhängig gemacht, daß der OM einen Revers unterschreibt, in der er sich verpflichtet, für alle etwa entstehenden Schäden zu haften. In dem Bewußtsein, als DARC-Mitglied gegen Haftpflicht versichert zu sein, und in der Annahme, daß im Ernstfall die Versicherungsgesellschaft schon zahlen wird, werden derartige Verpflichtungserklärungen manchmal bedenkenlos unterschrieben.

Man sollte sich aber darüber im klaren sein, daß die Versicherung nur das zahlt, wozu der Versicherte gesetzlich verpflichtet wäre. Daher heißt es ja auch: Versicherung gegen die gesetzliche Haftpflicht. Ganz allgemein fallen Schäden, die durch ein Verschulden entstehen, unter den Begriff der gesetzlichen Haftpflicht. Dabei gelten Sturm, Eis, Frost u. ä., wenn sie durch ihre Einwirkung auf die für solche Belastungen nicht vorgesehene Antenne einen Schaden verursachen, gleichfalls als Verschulden. Dagegen schützt die Versicherung. Wer sich aber über das gesetzliche Maß hinaus zu einer Haftung verpflichtet (sogenannte vertragliche Haftpflicht), muß damit rechnen, daß er dann Schäden, für die er gesetzlich nicht aufzukommen hätte, selbst bezahlen muß.

Es empfiehlt sich daher im eigenen Interesse, genau zu prüfen, was man in diesem Zusammenhang unterschreibt.


4) Lizenzen in der Bundesrepublik und Westberlin

Nach dem letzten Stand (Nachtrag Nr. 1 zur Rufzeichenliste) sind im Bundesgebiet 3671 und in Westberlin 159 Amateursendegenehmigungen, insgesamt also 3830 ausgegeben, von denen 428 ruhen.

Die meisten aktiven Sendelizenzen hat der OPD-Bereich Frankfurt a. M. mit 338, gefolgt von Düsseldorf mit 315, München mit 295, Hamburg mit 225 und Münster/Westf. mit 224. Durchschnittlich ruhen 11 % der ausgegebenen Lizenzen. Den höchsten Prozentsatz ruhender Lizenzen weisen die OPD-Bereiche Berlin und Tübingen mit 19 % sowie Hannover mit 18 % auf. Im Bereich Trier ruht z. Zt. keine Lizenz.


5) Bayern-Rundspruch

Ein „Bayern-Rundspruch“ wird seit dem 15. April an jedem Freitag ab 18.30 Uhr auf ca. 3620–3630 kHz von DL1EI über die Station DLØBS gesendet. Nach ca. 20 Minuten Distrikts- und OV-Mitteilungen, sowie DX- und UKW-Vorhersagen mit anschließendem Bestätigungsverkehr (ca. 10 Min.) bringt dieser Rundspruch auch einen technischen Briefkasten.


6) Neue Mitgliedskarten

An einen Teil der Ortsverbände sind die neuen Mitgliedsausweise inzwischen verteilt worden. Die Ausgabe an die restlichen OVe wird bis Mitte Mai zum Abschluß gebracht werden. An die OV-Vorsitzenden ergeht auch an dieser Stelle nochmals die Bitte, für eine möglichst baldige Aushändigung an die Mitglieder zu sorgen.


7) Calls der Nichtmitglieder

.....


8) Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.1.1955

Distrikt:

Ortsverband:

Bad. Bodensee M. Weißmann, DJ2HT
By-N Erlangen H. Schäfer, DL1FB
Berl. Neukölln B. Szymaniak, DL7GK
Wedding H. Meißner, DL7FC
Hamb. Cuxhaven G. Merten, DL3CO
Ruhr Emmerich (Neu) K. H. Schröder
SH Lütjenburg H. Jungrichter, DL9PI
Wf-N Bielefeld N. Brücker, DJ1XL
Bad Pyrmont H. W. Klose, DJ2CS


Mit VY 73, gez. Hansen, DL1JB


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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