Kiel, den 14.8.1954
Der in München vom Amateurrat gefaßte Beschluß, den Mitgliedsbeitrag in absehbarer Zeit zu erhöhen, hat erwartungsgemäß eine ganze Reihe ablehnender Stellungnahmen der Ortsverbände zur Folge gehabt. Aus diesen Äußerungen ist nun leider zu erkennen, daß sich die OM kaum die Mühe gemacht haben, sich intensiver mit dem ganzen Problem zu beschäftigen. Sie sehen nur die Tatsache einer Beitragserhöhung, berücksichtigen aber nicht die näheren Umstände und Gründe, die sie erforderlich machen.
Es steht außer Frage, daß jede Beitragserhöhung eine unpopuläre Maßnahme ist, und die Distriktsvorsitzenden haben sich daher auch erst nach reiflicher Überlegung dafür entschieden. Gegen eine derartige Erhöhung dann zu Felde zu ziehen, ohne ihre Ursachen zu erwähnen, ist sehr leicht. Ein OVV, der sich in diesem Sinne ausspricht, kann auch sicher damit rechnen, daß er in seinem Ortsverband ganz groß dasteht, denn er versucht ja, die Mitglieder vor einer vermeintlich unnötigen Mehrbelastung zu bewahren. Ein verantwortungsbewußter OVV sollte aber doch wohl etwas weiter sehen und es als seine Aufgabe betrachten, die Mitglieder über die zwingenden Gründe einer Beitragserhöhung aufzuklären.
Wie im Protokoll der Münchner AR-Sitzung bereits hervorgehoben, bringt die Portoerhöhung der Bundespost eine monatliche Mehrbelastung von 500 bis 600 DM für den Club mit sich. In erster Linie handelt es sich dabei um die Versandkosten für das DL-QTC (das Porto ist hierfür um 66 2/3 % gestiegen) und um die Portoausgaben der QSL-Vermittlung (speziell beim Auslandsversand, wo z. B. die Sätze für Päckchen um 100 % gestiegen sind).
Betrachtet man die Jahresabrechnung für 1953/54, erkennt man, daß die normalen Ausgaben durch die Einnahmen gerade gedeckt worden wären, eine unvorhersehbare Mehrbelastung (durch ausgebliebene Teilnehmerbeiträge verursachter Unterschuß der KW-Tagung) aber bereits ein Rückgriff auf die Substanz erforderlich machte.
Wie sich die beschriebene Portoerhöhung auswirken muß, kann sich jeder leicht ausrechnen: Mindestens 4500 DM zusätzliche Ausgaben im laufenden Geschäftsjahr allein beim DL-QTC und der QSL-Vermittlung.
Wenn nicht weiter an der Substanz gezehrt werden soll, bleibt nur übrig, entweder die Einnahmen zu erhöhen oder die Ausgaben an anderer Stelle entsprechend einzuschränken, d. h. in irgendeiner Form die Leistungen des Clubs für die Mitglieder zu vermindern.
Für eine Übergangszeit ist vom AR die zweite Möglichkeit gewählt worden, indem die Distrikts- und OV-Anteile vorläufig um 25 % gekürzt wurden. Daß das keine Dauerlösung sein kann, werden die Ortsverbände selbst am besten beurteilen können. Sie haben zum Teil auch bereits mit Nachdruck darauf hingewiesen. Die auf diese Weise eingesparten Mittel reichen im übrigen auch gerade nur dafür aus, die zusätzlichen Portoausgaben zu decken, erlauben es aber nicht, die an anderer Stelle erstrebten Verbesserungen vorzunehmen.
Daß eine Leistungssteigerung des technischen Referates und eine Erweiterung der Schriftleitung des DL-QTC nötig ist, ist nicht nur dem AR klar, sondern kommt auch in zahllosen Briefen und Eingaben zum Ausdruck. Wer dafür eintritt, sollte aber auch einsehen, daß dann mehr Mittel erforderlich sind, als bei den jetzigen Beiträgen zur Verfügung stehen.
An die OV-Vorsitzenden ergeht die dringende Bitte, diese Zusammenhänge ihren OM klarzumachen und nicht unbesehen über Maßnahmen des Clubs den Stab zu brechen, die ja schließlich nur im Interesse der Mitglieder getroffen werden.
Die Entscheidung über die Beitragserhöhung fällt im übrigen nicht die Geschäftsstelle, sondern der AR. Die Ortsverbände sollten daher ihre Stellungnahmen zu diesem Problem auch nicht der Geschäftsstelle sondern ihrem Distriktsvorsitzenden, als Vertreter im AR, mitteilen.
An folgenden Tatsachen kommt man jedenfalls nicht vorbei: Beibehaltung des jetzigen Beitragssatzes verringert die Leistungsfähigkeit des Clubs für die Mitglieder. Um das erreichte Niveau halten oder gar erhöhen zu können, sind entsprechende Mittel erforderlich. Wenn der Verband sich seine Unabhängigkeit bewahren will, können diese aber nur aus einer Beitragserhöhung kommen.
In diesem Zusammenhang sollte den OM auch einmal vor Augen geführt werden, daß im DARC der Beitrag zur Zeit nur ca. 20 % höher ist als vor dem Kriege im DASD (der noch dazu beträchtliche staatliche Zuschüsse erhielt), während die Löhne und Preise inzwischen um ein Mehrfaches gestiegen sind. Auch liegt der DARC-Beitrag wesentlich unter dem vergleichbarer Organisationen.
Wie im Protokoll über die Münchner AR-Sitzung erwähnt, wird das Bundespostministerium u. U. befristete Sondergenehmigungen für Fernsehbetrieb im 70-cm-Band (430440 MHz) erteilen. Das BPM macht jedoch eine ausdrückliche Befürwortung jedes einzelnen Antrags durch den DARC zur Bedingung. Anträge sollten erst dann gestellt werden, wenn die Anlage soweit klar ist, daß sie im Kurzschlußbetrieb funktioniert.
Anträge auf derartige befristete Sondergenehmigungen sind von den OM mit einer kurzen Beschreibung der vorgesehenen Anlage an den zuständigen Distriktsvorsitzenden einzureichen (nicht direkt an das BPM, die OPD oder die Geschäftsstelle!).
3) Auswanderung nach Australien
OM H. Rückert, VK2AOU exDL1EZ, der vor einigen Jahren nach Australien ausgewandert ist, erhielt in letzter Zeit zahlreiche Anfragen von Auswanderungsaspiranten aus Deutschland. Er hat der Geschäftsstelle daher jetzt einen umfangreichen Bericht über die Möglichkeiten einer Auswanderung nach Australien und die augenblickliche Situation dort übersandt. Er will damit allen Interessenten einen Überblick geben, sie aber vor unüberlegten Schritten bewahren.
Alle OM, die sich ernsthaft mit dem Gedanken einer Auswanderung nach Australien tragen, sollten die Ausführungen OM Rückerts unbedingt kennenlernen, ehe sie sich irgendwie endgültig festlegen. Der Bericht wird auf Anforderung von der Geschäftsstelle leihweise zur Verfügung gestellt. Falls die Zahl der Interessenten so groß ist, daß sich eine Vervielfältigung lohnt, wird der Bericht evtl. auch zum Selbstkostenpreis der Vervielfältigung abgegeben.
Nach den Distrikten Bayern-Süd, Berlin, Hessen und Köln-Aachen geben seit Juli auch die Distrikte Hamburg und Westfalen-Süd besondere MBs für ihre Mitglieder heraus. Die Geschäftsstelle gratuliert den Distrikten zu diesem Fortschritt und bedauert es nur, daß der Club momentan (s. o.) nicht in der Lage ist, Zuschüsse für diesen Zweck zu geben. Trotzdem sei dieses Beispiel auch den anderen Distrikten zur Nachahmung empfohlen.
5) Neues förderndes Mitglied des DARC
Mit Wirkung vom 1. Juli 1954 wurde der Franzis-Verlag, München (Verlag der Funkschau und des Radio-Magazins), als förderndes Mitglied in den DARC aufgenommen.
Während der diesjährigen Leipziger Messe findet am Donnerstag, den 9. September um 20 Uhr im Kulturhaus des VEB Funkwerk Leipzig ein Kurzwellenamateurtreffen statt. Die DMs laden alle zur Messe kommenden OM herzlich ein.
7) Calls der Nichtmitglieder
.....
8) OV-Anteile
.....
9) Richtige Zahlkarten verwenden!
Die dem Juni-Heft des DL-QTC beigefügte Zahlkarte des OV München war für die Einzahlung der Teilnehmergebühren zum Internationalen Amateurtreffen bestimmt. Es wird gebeten, die OM darauf hinzuweisen, sie nicht für Beitragszahlungen an die DARC-Geschäftsstelle zu verwenden, sondern dafür nur die im ersten Quartalsmonat dem DL-QTC beiliegenden Zahlkarten für das Postscheckkonto ..... zu benutzen.
Die zahllosen, durch Verwechslung der Zahlkarten versehentlich nach München überwiesenen Beiträge sind vom OV München inzwischen nach hier weitergeleitet worden. Bei einiger Aufmerksamkeit der OM hätte allerhand Verwirrung und Mehrarbeit vermieden werden können.
10) Ergänzungen zum Organisationsplan vom 15.1.1954
Pressestelle: Gerhard Merz, DL1BB
Distrikt: | Ortsverband: |
|
Hg | Stade | W. Berneis, DL9WS |
He | Frankfurt/Main | O. Köhler, DL3JV |
Mörfelden | K. Krichbaum, DL9HE | |
NS | Hann. Münden | H. Fricke, DL1TM |
RP | Diez/Lahn | K. Hatzmann, DL6ZF |
Ru | Verbdg. OPD D'dorf: G. Nüttel, DL3FS | |
WN | Gütersloh | G. Quandt, DL3BG |
WS | Bochum | W. Kaiser, DL1QH |
Halver | H. Henkel, DL1NO | |
Wü | Stuttgart | wird z. Zt. vom DV verwaltet |
In eigener Sache: Vom 30. August bis 15. September bin ich auf Urlaub. Die Vertretung übernimmt während dieser Zeit OM Röhling, DL1FM. Die für ihn dadurch entstehende Mehrbelastung bitte ich zu berücksichtigen und besondere Anfragen und Anliegen bis nach dem 15.9. zurückzustellen.
VY 73, gez. Hansen, DL1JB
Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ
Inhalt 1954 | Rundspruch-Archiv |