KEINE NACHRICHTEN SIND SCHLECHTE NACHRICHTEN!

(Nichts gelesen, nichts gewesen)

– Übertragung aus der QST Mai 1953 von K. H. Hille, DL1VU –


In den letzten Jahren ist die öffentliche Kenntnis der örtlichen Amateur-Radio-Arbeit erheblich gewachsen. Vor allem durch die Arbeit der Clubs, aber auch durch die Anstrengungen einzelner brachten die Zeitungen der ganzen Nation tausende von Berichten über die Arbeit unserer Amateure. Es ist offensichtlich, wie wünschenswert das ist. Aber die Publizität ist auch eine Sache, von der man nie genug haben kann, wie Bonbons und Speiseeis auf einem Kinderfest.

Der Amateurfunk braucht fortgesetzt, gute Öffentlichkeitsarbeit. Public-Relations, das ist die Art, wie man seine eigene Aktivität oder die Aktivität einer Gruppe „verkauft“. Wir haben hier zwei Notwendigkeiten: 1. die Berichte über Amateur-Radio als Einrichtung, als organisierte Körperschaft; 2. Berichte über den einzelnen Amateur als wertvolles Mitglied der öffentlichen Gemeinschaft. Das erste fällt hauptsächlich in die Verantwortung der Clubleitung, das zweite dagegen ist die Aufgabe des Einzelnen, der Ortsverbände und der Distrikte.

Publicity ist eines der brauchbarsten Werkzeuge. Publicity ist die Stimme der Öffentlichkeitsarbeit, der praktischste und wirkungsvollste Weg, unsere Angelegenheiten zur Sache der Öffentlichkeit zu machen und uns eine aussichtsreiche Stellung zu verschaffen. Publicity, das sind Neuigkeiten, Neuigkeiten über uns, über unsere Mitamateure und unsere Clubangelegenheiten. Publicity ist die willkommene Art, Nachrichten zu erhalten. Sie ist erwünscht von den Redakteuren, deren Mitarbeiter nicht alle Ereignisse wissen können noch über sie berichten können. Redakteure sind dankbar für Publicity, allerdings muß sie von der richtigen Art sein. Richtige Art, das bedeutet, daß die Nachrichten wertvoll sein müssen.

Was sind Neuigkeiten? Was einen Redakteur betrifft, so sind es Nachrichten, die seine Leser interessieren. Eine Geschichte über eine Neuigkeit kann aus den meisten Vorkommnissen geschrieben werden. Der Unterschied zwischen einem guten Reporter und einem nur durchschnittlichen besteht in der Fähigkeit, gewöhnliche Ereignisse unter einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Wir Amateure lassen uns leider nur zu oft die Gelegenheit für eine schöne Zeitungsgeschichte entgehen, weil wir meinen, daß die allgemeinen Vorkommnisse unseres Amateurdaseins nicht berichtenswert wären. Es ist sehr wichtig, eine „Nase“ für Nachrichten zu entwickeln, um jedes Ereignis der Clubarbeit oder der individuellen Amateurarbeit mit dem Leitgedanken zu durchstöbern: „Kann man daraus nicht eine nette Zeitungsgeschichte machen?“ Wenn man mit den Lokalredakteuren Kontakt bekommen hat, dann bekommt man auch ein Gefühl dafür, was berichtenswert ist. Die auf der anderen Seite abgedruckte Tabelle zeigt, worüber man berichten kann. Diese Tabelle wurde von der Leitung der ARRL herausgegeben. Natürlich gibt es auch andere Dinge von denen man berichten kann. Eine gewöhnliche OV-Versammlung schlägt sich sicherlich nur in wenigen Zeilen der Lokalpresse nieder, während eine Hilfeleistung in einem Notfall samt Fotos eine ganze Seite füllen kann.

Nehmen wir mal ein Beispiel: Jemand bekommt eine Lizenz. Was ist da schon berichtenswert? So etwas kommt doch alle Tage vor, nicht wahr? Sicherlich, jedes Jahr gibt die FCC tausende von Lizenzen heraus. D. h. aber, daß tausende Publizitätsmöglichkeiten für den Amateurfunk bestehen! Wenn Joe Doakes aus Podunk, Ohio, seine Anfängerlizenz gemacht hat, so hat das natürlich für die Öffentlichkeit von Cleveland oder Toledo oder sonstwo weit weg kein Interesse. In Podunk ist das aber eine Neuigkeit. Joe, einer der Bürger von Podunk, hat von der Federal Communication Commission die Erlaubnis erhalten, mit einem Kurzwellensender von seinem Hause aus zu senden. Das klingt schon ein bißchen besser. Joe braucht kein siebenjähriger Schuljunge zu sein oder sonst irgend ein besonderer Fall. Als Bürger der Stadt sind die außerordentlichen Dinge, die er tut, von großem Interesse für seine Mitbürger. Die Lizenzprüfung bestanden zu haben, ist eben schon etwas Außergewöhnliches.

Eine Geschichte darüber kann aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet werden: Wie lange hat Joe sich auf die Prüfung vorbereitet? Wo mußte er die Prüfung ablegen? Wie schwer oder wie leicht hat er es gefunden? Wie aufgeregt war er während der Morseprüfung? Was für eine Stationseinrichtung verwendet er? Wie war seine erste Verbindung? Wie lebt Joe? usw.

Es ist wohl klar, daß wir hier nur von kleinen Städten und Gemeinden sprechen. Die Chicago Tribune als große Zeitung wird wohl kaum darüber berichten können, außer es ist ein Chicagoer Bürger und ein außerordentliches Ereignis. Die normale Lokalpresse hat aber großes Interesse an solchen Nachrichten.

Wenn man nicht gerade nur Orts QSOs fährt, wird es immer berichtenswerte Ereignisse geben. Vielleicht empfängst Du einen Spruch eines Soldaten aus Übersee, und das ist seit Wochen die erste Nachricht für eine ortsansässige Familie über ihren Sohn. Vielleicht hast Du Deinen 50. Staat für das WAS gearbeitet, oder den 6. Kontinent, oder das 100. Land. Vielleicht bildest Du Jugendliche zu DEs oder Amateuren aus. Vielleicht gibt es einige ungewöhnliche Dinge über Amateurfreundschaften zu berichten, z. B. wenn man von einem langjährigen DX-Freund eine Holzschnitzerei geschickt bekommen hat. Es gibt ja eine Menge Möglichkeiten. Die Hauptsache ist, man findet sie heraus. Sie sind dann gute Lokalnachrichten.

Wie bringt man nun solche Nachrichten in die Zeitung? Am besten ist es, wenn man den Redakteur oder seine Mitarbeiter kennt. Oft kennt man ihn aber nicht. Wenn die Nachricht brandeilig ist, wie z. B. noch andauernde Bearbeitung von Notrufen, so muß man sie fernmündlich weitergeben. Ist es weniger eilig, so kann man es brieflich tun. Pressenachrichten soll man sauber mit der Maschine schreiben – in 2-Zeilen-Abstand und auf DIN-A4-Papier. Der eigene Name, die Anschrift und die Fernsprechnummer sollen oben links stehen. Als Pressereferent des OVs muß man auch den OV-Namen anführen. Dadurch kann sich der Redakteur bei Ihnen nachträgliche Informationen holen. Links und rechts läßt man breitere Ränder und beginnt mit dem Artikel so, daß vorher eine viertel Seite freibleibt. Dadurch bleibt dem Redakteur genug Platz, Notizen und Änderungen anzubringen.

In dem Artikel darf man weder phantasieren noch dramatisieren, das macht immer einen schlechten Eindruck. Schildere das Ereignis in klaren, einfachen Sätzen. Etwas berichtenswertes kann auch durch schlechten Stil nicht ganz verdorben werden. Aus einer schlechten Sache kann aber selbst durch Anwendung aller Tricks nichts Gutes gemacht werden, und der Redakteur wird dadurch nur genarrt. Der Redakteur ist ein Fachmann, falls notwendig wird er einiges ändern oder sogar die ganze Geschichte umschreiben. Wenn der Lokalredakteur Ihren Bericht in der Hand hat, so wird er einen Reporter zu Ihnen schicken, um die Geschichte zu ergänzen. Der Reporter wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen und einige seiner Fragen werden Ihnen geradezu simpel vorkommen. Wie seltsam die Fragen auch sein mögen, sie dienen nur dazu, den Pressebericht zu vervollkommnen.

Normale Angelegenheiten der OV-Versammlungen werden höchstens in der Lokalpresse kleinerer Zeitungen größer herausgestellt werden. In größeren Blättern schrumpfen sie zu ein paar Zeilen in der Clubspalte zusammen. In größeren Städten sollte sich der Pressereferent des OVs darauf konzentrieren, wichtige Ereignisse, wie Fieldday und Notrufe, zu publizieren. Viele solcher Ereignisse werden zu einem Besuch des Reporters führen, der zur Findung neuer Blickwinkel und Informationen dienen wird. Hier liegt der Schlüssel des Erfolges in der Zusammenarbeit. Photographien sind sehr wichtig. Kleinformatige Boxaufnahmen sind aber kaum geeignet. Am besten wäre es, wenn ein OV-Mitglied oder ein Freund mit ausgefeilten Aufnahmen aufwarten kann. Wenn der Redakteur für den Artikel ein Foto für notwendig erachtet, können Sie sicher sein, daß er einen Fotoreporter schicken wird.

Einmalige Geschehnisse und gelegentliche Veröffentlichungen erfüllen wenigstens einigermaßen ihren Zweck. Was der Amateur aber braucht, ist ständige konsequente Publizität. Nicht jeder Ihrer Artikel wird veröffentlicht werden, und oft streicht der Redakteur Ihren Beitrag auf das Knappste zusammen – aber man muß immer am Mann bleiben. Kontakte auch nur brieflicher Art helfen großartig. Manchmal sind sie der Grund dafür, ob aus einer Sache eine erstklassige Zeitungsgeschichte wird, oder nur ein paar Gedanken unter anderen Zeilen. Kontakte muß man pflegen und ausbauen. Vielleicht können Sie sich den Reporter zum Freund machen oder besser noch zu einem Funkamateur.

Publizität in Tageszeitungen ist die Grundform für OVs und die hier angeführte Technik, gute Beiträge zu schreiben, zielt auf die Presse hin. In gleicher Weise kann man aber auch in den Presseorganen großer Industriefirmen, in Magazinen und anderen Blättern arbeiten.

Publizität hat indessen nicht nur die Form des gedruckten Wortes. Es gibt auch noch andere Organe, in denen die OVVs und ihre Einzelmitglieder zu Worte kommen können. Vornehmlich sind dies eine Hobby-Schau oder eine Ausstellung. Die ARRL unterstützt solche Bestrebungen durch Bilder und Druckschriften wie auch durch Anregungen an hunderte von OVs und andere Gruppen, die Amateurradio durch solche Ausstellungen an die Öffentlichkeit bringen. Hier ist natürlich wirkungsvolle Planung wichtig, auf keinen Fall darf man eine Ausstellung überladen.

Die großen Illustrierten bringen gute Anzeigenbeispiele, wo in einem großen Bild und ein paar Worten alles gesagt wird. Bei Anwendung dieser Grundsätze wird man Massen in der Ausstellung anziehen. Noch wichtiger ist es, daß diese Menschen die Ausstellung mit einem eindrucksvollen Schlußgedanken an das Geschehene verlassen.

Bei der Vorbereitung von Ausstellungen sollte man ein Hauptthema wählen, wie z. B. „Internationale Freundschaft durch Amateurradio“ oder „Amateurradio dient der Öffentlichkeit“ und dann darum herum die Ausstellung aufbauen. Im letzten Beispiel kann man einen Plan der Stadt oder der Gemeinde zeigen, auf dem alle Amateurstationen eingezeichnet sind, die in einem Notfall in Aktion treten werden. Ein OV kann auf Wunsch von der ARRL eine Menge Aufklärungsschriften für Anfänger „Hier kannst DU sein“ zur Verteilung an das Publikum bekommen. Eine Ausstellung kann auch durch die Unterstützung eines Schaufensterbesitzers im Schaufenster stattfinden. Viele Läden und Kaufhäuser widmen öfter ein Schaufenster einer öffentlichen Gruppe oder einer Schar Hobbyleuten, damit diese ihre Geschichte dem Publikum erzählen können.

Publizität kann durch einen weiteren Schritt erreicht werden. Nicht alle von uns sind perfekte Redner, aber mit Unterstützung durch die Druckschrift, die die ARRL kostenlos auf Anforderung versendet, und mit ihren eigenen Kenntnissen von unserem Hobby ist es ein Leichtes, eine Ansprache vor öffentlichen Clubs zu halten. Amateurradio ist für uns ein faszinierendes Hobby – es kann auch jedem durchschnittlichen Geschäftsmann der Stadt geschmackvoll serviert werden. Die DX-Arbeit kann unser wichtigstes Interesse in Anspruch nehmen und solch eine Sache oder aber einige unserer Erfahrungen bei Unterhaltungen mit der Welt, die mit einem allgemeinen Überblick über Amateurradio verbunden sind, werden unsere Zuhörerscharen vergrößern.

Die ARRL-Geschäftsstelle hat kostenlose andere Hilfsmittel auf Anforderung bereit. Eines ist ein Beispiel-Interview über Amateurradio. Es ist eine Zusammenstellung in Form von Frage und Antwort für eine normale Diskussion mit einem Zeitungs- oder Rundfunkreporter, der einige grundlegende Informationen über Amateurradio benötigt. Sie brauchen diese Interview, wenn Sie den Kontakt mit der Presse oder dem Rundfunk aufnehmen. Sie werden feststellen, daß es eine ausgezeichnete Quelle für statistische Informationen ist: Anzahl der lizenzierten Amateure, Durchschnittspreis einer Station, Durchschnittsalter der Amateure in Ihrem Land usw.

Ein anderes vervielfältigtes Merkblatt, das von der ARRL kostenlos angefordert werden kann, ist das Beispiel-Interview für den Rundfunk. Es ist anwendbar für ein Rundfunk- oder Fernsehprogramm. Dabei ist es so eingerichtet, daß die Sendezeit 30 Minuten beträgt, oder aber bei Auslassung der unwichtigen Teile nur 15 Minuten.

Örtliche Jugendgruppen sind im allgemeinen ein fruchtbarer Grund für die Verbreitung des wissenschaftlichen Hobbys des Amateurradio, eines Hobbys welches interessante Berufe in Elektronik und Nachrichtentechnik eröffnet.

Das ganze Geschäft der Publizität ist eine Verkaufsangelegenheit. Versuchen Sie selbst, Amateurradio zu verkaufen. Dadurch werden Sie individuelle Vorteile haben, Ihr Club wird als repräsentative Gruppe auftreten und unser Amateurradio wird als Ganzes daraus im Vorteil sein.


Beispiele von Ereignissen mit Neuigkeits-Charakter

Clubangelegenheiten (OV)

1. Vorstandswahl
2. OV-Abende
3. Gäste und Redner am OV-Abend
4. Morse- und technische Kurse
5. HAM-Fest
6. Aktivität der Clubstation
7. Gründung von Club-Committees z. B. gegen TVI
8. Der OV entsendet eine Delegation zur Distriktsversammlung
9. OV-Contest
10. OV-Punkte in einem Contest
11. Was plant der OV im Fieldday
12. Der OV unterstützt öffentliche Veranstaltungen z.B. Bootsrennen
13. OV-Jahresversammlungen
14. OV-Ausstellungen in einem örtlichen Laden
15. Der Club in der Zivilverteidigung
16. Der OV veröffentlicht eine eigene Zeitschrift
17. Der Club nimmt an einem öffentlichen Projekt teil

Persönliches

18. Jemand erhält eine Lizenz
19. Ein Amateur beginnt mit dem Militärdienst
20. Ein Amateur hat besondere Leistungen auf anderem Gebiet
21. Ein Amateur gewinnt einen Contest
22. Ein Amateur macht WAS, WAC, DXCC usw.
23. Ein Amateur hat besondere Leistungen im Traffic

Zivilverteidigung und Notfälle

24. Die Clubstation arbeitet als NCS
25. Das örtliche Nothilfekorps
26. Aktivitäten in der Zivilverteidigung
27. Örtliche Darstellung der möglichen Notfälle
28. Teilnahme am Probelauf für Notfälle
29. Teilnahme am Fieldday
30. Tatsächliche Notfallarbeit

Allgemeines

31. Ungewöhnliche Vorfälle z. B. Mobilfunk bei einem Autounfall
32. Kennenlernen und Ehe durch Amateurradio
33. Lebenslauf eines prominenten Amateurs
34. Nachrichten aus Übersee

Aus unseren Bereichen

35. BBT
36. CM
37. CCC
38. Fuchsjagden
39. Sommerfest
40. Fasching
41. OV-Abende mit Filmen, Versteigerungen, Expeditionsberichten


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ