Kiel, den 17.12.1952

Ortsverbands-Rundschreiben

Nr. 12/52


ÜBERSICHT:


1) Unsere Bänder

Im letzten OV-Rundschreiben wurde zur Mitarbeit an einer Beobachtungsaktion aufgerufen, durch die Unterlagen über die Belegung der Amateurbänder mit fremden Diensten gesammelt werden sollen. Obwohl auch von den OM selbst immer wieder gefordert wird, daß endlich etwas gegen die Zustände, insbesondere auf dem 80-m-Band, unternommen werden müsse, und die Gefährdung unserer Bänder wohl allgemein erkannt ist, hat sich darauf bisher erst ein einziger OM gemeldet.

Nicht nur für den DARC, sondern für alle Amateur-Organisationen der IARU ist die Sammlung von Material über die Bandbelegung im Interesse aller OM von wesentlicher Bedeutung. Nur konkrete Angaben bieten eine Verhandlungsgrundlage den einzelnen Länderverwaltungen gegenüber. Da zur Zeit keine allgemeinen, internationalen Listen über die Frequenzzuteilungen im einzelnen existieren, lassen sich diese Angaben aber nur durch Beobachtung ermitteln.

Nach § 9 (2) der DVO zum Amateurfunkgesetz ist den Amateuren zwar die Aufzeichnung fremden Funkverkehrs nicht gestattet. Dieser § dient der Wahrung des Fernsprech- und Telegraphengeheimnisses und ist so zu verstehen, daß die ausgesandten Nachrichten dieser Stationen nicht aufgeschrieben oder Dritten mitgeteilt werden dürfen. Rufzeichen, Frequenzen und Verkehrsart dieser Stationen können jedoch ohne weiteres ermittelt werden.

Der Beobachtungsplan wurde inzwischen mit dem Bundespostministerium (BPM) besprochen, und es wurde dabei folgendes vereinbart:

Der DARC bildet einen Beobachtungsdienst mit folgender Aufgabe:

Statistische Erfassung der Belegung der Bänder, insbesondere des 80-m-Bandes, durch fremde Dienste, sowie der benachbarten Frequenzbänder, um zu beweisen, daß das 80-m-Band selbst stärker belegt ist, als die benachbarten Bereiche. Die gewonnenen Ergebnisse werden eingehend ausgewertet und gemeinsam mit dem BPM besprochen.

Das Beobachtungsmaterial soll dann der IARU und von dieser den in Frage kommenden Amateur-Organisationen zur Verfügung gestellt werden, die mit Unterstützung durch die IARU bei ihren zuständigen Verwaltungen eine Herausnahme der beobachteten Dienste aus dem Amateurbändern erwirken sollen.

Das BPM sagte zu, daß es bei Zustandekommen dieses Planes auch von sich aus die anderen Länderverwaltungen darauf hinweisen würde, und erklärte, daß von den für Deutschland im 80-m-Band zugeteilten Frequenzen zur Zeit noch drei belegt seinen. Diese würden jedoch auch in kürzester Zeit freigemacht, da die Benutzer dieser Frequenzen selbst dringendst um eine Frequenzzuteilung außerhalb der Amateurbänder gebeten haben. Danach wird eine Neubelegung dieser Frequenzen durch das BPM grundsätzlich nicht mehr erfolgen.

Eine genaue Untersuchung über den Sender „Freies Europa“, der auf 3636 kHz einen Pressedienst in Telegraphie ausstrahlt und dabei ein mit „DL“ beginnendes Rufzeichen verwenden soll, sagte das BPM zu.

Die Leitung und Auswertung des skizzierten Beobachtungsdienstes hat OM Schulze, DL1AP, Dudenrode bei Bad Sooden-Allendorf, übernommen. Anmeldungen zur Mitarbeit, die ein Dienst im Interesse aller OM ist, können an ihn oder an die Geschäftsstelle gerichtet werden. Die OVV werden gebeten, ihre OM nochmals eingehend auf die Bedeutung dieser ganzen Aktion für jeden einzelnen hinzuweisen. Die Aufgabenstellung erfordert allerdings eine gewisse Erfahrung und Zuverlässigkeit bei den OM und setzt den Besitz eines einwandfreien Frequenzmessers sowie eines qualitativen Empfängers voraus. Es sollten daher nur OM gemeldet werden, die diesen Anforderungen entsprechen. Einzelheiten werden den sich zur Verfügung stellenden OM direkt mitgeteilt werden.

Neben dieser Aktion ist es aber auch notwendig, daß wir uns auch aktiv auf unseren Bändern behaupten und uns nicht durch die fremden Stationen vollkommen verdrängen lassen. Man würde uns sonst leicht mit dem Argument entgegentreten, die Amateure benützten diese Bänder ja gar nicht. Die Tatsache, daß so manches QSO auf dem 80-m-Band platzt, darf nicht dazu führen, daß sich der einzelne OM resigniert zurückzieht und sein Feld freigibt. Nur durch intensiven Verkehr auf den gefährdeten Bändern können wir unseren Anspruch bekräftigen. In diesem Sinne haben auch Orts-QSOs auf dem 80-m-Band durchaus wieder ihre volle Berechtigung. Das mag inkonsequent klingen, nachdem an gleicher Stelle vor einiger Zeit gerade empfohlen wurde, die Orts-QSOs auf 10 und 2 m zu verlegen. Aber damals lagen die Verhältnisse doch noch etwas anders, während es jetzt in erster Linie darauf ankommt, uns nicht aus unseren Bändern vertreiben zu lassen.

Grundfalsch wäre es allerdings, wenn jemand glaubt, durch absichtliche Störungen der fremden Dienste etwas erreichen zu können. Durch derartige Maßnahmen würden sich die Amateure nur ins Unrecht setzen, aber keine Abhilfe schaffen, im Gegenteil: Man würde die Amateur-Organisationen bald nicht mehr als Verhandlungspartner anerkennen, und es würde die Gefahr heraufbeschworen, daß und das Recht auf die Bänder aberkannt wird.


2) Kurzwellentagung 1953

Der Amateurrat hat inzwischen mit 10 Stimmen für die Veranstaltung der nächstjährigen Tagung in Iserlohn entschieden, mit deren Vorbereitung und Durchführung OM Wessel, DL1MJ, beauftragt wurde.

Für die Durchführung der Tagung in Cuxhaven stimmten vier Distr. Vors. (Berlin, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein), während auf Limburg/Lahn eine Stimme (Rheinland-Pfalz) entfiel.

Die Distrikte Bayern-Süd und Württemberg-Baden gaben keine Stimme ab.


3) 2. UKW-Test der IARU-Region 1

An diesem Test, der am 5. und 6. Juli ds. J. von der REF veranstaltet wurde, nahmen 51 deutsche Stationen teil, d. h. 39 % der Gesamtteilnehmer. Die weiteste Verbindung erzielten F8II und FA9RZ mit 1100 km zwischen Mont Ventoux und Oran, während die weiteste Verbindung einer deutschen Station die zwischen DL1JH und G6LI mit 750 km zwischen Kiel und Grimsby war. In der Gesamtwertung siegte G5YV. Bei den deutschen Stationen belegten die ersten Plätze

  1. DL6BU = 4. der Gesamtwertung,
  2. DL3NQ = 5. der Gesamtwertung,
  3. DL1LS = 6. der Gesamtwertung.


4) Neueinteilung der Distrikte im Südwesten

Für den neuen Distrikt Baden, der mit Wirkung vom 1.1.1953 aus den bisherigen Distrikten Baden und Württemberg-Baden (badensischer Teil) gebildet wird, wurden inzwischen OM Burgard, DL1BH, zum Vorsitzenden, und die OM Brender, DL6JP, und Koch, DL1LN, zu Beisitzern gewählt.

Im neuen Distrikt Württemberg (bisher Distrikte Württemberg-Hohenzollern und Württemberg-Baden (württembergischer Teil) wird der Vorstand zu Beginn des neuen Jahres gewählt werden. Bis dahin wird OM Mauder, DL6FF, kommissarisch den Vorsitz übernehmen.

Diese Neueinteilung ist aus praktischen Erwägungen im Zusammenhang mit der staatlichen Neuordnung in diesem Raum erfolgt und daher auch von der überwiegenden Mehrheit der betroffenen OM befürwortet worden, sie hat nur eine schmerzliche Begleiterscheinung:

Der Distrikt Württemberg-Baden, von dem – anfangs als WBRC – nach dem Kriege, vor nunmehr sechs Jahren, die ersten Impulse zur Sammlung der deutschen OM und zur Wiederbelebung des Amateurgedankens in Deutschland ausgingen, und der beim Kampf um unsere Lizenzen wesentlich zum Erfolg beigetragen hat, wird damit als organisatorische Einheit verschwinden. Das bedeutet aber nicht, daß die großen Verdienste, die sich die OM dieses Gebiets durch ihre Initiative erworben haben, nun vergessen werden sollen. Es wird vielmehr zu den ehrenvollen Aufgaben der beiden neuen Distrikte gehören, die Tradition des alten Distrikts Württemberg-Baden zu pflegen.


5) wurde nicht vergeben


6) Hinweise auf Veranstaltungen im Äther

  1. Am 28. Dezember findet in der Zeit von 9 bis 12 und von 15 bis 21 Uhr der diesjährige Weihnachtswettbewerb des DARC auf dem 40- und 80-m-Band statt. Die Ausschreibung war im letzten DL-QTC (12/52) auf Seite 560 veröffentlicht. Die Logs müssen bis spätestens 15.1.1953 beim Test-Manager vorliegen.
  2. Am gleichen Tage (28.12.) um 12 Uhr führt die VERON wieder eine Morseübungssendung durch. Es werden Texte für jeweils fünf Minuten mit den Geschwindigkeiten 15, 20, 25 und 30 Worte pro Minute gegeben, und zwar auf 3605 kHz unter dem Call PAØAA. Für die einwandfreie Aufnahme wird bei Einsendung an das VERON-Traffic Bureau, ....., unter Beifügung von zwei Internationalen Antwortscheinen ein Diplom für das höchste aufgenommene Tempo ausgestellt.
  3. Der letzte Deutschland-Rundspruch dieses Jahres wird am kommenden Sonntag (21.12.) zur gewohnten Zeit ausgestrahlt. Am 1. Januar 1953 wird ein besonderer Neujahrs-Rundspruch mit einer Ansprache unseres Präsidenten gesendet.


7) Mitgliederstand in den Distrikten und Organisationsplan

In der folgenden Aufstellung ist die Anzahl der Mitglieder und der Lizenzen (sofern Mitglied im DARC) in den einzelnen Distrikten nach dem Stand vom 15.12.52 (Rufzeichen bis einschl. DJ1IZ) angegeben:

Distrikt

Ortsverbände Mitglieder davon DL bzw. DJ
Baden 14 281 152
Bayern-Nord 12 330 173
Bayern-Süd 11 375 195
Berlin 12 250 141
Hamburg 5 515 192
Hessen 21 465 265
Köln-Aachen 7 291 133
Niedersachsen 22 471 213
Nordsee 15 273 165
Rheinland-Pfalz 11 188 68
Ruhrgebiet 27 547 247
Schleswig-Holstein 16 228 134
Westfalen-Nord 15 259 119
Westfalen-Süd 19 298 115
Württemberg 17 286 173
 


DARC 224 5057 2484
VFDB   687 99
 


Gesamt   5744 2583

Die Gesamtzahl der in Deutschland ausgegebenen Lizenzen betrug 3026 (darunter 13 Mitbenutzungsgenehmigungen), d. h. 443 DLs bzw. DJs = 13,5 % sind nicht Mitglied im DARC oder VFDB. Die Calls der Nichtmitglieder ihres Distrikts werden den DV und den QSL-Vermittlern in einer am Schluß angefügten Liste mitgeteilt.

Diesem Rundschreiben ist außerdem ein Organisationsplan nach dem Stande vom 15.12.52 beigefügt. Es wird gebeten, diesen an Hand der in den OV-Rundschreiben zu veröffentlichenden Ergänzungen und Berichtigungen auf dem laufenden zu halten. Eine Beilage im DL-QTC ist diesmal nicht vorgesehen.

Bei der Mitgliederaufstellung sowie beim Organisationsplan ist die ab 1.1.53 geltende Distriktseinteilung (s. Zi. 4) bereits berücksichtigt. Der Vizepräsident des DARC, OM Lührs, DL1KV, (s. Plan) wird zur Zeit von OM Bauer, DL1DX, vertreten.


8) Sonstiges

  1. Beiträge. Wieder einmal muß an die OVV die Bitte ergehen, ihre OM an die Zahlung etwa noch ausstehender Beiträge für das 4. Quartal dz. J. zu erinnern. Besonders dringend wird darum gebeten (dies richtet sich vor allem an die Kassenwarte der OVG), die im OV kassierten Beiträge bis spätestens 3.1.53 an die Geschäftsstelle zu überweisen oder ihr zumindest Mitteilung über das Vorliegen dieser Beiträge beim OV zu machen. Sonst geht es wieder, wie im vergangenen Quartal, als zahlreiche OM eine Beitragsnachnahme erhielten, die bereits längst an den OV gezahlt hatten, was aber der Geschäftsstelle nicht bekannt war. Ersparen Sie uns, bitte, den damit verbundenen unerfreulichen Schriftwechsel. Auch hat eine verspätete Überweisung bekanntlich zur Folge, daß für die betr. OM, selbst wenn sie an den OV rechtzeitig gezahlt haben, der Versicherungsschutz im nächsten Quartal erlischt. Also versäumen Sie, auch im Interesse Ihrer OM, bitte die genannten Termine nicht!
  2. Ortsverbands-Anteile. Es hat sich noch nicht überall – allem nicht bei den Kassenverwaltern der OVe – herumgesprochen, daß die OV-Anteile ab 1.10.52 auf DM 1,– pro Quartal und vollzahlendes Mitglied (bei Sammelüberweisung durch den OV) bzw. DM 0,90 (Einzelzahler) erhöht wurden. Auf die betr. Bekanntmachung (OV-Rundschreiben Nr. 8/52, Ziff. 4) wird daher nochmals hingewiesen, und die OVV werden gebeten, soweit nicht bereits geschehen, auch ihrer Kassierer davon zu unterrichten.
    Die von den OVen nicht bereits selbst einbehaltenen Anteile an den Beiträgen für das 4. Quartal 52 werden Anfang Januar 53, ggfs. zusammen mit Anteilen an Aufnahmegebühren und restlichen Anteilen aus früheren Zeiträumen, an die OVV bzw. Kassenverwalter überwiesen. Aufschlüsselung der Beträge, wie üblich auf der Rückseite des Zahlkartenabschnitts; Beträge unter DM 3,– werden für das nächste Quartal gutgeschrieben.
  3. Die Geschäftsstelle bleibt wegen der Feiertage vom 24.12.52 bis 2.1.53 geschlossen. Es wird gebeten, in dieser Zeit auch von jeglichem Schriftverkehr abzusehen.

Zum Schluß wünsche ich allen OM, auch im Namen des Vorstands und des Amateurrats, ein recht frohes Weihnachtsfest und ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr. Für die gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr danke ich Ihnen sehr und hoffe, daß sie sich auch 1953 fortsetzen wird.


Anlage: Organisationsplan vom 15.12.52


Mit VY 73 gez. Hans Hansen, DL1JB


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


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