1.     Die Kieler Nachrichten vom 8/5 veröffentlichten einen Erlaß zur Verordnung Nr. 9 der MilReg, nach dem die Bildung unpolitischer Vereinigungen mit Ausnahme von Sportvereinen in Kiel durch Anmeldung beim Pol-Präs Abt. V ohne weiteren Antrag zu vollziehen ist. Eine Anfrage bei dieser Stelle ergab, daß man dort keine Schwierigkeiten gegen die Gründung eines „Kieler Radio Amateur Klubs“ sah. Auch gegen die Aufnahme auswärtiger Mitglieder sei nichts einzuwenden. Als aber nach der Möglichkeit einer umfassenden Namensgebung (für die gesamte Zone) gefragt wurde, wurde auf die übergeordnete Dienststelle bei der Stadtverwaltung Kiel verwiesen. Der dortige Sachbearbeiter hat über alle Neugründungen an die MilReg zu berichten. Er empfahl allerdings vorherige Darlegung unserer Zielsetzung zur Vermeidung einer falschen Einschätzung als Sportverband mit möglicher Wehrertüchtigung. Nachdem die angezogene Verordnung die Abhaltung von Versammlungen ohne Genehmigungsverfahren freigibt, trafen sich am 19/5 in Kiel einige interessierte Amateure zur Besprechung der Lage. Auch ohne Kenntnis der letztgenannten Vorgänge wurde der Plan einer Neugründung zunächst zurückgestellt bis zum Eingang einer Antwort auf eine Anfrage, die unter Schilderung der hiesigen Verhältnisse beim HQ der RSGB, London, läuft. Es wird dort wahrscheinlich eine eingehende Rücksprache notwendig sein, sodaß sich die Planungen hier auf einige Zeit verschieben.


2.     Unser Gewährsmann bei der RPD Kiel teilt mit, daß er mit dem Beauftragten der brit. Funkaufsichtsbehörde die Zulassung eines Radio Amateur Clubs besprochen hat. Die betr. Dienststelle erwartet eine Formulierung unserer Wünsche. Bezeichnend für die Auffassung dort ist, daß ursprünglich beabsichtigt wurde, für jede Stadt nicht mehr als zwei Meßsendergenehmigungen für Rundfunkreparaturbetriebe auszugeben. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Bestimmungen 2 und 3 des Gesetzes 76 (Besitz und Erstellung von HF-Geräten, bzw. deren Teile) grundsätzlich noch in Kraft sind, wenn auch die Auslegung von dem jeweiligen Sachbearbeiter abhängig sein mag. Ein Schreiben unter Bezugnahme auf Auskunft durch die RPD Kiel zu richten an Radio Section Hamburg, Stefansplatz, RPD-Gebäude.


3.     Der frühere britische Examinator der Kieler DASD-Mitglieder ist leider seit einiger Zeit nach England zurückgekehrt, doch nahm seine Dienststelle (19. FSS) von sich aus eine neue Nachfrage vor (die sich jedoch nicht auf unsere neueren Absichten, sondern auf vergangene Tätigkeit bezog). Für eine Besprechung mit dem hiesigen 909 Det MilGov ist eine neue Formulierung unserer Absichten nötig (zunächst lediglich Zusammenschluß und Unterrichtung der Amateure).


4.     Auf Grund der geltenden Bestimmungen ist eine Verbreitung auch gleichlautender Texte nicht zu beanstanden, soweit sie handschriftlich oder mit der Schreibmaschine erfolgt. Jedes Druck- oder Abzugsvervielfältigungsverfahren bedarf jedoch der Genehmigung. Die MilReg Göttingen hat eine Drucklegung einer Lageübersicht über den Stand einer Amateurbewegung in Deutschland mit weitgehender Darlegung unserer endgültigen Ziele für den Augenblick abgelehnt. Auch damit wird eine neue Formulierung erforderlich.


5.     Seit Nov. 45 läuft bei der MilReg Kassel ein Antrag von OM Bachmann, ex D4zdb, auf Zulassung einer Amateurfunkvereinigung für die amerikanische Zone. Die unterbreiteten Satzungen sehen scharfe politische Aussiebung und Beherrschung eines Morsetempos von 60 BpM als Aufnahmebedingung vor, sowie die pflichtmäßige Beteiligung an einem jährlichen Wettbewerb. Geplant ist die Ausgabe von DE-Nummern und Versand von Hörkarten, sowie der Bezug eines Mitteilungsblattes und die Einrichtung einer Warenabteilung. Der Antrag ist bisher noch nicht beantwortet worden.


6.     In Hamburg war Mitte Mai ein Treffen der in der britischen Zone lizenzierten englischen Amateure. Es sind z. Zt. folgende D2-Rufzeichen bekannt: D2AO, AF, AI, AK, AM, AP, AQ, AR, AS, CK, CW, DA, DD, DI, DP, HB, HU, JB, KI, KW, LD, LH, NN, OJ, PF, QP, SC, TG, VO, VY, WP, XZ, AJ, AL, AN.


7.     Die Rufzeichen sind meist in Anlehnung an alte 2- bzw. 3-stellige G-Rufzeichen gebildet. Die meisten Lis liegen in der Gegend von Hamburg. Auch Berlin ist vertreten. In Schleswig-Holstein sitzt D2LH in Niebüll, D1AO bisher in Rendsburg.

Gemäß den brit. Lis-Bestimmungen ist z. Zt. Betrieb erlaubt mit 10 W auf 1,8–2,0 MHz, 50 W auf 29–30 MHz und 25 W auf 5 m mit Wellenarten A1, A2, A3.

Auch die im UK (United Kingdom) ab 1/6 angekündigte Freigabe des 7- und 14-MHz-Bandes umfaßt nicht die gesamten Bänder, genau wie auch in den USA geplant. Die USA sehen aber außerdem bereits eine Freigabe von 3,7–4,0 MHz vor, davon 3,9–4,0 für fone.


8.     OM Torstenson, OZ2W, Funker auf der Tovalil (OXAE), läßt die deutschen KW-Amateure bestens grüßen. Er erzählte, daß OZ8C, Borge Otsen (Ing. bei den Phillipswerken Kopenhagen) jetzt Präsident des EDR ist. OZ2W wird über unsere Hoffnungen und Wünsche an den EDR berichten. Es wird gehofft, daß uns bald eine Verbindungsaufnahme dorthin möglich ist. Die Lis-Bestimmungen in OZ sind wie in USA und GB, Stationen auf 3,5, 7 und 14 MHz arbeiten bisher unlizenziert.


9.    Die Welt berichtet, daß seit Mai 46 der deutschen Bevölkerung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands die Benutzung von Rundfunkgeräten gleich welcher Röhrenzahl wieder gestattet ist. Auch die Erlaubnis zum Kollektivempfang für Fabriken, Theater und öffentliche Plätze wurde erteilt.


10.     Aus den RSGB-Bulletins ist zu entnehmen, daß die Zahl der bis Dez. 45 erteilten BRS-Nummern 11.134 ist. Dazu kommen knapp 500 ausländische Hörernummern.

Der Verkauf von Sendern ist in GB ohne besondere Genehmigung freigegeben. Es ist geplant, aus abgeschriebenen englischen Heeresgeräten zwischen 100 und 1000 Stück von etwa einem Dutzend Typen für den Verkauf an englische Amateure freizugeben. Die Preise liegen zwischen 1½ und 5 Pfund. Als höchste rangieren der RAF-Sender T1154 und RAF-Empfänger R1155 mit je 5 Pfund (200 RM). Zum Vergleich sei angegeben, daß der DASD-Super (Körting KST) 1300 M und die Eltz-Empfänger Radione R2 und R3 je 328 M kosteten.

In der April-Nummer des RSGB-Bulletins werden die neuen englischen Lizenzbestimmungen bekanntgegeben. Artificial aerial licenses sind nicht vorgesehen und werden nach Ansicht der englischen Amateure nicht wieder ausgegeben werden. Es ist damit jede Lizenzierung an bestimmte Befähigungsnachweise gebunden.


11.    Die Welt vom 28/6 meldet: Die Radiowerke Pegnitz werden demnächst Radiogeräte der Wehrmacht für den Zivilbedarf umarbeiten.


12.     G8RW (Ft/Lt Standley) und G3HS (CPl D. T. Baffin), die beide bei der MSH 5275B RAF Unit in Berlin stationiert sind, planen dort die Errichtung eines United Nations Amateur Clubs.


13.     In Berlin bemüht sich OM Eduard Voigt, ex D4amf, um die Neuerrichtung des DASD. Prof. Leithäuser soll ihm die Zusage gemacht haben, die Präsidentschaft zu übernehmen.


14.     D2AO, Sgt Patrick Whittle, z. Zt. Eggebek bei Schleswig, arbeitet fast täglich ab 23.00 auf 1,8 MHz mit etwa 10 Watt grafe. Er erbittet Hörberichte. Er verwendet einen 3-stufigen Sender mit Franklin-Steuergenerator. Der Empfänger ist ein dänischer 6-Röhren-Super.


15.     Der Daily Mirror brachte eine Ankündigung des Radio-Industrie-Rats, nach der die ersten Nachkriegsfernsehempfänger etwa 50 Pfund (2000 RM) kosten werden.

Wie Herbert Morrison ankündigte, sollten in London die Fernsehsendungen von Alexandra Place in diesem Frühjahr aufgenommen werden. Ton- und Bildsendungversuche sind bereits vorgenommen worden. Die Verbreitung über größere Distrikte wird durch die neue und billigere Methode der Kabelverbindungen erleichtert werden.


16.     Auch Argentinien beabsichtigt die Errichtung von Fernsehsendern in Buenos Aires und hat einen Lieferungsvertrag mit den DuMont Laboratories, New York, abgeschlossen. Vorgesehen ist ein Bildsender mit 250 kW, ein Tonsender mit 12,5 kW Spitzenleistung, Feldaufnahme-Relay-Geräte, sowie Kameras und Ausrüstung für drei Studios.


17.     Die New Yorker Monatsschrift American Mercury bringt einen interessanten Bericht über „Fax“ (Faksimile-Funkübertragung) als drahtlose Zeitung. Vor dem Kriege wurden „Fax-Zusatzgeräte“ zum Preis von 50 Dollar (dem einer guten Schreibmaschine) in der QST angeboten. Im Kriege haben USA-Heer und -Flotte das Verfahren weitgehend verwendet. Die FCC hat alle FM-Sender für die BC-Sendepausen für Fax freigegeben, so daß man drüben die Morgenzeitung mit hoher Qualität bebildert (evtl. sogar farbig) im Hause gedruckt zum Frühstück vorliegen haben könnte.


18.     Es ist beabsichtigt, eine Liste der europäischen Bc-Stationen (Stand 1.1.46) und der Welt-KW-Bc-Stationen (Stand 1.4.46) mit Frequenz- und Leistungsangaben zu photokopieren. Interesse an Einzelexemplaren bitte anmelden. Preis pro Stück etwa 1,25 Mk.


19.     Wie gerade bekannt wird, liegen jetzt bei der RSGB fünf Anträge auf Mitgliedschaft bzw. Unterstützung der Funkamateure in der brit. Zone vor. Die RSGB teilt dazu mit, daß einheitliche Richtlinien für solche Fälle nicht bestehen, daß die Angelegenheit aber auf einer demnächst stattfindenden Tagung besprochen werden wird. Antwort ergeht.


20.    Kiel Journal meldet, daß in den letzten Monaten eine Reihe von Leuten einer Nazi-Untergrundbewegung „Edelweiß“ verhaftet wurden. Es sind Verbindungen zwischen Hamburg, Kiel und Flensburg bis über die dänische Grenze hinaus festgestellt worden, wie von unterrichteter Seite verlautet, sogar Funkverbindungen (zwischen Kiel und Hamburg). In Kiel soll die 19. FSS Ende Mai in einem Haus ein dazu eingesetztes Sendegerät beschlagnahmt haben. Es kann nicht genug betont werden, daß die deutschen Funkamateure solche verantwortungslose und sinnlose Tätigkeit aufs schärfste mißbilligen.


21.     In Göttingen ist ein Verband der Rundfunkhörer (VDR) gegründet worden. Es ist noch nicht bekannt, was für Ziele verfolgt werden.


73 Mü.


Ende des Z 6 vom 01.06.1946

Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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