KÖLN-AACHEN-RUNDSPRUCH 5/95 VOM 05.02.1995

Redaktion: Manfred May, DJ1KF


Brief des DARCs an das BMPT zum Thema „Hobbyfunk“

An das
Bundesministerium für Post und Telekommunikation
Postfach 8001
53105 Bonn
30. Januar 1995

„Hobbyfunk“

1.: Antrag des DAKfCBNF e. V. auf Sondergenehmigungen zur Erprobung der Verträglichkeit von Amateurfunk und „Hobbyfunk“ im 70-cm-Amateurfunkband.
2.: Schreiben des DAKfCBNF vom 04.12.1994 an den DARC e. V. zur Ausgestaltung des „Hobbyfunks“.

Sehr geehrte Damen und Herren,
unter Bezug auf die o.a. Schreiben sowie Ihr Gespräch mit dem RTA am 14.12.1994 in Ihrem Hause gehen wir davon aus, daß Sie vom DARC als dem vom DAKfCBNF Angesprochenen eine Stellungnahme zum „Hobbyfunk“ erwarten. Hierzu verweisen wir zunächst auf die mündlichen Äußerungen des RTA im Gespräch vom 14.12.94, die wir nachstehend ausweiten dürfen.

Die Ausgestaltung des „Hobbyfunk“ gem. o. a. Schreiben des DAKfCBNF geht erkennbar auf Ihr Schreiben vom 18.05.1994 an den DAKfCBNF zurück, in welchem Sie Ihre diesbezüglichen Vorstellungen umrissen haben. Wir gehen damit davon aus, daß Sie der Urheber des Konzeptes sind, „Hobbyfunk“ einzuführen und im 70-cm-Amateurfunkband anzusiedeln.

Der DARC sieht das Konzept „Hobbyfunk“ an sich zunächst neutral, denn es hat mit dem Konzept „Amateurfunk“ grundsätzlich nichts zu tun. Zwar läßt sich aus der Tatsache, daß beide drahtlos Kommunikation betreiben, eine Gemeinsamkeit herleiten; diese Gemeinsamkeit findet sich jedoch auch bei anderen Funkdiensten und -Anwendungen, die aus gutem Grund nicht mit dem Amateurfunk vermischt werden. Auch die beabsichtigte Prüfung der „Hobbyfunk“-Betreiber kann eine solche Vermischung nicht begründen, denn Sie entbehrt einer für Amateurfunk essentiellen Komponente, der technischen Prüfung. Außerdem dürfte die vorgesehene „Hobbyfunk“-Lizenz der den Funkamateuren mit guten Gründen auferlegten Begrenzung der Kommunikation auf bestimmte Inhalte und der mit der persönlichen Genehmigung verbundenen Verantwortung entbehren. Wollte man „Hobbyfunk“ mit solchen Begründungen mit Amateurfunk vermischen, so könnte man den gleichen Versuch auch mit anderen Funkdiensten, etwa See- oder Flugfunk anstellen.

Der DARC stellt also fest: „Hobbyfunk“ mag eine neu geschaffene Funkanwendung sein, der man positiv, neutral oder negativ gegenüberstehen kann. Sie hat jedoch nichts mit Amateurfunk zu tun und der DARC wird sich gegen den Versuch wehren, Amateurfunk mit diesem „Hobbyfunk“ zu vermischen. Einige Gründe für diese Position seien nun aufgeführt.

Die auch von Ihnen anerkannten und in der VO Funk und dem Gesetz über den Amateurfunk niedergelegten Ziele, Aufgaben und Rechte des Amateurfunkdienstes sind mit den erkennbaren Absichten und Zielen des projektierten „Hobbyfunks“ nicht vereinbar. Die dem „Hobbyfunk“ allein zugrunde liegende Idee der ungestörten, freien Kommunikation ist im Amateurfunk nur ein, und keineswegs das wichtigste Element. Eine Überflutung der im Amateurfunk einmaligen, kreativen Elemente „technische Ausbildung“ und „technisches Experiment“ durch überbordende Kommunikationsmengen und inhaltlich nach dem AFuG nicht zulässige Kommunikationsinhalte würde hier dramatisch nachteilige Folgen haben.

Die Wahl der Frequenzbereiche im 70-cm-Band gem. dem Antrag des DAKfCBNF zeigt auf, daß die Nutzung der amateurfunkeigenen Relais- und Digipeatersysteme unterstellt wird. Hier könnte es zu einer Fülle nicht ohne Beeinträchtigung des Amateurfunks lösbarer Probleme kommen. So impliziert zum Beispiel die Nutzung des Digipeaternetzes gleichzeitig die Übertragung der Daten über vielfältige Frequenzbereiche auf den Linkstrecken, welche im 23-cm-, 13-cm- und 3-cm-Band, aber auch im Kurzwellenbereich angesiedelt sind. Soll „Hobbyfunk“ die Nutzung auch dieser Frequenzen einschließen? Unseres Erachtens ist die Nutzung einer automatisch arbeitenden Amateurfunkstation nur mit einer Amateurfunklizenz zulässig und eine Nutzung durch einen Hobbyfunker verstieße gegen das FAG.

Wir dürfen darauf hinweisen, daß die gesamte Relaisstellen- und Packet-Radio-Infrastruktur von aktiven Funkamateuren mit hohem finanziellem- und Arbeitsaufwand erstellt wurde und betrieben wird. Wollen Sie diese kreativen Idealisten damit praktisch „enteignen“, daß Sie nun einer völlig neuen Nutzergruppe, welche nichts dazu beigetragen hat oder beitragen wird, den Zugang zu solchem Eigentum öffnen, und das auch noch ohne die Einschränkungen der Nachrichteninhalte, welche den Funkamateuren auferlegt sind? Wie beurteilen Sie die Eigentumsrechte des Eigentümers und Betreibers einer solchen Amateurfunkstation und sein Recht, bzw. sogar seine Pflicht, Personen von der Nutzung seines Eigentums auszuschließen?

Wie wir Ihnen bereits am 14.12.94 mitteilten, häufen sich seit der Freigabe von Datenfunk im CB-Bereich die unrechtmäßigen Einstiege von CB-Funkern in das Packet-Radio Netz der Funkamateure. Sie haben sich in dieser Besprechung für nicht in der Lage erklärt, diese unzulässigen Praktiken zu verfolgen. Wir sehen auch hierin einen Beweis für die Prognose, daß derartige Praktiken im Falle der Vermischung von Amateurfunk mit einer Hobbyfunkanwendung den ersteren alsbald ersticken werden.

Diese Ausführungen mögen hier genügen um Ihnen deutlich zu machen, daß die Ablehnung der Vermischung von „Hobbyfunk“ mit Amateurfunk durch die Vertretung der Funkamateure mit guten Gründen erfolgt. Der DARC bleibt bei dieser Ablehnung, obwohl er nicht verkennt, daß in einer Nachbarschaft der Funkanwendung „Hobbyfunk“ und des Funkdienstes Amateurfunk durchaus Chancen für den letzteren im Hinblick auf Nachwuchsgewinnung liegen können. Dabei liegt aber der Schwerpunkt der Aussage auf „Nachbarschaft“. Bei einer Vermischung überwiegen die nicht lösbaren Probleme und es könnte das Ende des kreativen, technisch-experimentellen Funkdienstes „Amateurfunk“ ausgerechnet im Hochtechnologieland Deutschland eingeläutet werden.

Für eine „Nachbarschaft“ indes gäbe es unserer Ansicht nach durchaus Chancen auf frei gewordenen bzw. frei werdenden Frequenzen. Auch der ursprünglich einmal für CB-Funk ins Auge gefaßte 900-MHz-Bereich wäre unserer Meinung nach ein idealer, derartiger Einstiegsbereich für einen „Hobbyfunk“. Solchen Ansätzen würden die Funkamateure sicher zustimmen und den neuen „Nachbarn“ ihre Unterstützung nicht versagen. Einer Vermischung mit „Hobbyfunk“ hingegen, wie jetzt im 70-cm-Band vorgeschlagen, werden sich die Funkamateure mit allen Kräften und mit internationaler Unterstützung entgegenstellen.

Mit freundlichen Grüßen
H. Ellgering


Aktivitätsbericht vom Digi/Box DBØGSO

Seit Dezember ’94 läuft der 10-GHz-Link (der erste in DL?) von DBØWDR nach DBØGSO. Inzwischen wurde unsere Box um eine größere Festplatte erweitert und ins S&F-Netz eingebunden. Aus diesem Grund möchte ich unsere Station und unsere Aktivitäten vorstellen.

DBØGSO hat seinen Standort an der Georg-Simon-Ohm-Schule in Köln-Deutz. Es handelt sich um einen TheNetNode-Digi mit dem schnellen Frontendrechner VANESSA und einer Mailbox, Typ DieBox.

Der Digi bietet verschiedene Besonderheiten gegenüber den meist hier vertretenen RMNC-Digipeatern, wie z. B. vernetzten Convers, Digimail und frei abrufbare Texte z. Zt. ist es der HAM-Spirit-Text.

In die Mailbox wurden verschiedene sogenannte „Run-Programme“ eingebunden, z. B. befindet sich hier eine Diplom-, Festplatten- und eine Halbleiterdatenbank. Auch ist ein „externes Laufwerk“ mit diverser Amateurfunk-Software vorhanden. Wir sind bemüht, die Software laufend zu verbessern und nach Wunsch zu erweitern.

Der Netzeinstieg ist auf 23 cm (Kanal RS30) mit 9k6 Baud im Vollduplexbetrieb. Dieser wird in den nächsten Tagen weiter optimiert und dürfte bald ohne Einschränkungen nutzbar sein.

Um diese Aktivitäten zu optimieren und weiter auszubauen, treffen wir uns wöchentlich beim Digi, der gleichzeitig unsere Schulstation DLØGSO beheimatet. Zu diesen Treffen sind auch alle Funkamateure eingeladen, die sich z. B. den Digi anschauen möchten oder in der nächsten Zeit planen, auf 23 cm in PR QRV zu werden.

Die Arbeitsgemeinschaft ist zu finden dienstags ab 15.00 Uhr und hin und wieder auch samstags. Infos dazu immer in unserer Mailbox. Dann ist die Station DLØGSO auch auf den Relais DBØSK und DBØVK für evtl. Rückfragen und Einweisungen QRV.

Weitere Infos und eine Wegbeschreibung befinden sich in der Rubrik GSOINFO in der Mailbox DBØGSO.

VY 73/55 von der Arbeitsgemeinschaft Amateurfunk an der Georg-Simon-Ohm-Schule.


MELDUNGEN AUS DEN ORTSVERBÄNDEN

Bericht über die Jahreshauptversammlung des OV Köln-Deutz, G24

Die Versammlung am 27.01. begann um 20:15 Uhr mit 45 Mitgliedern und sechs Gästen. Nach dem Bericht des OVV Dieter Asselborn, DF3KJ, und der Kassenprüfer wurde dem Vorstand einstimmig Entlastung erteilt. Reiner Kluth, DL1EJQ, führte als Wahlvorstand mit Herbert Büsgen, DL1KCP, die Neuwahl des Vorstandes durch. In ihrem Amt bestätigt wurden:

OVV DF3KJ, Dieter Asselborn
stv. OVV DC4KY, Martha Weck
Kassierer DC6KW, Ewald Welzenberg
Neu in den Vorstand gewählt wurde der QSL-Manager Mike Wrzalik, DG1KWM

Als Sachgebietskoordinatoren wurden folgende Mitglieder in den erweiterten Vorstand berufen: Jugendleiter DG7KX, Ursula Lieske; KW-Conteste DL5KAT, Burkhard Plinke; UKW-Conteste DG6KBH, Jörg Ruloff; Computer DL1EJQ, Reiner Kluth.

Nach der Wahl dankte der OVV allen Aktivisten im OV G24, besonders der langjährigen QSL-Managerin Johanna Selek, DL4KF, für ihre korrekte und pünktliche QSL-Vermittlungsarbeit. Johanna legte das Amt aus eigenem Entschluß nieder, wird jedoch Mike mit Rat und Tat bei der Einarbeitung behilflich sein.

Für das kommende Jahr steht die Neugestaltung des Fieldday-Platzes auf dem Programm, sowie die Teilnahme an den Wettbewerben zur Clubmeisterschaft. Im März ist ein Seminar in Zusammenarbeit mit dem Distrikt KA geplant. Inhalt des Seminars, im Casino der Firma K-H-D: EMV-Gesetz, DV-AFuG und sonstige aktuelle Themen.

Winfried Höfer, DJ3GA, wurde mit der Urkunde und der Ehrennadel für 40jährige Mitgliedschaft und Hans Joachim Rostek, DK4KK, für 25jährige Mitgliedschaft im DARC geehrt.

Manfred Dudde, DL5KCZ, gab einen kurzen Bericht über den Stand der Geräte-Zertifizierung in Europa.

Nochmals schönen Dank dem Wahlausschuß für die Durchführung der Wahl.

Achtung! Der nächste OV-Abend findet eine Woche früher, am 17.02., im OV-Lokal statt.

VY 73 Dieter, DF3KJ


Ergebnis OV-Versammlung G05

Am Samstag, 28.01., fand beim OV Eschweiler die Ortsverbands-Mitglieder-Versammlung für 1995 im Rasthof Probsteier Wald statt. Satzungsgemäß war ein neuer Vorstand zu wählen. Hier das Ergebnis:

1. OVV: Peter-Michael Strang, DL9KAW
2. OVV: Klaus Wings, DL9KAS
Kassierer: Siegmar Kröning, DL3KDR
QSL-Manager: Lars Nieveler, DG1KYN
Schriftführer: Friedhelm Erken, DG4KAS

Referate:
Jugend und Ausbildung: Axel Pfaff, DL5KCE
Notfunk: Otmar Basan, DL4KT
Technisches Referat: Markus Larkamp, DL1KML
Notfunk II: Lars Nieveler, DG1KYN
sonstiger Mitarbeiter: Wolfgang Welter, DL2KBJ

(Friedhelm, DG4KAS)


JHV G53

Am 10.02., 20:00 Uhr, findet die Jahrehauptversammlung des DARC-Ortsverbandes Niederkassel in der Gaststätte Im Bootshaus in Niederkassel-Rheidt statt.

73 de DJ6AP


Jahreshauptversammlung bei G54, OV Eitorf

Die Jahreshauptversammlung 1995 beim OV Eitorf findet am 17.02. um 20:00 Uhr in der Obereiper Mühle statt. Der Vorstand bittet um zahlreiches Erscheinen. Zu dieser und allen anderen Veranstaltungen des OV Eitorf sind Gäste immer herzlich willkommen.

VY 73 Erwin, DL1KEW


TEXTBEITRAG FÜR DEN ATV-RUNDSPRUCH

DARC/VFDB/AGAF: Ergebnisse der Arbeitsgruppe 70-cm-Amateurfunkband am 20./21.01. in Kassel

Um anstehende Fragen des Amateurfunkdienstes im Zusammenhang mit dem 70-cm-Band zu erörtern, traf sich eine Arbeitsgruppe bestehend aus Mitgliedern des VHF/UHF/SHF-Referates, des Referates Stab Satelliten und Raumfahrtprojekte und des Referates für Gesetze und Normen.

Teilnehmer:
Rolf Kadau, DJ7CH, stellv. Vorsitzender des DARC e. V.
Manfred May, DJ1KF, stellv. Vorsitzender der AGAF als Gast
Fritz Wiefelspütz, DL6FC, Beisitzer im VFDB e. V.
Dr. Walter Schlink, DL3OAP, Referent VHF/UHF/SHF
Hellmuth Fischer, DF7VX, Stellvertreter des Referenten VHF/UHF/SHF und besondere Betriebsarten; EME, MS, Aurora, Tropo, 50 MHz
Heinz Günter Böttcher, DK2NH, VHF/UHF/SHF Referat: Bandplan, IARU
Dipl.-Phys. Norbert Notthoff, DF5DP, Referent Stab Satelliten und Raumfahrtprojekte
Dipl. sc. pol. Karl Erhard Vögele, DK9HU, Referent für Gesetze und Normen
Wilfried Spreen, DF6ZE, Geschäftsstelle DARC e. V. (zeitweise)
Wolfgang Klimascewski, DB2ZJ, Geschäftsstelle DARC e. V.

Die Arbeitsgruppe hat anstehende Fragen des Amateurfunkdienstes im Zusammenhang mit dem 70-cm-Amateurfunkband eingehend erörtert, dem Vorstand des DARC e. V. Empfehlungen zu drei Themenschwerpunkten ausgesprochen und die dazu gehörenden vorbereitenden Arbeiten eingeleitet. Diese Themen sind in den folgenden drei Punkten zusammengefaßt und im Zusammenhang zu sehen mit der breit angelegten Diskussion in der Arbeitsgruppe. Auf sie wird unter dem Stichwort „Hinweise“ im Anschluß daran zusammenfassend eingegangen. Das „3-Säulen-Konzept des Amateurfunks“ wurde im Hinblick auf die Bedeutung des 70-cm-Bandes und der Unterschiede zu anderen Funkanwendungen herausgestellt.

1. ISM-Bereich

Das Verhältnis der Funkamateure zu den Nutzern des ISM-Bereiches ist in Ziffer 2.1 Fußnote 2 der Anlage 1 in der geltenden Fassung von 1985 der DV-AFuG geregelt. Grundlage der Erteilung von Allgemeingenehmigungen des BMPT/BAPT für die Nutzungen im ISM-Band ist u. a. die VO-Funk. Diese Genehmigungen müssen mit den Regelungen der DV-AFuG verträglich sein. Die Arbeitsgruppe schlägt vor zu prüfen, inwieweit es Anwendungen gibt, bei denen es sich z. B. um Fernmeldeverkehr handelt, die gegen die VO-Funk verstoßen. Das Ergebnis soll ggf. dem BMPT mitgeteilt werden. Die Arbeitsgruppe empfiehlt, auch dem BMPT gegenüber die Erwartung auszusprechen, daß Anwendungen im ISM-Bereich, wie z. B. elektronische Wegfahrsperren in Pkws so gebaut sind, daß sie vom Amateurfunkdienst nicht gestört werden können. Sie empfiehlt darüber hinaus die Hersteller auf die teilweise Unverträglichkeit von ISM-Anwendungen untereinander hinzuweisen und zur Vermeidung von Konflikten zu bitten, ihre Verbraucher über die Bedingungen bei ISM-Nutzungen aufzuklären.

2. „Hobbyfunk“

Die auch vom BMPT anerkannten und im Gesetz über den Amateurfunk verbürgten Rechte, Ziele und Aufgaben des Amateurfunkdienstes sind mit den erkennbaren Absichten, die mit dem „Hobbyfunk“ verfolgt werden sollen, unvereinbar. Die Arbeitsgruppe sieht daher keinen Sinn in einem Versuch, die Verträglichkeit der Vermischung von Amateurfunk und „Hobbyfunk“ zu erproben.

Sie lehnt „Hobbyfunk“ auf Frequenzen des Amateurfunkdienstes ab. Unbeschadet dessen empfiehlt die Arbeitsgruppe, Versuche von „Hobbyfunk“ außerhalb der Regelungen des Amateurfunkgesetzes in anderen Frequenzbereichen, z. B. im 900-MHz-Bereich, beratend zu unterstützen. Die Vertreter des CB-Funks sollen gebeten werden, ihre diesbezüglichen Wünsche mitzuteilen.

3. Nutzung des 70-cm-Amateurfunkbandes

Nach Ansicht der Arbeitsgruppe ist jede Innovation, insbesondere bei den digitalen Übertragungsverfahren, zu fördern. Für solche Versuche, wie zum Beispiel der digitalen Bewegtbildübertragung, steht dem Amateurfunkdienst nur das 70-cm-Band zur Verfügung. Eine Projektgruppe beschäftigt sich mit der Vorbereitung und Durchführung dieser Versuche im 70-cm-Allmode-Bereich, der auch für andere Versuche dieser Art zur Verfügung steht.

DJ7CH, DL6FC, DJ1KF, DF5DP, DK2NH, DL3OAP, DF7VX, DB2ZJ, DK9HU

Hinweise zu allen Ziffern und insbesondere zu Ziffer 3

In der Arbeitsgruppe wurden vor dem Hintergrund der Nutzung des 70-cm-Bandes die grundsätzlichen Ziele und Aufgaben des Amateurfunks diskutiert. Sie hat festgestellt, daß das 3-Säulenkonzept, nämlich Ausbildung, technische Versuche und Kommunikation, auf dem der Amateurfunk nach der VO-Funk und dem Gesetz über den Amateurfunk beruht, gemeinsam mit der persönlichen Genehmigung die wesentlichen Essentials darstellt, aus denen seine einzigartige Ausprägung abzuleiten ist. Gleichzeitig wird damit dokumentiert, wie sich der Amateurfunkdienst von anderen Funkanwendungen unterscheidet.

Das 3-Säulenkonzept und seine Bedeutung für das 70-cm-Band:

A. Amateurfunkdienst ist ein Funkdienst, der von Funkamateuren für die eigene Ausbildung wahrgenommen wird.

Diese Ausbildung hat eine große gesellschaftspolitische und industriepolitische Bedeutung. Es wurde festgestellt, daß über den Amateurfunk viele Jugendliche den Weg in die Technik und zu einer technischen Ausbildung bzw. zu einem Technikstudium finden. Das beweisen die Aktivitäten „Amateurfunk in der Schule“ und „Jugend forscht“. Unter den Teilnehmern und Preisträgern von „Jugend forscht“ sind überproportional viele Funkamateure mit anspruchsvollen Amateurfunkthemen. Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Zahl der Funkamateure eines Landes und dessen Leistungsfähigkeit auf dem Gebiet der Mikroelektronik. Die Beispiele USA, Japan und auch Schweden zeigen dies. Gleiches gilt für die Zahl der Patentanmeldungen im Vergleich mit dem Prozentsatz der Amateurfunklizenzen in der Bevölkerung.

B. Amateurfunkdienst ist ein Funkdienst, der von Funkamateuren für technische Studien wahrgenommen wird.

Im Zentrum der Erörterungen der Arbeitsgruppe stand der experimentelle Charakter des Funkdienstes Amateurfunk. Der Amateurfunk hat historische Verdienste um Innovationen. Er leistet nach wie vor wesentliche Beiträge im innovativen Bereich. Beispiele sind die Satelliten- und Raumfahrttechnologie. Auch für künftige Innovationen sind Amateurfunkprojekte in Arbeit: in dem gegenwärtig im Bau befindlichen Amateurfunksatelliten Phase-III-D Projekt beispielsweise werden von mehreren Universitäten eine Reihe neuer Technologien erstmals erprobt und angewandt, teilweise gefördert durch das Bundesministerium für Forschung und Technologie. Ferner laufen in diesen Forschungsprojekten mehrere wissenschaftliche Arbeiten, mit denen Studenten einen qualifizierten Hochschulabschluß erwerben. Aus physikalischen und administrativen Gründen ist dabei das 70-cm-Band für den Satellitenfunk das wichtigste Band.

Die Funkamateure stehen an der Schwelle des Übergangs in die Entwicklung digitaler Modulationsarten. Eine Arbeitsgruppe über digitale Schmalband-Bildübertragung entsteht, andere Projekte bestehen im Konzept.

C. Amateurfunkdienst ist ein Funkdienst, der von Funkamateuren für den Funkverkehr der Funkamateure untereinander wahrgenommen wird.

Der kommunikative Bereich hat mit dem Einzug des Computers in den Amateurfunk einen bisher nicht dagewesenen Aufschwung erlebt. Dadurch wachsen der Kommunikation durch die digitalen Betriebsarten, insbesondere mit der Betriebsart Packet-Radio neue Dimensionen und Qualitäten zu. Zeitgleich entwickeln sich auch in der drahtgebundenen Netzwelt, wie z. B. im Internet, kommunikative Verhaltensweisen ähnlich Packet-Radio, die sich als Hort der freien Rede und als Keimzelle der elektronischen Demokratie der Zukunft verstehen. Kritische Beobachter sehen allerdings die Entwicklungen in der drahtgebundenen Praxis wie z. B. bei Internet mit Sorge. Sie ist ein Abbild der Verhältnisse in unserer Gesellschaft und Funkamateure sind ein Teil dieser Gesellschaft.

Weil der Amateurfunkdienst von seinen Grundzügen her ein experimenteller Funkdienst ist, sind die Funkamateure aufgerufen, insbesondere Packet-Radio neben seinen technischen Aspekten auch als ein großes soziales Labor zu erkennen. Es verfügt über alle technischen Voraussetzungen für einen Großversuch, wie die künftige elektronische Kommunikation konfliktfreier gestaltet werden könnte. Angesichts technischer Vorhaben wie interaktive Medien usw. sind Verhaltensempfehlungen und Regeln wie z. B. die Netiquette notwendig. Eine ausreichend entwickelte Rechtssprechung gibt es noch nicht. Der DARC e. V. hat Arbeitsmaterial einschließlich der Rechtsgrundlagen gesammelt. Ein Vorhaben zur Schaffung einer Betriebsordnung und Netiquette mit Verhaltensvorschlägen ist geplant.

Fazit zur Bedeutung des 70-cm-Bandes

Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen wurde festgestellt, daß das 70-cm-Band eine zentrale Bedeutung für den Amateurfunkdienst hat. Es ist sowohl für die Ausbildung wie auch für technischen Versuche und die kommunikative Weiterentwicklung wichtig. Ihm kommt eine existentielle Bedeutung für den Amateurfunkdienst zu gepaart mit der volkswirtschaftlichen Bedeutung für den Standort Deutschland.

Das Band ist der einzige zusammenhängende Frequenzbereich mit einer Bandbreite von 10 MHz, der dem Amateurfunkdienst fast exklusiv zur Verfügung steht. Das ist für Versuche unabdingbar, die in anderen Bereichen in jedem Einzelfall mit den Primärnutzern verhandelt werden müßten.

Das 70-cm-Amateurfunkband hat ideale Ausbreitungsbedingungen und physikalische Eigenschaften im Hinblick auf die überbrückbaren Entfernungen und technischen Anforderungen an Geräte und Antennen. Auf diesem Band befinden sich einer Vielzahl von technisch geschulten Teilnehmern, welche sich hervorragend eignen für Großversuche mit digitalen Netzen und den darin sich entwickelnden kommunikativen Verhaltensweisen. Der internationale Amateurfunkverband IARU hat dem schon seit langem für alle seine Mitgliedsländer durch einen exakt darauf abgestimmten Bandplan Rechnung getragen.

Ohne das 70-cm-Band in seiner jetzigen Größe und Nutzbarkeit wäre dem Amateurfunk die für seine ausbildungsbezogene, technische und kommunikative Fortentwicklung wesentliche Grundlage entzogen.

Aufgestellt
Karl Erhard Vögele, DK9HU


73 de Manfred, DJ1KF


Ende des Köln-Aachen-RS 5/95 vom 05.02.1995

Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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