DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 45/80 VOM 05.12.1980


BOULDER

Der Tiefstand des solaren Flux im November wurde mit 166 am 20. und 21. erreicht. Der nachfolgend nur zögernde Anstieg überschritt erst am 29.11. die 200er Marke mit einem Sprung auf 220. Das läßt aber erwarten, daß mit einem erneuten spektakulären Aufschwung wie Anfang November nicht mehr gerechnet werden kann. Als praktische Auswirkung dürfte sich ergeben, daß hohe Werte der Grenzfrequenz weiterhin DX bis 50 MHz zulassen und daß das 28- und das 21-MHz-Band länger als in den Vortagen offen sein dürften. Nachdem Anfang November eine erstaunliche Serie von Flares die Ausbreitungsbedingungen völlig durcheinander gebracht hatten, wird für die kommenden Tage ein Nachlassen der Flare-Tätigkeit an Häufigkeit und Intensität erwartet und damit weniger Dämpfungseinbrüche. Gute DX-Bedingungen werden vom 04.–07.12. erwartet.


LIMA

Als neuer Intruder Watch Director für die IARU-Region 2 wurde auf deren Tagung vom 13.–17.10. in Lima M. Gibson, W7JIE, berufen.


BAUNATAL

Der Vorstand des DARC hat gegen die Einspruchsentscheidung des Finanzamtes Kassel in der Sache „Gemeinnützigkeit des DARC“ beim zuständigen Finanzgericht Klage erhoben. In einer Besprechung am 25.11. wurde die umfangreiche Begründung der Klage von dem eigens dafür eingesetzten Ausschuß abschließend bearbeitet. Der 1. Vorsitzende Philipp Lessig, DK3LP, hofft, daß hinsichtlich der Aussetzung der Vollziehung des Steuerbescheides für 1978 alsbald eine Entscheidung durch das Finanzgericht erfolgt.


MÜNSTER

Vom 25.–27.11. tagte bei der OPD Münster eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Deutschen Bundespost und des DARC zur endgültigen Abstimmung der Prüfungsfragen für Amateurfunkprüfungen in den drei Fachgebieten Betriebliche Kenntnisse, Technische Kenntnisse und Kenntnis von Vorschriften. Die Vorarbeiten dazu waren Anfang 1979 angelaufen. Wenn die Reinschrift der Fragen und Antworten auf den neuesten Stand gebracht ist, soll sie als Druckvorlage für einen neuen Prüfungsfragen-Katalog dienen, wobei als Zielvorstellung für die Auslieferung der Sommer 1981 gilt. Es ist geplant, die neuen Prüfungsfragen ab 01.01.1982 anzuwenden, so daß für Teilnehmer an DARC-Ausbildungslehrgängen genügend Zeit zur Einarbeitung verbleibt. Das zur Zeit gültige Fragen-Kompendium trägt die Bezeichnung „Ausgabe 1980“. Die Bestimmungen der neuen DV-AFuG sind bereits in dem Prüfungsteil „Kenntnis von Vorschriften“ enthalten.


BAUNATAL

Der Bereichsleiter QSL-Vermittlung im Amateurfunkzentrum Baunatal Manfred Staar, DL3ZI, ist auf Ersuchen des Arbeiter Samariter Bundes, abgekürzt ASB, Anfang dieser Woche mit einem Transport dieser Hilfsorganisation in das Katastrophengebiet nach Süditalien abgefahren. Der ASB hatte bereits kurz nach Eintritt der Katastrophe eine Hilfsmannschaft in das Katastrophengebiet entsandt. Verständlicherweise machte sich sowohl die Einsatzleitung in Kassel als auch die Angehörigen Sorgen um das Wohlergehen der Helfer. Erst nach tagelangen Bemühungen der Rundspruchstation des DARC DFØAFZ konnten über einen italienischen Funkamateur Kontakte zu dem Hilfszug hergestellt werden. DL3ZI wird mit einer kompletten Kurzwellenstation die Verbindung nach Kassel herstellen und so dazu beitragen, daß die Helfer Kontakt mit der Heimat haben. Der DARC hat seine Unterstützung weiterhin dem Auswärtigen Amt in Bonn für den Fall angeboten, daß Funkamateure für den Einsatz im Katastrophengebiet gebraucht werden, um insbesondere bei der Verwendung anderer Hilfsorganisationen, wie dem Technischen Hilfswerk, wichtige Nachrichtenverbindungen aufzubauen. Der DARC hat den Verband der italienischen Funkamateure über diese Maßnahmen informiert.


DARMSTADT / BAUNATAL

Im Zusammenhang mit der Erdbebenkatastrophe in Süditalien und der damit verbundenen Überlastung der dortigen Nachrichtenwege wurde dem DARC auf Rückfrage beim FTZ bestätigt, daß seitens der Deutschen Bundespost keine Bedenken gegen eine Weiterleitung von Nachrichten über den Verbleib von Familienangehörigen im Katastrophengebiet bestehen. Die Clubstation im Amateurfunkzentrum in Baunatal mit dem Rufzeichen DFØAFZ wickelt bereits seit mehr als einer Woche erfolgreich einen „Welfare Traffic“ mit italienischen Funkamateuren ab. Franco, DJØGN, ist dafür sofort vom VW-Werk Baunatal freigestellt worden. Seit Sonntag ist auch Siro, DJØEL, aus Konstanz am Bodensee an der Clubstation im Amateurfunkzentrum mit der Übermittlung von Nachrichten befaßt. Mehr als 70 Wohlergehensmeldungen von Betroffenen aus dem Katastrophengebiet sind bereits an Familienangehörige im Bundesgebiet weitergeleitet worden.

Die anfänglich gestellte Aufgabe, Nachrichten über das Wohlergehen von Familienangehörigen in Italien in Erfahrung zu bringen und an die in Deutschland lebenden Italiener weiterzuleiten, verlagerte sich auf die Unterstützung der Helfer des Arbeiter Samariter Bundes, mit denen dringend Kontakt erforderlich wurde. Die Einsatzzentrale in Deutschland mußte zur gezielten Hilfeleistung mit den Helfern in Verbindung treten, was über Telefon heute immer noch nicht möglich ist.

Nach einer tagelangen fast verzweifelten Suchaktion nach der Wagenkolonne des ASB in Italien, an der sich mehrere Funkamateure zum Teil mit ihren Autos beteiligten, konnten die Helfer gefunden und der Kontakt aufgenommen werden. Aufgrund der von uns übermittelten Angaben über Hilfsgüter wurde eine bundesweite Sammelaktion eingeleitet. Drei Tage später setzten sich dann zwei Konvois mit den angeforderten Gütern und Helfern nach Süden in Bewegung.

Der zweite Konvoi mußte am Dienstagabend noch einmal unterwegs gestoppt werden, da neue, wieder durch die Clubstation im Amateurfunkzentrum vermittelte Anweisungen von der Hilfstruppe in Italien dies dringend erforderte. Mit der Hilfe von DL3ZT in München via 80 m gelang es, die Fahrzeugkolonne auf der Autobahn 20 km vor Innsbruck über das Zugspitz-Relais zu erreichen und DL3ZI über die neue Situation zu informieren. Die Weiterfahrt am Mittwoch konnte von Baunatal aus verfolgt werden, da der Konvoi über Kurzwelle auf 20 m ständig erreichbar war.

Alle Funkamateure werden gebeten, die Frequenzbänder noch sorgfältiger als sonst zu beobachten und nicht auf Frequenzen zu senden, auf denen ein Notverkehr auch nur vermutet werden kann!


Ende des DL-RS Nr. 45/80 vom 05.12.1980

Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

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