DEUTSCHLAND-RUNDSPRUCH DES DARC NR. 22/80 VOM 30.05.1980


BOULDER

Zwischen dem 13. und dem 24.05. kamen mehrere neue sehr große aktive Gebiete am östlichen Sonnenrand zum Vorschein, die den solaren Flux zu einem neuen Anstieg vom monatlichen Tiefstwert von 186 auf 285 am 25.05. brachten. Da die Anstiegskurve in den letzten Tagen aber stark abflachte, wird mit baldiger rückläufiger Tendenz gerechnet. Dieser Wert von 285 ist der zweithöchste im Sonnenfleckenzyklus 21 und wurde nur Anfang November 1979 übertroffen, als der solare Flux ein Maximum von 383 erreicht hatte. Bis zum 24.05. waren die Ausbreitungsbedingungen im allgemeinen gut gewesen, aber die geomagnetische Aktivität befindet sich im Anstieg und die Dämpfungswerte nehmen zu. Zwar wird für Anfang Juni wieder mit verbesserten Bedingungen gerechnet, doch tritt jetzt auf der nördlichen Erdhalbkugel vermehrt eine starke E-Schicht-Ionisation auf, welche zu Short-Skip-Bedingungen und Dämpfung auf den DX-Wegen führt. Diese Erscheinungen sind zumeist auf 28 und 50 MHz anzutreffen; an Spitzentagen können sie zu 144-MHz-DX führen. Solche E-Schicht-Bedingungen sind nicht vorhersehbar; allgemein treten sie zur Mitte des Vormittags und in den frühen Abendstunden nach Ortszeit auf.


WASHINGTON

Wie die FCC am 20.05. bekanntgab, wird sie ab 01.06. dieses Jahres die Amateurfunkprüfungen für alle Klassen nach neuen Prüfrichtlinien durchführen. Eine Aufstellung der Prüfungsanforderungen ist in der QST März 1980, Seiten 55 bis 58 veröffentlicht worden.


BRÜSSEL

Anläßlich der Feierlichkeiten zum Gedenken der 150jährigen Unabhängigkeit des Königreiches Belgien will der belgische Amateurfunkverband, die UBA, vom 21.–29.06. auf allen Kurzwellenbändern und auf dem 2-m-Band eine Sonderstation in CW, SSB und RTTY betreiben und hofft auf rege Kontakte mit deutschen Stationen. Die UBA hat aus Anlaß des Treffens „Rencontre Jeunesse 150“, zu dem 200.000 Teilnehmer erwartet werden, das Rufzeichen OR15ØKB, wie Königreich Belgien, beantragt.


WOLFSBURG

Wegen einer Umstellung bei der technischen Redaktion ist die Nr. 20 des Steinbergbriefes etwas später als vorgesehen herausgekommen. Das Heft Nr. 20 enthält wieder viele sehr interessante technische Beiträge wie: Amateurfunk im Notfall, F9-Betrieb über DBØWS, flacher Bildschirm für RTTY, einfacher F9-Konverter, Frequenzablage bei Relaisstationen, Frequenzübersicht nach der WARC 79 und das Roger-K mit Bauanleitung. Außerdem enthält das Heft Informationen über DBØYP und DBØOI, einen Bericht über das Aschbergtreffen, einen Beitrag aus der Nostalgiekiste sowie das komplette Niedersachsen-MB mit den neuesten Informationen aus dem Distrikt Niedersachsen und den beliebten Pressespiegel.


ARONA

Unter der Bezeichnung „Spring meeting ’80“ führte die ARI, der Verband der italienischen Funkamateure, am 16./17.05. in Arona eine Tagung durch, zu der Repräsentanten europäischer Amateurfunkverbände eingeladen waren. Von seiten des DARC nahm der 1. Vorsitzende Philipp Lessig, DK3LP, an der Tagung teil, zu der neben dem Gastgeber Italien auch Vertreter aus Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Monaco und Spanien nach Arona gekommen waren. Die Teilnehmer befaßten sich mit Aktivitäten innerhalb der Arbeit der IARU-Region 1 und mit allgemeinen Problemen in den einzelnen Verbänden der Region.


AACHEN

Zu der Meldung im Juni-Heft der cq-DL, Seite 284 über die Deutschen Fuchsjagd-Meisterschaften 1980 in Aachen wird ergänzt, daß die Clubstation DLØAC vom 01.–20.06. den Sonder-DOK „FM“ führt.


KOUROU

Der zweite Teststart der europäischen ARIANE-Rakete sollte am 23.05. in der Zeit von 11:30–14:30 GMT in Kourou, Französisch Guayana, stattfinden.

Aus dem dortigen Kontrollzentrum berichtete als Mitarbeiter von AMSAT-Deutschland e. V. Ulrich Müller, DK4VW. Er war über eine Drahtleitung mit der Amateurfunkstation FY7KRU verbunden, die die Informationen auf 21.280 kHz abstrahlte.

Der Zeitpunkt für den Beginn des stundenlangen Countdown war so gewählt worden, daß die Rakete am Anfang des „Startfensters“, also um 11:30 GMT, hätte abheben können. Dazu kam es jedoch nicht. Etwa 58 Sekunden vor dem Start unterbrach der Computer erstmals den Countdown.

Ein zweiter Countdown, in dem die ganze Startprozedur von einem Zeitpunkt „6 Minuten vor lift off“ wiederholt wurde, endete gegen 12:16 GMT ebenfalls erfolglos. Wieder unterbrach der Computer das Verfahren etwa 53 Sekunden vor dem geplanten Start.

Gegen 12:48 GMT kam der jahreszeit-übliche tropische Regen auf und sorgte für weitere Verzögerungen.

Schließlich hob die ARIANE um 14:29:29 GMT von der Startrampe ab. Bereits sieben Sekunden später sollen laut Meldungen der Presse-Agenturen erste Druckschwankungen in einem der vier Triebwerke in der ersten Stufe festgestellt worden sein.

In der Zeit zwischen 60 und 100 Sekunden nach dem Start setzte dieses Triebwerk infolge Druckabfalls völlig aus. Der weitere Verlauf der Ereignisse ist bisher nicht völlig geklärt. Erste Berichte sprechen davon, daß die Rakete sich infolge der ungleichen Schubleistung ihrer Triebwerke schief gelegt hätte und deshalb durch den Bordcomputer programmgemäß selbst zerstört wurde. Die Trümmer sind laut Mitteilung der ESA in den Ozean gefallen.

Die letzten, von Ulrich Müller, DK4VW, aus Kourou übermittelten Sätze lauten: „AMSAT-OSCAR 9 haben wir leider verloren. Es ist alles vorbei, und wir sind alle sehr traurig“. Damit ist genau das ausgedrückt worden, was die Erbauer des Satelliten und mit ihnen wohl die Freunde und Förderer des „AMSAT-Phase-3-Projekt“ in diesen Minuten bewegt hat.

Am Tag nach dem Desaster von Kourou baten wir Dr. Karl Meinzer, DJ4ZC, den Initiator des AMSAT-Phase-3-Projekts, um seine Stellungnahme. Er erklärte: „Das Projekt hat einen großen Rückschlag erlitten, ist aber für mich nicht tot. Die während der Entwicklungsarbeiten gewonnenen Erkenntnisse können beim Bau weiterer Satelliten unverändert angewandt werden. Das Material dafür ist teilweise schon vorhanden. Unser Problem ist es jetzt, eine geeignete Startmöglichkeit zu finden“. Erste Spenden, die am Tag nach Kourou bei der AMSAT-DL eingegangen sind, lassen erkennen, daß uns die Hilfe der Funkamateure weiterhin sicher ist.


Ende des DL-RS Nr. 22/80 vom 30.05.1980

Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ

..._._


Inhalt 1980 Rundspruch-Archiv