DL1QK

WEIHNACHTSANSPRACHE AM 21.12.1969


Meine sehr verehrten XYLs, YLs, liebe OM und liebe Funkfreunde im In- und Ausland!

Wir begehen heute den 4. Adventssonntag; wenige Tage trennen uns noch vom Weihnachtsfest und vom neuen Jahr. Wie es schon seit Jahren Tradition ist, nehme ich heute das Mikrofon zum Abschluß des Jahres in die Hand, um das abgelaufene Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen.

Sicherlich wird das Jahr 1969 allen in freundlicher Erinnerung bleiben. Er brachte uns einen langen und heißen Sommer und einen wundervollen Herbst. Es entschädigte uns vollauf für das verregnete Jahr 1968. Es brachte uns die erste Landung von Menschen auf dem Mond und damit eine technische Leistung, die von den meisten von uns noch vor kurzer Zeit als unmöglich abgetan wurde. Ein neues Zeitalter in der Geschichte der Menschheit hat sich aufgetan.

Für unseren Club hat das Jahr 1969 wichtige Entscheidungen gebracht. Die Amtszeit der bisherigen Vorsitzenden Herbert Picolin, DL3NE, und Walter Speckmann, DJ5UD, war im Sommer abgelaufen. Trotz dringender Vorstellungen des Amateurrates lehnten beide es ab, weiter zu kandidieren. So ergab sich zwangsläufig ein Revirement im Geschäftsführenden Vorstand: Auf der Clubversammlung in Heilbronn im Juni wurden Jürgen Netzer, DL3YH, zum 1. Vorsitzenden und Ulf Kluge, DJ1BQ, zum 2. Vorsitzenden gewählt. Den scheidenden Vorsitzenden sei heute noch einmal für die lange und mühevolle, aber auch erfolgreiche Tätigkeit an der Spitze des DARC herzlichst gedankt.

Es sei daran erinnert, daß schon 1968 auf den Clubversammlungen in Kronberg und Klein-Heubach darüber diskutiert worden war, die Geschäftsstelle in Kiel und die QSL-Vermittlung in München zu einer Zentralverwaltung zusammenzufassen. Ohne unser Zutun wurde jetzt das Problem dringlich, weil uns im Frühjahr die Räumlichkeiten der QSL-Vermittlung überraschend gekündigt worden waren. Unter diesem Druck wurde während der Clubversammlung in Heilbronn beschlossen, die Angelegenheit zu beschleunigen. OM Herbert Picolin, DL3NE, wurde vom Amateurrat beauftragt, sich nach geeigneten Objekten umzusehen. Er hat die Zeit genutzt und konnte dem Amateurrat auf der Clubversammlung in Blieskastel im Oktober einen Fächer verschiedener Angebote zur Entscheidung vorlegen. Nach eingehender Diskussion entschied sich der Amateurrat für ein Grundstück in Baunatal, einer aufstrebenden Stadt unweit von Kassel. Damit sind in Blieskastel wichtige Weichen für die Zukunft unseres Clubs gestellt. Der Amateurrat ist überzeugt, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Finanzlage unseres Clubs ist gesund und erlaubt nach Ansicht der Experten die Erstellung des geplanten deutschen Amateurfunk-Zentrums mit Geschäftsstelle, QSL-Vermittlung, Rundspruchstation sowie Versammlungs- und Schulungsräumen auf eigenem Grund und Boden. Das Engagement erscheint sogar notwendig, um eine wertbeständige Sicherstellung der Rücklagen des Clubs zu gewährleisten.

Das Echo in der Mitgliederschaft über den Blieskasteler Beschluß ist zum größten Teil zustimmend; selbst in QSOs mit deutschen OM im fernen Ausland erhielt ich freudige Zustimmung. Ich bin daher überzeugt, daß die wenigen Pessimisten ihre Meinung ändern, wenn sie sich näher mit dem Problem befaßt haben werden. Es muß natürlich das Ziel sein, zweckmäßig und sparsam zu bauen und die Anlage mit möglichst viel Eigenmittel zu erstellen. Vorstand und Amateurrat sind überzeugt, daß der Aufruf zu einer zusätzlichen Baustein- und Spendenaktion ein zustimmendes Echo unter den Mitgliedern finden wird. Die ersten spontanen Reaktionen lassen die erhofften Ergebnisse erwarten.

Ich habe in diesem Jahr viele Gelegenheiten gehabt, Amateurfunkveranstaltungen im In- und Ausland zu besuchen. Einladungen hierzu gingen reichlich ein, so daß ich mich manchmal hätte dreiteilen müssen. Rückblickend darf ich feststellen, daß ich in überzeugender Weise den Eindruck mit nach Hause nehmen konnte, daß der Amateurfunk lebt, daß er in die Zukunft blickt und daß Aktivität und Vitalität eine gesunde Weiterentwicklung garantieren. Von den vielen Veranstaltungen sind mir die Besuche bei den Jugendlehrgängen in besonderer Erinnerung. Es war erfreulich festzustellen, mit welcher Begeisterung Lehrer und Kursusteilnehmer um das Eindringen in die Geheimnisse der Funktechnik gerungen haben. Die Erfolgsziffern der Lehrgänge sind über Erwarten hoch und beweisen, daß die aufgewendeten finanziellen Mittel nicht vertan sind. Wenn ich jetzt den Veranstaltungskalender für das neue Jahr studiere und sehe, mit welchem Schwung die einzelnen Distrikte miteinander wetteifern, um auch im nächsten Jahr wieder einen Lehrgang zu veranstalten, so meine ich, daß wir mit Stolz auf solche Aktivität hinweisen können. Es soll aber auch darauf hingewiesen werden, daß auch in zahlreichen Ortsverbänden erfolgreiche Lehrgänge üblich sind, um dem Neuling den Eingang in die Materie des Amateurfunks zu erleichtern. Als Ergebnis all dieser Bemühungen um den Nachwuchs kann daher auch weiterhin eine erfreuliche Zunahme der Mitglieder festgestellt werden; das ist eine Tatsache, die nicht nur dem Herz des Schatzmeisters Freude bereitet.

Das wir uns in diesem Jahr wieder mit einer repräsentativen Schau an der Funkausstellung in Stuttgart auf dem Killesberg beteiligten, das waren wir unserem Ansehen und unserem Namen schuldig. Was die beteiligten OM dort in der Parkhalle in mühevoller Arbeit zuwege gebracht haben, verdient unser höchstes Lob und unsere vollste Anerkennung. Man muß das alles selbst gesehen und erlebt haben, um sich eine richtige Vorstellung von der Arbeit und den Mühen machen zu können, die die Errichtung und der Betrieb einer solch großen Schau im Rahmen einer noch größeren Veranstaltung erfordern. Daß die Parkhalle von den Besuchern der Funkausstellung stark beachtet worden ist, beweist außerdem, daß der Amateurfunk zunehmendes Interesse in der Öffentlichkeit findet.

Die Pflege menschlicher Beziehungen über die Grenzen hinaus ist für uns Funkamateure ein ernstes Anliegen; unsere Stationen fordern geradezu dazu auf, Freundschaften über Grenzen und Meere hinaus sind vielfach die Folgen drahtloser Kontakte. Jede Freundschaft bedarf aber auch des persönlichen Gespräches im vertrauten Beieinander. Internationale Begegnungen der Funkamateure finden daher zunehmend an Interesse und Beteiligung. Es darf daher mit Befriedigung festgestellt werden, daß sich neben dem bekannten Internationalen Bodensee-Treffen in Konstanz auch im Westen neue Stätten der Begegnung gebildet haben. Ich denke dabei an die Treffen in Kempen und in Bentheim. Beide Treffen waren sehr gut besucht und wurden nicht nur von Amateuren jenseits der nahen Grenze besucht. Daß mir in Kempen durch einen rumänischen Funkamateur im Auftrage des Präsidenten seines Verbandes ein Wimpel überreicht wurde, hat mich besonders beeindruckt. Es ist dies außerdem ein überzeugender Beweis für die Bedeutung, die solche internationale Begegnungen im Ausland findet.

Ein Jahr ist ein zu langer Zeitabschnitt, als daß nicht auch über schmerzliche Verluste berichtet werden müßte. Im Januar verstarb unser Ehrenmitglied Otto Laaß und im September folgte ihm unser Ehrenmitglied Professor Dr. Gustav Leithäuser. Ende November verstarb OM Georg Paffrath, DL6EG, Technischer Referent des DARC in den Jahren von 1954 bis 1963. RX 57 und Mikrohet sind die bekanntesten Ergebnisse seiner Arbeit im Dienste des deutschen Amateurfunks. Den Hinterbliebenen gehört unsere aufrichtige Anteilnahme, den Verstorbenen werden wir immer ein ehrendes Gedenken bewahren.

Und damit komme ich zum Schluß meiner Ausführungen. In ein paar Tagen gehört das Jahr 1969 der Geschichte an. Es ist mir zum Jahreswechsel – es beginnt ja diesmal ein neues Jahrzehnt – ein echtes Bedürfnis, allen Mitarbeitern im Vorstand, in der Geschäftsstelle, im Amateurrat sowie allen Fachreferenten und allen Ortsverbandsvorsitzenden auf diesem Wege Dank und Anerkennung auszusprechen für all die Arbeit und all die Mühen, die das vergangene Jahr bei dem Einsatz für den DARC gebracht hat. Besonderer Dank gebührt dem Rundspruchredakteur Herbert Kowalski, DJ1CV. Seit 1962 hat er dieses Amt inne. Unermüdlich war er bemüht, den Rundspruch des DARC mit den neuesten Meldungen aktuell zu gestalten und durch persönliche, manchmal auch humorvolle Kommentare zu kolorieren. DJ1CV hat nun gebeten, zum 31.12. von seiner Aufgabe entbunden zu werden. Der Vorstand hat dies mit Bedauern zur Kenntnis nehmen müssen und ist jetzt bemüht, sich nach einem geeigneten Nachfolger umzusehen.

Und nun wünsche ich Ihnen allen zum Weihnachtsfest frohe Stunden mit Ihren Lieben. Ich wünsche Ihnen allen frohe und glückliche Festtage sowie ein gesundes und erfolgreiches Jahr 1970. Mit Vertrauen auf ein gutes neues Jahr grüßt Sie alle in treuer Verbundenheit

Ihr DL1QK als Präsident des DARC.


Abschrift und Archiv-Bearbeitung: DC7XJ


Inhalt 1969 Rundspruch-Archiv